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Spieler, Regeln, Hintergründe Milliardär mit Flügeln Der Bootsbauer ...

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TOP FREIZEIT TOP FREIZEIT<br />

WEEZE<br />

Besuch auf Schloss Wissen<br />

"Vorsicht Hochspannung. Lebensgefahr!"<br />

Das Schild am alten Trafoturm von<br />

Schloss Wissen in Weeze warnt jetzt<br />

Hochzeitspaare. Sie können hier ein<br />

elektrisierendes Wochenende auf vier<br />

Etagen erleben. Die Luxussuite „Isabelle“<br />

ist völlig autark <strong>mit</strong> kombiniertem<br />

Schlaf- und Wohnraum, Pantry, Bad<br />

und Schmökerecke unterm Dach. Auf<br />

der einen Seite hat man einen prächtigen<br />

Blick über das Bruch, durch das sich<br />

das schmale Band der Niers zieht. Auf<br />

der anderen Seite<br />

schaut man auf<br />

die Wasserburg<br />

und die frühere<br />

Gesindesiedlung<br />

<strong>mit</strong> Mühle,<br />

Wirtschafts- und<br />

Wohngebäuden.<br />

Die historischen<br />

Raphaël Freiherr von Loë Bauten und den<br />

Trafoturm hat der<br />

Hausherr, Raphaël Freiherr von Loë, <strong>mit</strong><br />

Unterstützung des deutsch-niederländischen<br />

Vereins „culture & castles“ in<br />

zehn stilvolle Apartments für Übernachtungsgäste<br />

umbauen lassen. Sie tragen die<br />

Namen von Familien<strong>mit</strong>gliedern, die die<br />

Gäste aus Originalportraits begrüßen.<br />

Jedes der Apartments ist <strong>mit</strong> Möbeln der<br />

jeweiligen Epoche eingerichtet: Logis in<br />

historischen Häusern ist die Marke. Die<br />

alte Mühle nebenan beherbergt Küche<br />

Ein Schloss im Wandel der Zeit<br />

Stilvolles Nächtigen in historischem Ambiente<br />

und Frühstücksraum und kann kleinere<br />

Feiern aufnehmen. Die Europäische Union<br />

hat das grenzüberschreitende Projekt<br />

gefördert und vermarktet die Angebote<br />

der 12 niederländischen und deutschen<br />

Schlossherren gemeinsam. Für das Projekt<br />

in „Wissen“ kam weiteres Geld aus<br />

Denkmal<strong>mit</strong>teln des Landes NRW. Eine<br />

Initialzündung für die kaufmännische<br />

Entscheidung, die sich später verzinst.<br />

Dem „Gesindedorf“ gegenüber umschließt<br />

eine Gräfte das Schloss <strong>mit</strong> der<br />

Vorburg. Man hat den alten Uhrturm im<br />

Blick, der einen der älteren Gebäudeteile<br />

aus der Gotik krönt. Einige Schritte weiter<br />

steht man vor der Auff ahrt zu Vorburg<br />

und Haupthaus <strong>mit</strong> ihren Bauten verschiedener<br />

Epochen. Fünf Steinbögen<br />

tragen den Weg über die Gräfte. Früher<br />

war hier die Zugbrücke, heute können<br />

sich die Besucher einen Eindruck der<br />

Innenhöfe von Schloss Wissen verschaffen.<br />

Raphaël Freiherr von Loë, seine<br />

Frau und die sechs Kinder erwarten<br />

dennoch Respekt für ihre Privatsphäre.<br />

In der Vorburg haben der Hausherr und<br />

seine Mitarbeiter ihre Büros. Andere<br />

Gebäudeteile sind an Handwerker und<br />

Künstler vermietet, auch ein Nato-Offi -<br />

zier wohnt dort <strong>mit</strong> seiner Familie. Die<br />

Schlosskapelle steht an den Tagen <strong>mit</strong><br />

Gottesdiensten für jedermann off en. Die<br />

