pdf-Drucker, Job 71
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Vorstellungen ist, läßt sie sich nicht auf den rechtsextremen Raum beschränken. Die Ausgrenzung<br />
von Angehörigen ‚andererer Kulturen‘ liegt, wie im vorangegangenen Kapitel<br />
aufgezeigt, der Argumentation von Angehörigen der Dominanzbevölkerung vielfach zugrunde.<br />
Sie ist strukturell in der Rechtssprechung verankert. 300 Rechtsextreme Gewalttäter<br />
„gehen offenbar davon aus, dass sie bei der Bevölkerung nicht mit großem Widerstand gegen<br />
ihre Aktionen rechnen müssen. Sie haben sogar das Gefühl, diese Taten im Namen<br />
vieler zu begehen.“ 301 RechtsextremistInnen 302 können allgemein gesellschaftlich akzeptierte<br />
Argumentationen aufgreifen. Fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten sind deshalb keine<br />
„beklagenswerte Ausnahmen“, 303 wie die CDU behauptet. Vielmehr handelt es sich hierbei<br />
um „eine Zuspitzung von Momenten […], die in der politischen Kultur der Bundesrepublik<br />
begründet und deshalb vom etablierten Selbstverständnis des Umgangs mit ausländischen<br />
Mitbürgern gerade nicht eindeutig abgrenzbar und unterscheidbar sind.“ 304 Fremdenfeindlichkeit<br />
ist nicht an die Anwesenheit von ZuwanderInnen gebunden. 305 Auch diese Beobachtung<br />
stützt die Überzeugung, daß ‚Fremdenfeindlichkeit‘ in Deutschland sozusagen in<br />
der Luft schwebt, selbst wenn sie sich nicht überall in Körperverletzung, Tötungsdelikten<br />
oder Brand- und Sprengstoffdelikten ausdrückt.<br />
Gleichzeitig gibt es viele Aktionen, bei denen Angehörige der Dominanzbevölkerung<br />
sich für ein friedliches Zusammenleben und gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzen. So<br />
bildete sich im August 2000 nach dem Bombenanschlag in Düsseldorf das Bündnis für Toleranz<br />
und Zivilcourage, 306 ein ähnliches Bündnis gibt es auf Bundesebene. 307 Der Sozial-<br />
300<br />
Vgl. Fuchs, Ottmar: Die Öffnung zum Fremden. Bedingung christlichen Glaubens und Handelns, in:<br />
Paul Bocklet (Hrsg.): Zu viele Fremde im Land? Aussiedler, Gastarbeiter, Asylanten (Schriften der<br />
Katholischen Akademie in Bayern; Bd. 133), Düsseldorf 1990, 131-149, hier 135.<br />
301<br />
Fromm, Heinz: „Die Gefahr wird unterschätzt“, Interview von Annette Ramelsberger, in: SZ<br />
Nr. 173, 56. Jg., 29./30. Juli 2000, 11. Siehe auch Ahlheim, Klaus; Heger, Bardo: Der unbequeme<br />
Fremde. Fremdenfeindlichkeit in Deutschland – empirische Befunde, Schwalbach/Ts. 1999; Arnswald,<br />
Ulrich; Geißler, Heiner; Leutheusser-Schnarrenberger, Sabine u.a (Hrsg.): Sind die Deutschen<br />
ausländerfeindlich? 49 Stellungnahmen zu einem aktuellen Thema, Zürich; München 2000; Kessler,<br />
Wolfgang: Brauner Terror aus der Mitte des Volkes, in: Publik-Forum Nr. 15/2000,<br />
11. August 2000, 8-10; Rüssmann, Ursula: Schmunzeln über Schmierereien, in: FR Nr. 207, 55. Jg.,<br />
7. September 1999, 7; Stöss, Richard: Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, hrsg. von:<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2000.<br />
302<br />
Auch wenn rechtsextremistische Männer in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen werden als<br />
Frauen, kann nicht davon ausgegangen werden, daß Frauen keine Rechtsextremistinnen seien. Siehe<br />
Birsl, Ursula: Rechtsextremismus: weiblich – männlich? Eine Fallstudie, Opladen 1994; Bitzan, Renate<br />
(Hrsg.): Rechte Frauen. Skingirls, Walküren und feine Damen, München 1997; Potts, Lydia;<br />
Harms, Tina: Frauen und Rechstextremismus – eine erste Annäherung, in: Frauen in der Einen Welt<br />
5 (1994) 2, 95-112; Siller, Gertrud: Rechtsextremismus bei Frauen. Zusammenhänge zwischen geschlechtsspezifischen<br />
Erfahrungen und politischen Orientierungen, Opladen 1997; Wlecklik, Petra<br />
(Hrsg.): Frauen und Rechtsextremismus, Göttingen 1995.<br />
303<br />
CDU: Zukunftsprogramm, 56.<br />
304<br />
Bommes, Michael; Scherr, Albert: Die soziale Konstruktion des Fremden. Kulturelle und politische<br />
Bedingungen von Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik, in: Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte<br />
und Gesellschaftspolitik, 29 (1990) 103, 40-50, hier 40; Vgl. Bornewasser, Manfred: Motivationale<br />
Hintergründe von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, in: Siegfried Müller; Hans-Uwe<br />
Otto; Ulrich Otto (Hrsg.): Fremde und andere in Deutschland. Nachdenken über das Einverleiben,<br />
Einebnen, Ausgrenzen, Opladen 1995, 87-102; Menke, Christoph: Die Dunkelzonen der Demokratie,<br />
in: DIE ZEIT Nr. 15, 56. Jg., 5. April 2001, 47.<br />
305<br />
Siehe Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen (Hrsg.): Bericht 2000, 175.<br />
306<br />
Siehe Clement, Wolfgang: „Für Toleranz und Zivilcourage – Gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“,<br />
http://www.nrw.de/aktuell/reden/mskr20000816_1.htm (13. Juni 2001).