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SFB600 - Fremdheit und Armut - Universität Trier

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Sonderforschungsbereich 600<br />

<strong>SFB600</strong><br />

<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

Wandel von Inklusions-<br />

<strong>und</strong> Exklusionsformen<br />

von der Antike bis zur Gegenwart


Inhalt<br />

SFB 600: <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong>. Wandel von Inklusions-<br />

<strong>und</strong> Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart<br />

Inhalt 2<br />

Forschungsprogramm 3<br />

Projektübergreifende Aktivitäten, Außendarstellung<br />

<strong>und</strong> Kooperationen 4 - 5<br />

Projektbereich A: <strong>Fremdheit</strong><br />

Einführung 6<br />

Teilprojekte 7 - 11<br />

Projektbereich B: <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armenfürsorge<br />

Einführung 12<br />

Teilprojekte 13 - 19<br />

Projektbereich C: Kollektive Repräsentationen <strong>und</strong><br />

die historische Semantik von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

Einführung 20<br />

Teilprojekte 21 - 24<br />

Bildunterschriften <strong>und</strong> -nachweise 25 - 26<br />

Publikationen in Auswahl 26<br />

Kontaktadressen 27<br />

2


Das Forschungsprogramm<br />

Der Streit um die Grenzen der Solidarität, die Zugehörigkeit<br />

zu einer Gruppe bzw. Gesellschaft ist, wie ein Blick in die<br />

Gegenwart immer wieder zeigt, ein zentraler Bestandteil im<br />

Selbstverständnis von Gesellschaften. Thema des Sonder-<br />

forschungsbereichs 600 ist der Wandel in den Formen der<br />

Öffnung <strong>und</strong> Schließung mediterraner <strong>und</strong> europäischer<br />

Gesellschaften für die wirtschaftlichen, politischen, religiö-<br />

sen <strong>und</strong> sozialen Bedürfnisse von Fremden <strong>und</strong> Armen. In<br />

den Projektbereichen A „<strong>Fremdheit</strong>“ <strong>und</strong> B „<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Ar-<br />

menfürsorge“ behandelt der SFB folgende Leitfragen: Wer<br />

wurde oder wird ausgeschlossen, geduldet oder integriert?<br />

Wieviel Unterstützung wurde Bedürftigen, in Not Geratenen,<br />

Armen gewährt? Welche „Fremden“ <strong>und</strong> „Armen“ wurden<br />

<strong>und</strong> werden kategorisch ausgeschlossen, wer integriert?<br />

Welche Fremden <strong>und</strong> Armen wurden diszipliniert, inhaftiert<br />

oder auf andere Weise zugleich ausgeschlossen <strong>und</strong> einbe-<br />

zogen in die Gesellschaft? Der Forschungsverb<strong>und</strong> unter-<br />

sucht diese <strong>und</strong> verwandte Fragen in der langen historischen<br />

Perspektive von der Antike bis zur Gegenwart.<br />

Die Begrenzung <strong>und</strong> Organisation gesellschaftlicher Soli-<br />

darität sind zudem wie kaum ein anderes Handlungsfeld<br />

verb<strong>und</strong>en mit Auseinandersetzungen über die Wahr-<br />

nehmungs- <strong>und</strong> Deutungsmuster gesellschaftlicher Ord-<br />

nung. Dementsprechend widmet sich Projektbereich C<br />

FOR SCHUNGSPROGR AMM<br />

übergreifend den Fragen „kollektiver Repräsentation <strong>und</strong><br />

historischer Semantik von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong>.“ Mit<br />

dem Begriffspaar Inklusion/Exklusion knüpft der SFB be-<br />

wusst an neuere Diskussionen in den Sozialwissenschaf-<br />

ten an. Exklusion hat sich zu einem Zentralbegriff der<br />

sozialwissenschaftlichen <strong>Armut</strong>sforschung entwickelt <strong>und</strong><br />

spielt in unterschiedlichen Theoriezusammenhängen eine<br />

wichtige Rolle. Der SFB ist offen für unterschiedliche Ansät-<br />

ze; mit seiner Ausrichtung auf überwiegend historisch bzw.<br />

kultur- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlich ausgerichtete Forschungs-<br />

projekte steht der Dialog zwischen neuer gegenstandsnaher<br />

Theoriebildung <strong>und</strong> empirischer Forschung im Zentrum<br />

seines Interesses.<br />

Der SFB ist eine zentrale Einrichtung der <strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong><br />

<strong>und</strong> wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie<br />

dem Land Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> der <strong>Universität</strong> finanziert.<br />

Der historisch-kulturwissenschaftliche Forschungsverb<strong>und</strong><br />

unter Federführung des Faches Geschichte hat seine Arbeit<br />

am 1. Januar 2002 aufgenommen <strong>und</strong> befindet sich derzeit in<br />

der zweiten Förderphase (2005-2008). Ihm gehören 17 Teil-<br />

projekte an. Neben dem Fach Geschichte beteiligen sich die<br />

Fächer Germanistik, Katholische Theologie, Kunstgeschich-<br />

te, Medienwissenschaft, Politikwissenschaft <strong>und</strong> Rechts-<br />

geschichte.<br />

3


Projektübergreifende Aktivitäten, Außendarstellung <strong>und</strong> Kooperationen<br />

Die gemeinsame Forschungsarbeit wird organisatorisch<br />

getragen durch Arbeitskreise. Sie vernetzen die drei Projekt-<br />

bereiche „<strong>Armut</strong>“, „<strong>Fremdheit</strong>“ <strong>und</strong> „Repräsentationen“ mit-<br />

einander. Sie sind ein flexibles Instrument der Zusammenar-<br />

beit <strong>und</strong> werden thematisch ständig der Entwicklung des SFB<br />

angepasst. Derzeit existieren folgende Arbeitskreise:<br />

4<br />

Politische Zugehörigkeitsrechte von Fremden<br />

Vom „Nutzen“ <strong>und</strong> „Schaden“ der Sorge für Arme<br />

Visuelle <strong>und</strong> textliche Repräsentationen von <strong>Fremdheit</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

Ein zweites wichtiges Element der Kooperation ist das gemein-<br />

same Forschungsnetzwerk <strong>und</strong> Datenbanksystem (FuD).<br />

Es wird in Kooperation mit dem <strong>Trier</strong>er Kompetenzzentrum<br />

für elektronische Erschließungs- <strong>und</strong> Publikationsverfahren<br />

in den Geisteswissenschaften entwickelt. In dem dezentral<br />

organisierten EDV-System werden die Dokumente aller am<br />

SFB beteiligten Teilprojekte erfasst <strong>und</strong> damit für weitere<br />

Forschungsarbeit nachhaltig nutzbar gemacht. Gleichzeitig<br />

erlaubt dieses System die koordinierte Arbeit von Forscher-<br />

gruppen an gemeinsamen Quellen. Die Weiterentwicklung<br />

der entsprechenden Tools für die Analyse digitalisierter<br />

Texte, Bilder <strong>und</strong> Objekte ist ein wesentlicher Bestandteil der<br />

projektübergreifenden Forschungsarbeit.<br />

Drittes Element der gemeinsamen Forschungsarbeit sind<br />

Tagungen, kleinere Workshops <strong>und</strong> das kontinuierlich<br />

laufende Forschungskolloquium. Damit stellt der SFB seine<br />

Arbeitsergebnisse regelmäßig in der Fachöffentlichkeit<br />

zur Diskussion. Die Forschungsergebnisse werden in der<br />

Schriftenreihe „Inklusion/Exklusion. Studien zu <strong>Fremdheit</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Armut</strong> von der Antike bis zur Gegenwart“ publiziert.<br />

Forschungsnetzwerk <strong>und</strong> Datenbanksystem<br />

Eine netzbasierte Arbeitsplattform im SFB 600<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

5 1 3 4 2<br />

Markierte Textpassage, die Kategorieneinträgen im Analyse-<br />

schema zugeordnet ist<br />

Informationen zum Dokument<br />

Angaben zum Nutzer, der die Indexierung vorgenommen hat<br />

Druck- <strong>und</strong> Exportfunktion<br />

Hierarchisch strukturierte, dynamisch erweiterbare Analyse-<br />

schemata


Forschungsnetzwerk <strong>und</strong> Datenbanksystem<br />

Eine netzbasierte Arbeitsplattform im SFB 600<br />

inventarisieren • erfassen • analysieren • recherchieren • informieren • publizieren<br />

Teilprojekt Teilprojekt Arbeitskreis<br />

Daten<br />

Gesamtprojekt<br />

Teilprojekt Teilprojekt Arbeitskreis<br />

Daten<br />

Redaktion<br />

Erste Ausbaustufe<br />

Ausbau der Benutzerverwaltung<br />

Daten<br />

Gesamtprojekt<br />

Daten<br />

Datenbank<br />

ion <strong>und</strong> Entwicklung einer Redaktionsumgebung<br />

Ausgangslage im SFB<br />

Datenbank <strong>und</strong> digitaler Bibliothek für Fachinformation<br />

e<br />

Verb<strong>und</strong> von 17 Teilprojekten, projektübergreifende Arbeitskreise<br />

Breites Fächerspektrum mit verschiedenen Arbeitsformen:<br />

Geschichte, Kunst-, Rechtsgeschichte, Germanistik, Medienwissenschaft,<br />

Politikwissenschaft, Katholische Theologie<br />

Arbeit an Einzelplatzrechnern<br />

Einsatz unterschiedlicher EDV-Programme<br />

Vielfalt <strong>und</strong> Heterogenität des Datenmaterials<br />

(Dokumente unterschiedlichen Typs, unterschiedlicher Sprache <strong>und</strong> Schrift)<br />

Unterschiedliche Verschlagwortungssysteme<br />

Zeitaufwendige Zusammenführung von Projektdaten zu gemeinsamem<br />

Datenbestand<br />

enten<br />

Ausgangslage<br />

Vorteile<br />

Vorteile netzbasierten Arbeitens mit der SFB-Datenbank<br />

Parallele Eingabe der Quellendokumente in eine gemeinsame Datenbank<br />

Dezentrale Arbeitsweise: Dateneingabe von räumlich getrennten Arbeitsplätzen<br />

möglich<br />

Direkte Verfügbarkeit der Daten an allen Arbeitsplätzen<br />

Unmittelbarer Zugriff auf die von den Kollegen freigegebenen Daten<br />

Permanente Aktualisierung der Forschungsdaten<br />

Simultane Arbeit an projektübergreifenden, dynamisch erweiterbaren Analyseschemata<br />

Perspektiven<br />

Langfristige Perspektiven<br />

Ausbau des Systems zu einer integrierten Arbeits-, Informations- <strong>und</strong><br />

Publikationsplattform<br />

Weiterentwicklung zu projektunabhängigen EDV-System für die Arbeit<br />

in Forschungsverbünden<br />

Bereitstellung für Forschungsverbünde in den Geisteswissenschaften<br />

r<strong>und</strong>lagen<br />

gige Datenhaltung)<br />

P/IP)<br />

PROJEKTÜBERGREIFENDE AKTIVITÄTEN<br />

Außendarstellung<br />

Der SFB stellt darüber hinaus ausgewählte Forschungsergeb-<br />

nisse in unterschiedlichen Formen der breiten Öffentlichkeit<br />

vor. Bei der Tagung „Verarmung <strong>und</strong> Entfremdung: Hunger-<br />

krisen von der Antike bis zur Gegenwart“, die das Fach Ge-<br />

schichte im Rahmen der jährlich stattfindenen Veranstaltung<br />

zur Lehrerfortbildung im Jahr 2004 ausgerichtet hat, disku-<br />

tierten Projektangehörige mit Geschichtslehrern über Wege,<br />

Forschungsergebnisse in den historischen Unterricht einzu-<br />

beziehen. Im Rahmen des Kultursommers 2005 des Landes<br />

Rheinland-Pfalz beteiligten sich die Teilprojekte mit einer<br />

Posterpräsentation bei der von der <strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong> organi-<br />

sierten „Straße der Wissenschaft“.<br />

Kooperationen<br />

Zur Diskussion der Ergebnisse seiner Forschungsarbeit lädt<br />

der SFB regelmäßig auswärtige Wissenschaftler zu längeren<br />

Gastaufenthalten an die Univeristät <strong>Trier</strong> ein. Langjährige,<br />

enge Kontakte bestehen z.B. zu Yacov Guggenheim, Hebrew<br />

University Jerusalem, Prof. Dr. Steven King, Brookes Uni-<br />

versity Oxford, <strong>und</strong> Prof. Dr. Paul André Rosental, Ecole des<br />

Hautes Etudes de Sciences Sociales, Paris. Die Zusammen-<br />

arbeit mit externen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Forschungsein-<br />

richtungen wird in der zweiten Förderphase kontinuierlich<br />

ausgebaut. So konnten Kooperationen mit der Magic Lantern<br />

Society <strong>und</strong> dem Louis Le Prince Centre for Research an der<br />

University of Leeds vereinbart werden.<br />

5


PROJEKTBEREICH A<br />

Projektbereich A<br />

„<strong>Fremdheit</strong>“<br />

<strong>Fremdheit</strong> ist eine komplexe soziale Beziehung, die ein breites<br />

Spektrum von Graden der Distanz, aber auch der Zugehörig-<br />

keit zwischen Gruppen <strong>und</strong> Personen umfaßt. In der gemein-<br />

samen Arbeit des Projektbereiches sollen in einer Perspek-<br />

tive langer Dauer die gr<strong>und</strong>legenden Muster der Inklusion<br />

bzw. Exklusion erforscht werden, welche im Mittelmeerraum<br />

<strong>und</strong> Europa seit der Antike die Definition <strong>und</strong> Bewertung von<br />

<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> konkret den Status von Fremden geprägt ha-<br />

ben. Folgende Leitfragen <strong>und</strong> Schlüsselthemen stecken den<br />

Rahmen ab, in dem sich laufende wie geplante Studien des<br />

Projektbereichs bewegen:<br />

Zum einen gilt ein besonderes Augenmerk den sozialen,<br />

politischen <strong>und</strong> kulturellen Begleiterscheinungen von Mig-<br />

rationsprozessen, sei es im Kontext des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts in<br />