von Loë und ihre adeligen Nachbarn rund<br />

um Weeze haben sie im 19.Jahrhundert<br />

Text Dr. Egon Peifer Fotos Rainer Lohmann<br />

gemeinsam bezahlt. Im protestantischen<br />

Kaiserreich wollte der katholische Adel<br />

Flagge zeigen.<br />

In der Hauptburg laden drei prächtige<br />

Säle zu Empfängen, Präsentationen und<br />

kulturellen Veranstaltungen ein. Acht<br />

bis zehn Mal im Jahr ist dort richtig<br />

Betrieb und die Familie in den Geschossen<br />

darüber schränkt sich dann etwas<br />

ein. BMW und RWE feiern dort, es gibt<br />

Konzerte, Exerzitien, Familientreff en<br />

und einmal im Jahr – immer am ersten<br />

Wochenende im Juli – das Parkfest. <strong>Der</strong><br />

Hausherr nimmt Nächstenliebe ernst: Die<br />

Einnahmen aus diesem Festwochenende<br />

gehen in die Krankenfahrten deutscher<br />

Katholiken ins französische Lourdes.<br />

Die starten einmal jährlich per Zug vom<br />

Nachbarort Kevelaer. Dem Votivbild der<br />

schwarzen Madonna dort sind die von<br />

Loe seit mehr als 350 Jahren verbunden.<br />

Damals stifteten sie den Grund, auf dem<br />

die Kerzenkapelle steht.<br />

Raphaël Freiherr von Loë ist ein kühler<br />

Rechner. Das hat er im Studium der<br />

Wirtschaftswissenschaft und danach<br />

in seinen Berufsjahren in Bremen gelernt.<br />

Als Deutschland 1989 und 1990<br />

zusammenwuchs, übernahm er die<br />

Verantwortung für das Schloss und den<br />

umgebenden Besitz. Das sind immerhin<br />

1000 Hektar Wald, 650 Hektar Landwirtschaft<br />

und ein Viehbestand. Die Tiere<br />

dort sorgen über eine Biogasanlage für<br />

Energie und Wärme. Die Heizkosten<br />

für den Familiensitz <strong>mit</strong> zehntausend<br />

Quadratmeter denkmalgeschützter<br />

Dachfl äche machen dem Schlossherrn<br />

so<strong>mit</strong> keine grauen Haare.<br />

Das war vor mehr als 30 Jahren noch<br />

anders. Damals ließ sein Vater, Fritz<br />

Graf von Loë, das Schloss gründlich<br />

sanieren. Jede der vielen Generationen<br />

hatte gebaut und verändert, mal sahen<br />

Burg und Haupthaus gotisch aus, mal<br />

zeigten sie die Stile der Renaissance<br />

und des Barock, dann veränderte man<br />

gemäß napoleonischer Mode, um später<br />

der Neugotik wieder den Vorzug zu<br />

geben. 1969 ließ man marode Bauteile<br />

abreißen, der Rest wurde instand gesetzt.<br />

Eine Menge Arbeit, denn seit 1957 stand<br />

das Haupthaus leer. Die Kriegsschäden<br />

waren am Ende zu groß, das Dach zu<br />

undicht, um dort vernünftig wohnen<br />

zu können. Im zweiten Weltkrieg war<br />

Schloss Wissen ein Lazarett, stand aber<br />

unter der Aufsicht der Großmutter des<br />

Hausherrn, Isabelle Gräfi n von Loë. Sie<br />

ließ sich nicht evakuieren und bot dem<br />

Militär zweimal die Stirn. Als sich ein<br />

Stab der deutschen Reichswehr einquartieren<br />

wollte, erreichte sie resolut den<br />

Abzug der Offi ziere, weil sie verlangte<br />

sonst die Rot-Kreuz Flagge vom Dach zu<br />

holen. Nach Kriegsende überzeugte sie die<br />

britischen Besatzer, aus dem Ruhrgebiet<br />

eine Pumpe heranzuschaff en, um den<br />

Wasserstand der Gräfte anzuheben. Die<br />

Gräfi n hatte ihren „Gästen“ ausgemalt,<br />

