Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 1/2012
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Närrische Zeiten<br />
Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
vor einem Jahr äußerte ich an dieser Stelle<br />
Vorfreude auf den 11.1.11 um 11.11<br />
Uhr. Diese schöne Ziffernfolge versprach<br />
das Besondere als Gr<strong>und</strong> zur Ausgelassenheit.<br />
Mit diesem Zeitpunkt brach das<br />
Närrische aus: „Alles darf in Frage gestellt<br />
<strong>und</strong> auf die Schippe genommen werden.“<br />
Bei der Veranstaltung des diesjährigen<br />
AKV (Aachener Karnevalsverein) waren<br />
unter anderem Ges<strong>und</strong>heitsminister<br />
Bahr als auch seine Vorgängerin Schmidt<br />
anwesend. Letztere schien von der Mimik<br />
her immer noch schwer beeindruckt von<br />
ihrem Spanienaufenthalt (mit Dienstwagen<br />
<strong>und</strong> Chauffeur, versteht sich). Herr<br />
Minister Bahr wollte wohl nicht jubeln:<br />
Dabei machen die Krankenkassen Überschuss<br />
in Milliardenhöhe. Alles eigentlich<br />
rosig für die Regierungsbank? Oder<br />
ist Herr Minister doch ein Fall für den<br />
Facharzt für <strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong>/oder <strong>Unfallchirurgie</strong>?<br />
Ja, die Führungskrise der<br />
FDP steckt ihm in den Knochen, der FDP<br />
wurde quasi das Rückgrat gebrochen<br />
bei Osteomalazie schlimmster Art durch<br />
Wählerverlust in den B<strong>und</strong>esländern. Ein<br />
klarer Fall für den FA für O & U!<br />
Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, ein Fall<br />
für Sie? Die Politik appelliert an Ihr Helfersyndrom.<br />
Oder ist hier nur noch Mitleid<br />
am Platze?<br />
Übrigens: Für den „Orden wider den tierischen<br />
Ernst“ waren in Aachen beide<br />
nicht nominiert.<br />
So müssen wir selbst über Rezepte, Operationsmethoden<br />
in der ganzen Breite<br />
unseres Faches O&U nachdenken. Der<br />
„goldene Schnitt“ ist historisch besetzt<br />
<strong>und</strong> bei der Wiederherstellung des Corpus<br />
FDP nicht anwendbar. Potemkin<br />
kann hier ebenfalls nicht zu Rate gezogen<br />
werden, denn die Fassade steht auch<br />
nicht mehr.<br />
Hilfsmittel: Orthopädisch denken Sie an<br />
ein Korsett? Konservative Inhalte unseres<br />
Faches sind gefährdet, werden nicht<br />
mehr ausreichend dem Nachwuchs vermittelt<br />
<strong>und</strong> ambulant schon gar nicht<br />
von den Kassen gewürdigt. Infolgedessen<br />
kann die demografisch beeinflusste Mor-<br />
bidität der osteoporotischen Zusammenbrüche<br />
nicht von außen gehalten werden<br />
– ganze Kreisverbände der FDP sollen<br />
sich aufgelöst haben.<br />
Unfallchirurgisch denken Sie zum Beispiel<br />
an die Kyphoplastie oder Stabilisierungsoperation?<br />
Hier hat sich in den<br />
OP-Sälen viel getan. Die Statistiken weisen<br />
einen exponenziellen Anstieg der<br />
OP-Häufigkeit auf. Die Mindestzahlen<br />
wurden gigantisch übertroffen <strong>und</strong> beweisen<br />
die hohe Qualität dieser Verfahren<br />
in Deutschland. Wir sind wieder wer,<br />
<strong>und</strong> ja, wir sind Weltmeister (W<strong>und</strong>er<br />
seit Bern 1954 – Fußball-WM). Die gesetzlichen<br />
Kassen freuten sich über das<br />
Können <strong>und</strong> die guten Materialien <strong>und</strong><br />
zahlten. Alles klar? Wenn die GKV zahlt,<br />
ist das gut. Chancen der Heilung für die<br />
FDP? Ich fürchte nein. Immerhin ein<br />