Form der Wanderung von Arbeitskräften <strong>und</strong> ihren Familien<br />

aus dem Mittelmeerraum nach Westeuropa, sei es im anti-<br />

ken Ägypten als Zuwanderung Fremder im Gefolge militäri-<br />

scher Eroberung. Zum Teil damit verknüpft sind schließlich<br />

auch die Studien zum Zusammenleben angesichts religiöser<br />

Differenz: Wo monotheistische Religionen wie Christentum,<br />

Judentum <strong>und</strong> Islam aufeinander trafen <strong>und</strong> treffen wie im<br />

mediterran-europäischen Untersuchungsraum, stellt sich<br />

die Frage nach den Regeln <strong>und</strong> Grenzen von Inklusion <strong>und</strong><br />

Exklusion mit besonderer Schärfe. Das Spektrum der Un-<br />

tersuchungen reicht hier von den Beziehungen zwischen<br />

Juden, Griechen <strong>und</strong> Ägyptern im hellenistischen Ägypten,<br />

zwischen Christen <strong>und</strong> Juden im europäischen Mittelalter<br />

bis hin zur Stellung muslimischer Arbeitsmigranten in Frank-<br />

reich nach 1945.<br />

Besondere Aufmerksamkeit schenkt der SFB schließlich<br />

auch der politischen Dimension dieses Themas: Im Zuge von<br />

Grenzverschiebung <strong>und</strong> Eroberung begegnen sich Herrscher<br />

wie Untertanen, Sieger wie Besiegte zunächst als Frem-<br />

de, entstehen vielfältige neue Formen der Inklusion <strong>und</strong><br />

Exklusion. Das hellenistische Ägypten erlebte das komplexe<br />

Neben- <strong>und</strong> Miteinander unterschiedlicher ethnischer Grup-<br />

pen, unterschiedlicher religiöser Kultgemeinschaften <strong>und</strong><br />

Sprachgruppen; Rom entwickelte die ’Fre<strong>und</strong>schaft‘ zu einer<br />

ganz besonderen Form der Einbeziehung Fremder an den<br />

Rändern des eigenen Herrschaftsbereiches; die Teilungen<br />

6<br />

Polens konfrontierten die Teilungsmächte mit fremden Un-<br />

tertanen; die Migrationen des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts war-<br />

fen für die Nationalstaaten Europas immer wieder die Frage<br />

der Einbürgerung <strong>und</strong> der politischen Rechte von Fremden<br />

auf.<br />

Projektbereich A: <strong>Fremdheit</strong><br />

Teilprojekt A 1 7<br />

Die Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung einer multikulturellen<br />

Gesellschaft im griechisch-römischen Ägypten<br />

Teilprojekt A 2 8<br />

Roms auswärtige „Fre<strong>und</strong>e“<br />

Teilprojekt A 4 9<br />

Christen <strong>und</strong> Juden: Inklusion <strong>und</strong> Exklusion angesichts<br />

religiöser Differenz in Gemeinden <strong>und</strong> weiteren Organisationsformen<br />

(9.–17. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

Teilprojekt A 5 10<br />

Fremde Herrscher – Fremdes Volk. Formen von Inklusion<br />

<strong>und</strong> Exklusion von der zweiten Hälfte des 18. bis zur zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Teilprojekt A 6 11<br />

Administrative Kontrolle, organisierte Betreuung <strong>und</strong> (Über-)<br />

Lebensstrategien mediterraner Arbeitsmigranten in den<br />

Montanregionen zwischen Saar <strong>und</strong> Maas (1945-1990)


Die Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung einer multikulturellen Gesellschaft<br />

im griechisch-römischen Ägypten<br />

Nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen<br />

im Jahre 332 v. Chr. <strong>und</strong> besonders unter dessen Nachfolge-<br />

dynastie, den Ptolemäern, begann eine Zuwanderung bisher<br />

unbekannten Ausmaßes in das Land am Nil, die „Neue Welt“<br />

der Antike. Besonders Griechen <strong>und</strong> Makedonen, aber auch<br />

Thraker, Asiaten (insbesondere Juden) <strong>und</strong> andere Ethnien<br />

wählten Ägypten zu ihrer neuen Heimat <strong>und</strong> bildeten gegen-<br />

über den einheimischen Ägyptern eine neue privilegierte<br />

Schicht.<br />

Ein Makedone war nun Pharao, seine Residenz befand sich in<br />

der griechischen Stadt Alexandria. Gegenüber seinen helle-<br />

nischen <strong>und</strong> hellenisierten Untertanen präsentierte sich der<br />

Fremdherrscher als hellenistischer König, für seine ägypti-<br />

schen Untertanen wurde er im Lande als ägyptischer Pharao<br />

dargestellt. Mit Beginn der römischen Herrschaft (30 v. Chr.)<br />

änderten sich die politischen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> in<br />

ihrer Folge auch die gesellschaftlichen Verhältnisse Ägyp-<br />

tens erneut. Alle Bewohner Ägyptens wurden unabhängig<br />

von ihrer ethnischen Herkunft von den Römern als Ägypter<br />

betrachtet.<br />

Der neue Fremdherrscher residierte in Rom, das Land am<br />

Nil wurde zur Randprovinz eines Weltreiches. Bis zum Ende<br />

der Antike nahmen sich Griechen, Ägypter, Juden <strong>und</strong> später<br />

Christen trotz Annäherung, fre<strong>und</strong>schaftlicher Kontakte <strong>und</strong><br />

Vermischungen gegenseitig als „fremd“ wahr <strong>und</strong> pochten<br />

auf ihre religiöse oder kulturelle Identität.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der gerade für die Antike einzigartig<br />

reichen Quellenüberlieferung untersucht das Teilprojekt<br />

das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen <strong>und</strong><br />

Religionen <strong>und</strong> beschreibt den Wandel der Beziehun-<br />

gen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen.<br />

Ausgehend von einem multidisziplinären Ansatz, der Me-<br />

thoden der Fächer Alte Geschichte, Ägyptologie, Papyro-<br />

logie <strong>und</strong> Klassische Archäologie miteinander verbindet,<br />

Prof. Dr. Heinz Heinen<br />

Alte Geschichte<br />

Dr. Stefan Pfeiffer<br />

Donata Schäfer, M.A.<br />

behandelt das Projekt zwei Schwerpunktthemen. Das For-<br />

schungsinteresse gilt zum einen der ägyptischen Priester-<br />

schaft, die als Träger des Herrscherkultes in der Zeit der<br />

griechischen Herrschaft eine wichtige Vermittlungsfunk-<br />

tion zwischen Fremden <strong>und</strong> Einheimischen wahrnahm.<br />

In den Blick genommen wird zum anderen die Entwicklung<br />

des Kaiserkultes <strong>und</strong> dessen kultur-übergreifende sinn-<br />

stiftende Aufgabe in der Römerzeit.<br />

TEILPROJEKT A 1<br />

Rekonstruiertes Weiherelief mit der Darstellung Arsinoes II. als ägyptische<br />

Göttin vor einem ägyptischen Stiergott<br />

7


TEILPROJEKT A 2<br />

Roms auswärtige „Fre<strong>und</strong>e“<br />

Die amicitia populi Romani war seit dem Ende des 3. Jhs.<br />

v.Chr. ein bestimmender Faktor der römischen Außenpolitik.<br />

Ursprünglich implizierte sie ganz allgemein gute Beziehun-<br />

gen, erwies sich bald aber als ein elastisches Instrument, um<br />

immer entfernter lebende Völker bei begrenztem Engage-<br />

ment zu kontrollieren. In der althistorischen Forschung wur-<br />

de diese ‘Romfre<strong>und</strong>schaft’ einerseits als völkerrechtlicher<br />

Beziehungstyp, andererseits als Patronatsverhältnis betrach-<br />

tet. Erst jüngst wächst auch das Bewusstsein dafür, dass<br />

in diplomatischen Kontexten konsequent von<br />

‘Fre<strong>und</strong>schaft’, <strong>und</strong> zwar im politischen <strong>und</strong><br />

persönlichen Sinn, die Rede ist. Diese Inter-<br />

aktions- <strong>und</strong> Repräsentationsformen trugen<br />

erheblich zur Inklusion von Fremden in den<br />

Staat <strong>und</strong> die Gesellschaft der Römer bei.<br />

Das Teilprojekt untersucht die Verbindun-<br />

gen von Dynasten, Städten <strong>und</strong> Aristokraten<br />

mit führenden Römern der späten Republik.<br />

Besonderes Interesse gilt den auswärtigen, klientel-<br />

ähnlichen Fre<strong>und</strong>schaften der großen Feldherrn von<br />

Lucullus bis Octavian. Es zeigt sich, dass die innerrömischen<br />

Rivalitäten zu einer stärkeren Beanspruchung der Mittel-<br />

meeranrainer <strong>und</strong> einer intensiveren Einbindung derselben<br />

in das Reich führten. Hierbei verdienen es die jeweiligen<br />

amici, in ihrer komplexen Position sowohl als abhängige Trä-<br />

ger der römischen Herrschaft wie auch als selbst-<br />

ständige Akteure mit begrenzter Autonomie<br />

betrachtet zu werden.<br />

Mit dem kleinasiatischen Galatien, dem ptole-<br />

mäischen Ägypten, der Iberischen Halbinsel<br />

<strong>und</strong> dem nördlichen Schwarzmeerraum werden<br />

drei geographische Schwerpunkte gesetzt, in denen Art <strong>und</strong><br />

Umfang des römischen Einflusses über längere Zeiträume<br />

Abb. 1 (rechts): Pistis Lokron (Treue/Fides der Lokrer)<br />

Abb. 2 (links): Römische Herrschaftsinsignien auf der Münze<br />

des Ti. Iulius Rhescuporis<br />

Prof. Dr. Heinz Heinen<br />

Alte Geschichte<br />

Dr. Altay Coşkun<br />

8<br />

hin untersucht werden. Dabei ist die längste Kontinuität für<br />

die letztgenannte Region zu fassen: Die Könige des Bospora-<br />

nischen Reiches trugen bis zum 4. Jh. n.Chr. die programma-<br />

tischen Titel Philokaisar (Kaiserfre<strong>und</strong>) <strong>und</strong> Philorhomaios<br />

(Römerfre<strong>und</strong>). Gerade in diesem Kontext gilt es, ideologi-<br />

sche Barrieren zwischen west- <strong>und</strong> osteuropäischer Alter-<br />

tumsforschung zu überwinden.<br />

Verb<strong>und</strong>en werden die Forschungen durch übergrei-<br />

fende Untersuchungen zu den Traditionen,<br />

Repräsentationsformen <strong>und</strong> Auswirkungen<br />

von Roms auswärtigen Fre<strong>und</strong>schaften<br />

auf interpersonaler <strong>und</strong> zwischenstaat-<br />

licher Ebene. Sie sind besonders in den<br />

Schriften Ciceros <strong>und</strong> Caesars, aber auch<br />

anhand von Inschriften, Titulaturen, Per-<br />

sonennamen <strong>und</strong> der auf Münzen abge-<br />

bildeten Herrschaftsinsignien zu studieren.<br />

Damit überschneidet sich zum Teil ein weiteres<br />

Untersuchungsfeld, die Praxis der Vergabe <strong>und</strong> des Ent-<br />

zugs des römischen Bürgerrechts.


Christen <strong>und</strong> Juden:<br />

Inklusion <strong>und</strong> Exklusion angesichts religiöser Differenz in Gemeinden<br />

<strong>und</strong> weiteren Organisationsformen (9.–17. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

Das Projekt untersucht die unterschiedlichen Formen von<br />

Einschluss <strong>und</strong> Ausgrenzung der Juden innerhalb der christ-<br />

lichen Mehrheit des lateinischen Westens von den ersten<br />

jüdischen Niederlassungen im nordalpinen Europa seit dem<br />

9. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zur Festigung neuer Formen jüdischer<br />

Existenz im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Während der Monotheismus<br />

beider Religionen prinzipiell auf den gegenseitigen Aus-<br />

schluss angelegt war, ergab sich auf der lokalen <strong>und</strong> regio-<br />

nalen Ebene ein intensives Beziehungsgeflecht zwischen<br />

Juden <strong>und</strong> Christen. Dabei besaßen die Gemeinden, aber<br />

auch andere Organisationsformen vor allem während des<br />

hohen <strong>und</strong> späten Mittelalters im Judentum wie im Christen-<br />

tum eine ähnlich herausragende Bedeutung.<br />

Exemplarisch werden in der Studie zur Nördlinger Juden-<br />

gemeinde während des späten Mittelalters Einschließungs-<br />

<strong>und</strong> Ausschließungsprozesse, die für die Fragestellung des<br />

Projekts zentral sind, anhand der Inklusionsfigur des Bürger-<br />

rechts untersucht. In der Reichsstadt waren fast kontinuier-<br />

lich über das gesamte 15. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zum Beginn des<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>erts Juden als Bürger ansässig. Auch wegen der<br />

Nördlingen umgebenden kleineren Judensiedlungen, die<br />

vermuten lassen, dass schon früh eine differenzierte jüdi-<br />

sche Siedlungsstruktur im Umland existierte, erweist sich die<br />

inmitten des Territoriums der Grafen von Oettingen gelege-<br />

ne Reichsstadt als ein ertragreiches Forschungsfeld.<br />

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem (spät-)mittel-<br />

alterlichen „Wucher“-Diskurs <strong>und</strong> den wirtschaftlichen Tätig-<br />

keiten der Juden ist von zentraler Bedeutung. Verstärkt seit<br />

dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde von christlicher Seite den Juden<br />