wie wenig komfortabel das Leben im<br />

Schloss sei, wenn aus dem Schlamm eine<br />

Mückenplage aufsteige. Mit heute 103<br />

Jahren hält Isabelle von Loë immer noch<br />

ihre schützende Hand über die Familie<br />

und hat Freude an 109 Nachkommen,<br />

darunter 63 Urenkelkinder.<br />

Eine so große Familie plant immer für<br />

die Zukunft. Das Wasserschloss Wissen<br />

ist einer der bedeutenden Adelssitze am<br />

Niederrhein und schon über 500 Jahre im<br />

Besitz der von Loë. Läuft das Geschäft<br />

<strong>mit</strong> „culture & castles“ gut an, kann sich<br />

der Hausherr vorstellen, in der Vorburg<br />

auch Tagungsräume herzurichten. <strong>Der</strong><br />

alte Besitz will genutzt sein. Auch der<br />

Garten rund um das Wasserschloss<br />

könnte irgendwann einmal die Hand eines<br />

Landschaftsarchitekten gebrauchen. Bei<br />

dem Parkfest im Juli lässt sich der Park<br />

erkunden, die Brücken, Postamente,<br />

Brücken und Vasen, die immer noch<br />

als point de vue das Auge erfreuen. Man<br />

kann die weit herabhängenden Äste der<br />

alten Fiederbuche nutzen, um ungesehen<br />

einen Kuss zu tauschen und darüber<br />

nachsinnen, welche Pracht früher in der<br />

Orangerie geblüht hat. Auf Schloss Wissen<br />

gibt es auch die nächsten 500 Jahre<br />

gleichermaßen Arbeit und Muße.<br />

Weitere Infos – auch zum Parkfest – finden Sie unter www.schloss-wissen.de!<br />

Im Hochzeitsturm wohnen Sie in<br />

romantischer Atmosphäre auf vier<br />

Etagen. Links das Schlafzimmer im<br />

Erdgeschoß, rechts das wunderschöne<br />

Bad auf der zweiten Etage.<br />

Die weitläufi gen Säle im Stil<br />

der alten Zeit bieten eine<br />

perfekte Kulisse für ausgefallene<br />

Veranstaltungen und Familienfeste.<br />

Schloss Wissen ist von einer großen<br />

Parkanlage <strong>mit</strong> viel Grün umgeben.<br />

Geschichte von Schloss Wissen<br />

Die Wasserburg ist 1372 erstmals urkundlich<br />

erwähnt, als Haus der Familie<br />

van der Straaten, die es als Lehen des<br />

Xantener Viktorstiftes erhielt. Um 1440<br />

starb der letzte Mann der Familie, seine<br />

Tochter verkaufte Schloss Wissen 1461<br />

an Johann van den Loë, der es seinem<br />

Sohn und seiner Schwiegertochter zur<br />

Hochzeit schenkte. <strong>Der</strong> Herzog von<br />

Kleve erhob Wissen zur eigenständigen<br />

Herrschaft <strong>mit</strong> Gerichtsbarkeit.<br />

1629 wurde die Familie von Loë in den<br />

Freiherrenstand erhoben, 1808 in den<br />

Reichsgrafenstand (nur der Erstgeborene<br />

erbt den Titel des Vaters).<br />

Kapelle<br />

Eine Kapelle ist bereits 1401 erstmals<br />

erwähnt. Sie war immer Bestandteil des<br />

festen Burghauses. Die heutige Schlosskapelle<br />

St. Marien entstand Ende des<br />

19.Jahrhunderts. <strong>Der</strong> Kölner Architekt<br />

Vinzenz von Statz erbaute sie im Stil der<br />

Neugotik. Die Ausmalung übernahm<br />

Eduard von<br />

Steinle. Er gilt<br />

als der letzte<br />

Vertreter der<br />

Nazarener-<br />

Schule. Die<br />

kostbaren Glasfenster<br />

des Baus<br />

stammen aus<br />

Birmingham.<br />

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