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pdf-Drucker, Job 71

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4.4.2 Die finanzielle Situation<br />

Mit der Erwerbsstruktur, wie sie sich in Deutschland für türkische Arbeitnehmerinnen<br />

ergibt, ist für viele der Frauen eine unzureichende finanzielle Absicherung verbunden.<br />

Bereits während der Erwerbstätigkeit sind, wie oben aufgezeigt, die ‚Frauen der ersten Generation‘<br />

diejenigen, deren Arbeitsplätze nur gering entlohnt werden. ‚Ausländische‘ Beschäftigte<br />

erwerben wie alle ArbeitnehmerInnen in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen<br />

Rentenansprüche. Diese reichen jedoch oft für den Lebensunterhalt nicht<br />

aus. 345 Manfred Cryns und Gülay Kaya-Smajgert berichten aus einer Untersuchung des<br />

Zentrums für Türkeistudien, daß „42% der bereits aus dem Erwerbsleben ausgeschiedenen<br />

Personen mit einem monatlichen Haushalts-Netto-Einkommen von bis zu 1500 DM auskommen.<br />

Weitere 17% verfügen über ein Einkommen zwischen 1500 und 2000 DM“ 346 pro<br />

Haushalt.<br />

Ziel des deutschen Rentensystems ist nicht die finanzielle Absicherung der gesamten<br />

Bevölkerung, sondern lediglich die Absicherung derer, die erwerbstätig waren. Die<br />

Rente wird abhängig vom Lohn und den gezahlten Beiträgen errechnet. Nur wer über einen<br />

langen Zeitraum voll erwerbstätig war und hohe Beiträge entrichtet hat – also ein entsprechend<br />

hohes Einkommen hatte, erhält im Alter eine ausreichende Rente. Frauen sind im<br />

Alter als Rentenberechtigte finanziell erheblich schlechter gestellt als Männer in vergleichbaren<br />

Situationen. 347 Die Rentenreform von 1999 hat für Frauen gegenüber den vorher geltenden<br />

Regelungen einige Verbesserungen gebracht, weitere sind für die neue Reform geplant,<br />

die ab 1. Juli 2001 in Kraft treten soll. 348 Die Rente von Frauen kann beispielsweise<br />

angehoben werden, wenn sie mindestens 35 rentenrechlich relevante Jahre nachweisen können,<br />

zudem können mehr Jahre der Kindererziehung angerechnet werden. Frauen bleiben<br />

jedoch in vielen Bereichen benachteiligt; das Konzept des Rentenrechtes legt immer noch<br />

die Normbiographie der ‚deutschen Männer‘ zugrunde. 349 Die ‚Altersrente für Frauen‘ stellt<br />

eine Ausnahmeregelung dar, eine entsprechende ‚Altersrente für Männer‘ gibt es nicht. Die<br />

345<br />

Siehe auch ebd., 160.<br />

346 Cryns, Manfred; Kaya-Smajgert, Gülay: Ältere Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland, in:<br />

Zeitschrift für Türkeistudien 6 (1993) 1, 151-159, hier 155. Siehe auch Schulte, Axel: Zur Lebenssituation<br />

und Integration älterer Migranten in der Bundesrepublik Deutschland, in: Wolfgang Seifert<br />

(Hrsg.): Wie Migranten leben. Lebensbedingungen und soziale Lage der ausländischen Bevölkerung<br />

in der Bundesrepublik. Dokumentation eines Workshops am WZB, 20. - 21. 01. 95, Berlin 1995, 61-<br />

73, hier 64f.; Seifert, Wolfgang: Am Rande der Gesellschaft? Zur Entwicklung von Haushaltseinkommen<br />

und Armut unter Ausländern, in: Informationsdienst zur Ausländerarbeit 3-4 (1994) 16-23.<br />

347 Vgl. Welskop-Deffaa, Eva Maria: Alterslohn für Lebensleistung? Gedanken zur Zukunft eigenständiger<br />

Leistungsrenten für Frauen, in: JCSW 38 (1997) 235-239.<br />

348 Siehe Frau und Rente (Informationsreihe Rentenversicherung; Heft 16), Bad Homburg 2000; BMA-<br />

Pressestelle: Bundesrat hat über Rentenreform entschieden, Berlin, den 16. Februar 2001,<br />

http://www.bma.de/de/asp/aktuell/presse.asp?id=1353 (31. Mai 2001); Bundesministerium für Arbeit<br />

und Sozialordnung: Die neue Rente: Solidarität mit Gewinn, Berlin 2001.<br />

349 Siehe Die Altersrenten (Informationsreihe Rentenversicherung; Heft 1), Bad Homburg 2000; Die<br />

rentenrechlichen Zeiten (Informationsreihe Rentenversicherung; Heft 4), Bad Homburg 2000; Verantwortung<br />

und Weitsicht. Gemeinsame Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

und der Deutschen Bischofskonferenz zur Reform der Alterssicherung in Deutschland, hrsg.<br />

von: Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Hannover; Bonn 2000; Klammer, Ute: Wenn ein langes Leben zum finanziellen Risiko wird,<br />

in: FR Nr. 177, 56. Jg., 2. August 2000, 7; Schwarzer, Alice; Leutheusser-Schnarrenberger, Sabine;<br />

Engelen-Kefer, Ursula u.a.: Für eine Rentengerechtigkeit!, in: DIE ZEIT Nr. 49, 55. Jg.,<br />

30. November 2000, 29.

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