Wucher vorgeworfen. Dieses Phänomen ist in der bisheri-<br />

gen Forschung zwar relativ intensiv untersucht worden. Bis-<br />

lang ist es jedoch kaum gelungen, die Diskursebene mit den<br />

„realhistorischen“ Gegebenheiten zu verknüpfen. Dazu<br />

bedarf es differenzierter Einsichten über die tatsächlichen<br />

Tätigkeitsfelder von Juden, die sich keineswegs auf die<br />

Prof. Dr. Alfred Haverkamp<br />

Mittelalterliche Geschichte<br />

Dr. des. Rainer Barzen<br />

Barbara Dohm<br />

Deutsche Juden auf Reisen (ca. 1460-1470)<br />

TEILPROJEKT A 4<br />

Geldleihe beschränkten. Innerhalb des Problemkomplexes<br />

zwischen Wucher, Arbeit <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> wird eine Untersuchung<br />

über die jüdische Armenfürsorge („Zedaka“) in vergleichen-<br />

der Perspektive zur christlichen Armenfürsorge erarbeitet. Als<br />

konkrete Forschungsfelder bieten sich das jüdische Hospital,<br />

aber auch bruderschaftlich bestimmte <strong>und</strong> mit der Armen-<br />

fürsorge befasste jüdische Organisationsformen an. Ähnlich<br />

wie im christlichen Bereich stellt sich hier die Frage nach den<br />

jeweiligen Wirkungsfeldern von Individuen, Gruppen, Haus,<br />

Familie <strong>und</strong> Gemeinde. Neue Aufschlüsse sind über die Rolle<br />

der Armenfürsorge in den Beziehungen zwischen jüdischer<br />

Minderheit <strong>und</strong> christlicher Mehrheit zu erwarten.<br />

Übertragung des Schriftbandes: Das Wesen des Menschen ist es zu<br />

schlemmen <strong>und</strong> sich zu berauschen, während der Arme in seiner Schande<br />

zu einem Fremden wird.<br />

9


TEILPROJEKT A 5<br />

Fremde Herrscher – Fremdes Volk. Formen von Inklusion <strong>und</strong> Exklusion<br />

von der zweiten Hälfte des 18. bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Im 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert häuften sich die Fälle, in denen<br />

Gebiete <strong>und</strong> ganze Staaten durch Erbgang, Eroberung oder<br />

Tausch ihren Besitzer wechselten. Regierungen <strong>und</strong> Monar-<br />

chen etablierten ihre Herrschaft in Ländern, deren Bevölke-<br />

rung ihnen ebenso fremd war wie sie dieser. Ab den 1770er<br />

Jahren kam es häufig zu Teilungen. Prominentestes Beispiel<br />

hierfür war die Zerstückelung Polens durch Preußen, Russ-<br />

land <strong>und</strong> die Habsburgermonarchie in den Jahren 1772, 1793<br />

<strong>und</strong> 1795.<br />

Das Projekt A 5 untersucht, wie die Bevölkerung <strong>und</strong> die<br />

Regierenden in den preußischen <strong>und</strong> habsburgischen Tei-<br />

lungsgebieten die mit dem Herrschaftswechsel verb<strong>und</strong>e-<br />

nen Veränderungen bewältigten. Im Mittelpunkt steht die<br />

vergleichende sozialhistorische Analyse der Eingriffe in die<br />

Sozialstruktur <strong>und</strong> in die Lebensverhältnisse der Bevölke-<br />

rung. Vordringlich werden die Felder der Militär- <strong>und</strong> der<br />

Kirchenpolitik untersucht. Durch die gezielte Vergabe von<br />

Ämtern <strong>und</strong> Stellen in diesen Bereichen versuchte der Staat,<br />

die polnischen Eliten an sich zu ziehen, illoyale Personen von<br />

der Teilhabe an den Ressourcen des Staates auszuschließen<br />

<strong>und</strong> die Kontrolle über die neuen Gebiete zu festigen.<br />

Im Militär wurden alte <strong>und</strong> neue Herrschaftsträger durch die<br />

Inklusion des polnischen Adels in das Offizierskorps sym-<br />

bolisch wie faktisch miteinander verkoppelt. Während den<br />

alten adeligen Eliten eine Existenzbasis angeboten wurde,<br />

konnten die Adligen im gleichen Zug diszipliniert <strong>und</strong> im Sin-<br />

ne der neuen Herrscher sozialisiert werden. Als Vorgesetzte<br />

von einfachen Soldaten <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>herren über ihre Un-<br />

tertanen trugen sie im folgenden zusätzlich zur Absicherung<br />

der neuen Herrschaftsverhältnisse bei.<br />

Prof. Dr. Helga Schnabel-Schüle<br />

Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit)<br />

Prof. Dr. Andreas Gestrich<br />

Neuere Geschichte<br />

Boris Olschewski, M.A.<br />

10<br />

Ebenso wurde Kirchenpolitik von den Teilungsmächten be-<br />

wusst dazu genutzt, um die neue Bevölkerung in den Staat<br />

einzubinden. Das kirchliche Personal erreichte, mit großer<br />

Autorität ausgestattet <strong>und</strong> in der gesamten Fläche der Tei-<br />

lungsgebiete präsent, auf dem Weg der Seelsorge <strong>und</strong> durch<br />

die Stellung von Lehrern nahezu die gesamte Bevölkerung.<br />

Die personelle Zusammensetzung der Institution „Kirche“ zu<br />

bestimmen, um auf diesem Wege den Herrschaftswechsel<br />

abzusichern, gewann damit eine vorrangige Bedeutung.<br />

Bis Ende 2005 konzentrierten sich die Arbeiten auf die dauer-<br />

haft bei den Teilungsmächten Preußen <strong>und</strong> Habsburgermon-<br />

archie verbliebenen polnischen Gebiete Posen, Westpreußen<br />

<strong>und</strong> Galizien. Ab 2006/7 werden die Südlichen Niederlande<br />

<strong>und</strong> die habsburgische Lombardei einbezogen.<br />

Die Lage des Königreichs Polen im Jahre 1773. Österreich, Russland <strong>und</strong><br />

Preußen beraten an der Landkarte Polens seine Teilung. Stich von J. E.<br />

Nilson, Augsburg 1773


Administrative Kontrolle, organisierte Betreuung <strong>und</strong><br />

(Über-) Lebensstrategien mediterraner Arbeitsmigranten<br />

in den Montanregionen zwischen Saar <strong>und</strong> Maas (1945-1990)<br />

Ziel des Projektes ist es, Prozesse der gesellschaftlichen Ein-<br />

schlüsse <strong>und</strong> Ausgrenzungen von Arbeitsmigranten aus dem<br />

mediterranen Raum in der grenzüber-<br />

schreitenden Montanregion zwischen<br />

Saar <strong>und</strong> Maas (Lothringen, Wallonie,<br />

Saarland, Luxemburg) zu untersuchen.<br />

Dabei werden italienische <strong>und</strong> nordafri-<br />

kanische Arbeitsmigranten <strong>und</strong> der Um-<br />

gang mit ihnen in den verschiedenen<br />

Ankunftsregionen miteinander vergli-<br />

chen. Das Forschungsprojekt verfolgt<br />

einen regional- bzw. mikrohistorischen<br />

Ansatz, um die Beziehungen zwischen<br />

Einwanderern bzw. Ausländern <strong>und</strong><br />

den Organisationen, die für ihre Kon-<br />

trolle, Betreuung <strong>und</strong> „Integration“<br />

zuständig waren, zu analysieren. Die<br />

Auswahl der von Bergbau <strong>und</strong> Stahl-<br />

industrie geprägten Gemeinden Long-<br />

wy <strong>und</strong> Seraing, die als beispielhaft<br />

für die Geschichte der Arbeitsmigration in das gewählte<br />

Untersuchungsgebiet für die Zeit nach 1945 gelten können,<br />

bot sich angesichts einer breiten Quellenüberlieferung an:<br />

Diese schließt Selbstzeugnisse der Migranten ebenso ein wie<br />

das Schriftgut von einheimischen oder<br />

ausländischen Betreuungsorganisatio-<br />

nen, Vereinen <strong>und</strong> Gewerkschaften oder<br />

Dokumente der lokalen <strong>und</strong> regionalen<br />

Verwaltung (konkret: Einbürgerungs-<br />

akten <strong>und</strong> kommunale Melderegister).<br />

Individuelle <strong>und</strong> kollektive Handlungs-<br />

<strong>und</strong> Deutungsmuster von Einzelpersonen,<br />

Familien <strong>und</strong> unterschiedlichen Gruppen<br />

<strong>und</strong> Institutionen werden so in den Blick<br />

genommen. Sowohl auf der Ebene der<br />

Praktiken, z. B. bei sozialen, insbeson-<br />

dere verwandtschaftlichen Netzwerken,<br />

Prof. Dr. Lutz Raphael<br />

Neuere <strong>und</strong> Neueste Geschichte<br />

Clelia Caruso, M.A.<br />

Sarah Losego, Lic. Phil.I<br />

Jenny Pleinen, M.A.<br />

Frühpensionierter Mienenarbeiter von 38 Jahren<br />

mit seiner Frau, in Charleroi<br />

wie auch in den individuellen <strong>und</strong> kollektiven Vorstellungen<br />

von Raum <strong>und</strong> Zeit, wie sie sich in den Selbstzeugnissen von<br />

Arbeitsmigranten finden, lassen sich so-<br />

ziale Räume rekonstruieren, die nicht in<br />

nationalstaatlichen Grenzen aufgehen.<br />

Beispielhaft kann dies an den verschie-<br />

denen Ausgestaltungen der lokalen <strong>und</strong><br />

regionalen Geschichtskulturen gezeigt<br />

werden, mit denen alle beteiligten<br />

Gruppen sich auseinandersetzen, so<br />

dass sich spezifische Formen kollektiver<br />

Erinnerung an das Migrationsgeschehen<br />

in der Region entwickelt haben. So lässt<br />

sich die in Wallonien weitverbreitete<br />

Deutung der italienischen Arbeitsmig-<br />

ration als Tauschgeschäft zwischen zwei<br />

Staaten, von denen der eine italienische<br />

Arbeitskräfte <strong>und</strong> der andere belgische<br />

Kohle lieferte, nur verstehen, wenn man<br />

berücksichtigt, dass die Produzenten<br />

dieser Deutung in den Vorstellungswelten beider nationalen<br />

Gesellschaften zu Hause sind.<br />

TEILPROJEKT A 6<br />

Abfahrt von Arbeitsmigranten am Bahnhof in Mailand (Italien), 1955<br />

11


PROJEKTBEREICH B<br />

Projektbereich B<br />

„<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armenfürsorge“<br />

Hilfe in existenzbedrohenden Notlagen legt, angesichts von<br />

Mangel <strong>und</strong> Bedürftigkeit, die Grenzen des Zusammenhalts<br />

von sozialen Gruppen, von ganzen Gesellschaften konkret<br />

fest <strong>und</strong> definiert praktisch die Reichweite von Solidarität<br />

<strong>und</strong> Zugehörigkeit. Seit der Spätantike hat sich der Begriff<br />

der <strong>Armut</strong> in enger Wechselbeziehung mit seiner religiösen<br />

Bewertung <strong>und</strong> Deutung als zentraler Bezugspunkt für die<br />

Regeln <strong>und</strong> Praktiken gesellschaftlicher Solidarität etabliert.<br />

Die Legitimität <strong>und</strong> das Selbstverständnis politischer <strong>und</strong><br />

sozialer Ordnungen wurden immer auch daran gemessen,<br />

wie es ihnen gelang, Armenfürsorge zu organisieren <strong>und</strong> Ar-<br />

mut selbst zu bekämpfen. Rückweisung von Versorgungsan-<br />

sprüchen <strong>und</strong> die Ausgrenzung von Armen gehörten <strong>und</strong> ge-<br />

hören dabei angesichts unzureichender Mittel <strong>und</strong> sozialer<br />

Ungleichheit zu wesentlichen Begleiterscheinungen.<br />

In diesem weiten<br />

Feld historischer <strong>und</strong><br />

sozialwissenschaft-<br />

licher<strong>Armut</strong>sfor- schung konzentriert<br />

sich der SFB 600<br />

auf einige Schlüs-<br />

selthemen: Er fragt<br />

nach Kontinuität <strong>und</strong><br />

Wandel des christ-<br />

lich-jüdischen Deu-<br />

tungsmusters von Ar-<br />

mut seit der Spätan-<br />

tike, nach Konflikten<br />

zwischen Praktiken<br />

<strong>und</strong> Organisations-<br />

formen der Armen-<br />

hilfe <strong>und</strong> der Armen-<br />

politik einerseits <strong>und</strong><br />

den religiösen, philosophischen <strong>und</strong> politischen Redeweisen<br />

über <strong>Armut</strong> andererseits. Das Gewicht christlicher Inklusi-<br />

onssemantiken legt es nahe, genauer die Grenzsituationen<br />

zu untersuchen, in denen Ansprüche delegitimiert <strong>und</strong> Hilfs-<br />

leistungen verweigert wurden. Die Inklusion oder Exklusion<br />

von Armen, die als Fremde gelten, ist dabei ein höchst auf-<br />

schlussreiches Untersuchungsterrain am Schnittpunkt zum<br />

Projektbereich A „<strong>Fremdheit</strong>“.<br />

12<br />

<strong>Armut</strong> ist immer wieder kommentiert <strong>und</strong> neu interpretiert<br />

worden: Den Umbruchphasen in den Redeweisen über<br />

Arme <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> gilt das besondere Interesse des SFB.<br />

In bestimmten Perioden scheinen sich Umdeutungen <strong>und</strong><br />

Neubewertungen von <strong>Armut</strong>sphänomenen zu verdichten<br />

<strong>und</strong> zu beschleunigen.<br />

Methodisch kombiniert dieser Teilbereich Fallstudien mit<br />

räumlich <strong>und</strong> zeitlich breiter angelegten Längsschnittunter-<br />

suchungen, um auf diesem Weg der Leitthematik langfristi-<br />

ger Kontinuitäten in <strong>Armut</strong>ssemantiken <strong>und</strong> Unterstützungs-<br />

praktiken gerecht zu werden.<br />

Projektbereich B: <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armenfürsorge<br />

Teilprojekt B 2 13<br />

Christliche Gemeinschaften in ihrer Bedeutung für <strong>Armut</strong>,<br />

Fürsorge <strong>und</strong> Seelsorge im hohen <strong>und</strong> späten Mittelalter<br />

