SFB600 - Fremdheit und Armut - Universität Trier
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Ordnungen der Bilder. Repräsentation von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong><br />
in der visuellen Kultur Italiens (13.-16. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />
Das Teilprojekt C 2 beschäftigt sich mit den künstlerischen<br />
Repräsentationen von <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> in kommunal<br />
oder monarchisch regierten Städten Italiens. Es geht dabei<br />
um die Frage nach dem Verhältnis von Bildsprachen einer-<br />
seits <strong>und</strong> sozialen Wirklichkeiten bzw. ihren Konstruktionen<br />
andererseits. Am Beispiel ausgewählter Städte (u.a. Florenz,<br />
Siena, Ferrara, Rom) werden Formen, Kontexte <strong>und</strong> Funktio-<br />
nen von Bilderzählungen <strong>und</strong> allegorischen Bildprogrammen<br />
in der Buch-, Tafel- <strong>und</strong> Wandmalerei auf ihre bildkomposi-<br />
torischen Modelle von Inklusion <strong>und</strong> Exklusion untersucht.<br />
Repräsentationen von <strong>Armut</strong> finden sich in der Regel im<br />
unmittelbaren Kontext von Armenfürsorge, wobei in den<br />
untersuchten Städten unterschiedliche Konstellationen zu<br />
beobachten sind: Während sich unabhängig vom politischen<br />
Kontext durchaus Ähnlichkeiten in den Strukturen der In-<br />
stitutionen (Hospitäler, Findelhäuser, Pilgerherbergen), in<br />
den Formen der Armenunterstützung (z. B. der verschäm-<br />
ten Armen) wie auch in den Aufgaben der Bruderschaften<br />
als Träger der Fürsorgemaßnahmen feststellen lassen, er-<br />
gibt sich eine deutliche Differenz hinsichtlich der visuellen<br />
Repräsentation: Bilder <strong>und</strong> Bildprogramme, die sich der<br />
Selbstdarstellung von Bruderschaften bzw. der Visualisierung<br />
Prof. Dr. Gerhard Wolf<br />
Kunstgeschichte<br />
Peter Bell, M.A.<br />
Dirk Suckow, M.A.<br />
ihrer karitativen Praxis widmen, sind nur in Stadtrepubliken<br />
nachzuweisen. In den monarchisch regierten Städten hinge-<br />
gen finden wir zeremonielle Akte (Fußwaschung an Armen,<br />
Armenspeisungen etc.), die den Herrscher performativ ins-<br />
zenieren.<br />
Im Unterschied zu Darstellungen der <strong>Armut</strong> treten Reprä-<br />
sentationen von ‚<strong>Fremdheit</strong>’ im Untersuchungszeitraum in<br />
sehr verschiedenen Bereichen auf: In den Blick kommen<br />
hier ebenso fremde Herrscher <strong>und</strong> Gelehrte wie arme<br />
Pilger oder Sklaven, ‚Feinde’ ebenso wie fremde ‚Besucher’<br />
<strong>und</strong> ‚Bewohner’ der Städte. Leitende Fragestellungen sind,<br />
wie sich die Differenzierung der visuellen Darstellungen<br />
von Fremden <strong>und</strong> Rollenzuweisungen an diese in Bildern zu<br />
Phänomenen der Inklusion <strong>und</strong> Exklusion in Gesellschaft <strong>und</strong><br />
visueller Kultur Italiens (der Städte wie der übergreifenden<br />
politischen oder religiösen Strukturen) verhalten. Von be-<br />
sonderem Forschungsinteresse sind dabei die Auswirkungen<br />
der beginnenden Kontakte mit der Neuen Welt – vom Fall<br />
Konstantinopels bis in die Gründungsphase einer ‚globalen’<br />
christlichen Bildsprache der Nuova Hispania.<br />
TEILPROJEKT C 2<br />
Gentile da Fabriano, Darbringung im Tempel, Detail (Predellenbild der<br />
Pala Strozzi, Paris, Louvre), 1423<br />
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