Beiräte für Stadtgestaltung in Nordrhein-Westfalen Beispiele aus der ...
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<strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> vielen Groß- und Mittelstädten des Landes<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong> etabliert. Sie s<strong>in</strong>d – obwohl sehr heterogen<br />
zusammengesetzt und <strong>in</strong> ihrem Selbstverständnis,<br />
ihrer „Reichweite“ und ihren Arbeitsmethoden sehr spezifisch<br />
– <strong>in</strong> vielen Städten zu akzeptierten „Instanzen <strong>der</strong><br />
Baukultur“ geworden.<br />
Gerade wenn es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt noch ke<strong>in</strong>e gesicherten Erfahrungen<br />
mit <strong>der</strong> Arbeit dieser <strong>Beiräte</strong> gibt, dom<strong>in</strong>ieren<br />
im Regelfall Bedenken. Nur allzu oft wird <strong>der</strong> Politik e<strong>in</strong><br />
Allzuständigkeitswahn unterstellt, die Bauherren sehen<br />
die Wirtschaftlichkeit ihres Projektes gefährdet, die (betroffenen)<br />
Architekten sprechen von Geschmacksdiktaten<br />
und staatlich / kommunaler Willkür („Schönheit per<br />
Gesetz“), und die Verwaltung sieht sich <strong>in</strong> ihrem verme<strong>in</strong>tlichen<br />
Monopol <strong>der</strong> politischen Entscheidungsvorbereitung<br />
gefährdet.<br />
Vorbehalte dieser Art s<strong>in</strong>d – schon gar <strong>in</strong> dieser allgeme<strong>in</strong>en<br />
Form – nicht begründet. Schon oft wurde nachgewiesen,<br />
dass e<strong>in</strong>e breite öffentliche Diskussion Projekte im<br />
Regelfall eben nicht verzögert. Auch die E<strong>in</strong>schätzung,<br />
dass e<strong>in</strong> hohes gestalterisches Niveau zwangsläufig mit<br />
Kostensteigerungen verbunden ist, gehört <strong>in</strong> den Bereich<br />
<strong>der</strong> Vorurteile.<br />
E<strong>in</strong>es ist sicher: will man an <strong>der</strong> Stadt als sozialem und kulturellem<br />
Projekt festhalten, bedarf es auch e<strong>in</strong>es Engagements<br />
<strong>für</strong> die Gestalt <strong>der</strong> Stadt. Denn es gibt ke<strong>in</strong>en „guten<br />
Fürsten“ mehr, <strong>der</strong> sich <strong>für</strong> das „Gesamte“ verantwortlich<br />
fühlt und das private Darstellungsbedürfnis zurückdrängen<br />
kann. Und es gibt ke<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende Logik <strong>der</strong> (Bau-) Materialität<br />
mehr, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gewisse<br />
E<strong>in</strong>heitlichkeit des Ersche<strong>in</strong>ungsbildes von Städten gesorgt<br />
hat – heute ist beim Bauen fast alles <strong>für</strong> fast jeden verfügbar.<br />
Und es gibt e<strong>in</strong>e zunehmende Spezialisierung des Bauprozesses.<br />
Und wenn viele mitwirken – die Bauherren, die<br />
Architekten, die Investoren, die Verwalter, die Fachplaner,<br />
die Kostencontroller, die Makler, … – , dann mag das zwar<br />
dem e<strong>in</strong>zelnen Gebäude, wohl kaum aber dem städtebaulichen<br />
Gesamtensemble nutzen.<br />
Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung von Gestaltungsbeiräten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
Reihe hoch<strong>in</strong>teressanter Optionen verbunden:<br />
■ Sie erhöhen die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass Formen von<br />
„stören<strong>der</strong> Architektur“ verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Verwüstete<br />
Stadtbil<strong>der</strong> gibt es genug – mal <strong>aus</strong> Gedankenlosigkeit,<br />
mal <strong>aus</strong> Gründen des kurzfristigen Gew<strong>in</strong>nstrebens.<br />
Jedes maßstabssprengende Projekt und jede gestalterische<br />
Willkür muss mit e<strong>in</strong>er öffentlichen Thematisierung<br />
rechnen.<br />
■ Sie schaffen e<strong>in</strong>e lokale öffentliche Diskussionsplattform<br />
– und damit Bewusstse<strong>in</strong> – <strong>für</strong> Fragen <strong>der</strong> Architektur<br />
und des Städteb<strong>aus</strong>. Der Wert e<strong>in</strong>es solchen<br />
Diskussionsforums leitet sich dar<strong>aus</strong> ab, dass es sich<br />
nicht erst zum Zeitpunkt e<strong>in</strong>es Konflikts konstituiert,<br />
son<strong>der</strong>n kont<strong>in</strong>uierlich und neutral Stellung beziehen<br />
kann.<br />
7 König, Joachim, Zielsetzungen des Kongresses. In: Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong> e.V. (HG),<br />
Qualitätssicherung <strong>in</strong> Architektur und Städtebau. Instrumentarien im europäischen Vergleich. Dokumentation des Kongresses<br />
am 24./25. November 2000 <strong>in</strong> Köln. o.O. (Köln) 2001<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
■ Sie mögen zuweilen umstrittene Empfehlungen entwickeln.<br />
Aber sie leisten e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag<br />
zur Transparenz von Entscheidungskriterien und -wegen.<br />
■ Sie können wegen ihres <strong>in</strong>termediären Charakters zwischen<br />
den am Bauprozess beteiligten Gruppen vermitteln.<br />
Sie s<strong>in</strong>d – bei genauerer Betrachtung – Teil des<br />
bürgerschaftlichen Engagements <strong>für</strong> städtische Belange.<br />
Sie vermitteln zwischen dem spezifischen Interesse<br />
des E<strong>in</strong>zelobjekts und den Interessen <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit.<br />
■ Sie gehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung ihrer Tätigkeit selbstbestimmt<br />
vor; sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nicht an (gesetzliche<br />
o<strong>der</strong> sonstige) Regelungswerke gebunden. <strong>Beiräte</strong> können<br />
nur auf die Überzeugungskraft ihrer <strong>in</strong>haltlichen<br />
Argumentation vertrauen – und das macht sie glaubwürdig.<br />
■ Sie s<strong>in</strong>d letztlich e<strong>in</strong>e Beitrag zur Deregulierung, da sie<br />
im Vorfeld formaler Regelungen tätig s<strong>in</strong>d. Zu Recht<br />
bemerkt dazu <strong>der</strong> Vorsitzende des BDA-Landesverbandes:<br />
„Die dauerhafte Verankerung von Gestaltungsbeiräten<br />
wird nur gel<strong>in</strong>gen, wenn dadurch e<strong>in</strong> Beitrag zur<br />
Deregulierung geliefert wird“ 7 .<br />
Wie jede Kommission und Beratungs<strong>in</strong>stitution müssen<br />
sich auch Gestaltungsbeiräte ihrer Verantwortung bewusst<br />
se<strong>in</strong>. Ihre Tätigkeit kann – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> ihren Konsequenzen<br />
– als E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> das Grundeigentum bzw. die künstlerische<br />
Freiheit <strong>in</strong>terpretiert werden. Kritische Stimmen<br />
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