Teilprojekt B 3 14<br />

Katholische <strong>und</strong> protestantische Armenfürsorge in der<br />

Frühen Neuzeit zwischen kirchlicher, staatlicher <strong>und</strong><br />

kommunaler Zuständigkeit<br />

Teilprojekt B 4 15<br />

<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armenpolitik in europäischen Städten<br />

im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Teilprojekt B 5 16<br />

<strong>Armut</strong> im ländlichen Raum im Spannungsfeld zwischen staatlicher<br />

Wohlfahrtspolitik, humanitär-religiöser Philanthropie<br />

<strong>und</strong> Selbsthilfe im industriellen Zeitalter (1860-1975)<br />

Teilprojekt B 6 17<br />

Armenfürsorge in Zentral- <strong>und</strong> Oberitalien – Konstanten<br />

<strong>und</strong> Wandlungen von der christlichen Spätantike bis ins<br />

Hochmittelalter<br />

Teilprojekt B 7 18<br />

Armenfürsorge <strong>und</strong> katholische Identität: <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Arme<br />

im katholischen Deutschland des frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Teilprojekt B 8 19<br />

Binnenstaatliche Wohlfahrtsstaatskonstruktionen <strong>und</strong><br />

internationale <strong>Armut</strong>sbekämpfung: Die Europäische Union<br />

als entwicklungspolitischer Akteur


Christliche Gemeinschaften in ihrer Bedeutung für <strong>Armut</strong>,<br />

Fürsorge <strong>und</strong> Seelsorge im hohen <strong>und</strong> späten Mittelalter<br />

Mittelalterliche Vorstellungen über <strong>Armut</strong>, Arme <strong>und</strong> Armen-<br />

fürsorge gründeten wesentlich auf Glaubensauffassungen<br />

der Urkirche, für die die im Judentum verankerte Nächsten-<br />

liebe gr<strong>und</strong>legend war. Biblisch verpflichtete die erfahrene<br />

Gottesbarmherzigkeit zu mildtätigen Werken, die spätestens<br />

seit der Spätantike untrennbar mit der Seelsorge verknüpft<br />

waren.<br />

Darstellung der Heiligen Crispinus <strong>und</strong> Crispinianus, Patrone der Schuhmacher,<br />

beim Verteilen von Schuhen an die Armen. Tafelgemälde aus der<br />

Schule der Berner Nelkenmeister, um 1500<br />

Das Teilprojekt beschäftigt sich mit unterschiedlichen christ-<br />

lichen Gemeinschaften. Vorrangig behandelt werden die<br />

bruderschaftlichen Organisationen, die zahlreiche gemein-<br />

schaftsstiftende, legitimierend-ordnende, kultisch-religiöse<br />

<strong>und</strong> karitative Leistungen erbrachten. Die Wirkungsfelder<br />

von familia <strong>und</strong> Haushalt, Nachbarschaft <strong>und</strong> Gemeinde sind<br />

hinsichtlich ihrer potentiellen Komplementarität strikt zu<br />

berücksichtigen. Aus dieser Multifunktionalität resultiert ent-<br />

sprechend auch die – von Teilen der Forschung häufig sinn-<br />

entstellend zur Kategorisierung von Bruderschaften genutzte<br />

– Vielfalt der Terminologien <strong>und</strong> Selbstbezeichnungen.<br />

Prof. Dr. Alfred Haverkamp<br />

Mittelalterliche Geschichte<br />

Dr. Monika Escher-Apsner<br />

Dr. des. Christian Jörg<br />

Dirk Multrus, M.A.<br />

Das dem Brudergedanken zugr<strong>und</strong>e liegende Ideal zwischen-<br />

menschlicher Beziehungen war hierbei universal ausgedeu-<br />

tet. Den Partizipationsmöglichkeiten der prinzipiell gleich-<br />

berechtigt Beteiligten waren allerdings durch wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> soziale Faktoren enge Grenzen gesetzt. Ihre inkludieren-<br />

de <strong>und</strong> exkludierende Wirkung zeigte sich in extremer Form<br />

vor allem in Hungersnöten.<br />

Für die Untersuchung der komplexen Vorgänge werden<br />

vorrangig Kathedralstädte mit ihrer Vielzahl christlicher<br />

Gemeinschaften <strong>und</strong> bruderschaftlicher Organisationen so-<br />

wie die nachwachsenden urbanen Zentren in ausgewählten<br />

Städtelandschaften mit ihren jeweiligen Übergangszonen<br />

(Mittelrhein, Elsaß) herangezogen. Weiträumiger werden<br />

Untersuchungen zu speziellen „Typen“ von Bruderschaften<br />

(„Pilgerbruderschaften“, „Elendenbruderschaften“; Rosen-<br />

kranzbruderschaften) durchgeführt. Auch für andere Aspek-<br />

te wird der weite Geltungsbereich des nordalpinen Reiches<br />

in vergleichender westeuropäischer Perspektive nutzbar<br />

gemacht.<br />

TEILPROJEKT B 2<br />

13


TEILPROJEKT B 3<br />

Katholische <strong>und</strong> protestantische Armenfürsorge<br />

in der Frühen Neuzeit zwischen kirchlicher, staatlicher <strong>und</strong><br />

kommunaler Zuständigkeit<br />

Die Ausbildung neuer Fürsorgekonzepte in der Zeitspanne<br />

zwischen Reformation <strong>und</strong> Ende des Ancien Régime ist auf<br />

das engste verb<strong>und</strong>en mit dem frühneuzeitlichen Staats-<br />

bildungs- <strong>und</strong> Konfessionalisierungsprozess. Es ist jedoch<br />

nach wie vor unklar, in welchem Maße die Kirche, der wer-<br />

dende Staat sowie kommunale Einrichtungen Einfluss auf<br />

die Ausbildung spezifischer Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Deutungs-<br />

konzepte hatten <strong>und</strong> wie sich diese auf die soziale Praxis der<br />

Armenhilfe auswirkten.<br />

Das interdisziplinäre Projekt nimmt bei der Beantwortung<br />

dieser Fragen die Ausgestaltung des Rechts in katholischen<br />

<strong>und</strong> protestantischen Territorien des Reichs ebenso in den<br />

Blick wie die praktische Umsetzung der Armenfürsorge-<br />

sowie Bettelbekämpfungspolitik. Erste Untersuchungsergeb-<br />

nisse hinsichtlich der Frage nach konfessionsspezifischen<br />

Unterschieden bei der Armenfürsorge haben dabei gezeigt,<br />

wie sehr sich protestantische <strong>und</strong> katholische Konzepte <strong>und</strong><br />

Normerlasse zur <strong>Armut</strong>sbekämpfung gleichen. Dennoch<br />

lassen sich, trotz der in der Forschung vielfach postulierten<br />

strukturellen Gleichartigkeit, aufgr<strong>und</strong> der institutionellen<br />

Ausgestaltung des Unterstützungswesens in der Praxis deut-<br />

liche Unterschiede zeigen. Diese sind weniger dogmatisch-<br />

Prof. Dr. Helga Schnabel-Schüle<br />

Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit)<br />

Prof. Dr. Franz Dorn<br />

Bürgerliches Recht / Deutsche Rechtsgeschichte<br />

Dr. Sebastian Schmidt<br />

14<br />

Darstellung öffentlicher Armenfürsorge im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert in einer Miniatur<br />

aus der „Chronik der Bischöfe von Würzburg“<br />

theologischen Überzeugungen geschuldet, sondern resul-<br />

tieren aus der institutionalisierten Eigenheit regionaler bzw.<br />

lokaler Fürsorgekulturen.<br />

Die Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass<br />

neben regionalen sozio-ökonomischen Faktoren biographi-<br />

sche Merkmale wie Alter <strong>und</strong> Geschlecht einen erheblichen<br />

Einfluss auf den Umgang mit <strong>Armut</strong> haben. Um diesem Fak-<br />

tum weiter nachzugehen wird in einer sozialgeschichtlichen<br />

Teiluntersuchung in perspektivischer Umkehrung gefragt,<br />

wie die Armen als Akteure auf die rechtlich <strong>und</strong> konfessionell<br />

unterschiedlichen Gegebenheiten der Fürsorge in Mitteleu-<br />

ropa reagierten <strong>und</strong> inwieweit der Umgang mit <strong>Armut</strong> <strong>und</strong><br />

Devianz im Zusammenhang mit biographischen Merkmalen<br />

der Betroffenen steht. In welchen Lebensphasen <strong>und</strong> unter<br />

welchen Lebensumständen waren Personen von <strong>Armut</strong> be-<br />

troffen bzw. konnten sie sich Hoffnung auf Unterstützung<br />

machen? Von besonderem Interesse ist die Interaktion der<br />

Betroffenen mit den verschiedenen Fürsorgeeinrichtungen<br />

sowie deren Existenzsicherung durch private, familiäre Un-<br />

terstützung. Welche Strategien trugen im Lebenslauf zu einer<br />

Verfestigung von <strong>Armut</strong>skarrieren bei, welche überbrückten<br />

nur eine <strong>Armut</strong>sphase im Lebenslauf? Zeigen sich hier in den<br />

(konfessions-)verschiedenen Territorien deutliche Unter-<br />

schiede? Zum anderen soll aus rechtshistorischer Sicht das<br />

Verhältnis von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Delinquenz genauer untersucht<br />

werden, hier vor allem <strong>Armut</strong> als sanktionsverschärfendes<br />

bzw. sanktionsmilderndes Argument in juristischen Diskur-<br />

sen <strong>und</strong> in der Praxis vor Gericht.


<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armenpolitik<br />

in europäischen Städten im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Das Teilprojekt beschäftigt sich mit den Lebenslagen von<br />

Armen, den Praktiken der Armenpolitik sowie den Deu-<br />

tungen von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Wohltätigkeit in westeuropäischen<br />

Städten vom Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bis in die 1930er<br />

Jahre. Dieser Zeitraum war einerseits gekennzeichnet durch<br />

sozioökonomische Umbrüche, durch den Ausbau der städti-<br />

schen Daseinsvorsorge <strong>und</strong> der Entstehung des modernen<br />

Sozialstaats. Andererseits zeigten sich aber auch Kontinui-<br />

täten <strong>und</strong> gegenläufige Tendenzen wie etwa die anhaltende<br />

Bedeutung der Familie als primäre Hilfsquelle in Notlagen,<br />

die Revitalisierung der kirchlich-religiösen Armenpflege in<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts oder die Fortdauer<br />

der Bettelei <strong>und</strong> ihrer armenpolizeilichen Bekämpfung.<br />

Ausgehend von diesem Spannungsverhältnis zwischen Ver-<br />

änderungen <strong>und</strong> Beharrungstendenzen in <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Ar-<br />

menpolitik verfolgt das Projekt folgende Ziele:<br />

1. Die Erforschung der Funktionsweise von Armenpolitik im<br />

Kontext städtischer Gesellschaften: Die Unterstützung von<br />

Notleidenden, die an sie geknüpften Bedingungen <strong>und</strong> Aus-<br />

grenzungsmechanismen werden als das Resultat von komple-<br />

xen Aushandlungsprozessen verstanden, an denen diverse<br />

Akteursgruppen beteiligt waren. Das Projekt interessiert sich<br />

für das Zusammenspiel <strong>und</strong> die Haltungen von staatlichen<br />

<strong>und</strong> kommunalen Behörden, Kirchen <strong>und</strong> Vereinen, privaten<br />

Stiftern, ehrenamtlichen Helfern, Nachbarn <strong>und</strong> Verwandten<br />

sowie ihre Prägung durch örtlich variable gesellschaftliche<br />

Traditionen <strong>und</strong> Wertvorstellungen, Machtkonstellationen<br />

<strong>und</strong> Distinktionsbedürfnisse.<br />

Die Arbeitsanstalt – Ort der Disziplinierung von Bettlern, Landstreichern<br />

<strong>und</strong> anderen „arbeitsscheuen“ Armen<br />

Prof. Dr. Andreas Gestrich<br />

Neuere Geschichte<br />

Dr. Beate Althammer<br />

Michèle Gordon<br />

Jens Gründler, M.A.<br />

2. Die Erforschung von Lebensläufen <strong>und</strong> Überlebens-<br />

strategien der Armen selbst: Das Projekt fragt danach, wel-<br />

che geschlechts-, alters- oder biographiespezifischen Wege<br />

in die <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> eventuell wieder aus ihr heraus führten,<br />

inwieweit soziale Netzwerke einen Schutz vor der Verar-<br />

mung boten, wie die Armen die verfügbaren Hilfsangebote<br />

nutzten <strong>und</strong> unter welchen Umständen sie bereit waren,<br />

auf kriminalisierte Formen der Existenzsicherung wie das<br />

Betteln zurückzugreifen.<br />

„Die ehrlichen Armen“<br />

3. Der Vergleich von <strong>Armut</strong>srisiken <strong>und</strong> Armenpolitiken in<br />

Gesellschaften mit unterschiedlichen nationalen, konfessio-<br />

nellen <strong>und</strong> sozioökonomischen Prägungen: Die auf der<br />

Mikroebene angesiedelten einzelnen Forschungsarbeiten<br />

sollen Bausteine für eine vergleichende <strong>Armut</strong>sgeschichte<br />

Westeuropas in der Epoche von Urbanisierung <strong>und</strong> Industria-<br />

lisierung liefern.<br />

TEILPROJEKT B 4<br />

Den Untersuchungsraum der beiden ersten Förderphasen<br />

bilden die Städteagglomeration in der nördlichen Rheinpro-<br />

vinz sowie das schottische Glasgow. Als Quellengr<strong>und</strong>lage<br />

werden Akten von städtischen Fürsorge- <strong>und</strong> Polizeiverwal-<br />

tungen, von Arbeits-, Armen- <strong>und</strong> Krankenanstalten, Materia-<br />

lien zu privaten <strong>und</strong> kirchlichen Wohltätigkeitseinrichtungen<br />

sowie Unterstützungsanträge von Bedürftigen ausgewertet.<br />

15


TEILPROJEKT B 5<br />

<strong>Armut</strong> im ländlichen Raum im Spannungsfeld zwischen staatlicher<br />

