26.11.2012 Aufrufe

pdf-Drucker, Job 71

pdf-Drucker, Job 71

pdf-Drucker, Job 71

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

# %<br />

Mit der Arbeit der CDU-Zuwanderungskommission ist auch die Union von ihrer langjährigen<br />

Position abgerückt und spricht sich nunmehr für Einwanderung aus. 270 Nichtsdestotrotz<br />

hat die Unklarheit, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist oder nicht, die Lebensbedingungen<br />

der ‚alten türkischen Immigrantinnen‘ in Deutschland über Jahrzehnte geprägt.<br />

Wie oben bereits angesprochen, 2<strong>71</strong> war am Anfang der Arbeitsmigration für alle<br />

Beteiligten klar, daß die MigrantInnen aus der Türkei Deutschland bald wieder verlassen<br />

würden. Deutschland verstand sich nicht als Einwanderungsland. Auch als Arbeitsverträge<br />

verlängert wurden, und Familienangehörige nachziehen konnten, änderte dies nichts an der<br />

Vorstellung einer vorübergehenden Anwesenheit der MigrantInnen. Die Anwerbung und<br />

Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland wurde zunächst nicht als problematisch<br />

angesehen. 272 Dies änderte sich jedoch, als es in der deutschen Wirtschaft die ersten<br />

Rezessionserscheinungen gab. Mit der weiteren Gesetzgebung – Anwerbestop und Rückkehrförderung<br />

– verstärkte sich das Gefühl der Mehrzahl der Deutschen, daß die Migrantinnen<br />

und Migranten eigentlich besser „nach Hause“ gehen sollten, dorthin, wo sie dereinst<br />

hergekommen waren.<br />

Für die aus der Türkei eingewanderten Migrantinnen bedeutet das häufig, daß sie<br />

nach 40 Jahren immer noch als ‚Gäste‘ gelten – daß sie in Deutschland daheim sind, ihre<br />

Wohnung eingerichtet haben, daß ihre FreundInnen und Verwandten in Deutschland leben,<br />

ist oft nicht im Bewußtsein der ‚Deutschen‘. Das Wort ‚Gastarbeiter‘ ist im politischen wie<br />

im alltäglichen Sprachgebrauch kaum mehr zu finden. Die Vorstellung einer lediglich vorübergehenden<br />

Anwesenheit hat sich jedoch erhalten. Manchmal wird auch das Wort ‚Gastarbeiter‘<br />

noch verwendet. Im Zukunftsprogramm der CDU werden diejenigen ‚AusländerInnen‘,<br />

die „einst als Gastarbeiter nach Deutschland“ 273 gekommen sind, als „Teil dieser<br />

Gesellschaft“ 274 bezeichnet. Die CDU verwendet hier die Formulierung ‚Gastarbeiter‘, die<br />

durch den Verweis auf die historische Entwicklung scheinbar gerechtfertigt wird, ohne sie<br />

kritisch zu kommentieren. Zudem wird eine doppelte Botschaft gesendet, die den Eindruck<br />

hinterläßt, daß ArbeitsmigrantInnen zwar nicht mehr ‚nach Hause‘ geschickt werden können,<br />

aber dennoch irgendwie anders sind als ‚wir‘. Wie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im<br />

Programm zur Bundestagswahl kritisieren, versteht das AusländerInnenrecht die ArbeitsmigrantInnen<br />

„als ‚Fremde‘ und ‚Gäste‘ “. 275 Obwohl diese Begriffe im AuslG nicht verwendet<br />

werden, hält das AuslG an der Vorstellung einer vorübergehenden Anwesenheit der<br />

ImmigrantInnen fest. Das AuslG geht nach wie vor davon aus, daß die Bundesrepublik kein<br />

gigen Kommission „Zuwanderung“, http://www.bmi.bund.de/dokumente/Artikel/ix_46876.htm<br />

(4. Juli 2001).<br />

Vgl. Bade, Klaus J.: Transnationale Migration, ethnonationale Diskussion und staatliche Migrationspolitik<br />

im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts, in: ders. (Hrsg.): Migration – Ethnizität –<br />

Konflikt (Schriften des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien [IMIS]; Bd. 1),<br />

Osnabrück 1996, 403-430; Vitt, Veronika; Heckmann, Friedrich: Dokumentation: Migrations und<br />

Migrationspolitik in Deutschland 1998-2000, in: Klaus J. Bade; Rainer Münz (Hrsg.): Migrationsreport<br />

2000. Fakten – Analysen – Perspektiven, Frankfurt am Main 2000, 223-278; Migrations- und<br />

Asylpolitik in Europa (Themenheft), Informationsdienst zur Ausländerarbeit 1 (1995).<br />

270<br />

Siehe Müller, Peter: „Wir wollen Einwanderung – und wir wollen sie begrenzen“, Interview von<br />

Susanne Höll, in: SZ Nr. 40, 57. Jg., 17./18. Februar 2001, 8.<br />

2<strong>71</strong><br />

Siehe das Unterkapitel 4.1.<br />

272<br />

Siehe Ibrahim, Salim: Ausländerfrage, 7f.<br />

273<br />

CDU: Zukunftsprogramm, 55.<br />

274 Ebd.<br />

275 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grün ist der Wechsel, 120.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!