Redaktion & Anzeigen - TSV Neuenstein
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Der Kommentar<br />
Lust und Frust im Ehrenamt<br />
Hilflos wirken die Aufrufe zum ehrenamtlichen Engagement in Vereinszeitungen. Peinliches<br />
Schweigen bereitet sich während Versammlungen aus, wenn kein Mitglied ein Amt übernehmen will.<br />
So findet ein Vorstand kaum Ehrenamtliche und vor allem kaum fachlich qualifizierte Mitarbeiter.<br />
Die Mitglieder ändern ihre Einstellung zum Ehrenamt. Eher für Ältere ist das Ehrenamt Verpflichtung<br />
oder Dank, dass man als jugendlicher Sportler von anderen ehrenamtlich betreut wurde. Aber vor<br />
allem Jüngere fragen, was habe ich davon? Darauf kann ein erfolgreicher Vorstand eine Antwort<br />
geben. Denn er versteht, dass sich das freiwillige Engagement nicht mehr von selbst verkauft.<br />
Ein Umdenken findet statt: Vereine bieten Sport an - und Aufgaben. Und wie bei einem<br />
Sportangebot, sollte ein Verein überlegen, für welche Zielgruppe das Angebot interessant ist, wie es<br />
mit den Interessierten verändert und angepasst werden kann und wie es verpackt und geschmückt<br />
werden kann. Doch was bietet der Sport in der Regel an? Gejammer! Gejammert wird über:<br />
Frust statt Lust. Es gibt Leute und viele Gründe zum Klagen, doch jeder Freiwillige soll selber prüfen,<br />
ob es ihm unter dem Strich nicht doch Spaß und Freude macht.<br />
Der Rückgang des freiwilligen Engagements? Alle neueren Untersuchungen zeigen, dass das ehrenamtliche<br />
Engagement wächst. Es sind mehr Ämter besetzt als vor zehn Jahren und es gibt mehr<br />
freiwillige Helfer. Mangelnde Anerkennung?<br />
Nichts gegen ein Danke, aber arbeiten wir für Orden oder für einen individuellen Gewinn? Der Lohn<br />
ehrenamtlichen Engagements liegt im Sinn der Arbeit selbst und im Lachen von Kindern oder dem<br />
Gelingen einer Veranstaltung.<br />
Schwierige Rahmenbedingungen, neues Spendenrecht, 630-Mark-Arbeit. Die Rahmenbedingungen<br />
werden schlechter, keine Frage. Aber ein erfolgreicher amerikanischer Leichtathletik-Trainer sagt dazu:<br />
“Verlierer reden über die Bedingungen, Gewinner akzeptieren oder verändern sie”.<br />
Unsere Rahmenbedingungen können wir uns nicht backen. Wer möchte in so einem Verein mitmachen,<br />
der sein Ehrenamt derartig verpackt: wenn Du mitmachst, wirst Du frustriert werden, immer<br />
weniger werden Dir helfen, Du machst eine Idiotenarbeit usw. - mal abgesehen davon, dass die<br />
Jammerargumente falsch sind oder nur eine Seite der Medaille darstellen. Dieses Angebot ist nicht<br />
verlockend.<br />
Was also suchen Freiwillige?<br />
Sie wollen Menschen kennen lernen. Vereine bilden eine Gemeinschaft, in der man viele Menschen<br />
kennen lernen kann. Selbstbestimmung und Verantwortung übernehmen.<br />
Vereine bieten viele Aufgaben an, die Freiwillige selbst gestalten können und bei denen kein Chef<br />
sagt, wie es laufen müsste Erfahrungen zu machen. Vereine bieten Lernfelder an, für Studenten und<br />
Berufseinsteiger, auch für alte Hasen, die ihr Fachgebiet aus einer anderen Perspektive verstehen<br />
wollen. Eigene Fähigkeiten entdecken und Persönlichkeit weiterentwickeln. Vereine bieten<br />
Möglichkeiten, sich auszuprobieren, zu lernen und sich wirklich billig und bei oft qualifizierten<br />
“Dozenten” fortzubilden. Selbstbestätigung? Vereine ermöglichen durch viele kleine Aufgaben,<br />
Erfolge und Misserfolge schnell zu erkennen.<br />
Weniger Pflicht, mehr persönlicher Vorteil. Es ist eine Zukunftsaufgabe der Vereine, Mitarbeit so zu<br />
gestalten, dass sich Mitglieder dafür interessieren. Völliges Neuland ist es nicht. Bei Sportangeboten<br />
handeln die Vereine längst mitgliederorientiert.<br />
99<br />
(Aus: VZ, <strong>TSV</strong> Hochdahl 64)