Wohlfahrtspolitik, humanitär-religiöser Philanthropie <strong>und</strong> Selbsthilfe<br />

im industriellen Zeitalter (1860-1975)<br />

Der Wandel von <strong>Armut</strong>sphänomenen in ländlichen Regionen<br />

Europas zwischen 1860 <strong>und</strong> 1975 wird am Beispiel der Graf-<br />

schaft Donegal <strong>und</strong> der Landkreise Bernkastel <strong>und</strong> Wittlich<br />

untersucht. Nordwestirland <strong>und</strong> die südliche Rheinprovinz<br />

waren durch kleinräumige Besitz- <strong>und</strong> Pachtstrukturen in<br />

der Landwirtschaft charakterisiert. Im Zuge des demographi-<br />

schen Umbruchs <strong>und</strong> der Industrialisierung entwickelten sie<br />

sich zu Abwanderungs- <strong>und</strong> Randzonen. In den überwiegend<br />

katholischen Regionen waren materielle Not, unzureichende<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> niedrige Standards der sozialen Versor-<br />

gung, die durch ein Neben- <strong>und</strong> Miteinander staatlicher <strong>und</strong><br />

privater Fürsorgeinstitutionen geprägt war, bis in das letzte<br />

Drittel des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts weit verbreitet.<br />

Konkrete Formen, Bedingungen <strong>und</strong> Grenzen der Armenfür-<br />

sorge sowie ihre Veränderung durch die Etablierung neuer<br />

Instrumente der <strong>Armut</strong>sbekämpfung wie Sozialversicherun-<br />

gen oder Strukturpolitik werden mikrohistorisch erforscht.<br />

Dabei interessieren uns besonders Handlungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> -strategien der von <strong>Armut</strong> betroffenen Individuen <strong>und</strong><br />

Gruppen. Wahrnehmungen von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit,<br />

Ein Angestellter der lokalen Armenverwaltung, der für öffentliche Ges<strong>und</strong>heit<br />

zuständig war, <strong>und</strong> sein ‚Büro‘<br />

Prof. Dr. Lutz Raphael<br />

Neuere <strong>und</strong> Neueste Geschichte<br />

Inga Brandes, M.A.<br />

Martin Krieger, M.A.<br />

Dr. des. Katrin Marx<br />

16<br />

Ein Inspektor der Armenverwaltung <strong>und</strong> eine Frau, die einen Antrag auf<br />

Alterspension stellt: „Ich war alt genug, um eine Kartoffel aus meiner<br />

Hand zu essen in der Nacht des ‚Großen Sturms‘ (1839).“<br />

Erfahrungen ökonomischer Ohnmacht <strong>und</strong> sozialer Stigmati-<br />

sierung sowie ihre Folgen in Form politischer Benachteiligung<br />

oder psychosozialer Belastungen werden berücksichtigt.<br />

In Regionalstudien, die biographisch-lebenslaufspezifische<br />

Forschungsansätze, Diskursanalyse, historische Seman-<br />

tik <strong>und</strong> quantitative Analyseverfahren verbinden, unter-<br />

suchen wir auf nationaler, regionaler <strong>und</strong> lokaler Ebene<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede der betroffenen Akteu-<br />

re in ihrem jeweiligen Kontext europäisch vergleichend. Die<br />

Analysen stützen sich vornehmlich auf Quellen der lokalen<br />

Verwaltung, Akten der kommunalen Armenfürsorge, Wohl-<br />

fahrts- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspflege sowie der Arbeitslosenfürsor-<br />

ge. Diese werden ergänzt durch Bestände höherer Verwal-<br />

tungsebenen, Statistiken <strong>und</strong> zeitgenössische Publikationen<br />

verschiedener Provenienz, z.B. Zeitungsartikel, Fachliteratur<br />

oder autobiographische Zeugnisse.<br />

Einzelaspekte unseres Arbeitsprogramms werden in Quali-<br />

fikationsarbeiten konkretisiert: die Auswirkungen der Mas-<br />

senarbeitslosigkeit, die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung von länd-<br />

lichen Armen, Sozialprofile von Empfängern offener <strong>und</strong><br />

geschlossener Armenfürsorge, die Bedeutung prekärer<br />

Arbeitsverhältnisse, die Eigendynamik der kommunalen<br />

Verwaltungspraktiken oder der Stellenwert religiös motivier-<br />

ter Armenfürsorge <strong>und</strong> konfessioneller Einrichtungen.


Armenfürsorge in Zentral- <strong>und</strong> Oberitalien –<br />

Konstanten <strong>und</strong> Wandlungen von der christlichen Spätantike bis ins<br />

Hochmittelalter<br />

Die in der Spätantike entwickelten Einstellungen zu <strong>Armut</strong><br />

<strong>und</strong> Armenfürsorge bilden wichtige Gr<strong>und</strong>lagen einer ver-<br />

christlichten Gesellschaft. Neben kirchlich organisierten For-<br />

men der Armenpflege trat bei der materiellen Unterstützung<br />

Bedürftiger ein von Aristokratie <strong>und</strong> städtischen Oberschich-<br />

ten getragener, nun auch zunehmend christlich geprägter<br />

Euergetismus. Einer allgemein akzeptierten Inklusion des<br />

Armen konnten dabei durchaus auch exkludierende Ziel-<br />

setzungen einzelner Fürsorgeeinrichtungen entgegenstehen,<br />

wenn etwa Aufnahmebeschränkungen festgelegt wurden,<br />

fremde Arme eine Ausgrenzung erfuhren oder bei Pilgern<br />

nach ihrer Herkunft unterschieden wurde. Die mediterra-<br />

nen Städtelandschaften Zentral- <strong>und</strong> Oberitaliens erschei-<br />

nen nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> einer die Antike überdauernden<br />

ausgeprägten Schriftkultur als besonders geeigneter Unter-<br />

suchungsraum, die vielfältigen Ausformungen christlicher<br />

Armenhilfe <strong>und</strong> ihre Entwicklung über den Zusammenbruch<br />

des römischen Westreiches hinaus in den Blick zu nehmen.<br />

Dabei sollen Konstanten, Änderungen <strong>und</strong> Neuansätze der<br />

Armenfürsorge vor dem Hintergr<strong>und</strong> sich wandelnder poli-<br />

tischer Rahmenbedingungen <strong>und</strong> religiöser wie kultureller<br />

Vielfalt untersucht werden.<br />

Die Institutionen <strong>und</strong> Träger der Caritas, ihre Einstellungen<br />

gegenüber unterschiedlichen Gruppen von Bedürftigen so-<br />

wie daraus resultierende Handlungsweisen sollen in einer<br />

Langzeitanalyse erforscht werden. Dazu werden bisher nur<br />

selten zur Untersuchung von Armenfürsorge herangezogene<br />

Quellengattungen systematisch erschlossen <strong>und</strong> ausgewer-<br />

tet. Besonders interessant erscheinen hierbei die seit dem<br />

6. Jh. in großer Zahl vorliegenden Mirakelberichte, denn<br />

viele W<strong>und</strong>ertaten der Heiligen werden an Orten der Ar-<br />

menfürsorge vollbracht. Diese Quellengattung bietet etwa<br />

Informationen zu Personal, Ausstattung <strong>und</strong> Organisation<br />

der Einrichtungen. Aufschlussreich ist auch, welche Grup-<br />

pen von Bedürftigen erwähnt werden <strong>und</strong> wem geholfen<br />

wird. Die spätantiken <strong>und</strong> mittelalterlichen Inschriften des<br />

Prof. Dr. Lukas Clemens<br />

Mittelalterliche Geschichte/Historische Hilfswissenschaften<br />

Katrin Dort, M.A.<br />

Romy Kunert, M.A.<br />

5.-12. Jhs. mit Bezügen zur Fürsorge <strong>und</strong> Seelsorge sollen<br />

wichtige Erkenntnisse zur Repräsentation von Armenfürsor-<br />

ge erbringen. Ferner gewähren früh- <strong>und</strong> hochmittelalter-<br />

liche Testamente Einblicke in die verschiedenen Formen <strong>und</strong><br />

Ausprägungen familiärer Armenfürsorge. Durch das Zusam-<br />

menführen der Teilergebnisse soll ein umfassendes Bild von<br />

<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Fürsorge im frühen <strong>und</strong> hohen Mittelalter in<br />

Italien gezeichnet werden.<br />

TEILPROJEKT B 6<br />

Duomo di San Martino, Lucca; Original der Martinsgruppe (im Langhaus)<br />

Wo Nächstenliebe ist,<br />

ist Frieden;<br />

<strong>und</strong> wo Demut ist,<br />

ist Nächstenliebe.<br />

Ubi karitas,<br />

ibi pax;<br />

et ubi humilitas,<br />

ibi karitas.<br />

17


TEILPROJEKT B 7<br />

Armenfürsorge <strong>und</strong> katholische Identität:<br />

<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Arme im katholischen Deutschland des frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Die Untersuchung befasst sich mit dem katholischen <strong>Armut</strong>s-<br />

diskurs in Deutschland <strong>und</strong> dessen Beitrag zur Konstruktion<br />

einer katholischen Identität im Zeitraum zwischen Säkularisa-<br />

tion <strong>und</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertmitte. Damit treten katholische <strong>Armut</strong>s-<br />

<strong>und</strong> Armenfürsorgetheorie(n), die Verkündigung zu Themen<br />

der Caritas sowie sozio-ökonomische Fragestellungen in der<br />

aufblühenden katholischen Presse in den Blick.<br />

Barmherzige Schwestern bei der Armen- <strong>und</strong> Krankenpflege<br />

Prof. Dr. Bernhard Schneider<br />

Mittlere <strong>und</strong> Neuere Kirchengeschichte<br />

Patrick Bircher, Lic.Phil., Lic.Theol.<br />

18<br />

Für die Selbstthematisierung des deutschen Katholizismus in<br />

seiner Konstituierungsphase war das <strong>Armut</strong>sproblem schon<br />

angesichts der traditionsreichen Rolle kirchlicher Institutio-<br />

nen <strong>und</strong> Gruppen in diesem Feld sowie der langen theologi-<br />

schen Überlieferung von erheblicher Relevanz. Zudem ent-<br />

standen mit den letzten Hungerkrisen <strong>und</strong> dem sich in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts dramatisch verschärfen-<br />

den Pauperismus aktuelle Problemlagen, welche die kirch-<br />

lich-religiöse Deutungskompetenz herausforderten.<br />

Der katholische <strong>Armut</strong>sdiskurs blieb stets in umfassendere<br />

Kontexte <strong>und</strong> Diskurse eingeb<strong>und</strong>en. Staatliche Armenpoli-<br />

tik <strong>und</strong> deren expandierende Zuständigkeit beeinflussten die<br />

kirchlichen Positionierungsversuche ebenso wie die liberal-<br />

bürgerlichen Vorbehalte gegen katholische Armenfürsorge<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene ökonomisierte Neudefinition von<br />

<strong>Armut</strong>. Die konfessionelle Polarisierung <strong>und</strong> die innerkatho-<br />

lischen Richtungskämpfe („Aufklärer“ versus „Ultramonta-<br />

ne“) prägten den Diskurs zur <strong>Armut</strong>sfrage entscheidend mit.<br />

Diese Auseinandersetzungen spielten sich vor dem Hinter-<br />

gr<strong>und</strong> divergierender Gesellschaftsbilder ab <strong>und</strong> führten zu<br />

abweichenden Konzepten der Armenfürsorge, ließen eine<br />

größere Nähe zu staatlichen Einrichtungen zu oder verwar-<br />

fen diese zugunsten rein katholischer Wege (karitativ tätige<br />

Orden).<br />

Mit dem methodischen Instrumentarium der Diskursanalyse,<br />

das durch Ansätze der historischen Semantik <strong>und</strong> der Stere-<br />

otypenforschung erweitert wird, lässt sich sichtbar machen,<br />

wie das Bild von Armen <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> in den unterschiedlichen<br />

Textgattungen <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Kontexten vari-<br />

iert. Die Semantik legt spannungsreich offen, wie Arme als<br />

Brüder im Glauben <strong>und</strong> Ziel von Nächstenliebe inkludiert<br />

<strong>und</strong> ebenso als gesellschaftliche Problemgruppe ausgegrenzt<br />

werden können.


