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Ausgabe 5/2012 - ophta

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Praxis / PratiqueGleitsichtgläser – Technik und Tipps für die Praxis, 1. TeilErnst Bürki, ThunWas versteht man unter einem harten undweichen Gleitsichtglasdesign? Wann sindindividuell gefertigte Gleitsichtgläser denStandardgläsern überlegen? Welche VorundNachteile haben kurze Progressionszonen?Sind Ihnen eyecode, i.Profiler undDesignpunkte geläufige Begriffe? Nein?Dann ist diese Serie zu Gleitsichtgläsernetwas für Sie. – In diesem ersten Teil gehtes zunächst um Informationen zu dentechnologischen Fortschritten in der Brillenglasherstellung.Gleitsichtgläser sindästhetisch viel gefälliger als die früherenBi- oder Trifokalgläser, haben aber auchihre Tücken. Wenn wir unsere Patientengut beraten wollen oder mit dem Augenoptikerüber eine reklamierte Brille diskutierenmüssen, sollten wir über Grundlagenund Neuentwicklungen Bescheid wissen.Die Fortentwicklungen sind faszinierend,und wer sich vor Augen hält, was erreichtwurde, befasst sich leichter mit der Physikdieser Gläser, auf die Teil 2 eingeht.■ Entwicklung der Gleitsichtgläser:Bisherige sieben GenerationenErste Generation: Varilux ® 1Die ersten Patente für ein Gleitsichtglaskonzeptwurden schon 1907 und 1911 erteilt,doch war darin lediglich die Flächengeometriedefiniert. Eine Fertigung waraus technischen Gründen noch nicht möglich.Bernard Maitenaz gelang der Durchbruch,und im Jahre 1959 führte die Sociétédes Lunetiers (später Essilor) das ersteGleitsichtglas unter dem Namen Varilux®ein.Die horizontalen Vorderflächenradien warennoch rein sphärisch. Das Glas wurdesymmetrisch zum Progressionsmeridiangefertigt und dann bei der Montage in dieBrillenfassung geschwenkt, um den Nahbereichin die richtige Position zu bringen.Formgebung und Polierprozess waren beimdamals ausschliesslich mineralischen Materialschwierig. Das Glas war mit starkenseitlichen Abbildungsfehlern behaftet undwegen seines Schaukeleffekts für den Trägersehr gewöhnungsbedürftig.Weniger bekannt ist, dass auch in der ehemaligenDDR bei Carl Zeiss Jena seit 1953Grundlagenforschung betrieben wurde,die ab 1960 zur Fertigung rotations symmetrischerGleitsichtgläser führte. PlanwirtschaftlicheÜberlegungen («Brillengläsergehören zu den einzuschränkendenErzeugnisgruppen») führten 1969 zumEntscheid, die Produktion nicht aufzunehmen.Zweite Generation: StandardisierteProgressivgläserDie anfänglichen Probleme konnten dankder Bemühungen der Glashersteller balddeutlich reduziert werden. Man erkannte,dass beim Sehvorgang nicht nur das fovealeund statische Sehen eine Rolle spielt, sondernebenso die periphere und dynamischeWahrnehmung.Drei Dinge trugen zum fundamentalenFortschritt bei: die seitlichen Aberrationenliessen sich verringern, indem die horizontalenVorderflächenradien nicht mehr alseine Abfolge von Sphären, sondern von Kegelschnitten(Asphären) gefertigt wurden.Weiter gelang es, die Wahrnehmung horizontalerund vertikaler Linien durch dieperipheren Glaszonen zu verbessern, wasdie Schaukeleffekte der ersten Glasgenerationdeutlich verminderte. Schliesslichwurden die Gläser für das rechte und linkeAuge getrennt berechnet und gefertigt, wasdas Binokularsehen verbesserte. Das neueKonzept wurde von Essilor 1972 unter derBezeichnung Varilux 2® vorgestellt und erfreutesich zunehmender Anerkennung.Für viele Laien ist noch heute der Begriff«Varilux» synonym für ein Gleitsichtglas.Aber auch die Konkurrenz war nicht untätig.Rodenstock lancierte 1981 das ProgressivR (R für refraktionsrichtig). ZurGlasberechnung dienten Standardwertewie eine Pupillendistanz von 63 mm,ein Hornhautscheitelabstand (HSA) von15 mm oder eine Glasinklination von 8°.Während für das Varilux 2 auf dem deutschenMarkt empfohlen wurde, die refraktionierteFernwirkung um –0.25 dpt abzuschwächenund den Nahzusatz um0.25 dpt zu erhöhen, war dies beim ProgressivR nicht mehr nötig und begründetedessen grossen Verkaufserfolg.Zeiss verkaufte zunächst das Varilux 2 unterdem Namen Gradal 2. Der Erfolg vonRodenstock auf dem deutschen Marktzwang die Firma aber zu einer Eigenentwicklung,um verlorene Marktanteile zurückzugewinnenund das Image der MarkeGradal zu verbessern. Das 1983 vorgestellteGradal HS® (HS für Horizontal­Symmetrisch) gewährleistete gleicheSehbedingungen für das rechte und linkeAuge bei allen Blickbewegungen und harmonisiertedie periphere Verzeichnung.Die asphärische Frontfläche wurde mitvollautomatischen CNC­Maschinen geschliffen,die eine überlegene Präzisionund Reproduzierbarkeit sicherstellten.Ausserhalb Europas brachten die FirmenAO, Hoya und SOLA ähnliche Gläser aufden rasant wachsenden Markt.Bei diesen konventionellen und kostengünstigenGleitsichtgläsern wurden fürdie Optimierung weder die Refraktionsdatennoch die individuellen Parameterberücksichtigt. Bei Standardparameternund geringen sphärischen Wirkungen ergabensich dennoch sehr gute Ergebnisse.Dritte Generation: WirkungsoptimierteGleitsichtgläserAusgehend von der Erkenntnis, dass nichtnur die Gestalt der Gleitsichtfläche fürden Trageerfolg ausschlaggebend ist, sonderndass das System Brillenglas – Auge –Gehirn in seiner Gesamtheit berücksichtigtwerden muss, begann man Anfang der90er Jahre, das Gleitsichtglas vermehrtdem Verwendungszweck und den physiologischenGegebenheiten des Trägers anzupassen.Als erstes entstanden Datenbankenzur Sammlung anatomischer undphysiologischer Kenngrössen für jede Altersklasse.Für jede Addition und für jedesPresbyopiestadium wurde ein eigenes Flächendesigngeschaffen. So kamen 1988das Varilux VDM von Essilor und 1989das Progressiv S von Rodenstock auf denMarkt. Bei Essilor konzentrierten sich diephysiologischen Forschungsarbeiten zudemauf den Komfort von Kopfhaltungsowie Kopf­ und Augenbewegungen. Tragetestsgestatteten eine fortlaufende Optimierungdes Konzepts, eine bequemereHaltung beim Sehen in der Nähe miteiner Verbesserung des Sehkomforts beim412 <strong>ophta</strong> • 5|<strong>2012</strong>

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