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Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 1/2012

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20<br />

Aus unserem Fach<br />

Auswirkungen des DFG-Graduiertenkollegprogramms<br />

aus der Perspektive der<br />

Berufsverläufe <strong>und</strong> Berufserfolge der Absolventen<br />

untersucht <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

in einer 215 Seiten umfassenden Schrift<br />

veröffentlicht (9). Sie kamen zu dem Ergebnis,<br />

dass „das Ziel, innovative Betreuungsstrukturen<br />

einzurichten, bei denen<br />

interdisziplinäre <strong>und</strong> möglichst auch<br />

interinstitutionell besetzte Teams von<br />

Hochschullehrerinnen <strong>und</strong> Hochschullehrern<br />

die Begleitung der Promovierenden<br />

übernehmen, sich nur für einen<br />

Teil der Kollegiatinnen <strong>und</strong> Kollegiaten<br />

ergeben. Auch wenn die Dissertation<br />

durch zwei oder mehr Hochschullehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Hochschullehrer betreut<br />

wurde, waren diese Teams häufig nicht<br />

interdisziplinär besetzt, seltener waren<br />

interin stitutionelle Betreuungsteams zu<br />

finden.“ „Quantität <strong>und</strong> Qualität der Betreuungsgespräche<br />

werden – unabhängig<br />

von den Betreuungsstrukturen – durchgängig<br />

gut beurteilt.“<br />

Die Dauer der Promotion betrug in den<br />

sogenannten Lebenswissenschaften 3,7<br />

Jahre für Kollegiaten <strong>und</strong> 4,2 Jahre für<br />

Nicht-Kollegiaten. In der Benotung für<br />

diesen Bereich fand sich kein signifikanter<br />

Unterschied zwischen den Kohorten.<br />

Letztlich zeigte sich, dass lediglich für<br />

die Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften in<br />

allen untersuchten Indikatoren signifikante<br />

Unterschiede zwischen Kollegiaten<br />

<strong>und</strong> Nicht-Kollegiaten bestanden, sodass<br />

sich aus den aufwändigen Promotionskollegprogrammen<br />

keinesfalls für alle<br />

Bereiche ein Benefit darstellen lässt.<br />

Fazit<br />

Die Einschätzungen von Doktoranden zur<br />

Bedeutung ihrer Dissertation werden vor<br />

allen Dingen im Hinblick auf den Umgang<br />

<strong>und</strong> das Verständnis statistischer Methoden,<br />

der Interpretation von Versuchsergebnissen<br />

in anderen Studien <strong>und</strong> die<br />

Interpretation von Originalarbeiten gesehen.<br />

Dies befähigt sie, wissenschaftliche<br />

Medizinische Dissertationen üben einen erheblichen Einfluss auf<br />

die Forschungsleistung der universitären medizinischen Einrichtungen<br />

aus.<br />

Literatur<br />

1 Wissenschaftsrat: Anforderungen an die<br />

Qualitätssicherung der Promotion. Positionspapier<br />

2011. www.wissenschaftsrat.de/<br />

download/archiv/1704-11.pdf<br />

2 Kutter I, in Zeit Online vom 4.3.2011: Was<br />

ist der Dr. wert? Nie wurde in Deutschland<br />

so viel promoviert wie heute – die Qualität<br />

bleibt auf der Strecke. www.zeit.de/2011/10/<br />

Wert-des-Doktortitels<br />

3 Statistisches B<strong>und</strong>esamt Wiesbaden: Bildung<br />

<strong>und</strong> Kultur: Prüfungen an Hochschulen.<br />

Fachserie 11, Reihe 4.2, 2010<br />

4 Dewey M, Schönberger E, Schnapauff D,<br />

Zimmermann E: Medizinische Dissertation:<br />

Was sollten Promotionsbetreuer beachten?<br />

DÄB online, 03.09.2004. www.aerzteblatt.<br />

de/aufsaetze/0401<br />

Publikationen richtig zu lesen <strong>und</strong> zu interpretieren,<br />

was relevant ist für die tägliche<br />

klinische Arbeit <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage einer<br />