Binnenstaatliche Wohlfahrtsstaatskonstruktionen <strong>und</strong> internationale<br />

<strong>Armut</strong>sbekämpfung:<br />

Die Europäische Union als entwicklungspolitischer Akteur<br />

Gegenstand der Untersuchung ist die Entwicklungszusam-<br />

menarbeit der EG (nunmehr EU) mit den Staaten Afrikas,<br />

des karibischen Raumes <strong>und</strong> des Pazifischen Ozeans (AKP-<br />

Staaten). Die EU-Sonderbeziehungen zu den AKP-Staaten,<br />

denen in den Verträgen von Yao<strong>und</strong>é (1963-1975), Lomé<br />

(1975-2000) <strong>und</strong> Cotonou (2000-2020) weitreichende<br />

Handelsvorteile <strong>und</strong> Finanzhilfen gewährt werden, sind<br />

neben der Handelspolitik <strong>und</strong> der gemeinsamen Außen- <strong>und</strong><br />

Sicherheitspolitik ein zentraler Baustein der Außenbeziehun-<br />

gen <strong>und</strong> zugleich ein wichtiges Instrument zur Bewältigung<br />

des ökonomischen Entwicklungsgefälles zwischen Nord<br />

<strong>und</strong> Süd. Das Projekt fragt danach, ob <strong>und</strong> inwieweit die in<br />

ausgewählten EU-Mitgliedstaaten (Frankreich, Großbritan-<br />

nien, Deutschland, Italien <strong>und</strong> Schweden) bestehenden<br />

Solidaritätssysteme <strong>und</strong> die gesellschaftlich verankerte Wert-<br />

schätzung von Hilfe für Arme <strong>und</strong> Fremde bei der Gewährung<br />

von Außen- <strong>und</strong> Entwicklungshilfe durch die EU gegenüber<br />

den AKP-Staaten eine Rolle spielen.<br />

Um diesen Zusammen-<br />

hang zu erschließen, wer-<br />

den zunächst traditionelle<br />

theoretische Erklärungs-<br />

angebote der internationa-<br />

len Beziehungen herange-<br />

zogen (Neorealismus <strong>und</strong><br />

Liberalismus). Diese ge-<br />

hen davon aus, dass es<br />

vor allem geostrategische Macht <strong>und</strong> Einflusspolitik bzw.<br />

ökonomische <strong>und</strong> gesellschaftliche Interessen sind, welche<br />

die staatliche Entwicklungspolitik in den internationalen Be-<br />

ziehungen bestimmen. Die sich abzeichnenden Erklärungs-<br />

defizite beider Ansätze sucht das Projekt mit Hilfe eines<br />

eigenen solidaritätssoziologischen Ansatzes zu beheben.<br />

Dieser geht davon aus, dass Handlungsmotive <strong>und</strong> Argumen-<br />

te der Solidarität in den internationalen Beziehungen ein<br />

eigenes Gewicht haben <strong>und</strong> die EU-AKP-Politik beeinflussen.<br />

Prof. Dr. Hanns W. Maull<br />

Jun.-Prof. Dr. Sebastian Harnisch<br />

Internationale Beziehungen/Außenpolitik<br />

Siegfried Schieder, Dipl.Pol.<br />

Rachel Folz, M.A.<br />

Simon Musekamp, M.A.<br />

Dadurch, dass in die Untersuchung Länder mit verschiede-<br />

nen Wohlfahrtssystemen <strong>und</strong> unterschiedlicher kolonial-<br />

geschichtlicher Vergangenheit einbezogen werden, kann der<br />

Einfluss der jeweiligen Wohlfahrtsstaatskonstruktionen auf<br />

die AKP-Politik miteinander verglichen werden.<br />

Durch das Schlüsselkonzept der Solidarität greift das Projekt<br />

die SFB-Thematik der <strong>Armut</strong> (Solidarität als entwicklungs-<br />

politisches Motiv) <strong>und</strong> der <strong>Fremdheit</strong> (die AKP-Politik inklu-<br />

diert einen bestimmten Teil der „Dritten Welt“ <strong>und</strong> exklu-<br />

diert einen anderen) auf <strong>und</strong> entwickelt diese in inhaltlicher,<br />

zeitlicher <strong>und</strong> theoretischer Hinsicht fort.<br />

TEILPROJEKT B 8<br />

19


PROJEKTBEREICH C<br />

Projektbereich C<br />

„Kollektive Repräsentationen <strong>und</strong> die historische Semantik<br />

von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong>“<br />

Fremde <strong>und</strong> Arme müssen als solche erkannt <strong>und</strong> bezeich-<br />

net werden; die Attribute ihrer <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> verän-<br />

derten sich, waren <strong>und</strong> sind vielfach Gegenstand politischer,<br />

religiöser oder philosophischer Kontroversen. Ihre Bewer-<br />

tung kann schwanken zwischen Stigmatisierung <strong>und</strong> Idea-<br />

lisierung, um nur zwei extreme Varianten zu nennen. Der<br />

Projektbereich C beschäftigt sich mit Repräsentationen bzw.<br />

Semantiken, welche die Einbeziehung bzw. Ausgrenzung von<br />

Fremden <strong>und</strong> Armen erzeugen oder begleiten.<br />

Der Begriff der Repräsentation umfasst ein weites Feld von<br />

Phänomenen: Er reicht je nach fachspezifischer An-<br />

wendung von der medialen Inszenierung eines “Un-<br />

sichtbaren” bis zur Stellvertretung im rechtlich-po-<br />

litischen Sinne. Mit diesem Begriff hat der SFB ganz<br />

bewusst ein breites Spektrum von unterschiedlichen<br />

medialen Ausdrucksformen <strong>und</strong> Anwendungsgebieten<br />

von Kommunikation über <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong> gewählt.<br />

(Bewegte) Bilder gehören ebenso dazu wie religiöse <strong>und</strong><br />

politische Texte oder literarische Zeugnisse.<br />

Die kommunikative Dimension der Inklusion/Exklusion von<br />

Fremden <strong>und</strong> Armen umfasst ein weites Feld kulturwissen-<br />

schaftlicher Forschungsprobleme: Semantiken bzw. Reprä-<br />

sentationen tragen bei zur Ausprägung, Veränderung von<br />

Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Bewertungsschemata. Die Darstellung<br />

der Gesten, Sprache oder Kleidung von Fremden oder Armen<br />

werden in diesem Sinne auch handlungsrelevante Zeichen<br />

von Differenz oder Identität <strong>und</strong> bestimmen den Umgang<br />

der Gruppen mit Armen <strong>und</strong> Fremden mit.<br />

20<br />

Folgende Leitfragen werden behandelt: Welche Rolle spiel-<br />

ten dabei tradierte Bilder, Texte <strong>und</strong> Vorstellungen für die<br />

historische Dynamik sozialer Beziehungen? Welche Funkti-<br />

onen übernahmen <strong>und</strong> übernehmen die unterschiedlichen<br />

Medien, wie <strong>und</strong> in welchem Maße schreiben sich Inklusion/<br />

Exklusion von Armen <strong>und</strong> Fremden in die Zeichensysteme<br />

dieser Medien ein? Welche Sprach- bzw. Bildkulturen gestal-<br />

ten, kommentieren, hinterfragen die Einschlüsse bzw. Aus-<br />

grenzungen Fremder oder Armer?<br />

Schließlich ist der Begriff der Repräsentation auch Ernst zu<br />

nehmen, wenn er auf die politische Dimension der media-<br />

len Sichtbarmachung <strong>und</strong> institutionellen Vertretung von<br />

Gruppen <strong>und</strong> deren Interessen verweist. Dies gilt sowohl<br />

für Arme <strong>und</strong> Fremde wie auch für ganze Gesellschaften.<br />

Das Wechselspiel zwischen Selbstverständnis <strong>und</strong> <strong>Armut</strong>s-<br />

bzw. <strong>Fremdheit</strong>sbildern ist ein besonders schwieriges<br />

Arbeitsfeld dieses Teilbereichs.<br />

Für die Untersuchung dieser Fragenkomplexe nutzt der SFB<br />

die Kooperation von Kunstgeschichte, Literatur-, Medien- <strong>und</strong><br />

Politikwissenschaft. Dabei ist der Dialog mit den historischen<br />

bzw. rechtshistorischen Teilprojekten der Projektbereiche<br />

A <strong>und</strong> B eine ganz wesentliche Voraussetzung.<br />

Projektbereich C: Kollektive Repräsentationen <strong>und</strong><br />

die historische Semantik von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

Teilprojekt C 2 21<br />

Ordnungen der Bilder. Repräsentation von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Armut</strong> in der visuellen Kultur Italiens (13.-16. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

Teilprojekt C 5 22<br />

Fremde im eigenen Land. Zur Semantisierung der<br />

‚Zigeuner‘ vom 19. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zur Gegenwart<br />

Teilprojekt C 6 23<br />

Der Einsatz visueller Medien in der Armenfürsorge<br />

in Großbritannien <strong>und</strong> Deutschland um 1900<br />

Teilprojekt C 7 24<br />

Formen <strong>und</strong> Funktionsweisen politischer Repräsentation<br />

von Fremden <strong>und</strong> Armen in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland


Ordnungen der Bilder. Repräsentation von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

in der visuellen Kultur Italiens (13.-16. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

Das Teilprojekt C 2 beschäftigt sich mit den künstlerischen<br />

Repräsentationen von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> in kommunal<br />

oder monarchisch regierten Städten Italiens. Es geht dabei<br />

um die Frage nach dem Verhältnis von Bildsprachen einer-<br />

seits <strong>und</strong> sozialen Wirklichkeiten bzw. ihren Konstruktionen<br />

andererseits. Am Beispiel ausgewählter Städte (u.a. Florenz,<br />

Siena, Ferrara, Rom) werden Formen, Kontexte <strong>und</strong> Funktio-<br />

nen von Bilderzählungen <strong>und</strong> allegorischen Bildprogrammen<br />

in der Buch-, Tafel- <strong>und</strong> Wandmalerei auf ihre bildkomposi-<br />

torischen Modelle von Inklusion <strong>und</strong> Exklusion untersucht.<br />

Repräsentationen von <strong>Armut</strong> finden sich in der Regel im<br />

unmittelbaren Kontext von Armenfürsorge, wobei in den<br />

untersuchten Städten unterschiedliche Konstellationen zu<br />

beobachten sind: Während sich unabhängig vom politischen<br />

Kontext durchaus Ähnlichkeiten in den Strukturen der In-<br />

stitutionen (Hospitäler, Findelhäuser, Pilgerherbergen), in<br />

den Formen der Armenunterstützung (z. B. der verschäm-<br />

ten Armen) wie auch in den Aufgaben der Bruderschaften<br />

als Träger der Fürsorgemaßnahmen feststellen lassen, er-<br />

gibt sich eine deutliche Differenz hinsichtlich der visuellen<br />

Repräsentation: Bilder <strong>und</strong> Bildprogramme, die sich der<br />

Selbstdarstellung von Bruderschaften bzw. der Visualisierung<br />

Prof. Dr. Gerhard Wolf<br />

Kunstgeschichte<br />

Peter Bell, M.A.<br />

Dirk Suckow, M.A.<br />

ihrer karitativen Praxis widmen, sind nur in Stadtrepubliken<br />

nachzuweisen. In den monarchisch regierten Städten hinge-<br />

gen finden wir zeremonielle Akte (Fußwaschung an Armen,<br />

Armenspeisungen etc.), die den Herrscher performativ ins-<br />

zenieren.<br />

Im Unterschied zu Darstellungen der <strong>Armut</strong> treten Reprä-<br />

sentationen von ‚<strong>Fremdheit</strong>’ im Untersuchungszeitraum in<br />

sehr verschiedenen Bereichen auf: In den Blick kommen<br />

hier ebenso fremde Herrscher <strong>und</strong> Gelehrte wie arme<br />

Pilger oder Sklaven, ‚Feinde’ ebenso wie fremde ‚Besucher’<br />

<strong>und</strong> ‚Bewohner’ der Städte. Leitende Fragestellungen sind,<br />

wie sich die Differenzierung der visuellen Darstellungen<br />

von Fremden <strong>und</strong> Rollenzuweisungen an diese in Bildern zu<br />

Phänomenen der Inklusion <strong>und</strong> Exklusion in Gesellschaft <strong>und</strong><br />

visueller Kultur Italiens (der Städte wie der übergreifenden<br />

politischen oder religiösen Strukturen) verhalten. Von be-<br />

sonderem Forschungsinteresse sind dabei die Auswirkungen<br />

der beginnenden Kontakte mit der Neuen Welt – vom Fall<br />

Konstantinopels bis in die Gründungsphase einer ‚globalen’<br />

christlichen Bildsprache der Nuova Hispania.<br />

TEILPROJEKT C 2<br />

Gentile da Fabriano, Darbringung im Tempel, Detail (Predellenbild der<br />

Pala Strozzi, Paris, Louvre), 1423<br />

21


TEILPROJEKT C 5<br />

Fremde im eigenen Land.<br />

Zur Semantisierung der ‚Zigeuner‘ vom 19. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zur Gegenwart<br />

Das Projekt beschäftigt sich mit der Repräsentation von<br />

‚Zigeunern‘ in deutschsprachigen Texten seit dem 19. Jahr-<br />

h<strong>und</strong>ert. Die kollektiven Muster der Repräsentation von sozi-<br />

alen Fremden werden hinsichtlich ihrer Form, Funktion <strong>und</strong><br />

Variation untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei<br />

auf der Herausbildung <strong>und</strong> Fortschreibung, aber auch der<br />

ironischen, spielerischen oder kritischen ‚Kommentierung‘<br />

durch die Literatur. Das Untersuchungskorpus bilden des-<br />

halb belletristische Darstellungen von ‚Zigeunern‘ sowie ent-<br />

sprechende expositorische Texte (wissenschaftliche Abhand-<br />

lungen, Polizeiverordnungen, Lexika etc.).<br />

Mit den ‚Zigeunern‘ - der Begriff bezeichnet hier als ‚Zigeuner‘<br />

stigmatisierte Personen sowie entsprechend markierte Figu-<br />

ren in fiktionalen Texten - wird eine soziale Gruppe unter-<br />

sucht, deren Repräsentation im kollektiven Bildgedächtnis<br />

die Semantik des sozialen Fremden <strong>und</strong> des Armen gerade-<br />

zu idealtypisch vereint. Gefragt wird danach, wie in Wissen-<br />

schaft (sowie Recht <strong>und</strong> Politik) <strong>und</strong> Literatur (<strong>und</strong> Kunst)<br />

‚Zigeuner‘ als Fremde <strong>und</strong> Arme erscheinen, wie sich beide<br />

Semantiken zueinander verhalten <strong>und</strong> was dem über die<br />

Beziehung zwischen Minderheit <strong>und</strong> Mehrheitsgesellschaft<br />

<strong>und</strong> sich verändernde Modi gesellschaftlicher Inklusion <strong>und</strong><br />

Exklusion zu entnehmen ist.<br />

Die ‚Zigeuner‘ sind, neben <strong>und</strong> nach den Juden, die wichtigs-<br />

te unter denjenigen Minderheiten innerhalb einer deutschen<br />

Mehrheitsgesellschaft, zu deren Status als sozialen Fremden<br />

die Markierung als ‚ethnisch different‘ hinzukommt. Zur<br />

Semantisierung beider Gruppen gehört zudem ihre Mar-<br />

Ludwig Knaus, Zigeuner im Walde, von Ortsschulzen über ihre Legitimation<br />

ausgefragt (1855)<br />

Prof. Dr. Herbert Uerlings<br />

Germanistik<br />

Dr. Iulia Patrut<br />

22<br />

Stanislaw Wolski, Napoleon (1886)<br />

kierung als (holistisch gedachter) ‚Kulturen‘. Ob es darüber<br />

hinaus weitere Gemeinsamkeiten oder komplementäre Ent-<br />

gegensetzungen in der kollektiven Repräsentation gibt, ist zu<br />

prüfen. Zu den Besonderheiten der ‚Zigeuner‘-Semantiken<br />

gehört, dass es sich, nicht zuletzt wegen der Schriftlosigkeit,<br />

in extremer Weise um Fremdbezeichnungen handelt. Das<br />

ändert sich erst nach 1945, in Reaktion auf den Genozid, <strong>und</strong><br />

auch dann nur allmählich.<br />

In der Zeit zwischen der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bis ca.<br />

