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SFB600 - Fremdheit und Armut - Universität Trier

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Christen <strong>und</strong> Juden:<br />

Inklusion <strong>und</strong> Exklusion angesichts religiöser Differenz in Gemeinden<br />

<strong>und</strong> weiteren Organisationsformen (9.–17. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

Das Projekt untersucht die unterschiedlichen Formen von<br />

Einschluss <strong>und</strong> Ausgrenzung der Juden innerhalb der christ-<br />

lichen Mehrheit des lateinischen Westens von den ersten<br />

jüdischen Niederlassungen im nordalpinen Europa seit dem<br />

9. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zur Festigung neuer Formen jüdischer<br />

Existenz im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Während der Monotheismus<br />

beider Religionen prinzipiell auf den gegenseitigen Aus-<br />

schluss angelegt war, ergab sich auf der lokalen <strong>und</strong> regio-<br />

nalen Ebene ein intensives Beziehungsgeflecht zwischen<br />

Juden <strong>und</strong> Christen. Dabei besaßen die Gemeinden, aber<br />

auch andere Organisationsformen vor allem während des<br />

hohen <strong>und</strong> späten Mittelalters im Judentum wie im Christen-<br />

tum eine ähnlich herausragende Bedeutung.<br />

Exemplarisch werden in der Studie zur Nördlinger Juden-<br />

gemeinde während des späten Mittelalters Einschließungs-<br />

<strong>und</strong> Ausschließungsprozesse, die für die Fragestellung des<br />

Projekts zentral sind, anhand der Inklusionsfigur des Bürger-<br />

rechts untersucht. In der Reichsstadt waren fast kontinuier-<br />

lich über das gesamte 15. Jahrh<strong>und</strong>ert bis zum Beginn des<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>erts Juden als Bürger ansässig. Auch wegen der<br />

Nördlingen umgebenden kleineren Judensiedlungen, die<br />

vermuten lassen, dass schon früh eine differenzierte jüdi-<br />

sche Siedlungsstruktur im Umland existierte, erweist sich die<br />

inmitten des Territoriums der Grafen von Oettingen gelege-<br />

ne Reichsstadt als ein ertragreiches Forschungsfeld.<br />

Die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem (spät-)mittel-<br />

alterlichen „Wucher“-Diskurs <strong>und</strong> den wirtschaftlichen Tätig-<br />

keiten der Juden ist von zentraler Bedeutung. Verstärkt seit<br />

dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde von christlicher Seite den Juden<br />

Wucher vorgeworfen. Dieses Phänomen ist in der bisheri-<br />

gen Forschung zwar relativ intensiv untersucht worden. Bis-<br />

lang ist es jedoch kaum gelungen, die Diskursebene mit den<br />

„realhistorischen“ Gegebenheiten zu verknüpfen. Dazu<br />

bedarf es differenzierter Einsichten über die tatsächlichen<br />

Tätigkeitsfelder von Juden, die sich keineswegs auf die<br />

Prof. Dr. Alfred Haverkamp<br />

Mittelalterliche Geschichte<br />

Dr. des. Rainer Barzen<br />

Barbara Dohm<br />

Deutsche Juden auf Reisen (ca. 1460-1470)<br />

TEILPROJEKT A 4<br />

Geldleihe beschränkten. Innerhalb des Problemkomplexes<br />

zwischen Wucher, Arbeit <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> wird eine Untersuchung<br />

über die jüdische Armenfürsorge („Zedaka“) in vergleichen-<br />

der Perspektive zur christlichen Armenfürsorge erarbeitet. Als<br />

konkrete Forschungsfelder bieten sich das jüdische Hospital,<br />

aber auch bruderschaftlich bestimmte <strong>und</strong> mit der Armen-<br />

fürsorge befasste jüdische Organisationsformen an. Ähnlich<br />

wie im christlichen Bereich stellt sich hier die Frage nach den<br />

jeweiligen Wirkungsfeldern von Individuen, Gruppen, Haus,<br />

Familie <strong>und</strong> Gemeinde. Neue Aufschlüsse sind über die Rolle<br />

der Armenfürsorge in den Beziehungen zwischen jüdischer<br />

Minderheit <strong>und</strong> christlicher Mehrheit zu erwarten.<br />

Übertragung des Schriftbandes: Das Wesen des Menschen ist es zu<br />

schlemmen <strong>und</strong> sich zu berauschen, während der Arme in seiner Schande<br />

zu einem Fremden wird.<br />

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