SFB600 - Fremdheit und Armut - Universität Trier
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TEILPROJEKT A 2<br />
Roms auswärtige „Fre<strong>und</strong>e“<br />
Die amicitia populi Romani war seit dem Ende des 3. Jhs.<br />
v.Chr. ein bestimmender Faktor der römischen Außenpolitik.<br />
Ursprünglich implizierte sie ganz allgemein gute Beziehun-<br />
gen, erwies sich bald aber als ein elastisches Instrument, um<br />
immer entfernter lebende Völker bei begrenztem Engage-<br />
ment zu kontrollieren. In der althistorischen Forschung wur-<br />
de diese ‘Romfre<strong>und</strong>schaft’ einerseits als völkerrechtlicher<br />
Beziehungstyp, andererseits als Patronatsverhältnis betrach-<br />
tet. Erst jüngst wächst auch das Bewusstsein dafür, dass<br />
in diplomatischen Kontexten konsequent von<br />
‘Fre<strong>und</strong>schaft’, <strong>und</strong> zwar im politischen <strong>und</strong><br />
persönlichen Sinn, die Rede ist. Diese Inter-<br />
aktions- <strong>und</strong> Repräsentationsformen trugen<br />
erheblich zur Inklusion von Fremden in den<br />
Staat <strong>und</strong> die Gesellschaft der Römer bei.<br />
Das Teilprojekt untersucht die Verbindun-<br />
gen von Dynasten, Städten <strong>und</strong> Aristokraten<br />
mit führenden Römern der späten Republik.<br />
Besonderes Interesse gilt den auswärtigen, klientel-<br />
ähnlichen Fre<strong>und</strong>schaften der großen Feldherrn von<br />
Lucullus bis Octavian. Es zeigt sich, dass die innerrömischen<br />
Rivalitäten zu einer stärkeren Beanspruchung der Mittel-<br />
meeranrainer <strong>und</strong> einer intensiveren Einbindung derselben<br />
in das Reich führten. Hierbei verdienen es die jeweiligen<br />
amici, in ihrer komplexen Position sowohl als abhängige Trä-<br />
ger der römischen Herrschaft wie auch als selbst-<br />
ständige Akteure mit begrenzter Autonomie<br />
betrachtet zu werden.<br />
Mit dem kleinasiatischen Galatien, dem ptole-<br />
mäischen Ägypten, der Iberischen Halbinsel<br />
<strong>und</strong> dem nördlichen Schwarzmeerraum werden<br />
drei geographische Schwerpunkte gesetzt, in denen Art <strong>und</strong><br />
Umfang des römischen Einflusses über längere Zeiträume<br />
Abb. 1 (rechts): Pistis Lokron (Treue/Fides der Lokrer)<br />
Abb. 2 (links): Römische Herrschaftsinsignien auf der Münze<br />
des Ti. Iulius Rhescuporis<br />
Prof. Dr. Heinz Heinen<br />
Alte Geschichte<br />
Dr. Altay Coşkun<br />
8<br />
hin untersucht werden. Dabei ist die längste Kontinuität für<br />
die letztgenannte Region zu fassen: Die Könige des Bospora-<br />
nischen Reiches trugen bis zum 4. Jh. n.Chr. die programma-<br />
tischen Titel Philokaisar (Kaiserfre<strong>und</strong>) <strong>und</strong> Philorhomaios<br />
(Römerfre<strong>und</strong>). Gerade in diesem Kontext gilt es, ideologi-<br />
sche Barrieren zwischen west- <strong>und</strong> osteuropäischer Alter-<br />
tumsforschung zu überwinden.<br />
Verb<strong>und</strong>en werden die Forschungen durch übergrei-<br />
fende Untersuchungen zu den Traditionen,<br />
Repräsentationsformen <strong>und</strong> Auswirkungen<br />
von Roms auswärtigen Fre<strong>und</strong>schaften<br />
auf interpersonaler <strong>und</strong> zwischenstaat-<br />
licher Ebene. Sie sind besonders in den<br />
Schriften Ciceros <strong>und</strong> Caesars, aber auch<br />
anhand von Inschriften, Titulaturen, Per-<br />
sonennamen <strong>und</strong> der auf Münzen abge-<br />
bildeten Herrschaftsinsignien zu studieren.<br />
Damit überschneidet sich zum Teil ein weiteres<br />
Untersuchungsfeld, die Praxis der Vergabe <strong>und</strong> des Ent-<br />
zugs des römischen Bürgerrechts.