1920, dem zentralen Untersuchungszeitraum des Teilprojekts<br />

in der aktuellen Förderphase, läßt sich eine zunehmende<br />

Exklusion der ‚Zigeuner‘ beobachten, die mit einer Radika-<br />

lisierung ihrer Markierungen als sozial <strong>und</strong> ethnisch Frem-<br />

der einhergeht. Zu untersuchen ist das Zusammenspiel<br />

dieser Verschiebungen in der Semantik mit Prozessen der<br />

Industrialisierung <strong>und</strong> Modernisierung, der Bildung der<br />

Nation <strong>und</strong> Techniken wie neuen polizeilichen Erfassungs-<br />

methoden, aber auch literarischen Texten, die nicht selten<br />

ein anderes Bild der ‚Zigeuner‘ entwerfen.<br />

Adolf Müllnerin: Porträt einer<br />

Pfeife rauchenden Zigeunerin<br />

(1901)<br />

Edouard Manet - La Gitane à<br />

la cigarette (1861)


Der Einsatz visueller Medien in der Armenfürsorge<br />

in Großbritannien <strong>und</strong> Deutschland um 1900<br />

Das interdisziplinär angelegte Projekt untersucht Lichtbilder<br />

aus dem Motivkreis <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> ihren Einsatz bei Projekti-<br />

onsvorstellungen in der britischen <strong>und</strong> deutschen Armenfür-<br />

sorge um 1900. Es besteht aus zwei Teiluntersuchungen:<br />

Auf der Ebene der Medienprodukte wird die historische<br />

Semantik der ikonographischen <strong>und</strong> dramaturgischen Reprä-<br />

sentation von <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armen in seinerzeit weit verbreite-<br />

ten Lichtbilderserien untersucht. Auf der Ebene der Medien-<br />

geschichte werden Zwecke, Modalitäten <strong>und</strong> Wirkungen der<br />

Verbreitung entsprechender Lichtbildserien in der britischen<br />

<strong>und</strong> deutschen Armenfürsorge rekonstruiert.<br />

Einflussreiche britische Wohltätigkeitsorganisationen nutz-<br />

ten die Projektionskunst, ein wichtiges visuelles Medium der<br />

zeitgenössischen Populärkultur, im Rahmen der Armenfür-<br />

sorge. Sie veranstalteten zahlreiche Projektionsvorstellungen<br />

von Lichtbilderserien, um entweder in erzieherischer Absicht<br />

arme Zuschauerkreise oder zum Zweck der Spendensamm-<br />

lung wohlhabende Publika anzusprechen. Zentrales Anlie-<br />

gen der Aufführungen war die Linderung der Not der Armen durch vorbeugende Aufklärungsmaßnahmen. Ein wichtiges<br />

Abbildung aus dem Projektionsdrama „The Magic Wand“ nach George R.<br />

Sims, Life Model Slide von Bamforth (Holmfirth 1889)<br />

Prof. Dr. Martin Loiperdinger<br />

Medienwissenschaft<br />

Torsten Gärtner, Dipl. Päd.<br />

Ludwig Maria Vogl-Bienek, Dipl. Soz.<br />

Ziel war z.B. die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs, der<br />

unter Armen in den industriellen Ballungszentren weit ver-<br />

breitet war.<br />

In den kostenlosen Veranstaltungen wurden pädagogische<br />

Bilderserien zur Vermittlung erwünschter sozialer Haltun-<br />

gen üblicherweise eingebettet in unterhaltsame visuelle<br />

<strong>und</strong> auditive Darbietungen. Auf dieser medialen Ebene der<br />

Armenfürsorge geht es im Unterschied zu sozialen Hilfsmaß-<br />

nahmen um symbolisch geregelte <strong>und</strong> gestaltete Prozesse<br />

von Inklusion <strong>und</strong> Exklusion, deren Grenzziehungen pädago-<br />

gisch definiert sind <strong>und</strong> daher zwangsläufig von den sozialen<br />

Einschluss- <strong>und</strong> Ausgrenzungsmechanismen der materiellen<br />

Fürsorgepraxis abweichen.<br />

Die Darstellung der Projektergebnisse wird die medien-<br />

wissenschaftliche Analyse von Medienprodukten (Einzel-<br />

bildern <strong>und</strong> Bilderfolgen) mit der historiographischen<br />

Darstellung von Verbreitung, Aufführung <strong>und</strong> Rezeption im<br />

sozialen <strong>und</strong> politischen Kontext britischer <strong>und</strong> deutscher<br />

Armenfürsorge verknüpfen <strong>und</strong> den Beitrag der Armen-<br />

fürsorge für die Entwicklung visueller Massenmedien um<br />

1900 bilanzieren.<br />

TEILPROJEKT C 6<br />

Abbildung aus einem „Service of Song“ nach der Erzählung „Jessica‘s<br />

First Prayer“ von Hesba Stretton, Life Model Slide (Positivumkehrung des<br />

Negativs) von Bamforth (Holmfirth 1896). Das Negativ zeigt neben der<br />

Szene auch die Aufbauten <strong>und</strong> das Glasdach des Aufnahmestudios.<br />

23


TEILPROJEKT C 7<br />

Formen <strong>und</strong> Funktionsweisen politischer Repräsentation<br />

von Fremden <strong>und</strong> Armen in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Die Rolle des Nationalstaats, Staatsbürgerstatus <strong>und</strong> Sozial-<br />

staat sind in allen westlichen Industrieländern einem starken<br />

Wandel unterworfen. In der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

reflektiert sich dies in den Debatten um die Reform der<br />

sozialen Sicherungssysteme <strong>und</strong> des Zuwanderungsrechts.<br />

Die Veränderungen, um die es in beiden Bereichen geht,<br />

werfen gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen nach dem Staatsverständnis,<br />

der Inklusion der Bürger ins politische Gemeinwesen <strong>und</strong><br />

dem gesellschaftlichen Status ganzer Gruppen auf. Gleich-<br />

zeitig scheinen die politischen Entscheidungen über weitrei-<br />

chende Reformen immer weniger in den von der Verfassung<br />

vorgesehenen Institutionen zu fallen. Seit dem Amtsantritt<br />

Schröders drückten zahlreiche Kommissionen <strong>und</strong> Räte dem<br />

politischen Prozess ihren Stempel auf (Rürup-, Hartz-, Süß-<br />

muthkommission). Prominente Verfassungsrechtler warnen<br />

vor einer Entparlamentarisierung der Politik. Demgegenüber<br />

hat die Politikwissenschaft im Rahmen neuerer demokratie-<br />

theoretischer Diskussionen Ansätze entwickelt, die politische<br />

Inklusion weniger von Staatsbürgerstatus, Wahlbeteiligung<br />

<strong>und</strong> parlamentarischer Repräsentation abhängig machen als<br />

vielmehr von der Repräsentation der Betroffenen in delibe-<br />

rativen Prozessen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> fragt das Teilprojekt C 7 nach der<br />

Funktionsweise <strong>und</strong> der Leistung verschiedener Repräsen-<br />

tationsformen für die politische Inklusion bzw. Exklusion<br />

von Fremden <strong>und</strong> Armen. Es knüpft damit an die Debatte<br />

um die Repräsentation sogenannter schwacher Interessen<br />

an <strong>und</strong> überprüft die These, in deliberativen Gremien seien<br />

schwache Interessen, insbesondere durch advokatorische<br />

Repräsentation, besser vertreten als in traditionellen Re-<br />

präsentationsformen. Demgegenüber geht das Teilprojekt<br />

von der Vermutung aus, dass deliberative Politikformen,<br />

im Gegensatz zu dem von ihren Befürwortern erhobenen<br />

Anspruch auf höhere Inklusivität, neue Mechanismen der<br />

Exklusion implizieren: Als erste Indizien dafür können z.B.<br />

das von der Süssmuth-Kommission vorgeschlagene Punkte-<br />

Prof. Dr. Winfried Thaa<br />

Politische Theorie <strong>und</strong> Ideengeschichte<br />

Nora Blaes, M.A.<br />

Dr. des. Markus Linden<br />

24<br />

System für Zuwanderer gewertet werden oder auch dieje-<br />

nigen Elemente der Hartz-Reformen, die auf eine stärkere<br />

Eigenverantwortung der Betroffenen <strong>und</strong> eine Vermarktli-<br />

chung des Sozialstaates hinauslaufen.<br />

Um diese Hypothese zu überprüfen, werden aufbauend auf<br />

einem Vergleich verschiedener Repräsentationstheorien<br />

zwei Fallstudien durchgeführt. Zum einen werden die Reprä-<br />

sentationsleistungen verschiedener Repräsentationsformen<br />

gegenüber den genannten Gruppen anhand von relevanten<br />

Dokumenten <strong>und</strong> Befragung von Beteiligten untersucht.<br />

Zum anderen geht es darum, die Auswirkungen der Arbeit<br />

deliberativer Gremien auf die gesellschaftliche Wahrneh-<br />

mung von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> über den öffentlichen Dis-<br />

kurs – <strong>und</strong> damit die symbolische Repräsentation der Be-<br />

troffenen – durch eine Analyse der Berichterstattung von<br />

Tageszeitungen zu beleuchten. In beiden Teiluntersuchun-<br />

gen sollen Erkenntnisse über die inkludierende/exkludieren-<br />

de Wirkung beratender Gremien gegenüber Fremden <strong>und</strong><br />

Armen gewonnen werden.


Bildunterschriften <strong>und</strong> -nachweise<br />

A 1<br />

Rekonstruiertes Weiherelief mit der Darstellung Arsinoes II. als ägyptische<br />

Göttin vor einem ägyptischen Stiergott.<br />

Bildnachweis: Privatbesitz, Zeichnung U. Denis.<br />

A 2<br />

Abb. links: Römische Herrschaftsinsignien auf der Münze des Ti. Iulius<br />

Rhescuporis.<br />

Bildnachweis: Schäfer, Thomas: Imperii Insignia: Sella curulis <strong>und</strong> Fasces.<br />

Zur Repräsentation römischer Magistrate. Mainz 1989, Taf. 9, Abb. 4.<br />

Abb. Mitte / rechts: Pistis Lokron (Treue / Fides der Lokrer).<br />

Bildnachweis: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC),<br />

Bd. 4, 1988, S. 70, Abb. 22.<br />

A 4<br />

Abb. oben: Übertragung des Schriftbandes: Das Wesen des Menschen ist<br />

es zu schlemmen <strong>und</strong> sich zu berauschen, während der Arme in seiner<br />

Schande zu einem Fremden wird.<br />

Bildnachweis: Oxford, Bodleian Library, Ms. Opp. 154, fol. 29 r; Abbildung<br />

nach Metzger, Thérèse/Metzger, Mendel: Jewish Life in the Middle Ages.<br />

Illuminated Hebrew Manuscripts of the Thirteenth to the Sixteenth Centu-<br />

ries. New-York 1982, S. 123.<br />

Abb. unten: Deutsche Juden auf Reisen (ca. 1460-1470).<br />

Bildnachweis: Jerusalem, Schocken Institute, 2. Nürnberger Haggada,<br />

fol. 20; Abbildung nach Metzger, Thérèse/Metzger, Mendel: Jewish Life in<br />

the Middle Ages. Illuminated Hebrew Manuscripts of the Thirteenth to the<br />

Sixteenth Century. New York 1982, S. 125.<br />

A 5<br />

Die Lage des Königreichs Polen im Jahre 1773. Österreich, Russland <strong>und</strong><br />

Preußen beraten an der Landkarte Polens seine Teilung. Stich von J. E. Nil-<br />

son, Augsburg 1773.<br />

Bildnachweis: Archiv Gerstenberg, Historische Bilder <strong>und</strong> Dokumente.<br />

A 6<br />

Abb. oben: Frühpensionierter Mienenarbeiter von 38 Jahren mit seiner<br />

Frau, in Charleroi.<br />

Bildnachweis: Wallons d`ici et d`ailleurs. La société wallonne depuis la<br />

Libération. Hg. v. Jules Destrée. Charleroi 1996, S. 119.<br />

Abb. unten: Abfahrt von Arbeitsmigranten am Bahnhof in Mailand<br />

(Italien), 1955.<br />

Bildnachweis: La mémoire retissée. Une histoire en Photos de l’immigration<br />

en Belgique au 20e siècle. Hg. v. Anne Morelli et Jean-Philippe Schreiber.<br />

Charleroi o.J., S. 67.<br />

B 2<br />

Darstellung der Heiligen Crispinus <strong>und</strong> Crispinianus, Patrone der Schuh-<br />

macher, beim Verteilen von Schuhen an die Armen. Tafelgemälde aus der<br />

Schule der Berner Nelkenmeister, um 1500.<br />

Bildnachweis: Schweizerisches Landesmuseum Zürich. Abbildung nach:<br />

Bettelorden, Bruderschaften <strong>und</strong> Beginen in Zürich. Stadtkultur <strong>und</strong> See-<br />

lenheil im Mittelalter. Hg. v. Barbara Helbling, Magdalen Bless-Grabher<br />

<strong>und</strong> Ines Buhofer. Zürich 2002, S. 267, Abb. 3.<br />

B 3<br />

Bildunterschrift: Darstellung öffentlicher Armenfürsorge im 16. Jahrhun-<br />

dert in einer Miniatur aus der „Chronik der Bischöfe von Würzburg“.<br />

Bildnachweis: Geschichte lernen Heft 78 (2000), S. 11.<br />

B 4<br />

Abb. links: Die Arbeitsanstalt – Ort der Disziplinierung von Bettlern, Land-<br />

streichern <strong>und</strong> anderen „arbeitsscheuen“ Armen.<br />

Bildnachweis: Ristelhueber, Johann Baptist: Historisch-statistische Be-<br />

schreibung des Land-Arbeitshauses zu Brauweiler. Köln 1828.<br />

Abb. rechts: Die ehrlichen Armen.<br />

Bildnachweis: Evening Times, Wednesday, January 29, 1890.<br />

B 5<br />

Abb. links: Ein Angestellter der lokalen Armenverwaltung, der für öffent-<br />

liche Ges<strong>und</strong>heit zuständig war, <strong>und</strong> sein ‚Büro‘.<br />

