SFB600 - Fremdheit und Armut - Universität Trier
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Christliche Gemeinschaften in ihrer Bedeutung für <strong>Armut</strong>,<br />
Fürsorge <strong>und</strong> Seelsorge im hohen <strong>und</strong> späten Mittelalter<br />
Mittelalterliche Vorstellungen über <strong>Armut</strong>, Arme <strong>und</strong> Armen-<br />
fürsorge gründeten wesentlich auf Glaubensauffassungen<br />
der Urkirche, für die die im Judentum verankerte Nächsten-<br />
liebe gr<strong>und</strong>legend war. Biblisch verpflichtete die erfahrene<br />
Gottesbarmherzigkeit zu mildtätigen Werken, die spätestens<br />
seit der Spätantike untrennbar mit der Seelsorge verknüpft<br />
waren.<br />
Darstellung der Heiligen Crispinus <strong>und</strong> Crispinianus, Patrone der Schuhmacher,<br />
beim Verteilen von Schuhen an die Armen. Tafelgemälde aus der<br />
Schule der Berner Nelkenmeister, um 1500<br />
Das Teilprojekt beschäftigt sich mit unterschiedlichen christ-<br />
lichen Gemeinschaften. Vorrangig behandelt werden die<br />
bruderschaftlichen Organisationen, die zahlreiche gemein-<br />
schaftsstiftende, legitimierend-ordnende, kultisch-religiöse<br />
<strong>und</strong> karitative Leistungen erbrachten. Die Wirkungsfelder<br />
von familia <strong>und</strong> Haushalt, Nachbarschaft <strong>und</strong> Gemeinde sind<br />
hinsichtlich ihrer potentiellen Komplementarität strikt zu<br />
berücksichtigen. Aus dieser Multifunktionalität resultiert ent-<br />
sprechend auch die – von Teilen der Forschung häufig sinn-<br />
entstellend zur Kategorisierung von Bruderschaften genutzte<br />
– Vielfalt der Terminologien <strong>und</strong> Selbstbezeichnungen.<br />
Prof. Dr. Alfred Haverkamp<br />
Mittelalterliche Geschichte<br />
Dr. Monika Escher-Apsner<br />
Dr. des. Christian Jörg<br />
Dirk Multrus, M.A.<br />
Das dem Brudergedanken zugr<strong>und</strong>e liegende Ideal zwischen-<br />
menschlicher Beziehungen war hierbei universal ausgedeu-<br />
tet. Den Partizipationsmöglichkeiten der prinzipiell gleich-<br />
berechtigt Beteiligten waren allerdings durch wirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> soziale Faktoren enge Grenzen gesetzt. Ihre inkludieren-<br />
de <strong>und</strong> exkludierende Wirkung zeigte sich in extremer Form<br />
vor allem in Hungersnöten.<br />
Für die Untersuchung der komplexen Vorgänge werden<br />
vorrangig Kathedralstädte mit ihrer Vielzahl christlicher<br />
Gemeinschaften <strong>und</strong> bruderschaftlicher Organisationen so-<br />
wie die nachwachsenden urbanen Zentren in ausgewählten<br />
Städtelandschaften mit ihren jeweiligen Übergangszonen<br />
(Mittelrhein, Elsaß) herangezogen. Weiträumiger werden<br />
Untersuchungen zu speziellen „Typen“ von Bruderschaften<br />
(„Pilgerbruderschaften“, „Elendenbruderschaften“; Rosen-<br />
kranzbruderschaften) durchgeführt. Auch für andere Aspek-<br />
te wird der weite Geltungsbereich des nordalpinen Reiches<br />
in vergleichender westeuropäischer Perspektive nutzbar<br />
gemacht.<br />
TEILPROJEKT B 2<br />
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