SFB600 - Fremdheit und Armut - Universität Trier
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Binnenstaatliche Wohlfahrtsstaatskonstruktionen <strong>und</strong> internationale<br />
<strong>Armut</strong>sbekämpfung:<br />
Die Europäische Union als entwicklungspolitischer Akteur<br />
Gegenstand der Untersuchung ist die Entwicklungszusam-<br />
menarbeit der EG (nunmehr EU) mit den Staaten Afrikas,<br />
des karibischen Raumes <strong>und</strong> des Pazifischen Ozeans (AKP-<br />
Staaten). Die EU-Sonderbeziehungen zu den AKP-Staaten,<br />
denen in den Verträgen von Yao<strong>und</strong>é (1963-1975), Lomé<br />
(1975-2000) <strong>und</strong> Cotonou (2000-2020) weitreichende<br />
Handelsvorteile <strong>und</strong> Finanzhilfen gewährt werden, sind<br />
neben der Handelspolitik <strong>und</strong> der gemeinsamen Außen- <strong>und</strong><br />
Sicherheitspolitik ein zentraler Baustein der Außenbeziehun-<br />
gen <strong>und</strong> zugleich ein wichtiges Instrument zur Bewältigung<br />
des ökonomischen Entwicklungsgefälles zwischen Nord<br />
<strong>und</strong> Süd. Das Projekt fragt danach, ob <strong>und</strong> inwieweit die in<br />
ausgewählten EU-Mitgliedstaaten (Frankreich, Großbritan-<br />
nien, Deutschland, Italien <strong>und</strong> Schweden) bestehenden<br />
Solidaritätssysteme <strong>und</strong> die gesellschaftlich verankerte Wert-<br />
schätzung von Hilfe für Arme <strong>und</strong> Fremde bei der Gewährung<br />
von Außen- <strong>und</strong> Entwicklungshilfe durch die EU gegenüber<br />
den AKP-Staaten eine Rolle spielen.<br />
Um diesen Zusammen-<br />
hang zu erschließen, wer-<br />
den zunächst traditionelle<br />
theoretische Erklärungs-<br />
angebote der internationa-<br />
len Beziehungen herange-<br />
zogen (Neorealismus <strong>und</strong><br />
Liberalismus). Diese ge-<br />
hen davon aus, dass es<br />
vor allem geostrategische Macht <strong>und</strong> Einflusspolitik bzw.<br />
ökonomische <strong>und</strong> gesellschaftliche Interessen sind, welche<br />
die staatliche Entwicklungspolitik in den internationalen Be-<br />
ziehungen bestimmen. Die sich abzeichnenden Erklärungs-<br />
defizite beider Ansätze sucht das Projekt mit Hilfe eines<br />
eigenen solidaritätssoziologischen Ansatzes zu beheben.<br />
Dieser geht davon aus, dass Handlungsmotive <strong>und</strong> Argumen-<br />
te der Solidarität in den internationalen Beziehungen ein<br />
eigenes Gewicht haben <strong>und</strong> die EU-AKP-Politik beeinflussen.<br />
Prof. Dr. Hanns W. Maull<br />
Jun.-Prof. Dr. Sebastian Harnisch<br />
Internationale Beziehungen/Außenpolitik<br />
Siegfried Schieder, Dipl.Pol.<br />
Rachel Folz, M.A.<br />
Simon Musekamp, M.A.<br />
Dadurch, dass in die Untersuchung Länder mit verschiede-<br />
nen Wohlfahrtssystemen <strong>und</strong> unterschiedlicher kolonial-<br />
geschichtlicher Vergangenheit einbezogen werden, kann der<br />
Einfluss der jeweiligen Wohlfahrtsstaatskonstruktionen auf<br />
die AKP-Politik miteinander verglichen werden.<br />
Durch das Schlüsselkonzept der Solidarität greift das Projekt<br />
die SFB-Thematik der <strong>Armut</strong> (Solidarität als entwicklungs-<br />
politisches Motiv) <strong>und</strong> der <strong>Fremdheit</strong> (die AKP-Politik inklu-<br />
diert einen bestimmten Teil der „Dritten Welt“ <strong>und</strong> exklu-<br />
diert einen anderen) auf <strong>und</strong> entwickelt diese in inhaltlicher,<br />
zeitlicher <strong>und</strong> theoretischer Hinsicht fort.<br />
TEILPROJEKT B 8<br />
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