Heilversuch scheint angesichts der Aussichtslosigkeit<br />
der Lage der FDP gerechtfertigt<br />
(nächste Wahl im Saarland <strong>und</strong><br />
Schleswig-Holstein). Stabilisierung des<br />
gesamten Rückgrats?<br />
Osteologisch denken Sie an die 1/2-Jahresspritze<br />
„Knochen-on“? Hier brauchen<br />
wir wohl bei der FDP nicht tätig werden.<br />
Das Gr<strong>und</strong>lagenprogramm ist bereits<br />
in Arbeit <strong>und</strong> wechselt von „Steuersenkung“<br />
(Hotel) auf „Wachstum“. Übrigens,<br />
Herr Minister Bahr hat als erster die Medikamentenkosten<br />
„im Griff“. Die Änderungen<br />
im Gesetz (VStG) für Sie, liebe<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, sind insofern<br />
fre<strong>und</strong>lich sachgerecht, dass vor Regress<br />
eine Beratung gesetzt wurde. Ein gelungener<br />
Start: „Weiter so bitte, Herr Minister.<br />
Hier sammeln Sie Pluspunkte bei Versicherten,<br />
Patienten <strong>und</strong> Ärzten!“<br />
Rheumatologisch denken Sie an die Basistherapie<br />
für die chronischen Reibereien<br />
innerhalb der Regierungskoalition<br />
der letzten zwei Jahre? Hier ist dringend<br />
Handlungsbedarf; denn diese entzündlich<br />
zerstörerischen Verhaltensweisen<br />
sind „ansteckend“: Die Grünen in Berlin<br />
sind nach der Wahl „zerfallen“. Eine<br />
„Basistherapie“ wurde bei diesen nicht<br />
etwa medikamentös versucht, auch nicht<br />
homöopathisch, wie Sie vielleicht vermuten.<br />
Nein, nach erfolgreicher „Krisenintervention“<br />
der obersten Landesfrau dieser<br />
Partei hörte ich die Reden von zwei<br />
Editorial<br />
Helmut Mälzer, Präsident des Berufsverbandes<br />
der Fachärzte für <strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />
verbissenen Kontrahenten, wie diese<br />
plötzlich alle Betroffenen um Verzeihung<br />
beziehungsweise Entschuldigung baten,<br />
um sinngemäß „wieder miteinander weiterarbeiten<br />
zu wollen“.<br />
Für die echten Rheumakranken stehen<br />
wir zur Verfügung <strong>und</strong> wollen dabei<br />
unsere Kompetenz verbessern <strong>und</strong> den<br />
Patienten <strong>und</strong> Kassen vernetzt anbieten.<br />
Machen Sie, liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
aktiv bei den Kompetenznetzen des<br />
BVOU mit.<br />
Psychosomatische Gr<strong>und</strong>versorgung beherrschen<br />
wir auch in der Praxis für O&U.<br />
Also können wir für die FDP <strong>und</strong> Koalition<br />
viel Gutes tun. In der Tat ist ja viel<br />
Geld von der somatischen <strong>Orthopädie</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> (Kapitel 18 im EBM)<br />
zu den Psychotherapien transferiert worden<br />
<strong>und</strong> wird es künftig weiterhin. Soll<br />
heißen: Bald können wir nur noch mit<br />
guten Worten „<strong>und</strong> Gebeten“ behandeln.<br />
Ob das der FDP (hat ja noch nicht einmal<br />
ein „C“ im Namen) helfen wird? Die osteoporotischen<br />
Frakturen jedenfalls werden<br />
wir damit sicher nicht heilen. Das<br />
müssen <strong>und</strong> werden wir überall in Wahlkreisen<br />
<strong>und</strong> KVen k<strong>und</strong> tun.<br />
Schmerztherapeutisch denken Sie an<br />
Opiate? Das geben wir unseren Schmerzkranken<br />
gern nicht nur palliativ. Bei der<br />
FDP wird die Dauerbehandlung wohl<br />
zeitlich begrenzt durch die nächsten<br />
<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> | Februar <strong>2012</strong> 1