evidenzbasierten Medizin. Für einige<br />

Promovenden stellt es den Einstieg <strong>und</strong><br />

Beginn einer wissenschaftlichen Karriere<br />

dar (10).<br />

Die Mitglieder des Gr<strong>und</strong>satzausschusses<br />

der DGU sind der Ansicht, dass medizinische<br />

Dissertationen einen erheblichen<br />

Einfluss auf die Forschungsleistung der<br />

universitären medizinischen Einrichtungen<br />

ausüben. Ein direkter Vergleich von<br />

medizinischen Dissertationsleistungen<br />

mit anderen Fachbereichen ist aus fach-<br />

5 Weihrauch M, Strate J, Pabst R: Die medizinische<br />

Dissertation – kein Auslaufmodell.<br />

Ergebnisse einer Befragung von Promovierenden<br />

stehen im Widerspruch zu oft geäußerten<br />

Meinungen. Dtsch Med Wochenschr<br />

2003, 128: 2583-2587<br />

6 Bönisch J, in Süddeutsche Online vom<br />

8.7.2009: Dr. med. Dünnbrettbohrer. www.<br />

sueddeutsche.de/karriere/medizinstudium-<strong>und</strong>-promotion-dr-med-duennbrettbohrer-1.120817<br />

7 Cursiefen C, Altunbas A: Contribution of medical<br />

student research to the Medline indexed<br />

publications of a German medical faculty.<br />

Med Educ 1998, 32: 439-440<br />

8 Bitter-Suermann D: Die medizinische Promotion<br />

als Teil der Ausbildung. Vortrag anlässlich<br />

des Medizinischen Fakultätentags in<br />

immanenten Gründen nicht möglich <strong>und</strong><br />

führt zu einer sachlich falschen, die medizinischen<br />

Promotionsleistungen verzerrenden<br />

Beurteilung.<br />

Die Medizinischen Fakultäten stehen<br />

vor der besonderen Herausforderung,<br />

klinische Patientenversorgung <strong>und</strong> wissenschaftliches<br />

Arbeiten auf höchstem<br />

Niveau zu gewährleisten. Dieses Nebeneinander<br />

aber erfordert <strong>und</strong> begünstigt<br />

eine patientenorientierte Forschung, garantiert<br />

die Praxisnähe der wissenschaftlich<br />

tätigen Ärzte <strong>und</strong> vermeidet Kompetenzverlust<br />

im Fachgebiet durch längerfristige<br />

klinische Abwesenheit derselben,<br />

insbesondere in chirurgischen, auf ununterbrochene<br />

praktische Ausübung angewiesenen<br />

Fächern.<br />

Um der Tendenz der abnehmenden Promotionsbereitschaft<br />

unter Medizinstudierenden<br />

entgegen zu wirken, hat der<br />

Gr<strong>und</strong>satzausschuss der DGU in Zusammenarbeit<br />

mit den Senatoren der DGU<br />

den Entwurf der Stiftung eines Promotionspreises<br />

erstellt.<br />

PD Dr. Julia Seifert<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

PD Dr. Julia Seifert leitet<br />

den Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für <strong>Unfallchirurgie</strong>.<br />

Berlin am 26.10.2011. www.mft-online.de/<br />

files/bitter-suermann_flexner.pdf<br />

9 DFG: Neue Ausbildungsformen – andere<br />

Werdegänge? Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsverläufe<br />

von Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen<br />

der Graduiertenkollegs der DFG. Wiley-VCH<br />

2009. ISBN 978-3-527-32629-7<br />

10 Papst R, Strate J, Rothkötter H-J: Die medizinische<br />

Dissertation: Sinnvolle Ergänzung –<br />

oder Ablenkung vom Studium? DÄB 1997,<br />

94: A-2314-A2318<br />

11 Tenorth H E: Die Promotion in der Krise.<br />

Eine Dissertation ist nicht in erster Linie Statussymbol,<br />

sondern zentraler Qualitätsindikator<br />

<strong>und</strong> Steuerungsinstrument. FAZ<br />

21.07.2011, S. 8<br />

<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> | Februar <strong>2012</strong>

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