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Beiräte für Stadtgestaltung in Nordrhein-Westfalen Beispiele aus der ...

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e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit dem Bauaufsichtsamt<br />

notwendig (die Geschäftsordnung <strong>der</strong> Stadt Dortmund<br />

macht hierzu <strong>aus</strong>führliche Vorgaben, siehe Synopse Kapitel<br />

5). Wie diese Kooperationen gehandhabt werden,<br />

ist den Satzungen bzw. Geschäftsordnungen nicht zu<br />

entnehmen. Hier kommt es sicherlich darauf an, dass<br />

die <strong>Beiräte</strong> politisch ernsthaft gewollt und von <strong>der</strong> Verwaltung<br />

entsprechend unterstützt werden.<br />

Die <strong>Beiräte</strong> tagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel monatlich, und je nach<br />

Größe <strong>der</strong> Stadt werden bis zu 50 Projekte im Jahr behandelt.<br />

Den Entwurfsverfassern wird <strong>in</strong> aller Regel Gelegenheit<br />

zur Äußerung bzw. Erläuterung ihres Projektes<br />

vor dem Beirat gegeben. Moers überlässt die Vorstellung<br />

<strong>der</strong> Projekte dem jeweiligen Antragsteller. E<strong>in</strong>ige Satzungen<br />

stellen das Recht <strong>der</strong> Entwurfsverfasser zur Vorstellung<br />

her<strong>aus</strong> (Wuppertal, Gütersloh), ansonsten ist es<br />

e<strong>in</strong>e Kannbestimmung.<br />

_Öffentlichkeit<br />

Alle Gestaltungsbeiräte tagen nichtöffentlich. Die Vermittlung<br />

<strong>der</strong> Beiratsarbeit nach außen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

gegenüber <strong>der</strong> örtlichen Presse, muss daher jeweils<br />

geklärt werden. In Absprache mit <strong>der</strong> Verwaltung und<br />

den Politikern wird <strong>in</strong> o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Sitzung darüber<br />

entschieden, ob die Öffentlichkeit über die behandelten<br />

Projekte und die Beratungsergebnisse <strong>in</strong>formiert werden<br />

soll, falls ke<strong>in</strong>e datenschutzrechtlichen Bedenken dagegen<br />

stehen. Durch die Bekanntmachung <strong>der</strong> Beiratsempfehlung<br />

kommt oftmals e<strong>in</strong> wichtiger Anstoß <strong>der</strong> bürgerschaftlichen<br />

Diskussion zustande.<br />

2.3 Das Beispiel <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und <strong>der</strong><br />

europäischen Nachbarn<br />

E<strong>in</strong> vielfach zitiertes, erfolgreiches Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e umfassende<br />

staatliche und kommunale Qualitäts<strong>für</strong>sorge <strong>in</strong><br />

architektonischen und städtebaulichen Fragen s<strong>in</strong>d die<br />

Nie<strong>der</strong>lande. E<strong>in</strong>e große Zahl von Institutionen und Angeboten,<br />

vom Nie<strong>der</strong>ländischen Architektur Institut NAI<br />

<strong>in</strong> Rotterdam angefangen bis h<strong>in</strong> zu Beratungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> vielen kle<strong>in</strong>en Städten, ist Ausdruck des gesellschaftlichen<br />

Konsenses über die Zielsetzung e<strong>in</strong>er<br />

guten architektonischen und städtebaulichen Gestaltung.<br />

Gestaltungsbeiräte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen auf kommunaler<br />

Ebene bereits seit 1925 etabliert und baugesetzlich<br />

verankert. Alle genehmigungspflichtigen Baupläne werden<br />

auf ihre ästhetische Qualität und ihre ansprechende<br />

E<strong>in</strong>fügung <strong>in</strong> die Umgebung h<strong>in</strong> begutachtet.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren regte sich jedoch <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />

Kritik an <strong>der</strong> weitreichenden E<strong>in</strong>flussnahme und Zuständigkeit<br />

<strong>der</strong> „welstands-commissies”, die sich zu be<strong>in</strong>ahe<br />

autonomen Institutionen verfestigt haben, und es gibt<br />

Bestrebungen, die Qualitätskontrolle wie<strong>der</strong> mehr als<br />

geme<strong>in</strong>same Aufgabe von Kommunen und Bürgern zu<br />

begreifen. Seit 2001 besagt e<strong>in</strong> Gesetz, dass die Kommissionen<br />

<strong>in</strong> Zukunft nur dort tätig werden, wo die<br />

Kommune sich selbst zuvor detaillierte Regeln zur Architektur-<br />

und <strong>Stadtgestaltung</strong> – jeweils bezogen auf bestimmte<br />

Gebäudetypen, Stadtviertel und städtebauliche<br />

Entwicklungsgebiete – gegeben und entsprechende Beurteilungskriterien<br />

formuliert hat. Die Geme<strong>in</strong>den werden<br />

sich dieser Aufgabe <strong>in</strong> den nächsten Jahren, beraten von<br />

<strong>der</strong> „Fe<strong>der</strong>atie Welstand”, <strong>der</strong> Dachorganisation <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Gestaltungsbeiräte <strong>in</strong> Nimwegen, <strong>in</strong>tensiv<br />

widmen.<br />

Weitet man den Blick auf an<strong>der</strong>e europäische Län<strong>der</strong> <strong>aus</strong>,<br />

so kann man <strong>in</strong> den letzten Jahren zwei gegenläufige<br />

Trends beobachten: zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d große Fortschritte bei<br />

<strong>der</strong> Verankerung von qualitätssichernden Instrumentarien<br />

gemacht worden, so dass man von e<strong>in</strong>er zunehmenden<br />

Institutionalisierung sprechen kann; an<strong>der</strong>erseits ist e<strong>in</strong>e<br />

De-Institutionalisierung o<strong>der</strong> fortschreitende Liberalisierung<br />

<strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n mit langjährig verfestigten Strukturen, wie etwa<br />

<strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen, zu konstatieren. Im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

deutsche, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nordrhe<strong>in</strong>-westfälische Entwicklung<br />

ist es von großem Interesse, e<strong>in</strong>e eigene Position zwischen<br />

diesen beiden Tendenzen zu beschreiben.<br />

Die Erfahrungen mehrerer europäischer Nachbarlän<strong>der</strong><br />

(s. BDA Landesverband NRW 2001) zeigen deutlich, dass<br />

Gestaltungsbeiräte zu den erfolgreichen Instrumenten e<strong>in</strong>er<br />

qualitätsorientierten Architekturpolitik auf kommunaler<br />

Ebene gehören. Je vielseitiger außerdem an<strong>der</strong>e Instrumentarien<br />

– Wettbewerbe, Ortsbildsatzungen, Stadtmodelle,<br />

Architekturzentren, Bildungsarbeit – e<strong>in</strong>gesetzt und gepflegt<br />

werden und je <strong>in</strong>tensiver die öffentliche Diskussion über planerische<br />

und baukulturelle Themen <strong>der</strong> Stadt außerhalb des<br />

Beirats geführt wird, umso mehr wird auch <strong>der</strong> Stellenwert<br />

und die Wirksamkeit e<strong>in</strong>es solchen Gremiums von Politik<br />

und Bürgern erkannt und anerkannt werden.<br />

Dr. Uta Joeressen<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> BDA Landesverband NRW, Düsseldorf

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