Abb. rechts: Ein Inspektor der Armenverwaltung <strong>und</strong> eine Frau, die einen<br />

Antrag auf Alterspension stellt: „Ich war alt genug, um eine Kartoffel aus<br />

meiner Hand zu essen in der Nacht des ‚Großen Sturms‘ (1839).“<br />

Bildnachweise: Robinson, Sir Henry Augustus: Further Memories of Irish<br />

Life. London 1924 (Publisher: Herbert Jenkins).<br />

B 6<br />

Abb. oben: Duomo di San Martino, Lucca; Orginal der Martinsgruppe (im<br />

Langhaus).<br />

Bildnachweis: Kopp, Gabriele: Die Skulpturen der Fassade von San Martino<br />

in Lucca. Worms 1981, Abb. 183.<br />

Abb. unten: Wo Nächstenliebe ist, ist Frieden; <strong>und</strong> wo Demut ist, ist Nächs-<br />

tenliebe.<br />

Bildnachweis: Corpus Inscriptionum Medii Aevi Liguriae. Bd. 2. Hg. v. Sand-<br />

ra Origone <strong>und</strong> Carlo Varaldo. Genua 1983 (Collana Storica di Fonti e Studi<br />

37), S. 39, u. Abb. 1.<br />

BILDNACHWEIS<br />

25


BILDNACHWEIS<br />

Bildunterschriften <strong>und</strong> -nachweise<br />

B 7<br />

Barmherzige Schwestern bei der Armen- <strong>und</strong> Krankenpflege.<br />

Bildnachweis: Clemens Brentano, Die Barmherzigen Schwestern in Bezug<br />

auf Armen- <strong>und</strong> Krankenpflege nebst e. Bericht über d. Bürgerhospital in<br />

Coblenz <strong>und</strong> erl. Beil.., 2. mit Zusätzen verm. Aufl. Mainz 1852.<br />

B 8<br />

Bildnachweis links: photocase.com, venture.<br />

Bildnachweis rechts oben: photocase.com, altplecker.<br />

Bildnachweis rechts unten: EuropeAid Médiathèque.<br />

C 2<br />

Bildunterschrift: Gentile da Fabriano, Darbringung im Tempel, Detail<br />

(Predellenbild der Pala Strozzi, Paris, Louvre), 1423.<br />

Bildnachweis: Photo RMN - © Daniel Arnaudet.<br />

C 5<br />

Abb. links: Ludwig Knaus: Zigeuner im Walde, von Ortsschulzen über Ihre<br />

Legitimation ausgefragt (1855).<br />

Abb. rechts oben: Stanislaw Wolski: Napoleon (1886).<br />

Bildnachweis: Ficowski, Jerzy: The Gypsies in Poland. History and customs.<br />

1989, S. 28; Tomasz Prazmowski, Polish Interpress Agency.<br />

Abb. rechts unten – links: Adolf Müllnerin: Porträt einer Pfeife rauchenden<br />

Zigeunerin (1901).<br />

Abb. rechts unten – rechts: Edouard Manet: La Gitane à la cigarette<br />

(1861).<br />

Bildnachweis: Manet, 1832-1883. Ausstellungskatalog Galeries nationales<br />

du Grand Palais, Paris 22 avril-1er août 1983, Metropolitain Museum of Art.<br />

New York 10 septembre-27 novembre 1983. Paris 1983.<br />

C 6<br />

Abb. links: Abbildung aus dem Projektionsdrama „The Magic Wand“ nach<br />

George R. Sims, Life Model Slide von Bamforth (Holmfirth 1889).<br />

Bildnachweis: Sammlung Mervyn Heard.<br />

Abb. rechts: Abbildung aus einem „Service of Song“ nach der Erzählung<br />

„Jessica‘s First Prayer“ von Hesba Stretton, Life Model Slide (Positivum-<br />

kehrung des Negativs) von Bamforth (Holmfirth 1896). Das Negativ zeigt<br />

neben der Szene auch die Aufbauten <strong>und</strong> das Glasdach des Aufnahme-<br />

studios.<br />

Bildnachweis: Archiv „illuminago.de“.<br />

26<br />

PUBLIK ATIONEN<br />

Veröffentlichungen <strong>und</strong> in Druckvorbereitung<br />

befindliche Publikationen<br />

in Auswahl<br />

Bohn, Cornelia: Inklusion, Exklusion <strong>und</strong> die Person. Konstanz 2005.<br />

Coşkun, Altay (Hg.): Roms auswärtige Fre<strong>und</strong>e in der späten Republik <strong>und</strong><br />

im frühen Prinzipat, hg. in Zusammenarbeit mit Heinz Heinen <strong>und</strong> Manuel<br />

Tröster (Göttinger Forum für Altertumswissenschaft – Beihefte, Bd. 19).<br />

Göttingen 2005.<br />

Gestrich, Andreas /Raphael, Lutz (Hg.): Inklusion/Exklusion. Studien zu<br />

<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> von der Antike bis zur Gegenwart. Frankfurt/Main<br />

[u.a.] 2004.<br />

Gestrich, Andreas /Schnabel-Schüle (Hg.): Herrschaftswechsel. Inklusions-<br />

<strong>und</strong> Exklusionsfiguren bei Herrschaftswechseln in Europa (Inklusion/Ex-<br />

klusion. Studien zu <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> von der Antike bis zur Gegen-<br />

wart, Bd. 1). Frankfurt/Main [u.a.] 2006.<br />

Gestrich, Andreas / King, Steven / Raphael, Lutz (Hg.): Being Poor in<br />

Modern Europe. Historical Perspectives 1800–1940. Bern [u.a.] 2006.<br />

Pfeiffer, Stefan: Das Dekret von Kanopos (238 v. Chr.). Kommentar <strong>und</strong><br />

historische Auswertung eines dreisprachigen Synodaldekretes der ägyp-<br />

tischen Priester zu Ehren Ptolemaios’ III. <strong>und</strong> seiner Familie (Archiv für<br />

Papyrusforschung <strong>und</strong> verwandte Gebiete; Bd. 18). München 2004.<br />

Schmitt, Bernhard: Militär <strong>und</strong> Integrationsbemühungen im 19. Jahrhun-<br />

dert. Zur Bedeutung <strong>und</strong> Funktion der Armee bei der Eingliederung neuer<br />

Bevölkerungsgruppen in Preußen <strong>und</strong> der Habsburgermonarchie, 1815 bis<br />

1866 (Krieg in der Geschichte). Paderborn [u.a.] 2006.<br />

Wolf, Gerhard /Helas, Philine: <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> Armenfürsorge in der italieni-<br />

schen Stadtkultur zwischen dem 13.–16. Jahrh<strong>und</strong>ert: Bilder, Texte <strong>und</strong><br />

soziale Praktiken (Inklusion/Exklusion. Studien zu <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 2). Frankfurt/Main [u.a.] 2006.


Verzeichnis der Ansprechpartnerinnen<br />

<strong>und</strong> Ansprechpartner im SFB 600<br />

Dr. Beate Althammer, SFB 600 – Teilprojekt B 4;<br />

e-mail: sfb600b4@uni-trier.de, Tel. 201–3332<br />

Dr. des. Rainer Barzen, SFB 600 – Teilprojekt A 4;<br />

e-mail: sfb600a4@uni-trier.de, Tel. 201–3308<br />

Peter Bell, M.A., SFB 600 – Teilprojekt C 2;<br />

e-mail: sfb600c2@uni-trier.de, Tel. 201–3100<br />

Patrick Bircher, Lic. Phil, Lic. Theol., SFB 600 – Teilprojekt B 7;<br />

e-mail: sfb600b7@uni-trier.de, Tel. 201–3325<br />

Prof. Dr. Lukas Clemens, FB III – Mittelalterliche Geschichte/Historische<br />

Hilfswissenschaften; e-mail: clemensl@uni-trier.de, Tel. 201–2173 (Sekr.)<br />

Dr. Altay Coşkun, SFB 600 – Teilprojekt A 2;<br />

e-mail: sfb600a2@uni-trier.de, Tel. 201–2193<br />

Prof. Dr. Franz Dorn, FB V – Bürgerliches Recht/Deutsche<br />

Rechtsgeschichte; e-mail: dorn@uni-trier.de, Tel. 201–2516 (Sekr.)<br />

Katrin Dort, M.A., SFB 600 – Teilprojekt B 6;<br />

e-mail: sfb600b6@uni-trier.de, Tel. 201–3392<br />

Dr. Monika Escher-Apsner, SFB 600 – Teilprojekt B 2;<br />

e-mail: sfb600b2@uni-trier.de, Tel. 201– 3288<br />

Torsten Gärtner, Dipl. Päd., SFB 600 – Teilprojekt C 6;<br />

e-mail: sfb600c6@uni-trier.de, Tel. 201–3320<br />

Prof. Dr. Andreas Gestrich, FB III – Neuere Geschichte;<br />

e-mail: gestrich@uni-trier.de, Tel. 201–2186 (Sekr.)<br />

Jun.-Prof. Dr. Sebastian Harnisch, FB III – Internationale Beziehungen/<br />

Außenpolitik; e-mail: harnisch@uni-trier.de, Tel. 201–2164<br />

Prof. em. Dr. Alfred Haverkamp, FB III – Mittelalterliche Geschichte;<br />

e-mail: haverkamp@uni-trier.de, Tel. 201–3310<br />

Prof. Dr. Heinz Heinen, FB III – Alte Geschichte;<br />

e-mail: heinen@uni-trier.de, Tel. 201–2437 (Sekr.)<br />

Dr. des. Markus Linden, SFB 600 – Teilprojekt C 7;<br />

e-mail: sfb600c7@uni-trier.de, Tel. 201–2109<br />

Prof. Dr. Martin Loiperdinger, FB II – Medienwissenschaft;<br />

e-mail: loiperdinger@uni-trier.de, Tel. 201–3607 (Sekr.)<br />

Prof. Dr. Hanns W. Maull, FB III – Internationale Beziehungen/Außen-<br />

politik; e-mail: maull@uni-trier.de, Tel. 201–2129 (Sekr.)<br />

Soweit keine andere Postanschrift genannt ist,<br />

gilt die Adresse der <strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong>:<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong><br />

Sonderforschungsbereich 600<br />

54286 <strong>Trier</strong><br />

Dr. Gisela Minn, SFB 600 – Geschäftsstelle;<br />

e-mail: sfb600@uni-trier.de, Tel. 201–3291<br />

Boris Olschewski, M.A., SFB 600 – Teilprojekt A 5;<br />

e-mail: sfb600a5@uni-trier.de, Tel. 201–2204<br />

Dr. Iulia Patrut, SFB 600 – Teilprojekt C 5;<br />

e-mail: sfb600c5@uni-trier.de, Tel. 201–3287<br />

Dr. Stefan Pfeiffer, SFB 600 – Teilprojekt A 1;<br />

e-mail: sfb600a1@uni-trier.de, Tel. 201–2505<br />

Jenny Pleinen, SFB 600 – Teilprojekt A 6;<br />

e-mail: sfb600a6@uni-trier.de, Tel. 201–2181<br />

KONTAKTADRESSEN<br />

Prof. Dr. Lutz Raphael, FB III – Neuere <strong>und</strong> Neueste Geschichte, Sprecher<br />

des SFB 600; e-mail: raphael@uni-trier.de, Tel. 201–2179 (Sekr.)<br />

Siegfried Schieder, Dipl. Pol., SFB 600 – Teilprojekt B 8;<br />

e-mail: sfb600b8@uni-trier.de, Tel. 201–2151<br />

Dr. Sebastian Schmidt, SFB 600 – Teilprojekt B 3;<br />

e-mail: sfb600b3@uni-trier.de, Tel. 201–3329<br />

Prof. Dr. Helga Schnabel-Schüle, FB III – Neuere Geschichte (Frühe Neu-<br />

zeit); e-mail: schnabel@uni-trier.de, Tel. 201–2186 (Sekr.)<br />

Prof. Dr. Bernhard Schneider, Theologische Fakultät, Mittlere <strong>und</strong> Neuere<br />

Kirchengeschichte, <strong>Universität</strong>sring 19, 54296 <strong>Trier</strong>;<br />

e-mail: schneid0@uni-trier.de, Tel. 201–3530 (Sekr.)<br />

Prof. Dr. Winfried Thaa, FB III – Politische Theorie <strong>und</strong> Ideengeschichte;<br />

e-mail: thaa@uni-trier.de, Tel. 201–2127 (Sekr.)<br />

Prof. Dr. Herbert Uerlings, FB II – Germanistik;<br />

e-mail: uerlings@uni-trier.de, Tel. 201–2309<br />

Prof. Dr. Gerhard Wolf, Kunsthistorisches Institut Florenz, Max-Planck-<br />

Institut, Via Giusti 44, I-50121 Firenze;<br />

e-mail: wolf@khi.fi.it, Tel. 0039 055/2491149 (Sekr.)<br />

<strong>SFB600</strong><br />

<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

27<br />

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Sonderforschungsbereich 600 <strong>SFB600</strong><br />

<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />

Sonderforschungsbereich 600<br />

„<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong>“<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Trier</strong><br />

SFB 600<br />

54286 <strong>Trier</strong><br />

Tel.: +49 (0)651 201 3295<br />

Fax: +49 (0)651 201 3293<br />

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