aktiv ERZBISTUM - Ehrenamt im Internet
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<strong>ERZBISTUM</strong> <strong>aktiv</strong> 2/2012 PROJEKTE<br />
MEHRGENERATIONENHAUS HOLLFELD<br />
Alt und Jung zusammenbringen<br />
Polizisten, Sozialpädagogen, Sekretärinnen, Lehrer, Handwerker – rund zwei Dutzend Menschen aus unterschiedlichen<br />
Berufen arbeiten gemeinsam an einem <strong>im</strong>aginären Gebäude: dem Mehrgenerationenhaus Hollfeld. Ihr Ziel:<br />
Die Jungen und die Alten sollen Gemeinschaft erleben, einander oft treffen und verstehen und so der Entvölkerung<br />
des ländlichen Raumes entgegenwirken.<br />
Alles begann damit, dass die Erzdiözese, der Diözesan-Caritasverband<br />
und die Joseph-Stiftung sieben barrierefreie Wohnungen<br />
in Hollfeld errichteten. Aus diesem Anlass entstand<br />
2009 die Projektgruppe »In der He<strong>im</strong>at wohnen«. Senioren<br />
und Behinderten sollte möglichst lange ein Leben in den eigenen<br />
vier Wänden mit vielen sozialen Kontakten garantiert werden,<br />
erläutert Projektleiterin Ruth Domide. Dieses Projekt ist<br />
jetzt Teil des Angebots des Mehrgenerationenhauses, das am<br />
1. Januar vom Kreis-Caritasverband Bayreuth gegründet wurde.<br />
In Deutschland gibt es rund 450 Mehrgenerationenhäuser,<br />
auf dem Gebiet der Erzdiözese mehr als ein Dutzend. Der<br />
Begriff steht oft nicht für ein best<strong>im</strong>mtes Gebäude, sondern<br />
für Treffen von Menschen unterschiedlichen Alters. In Hollfeld<br />
findet man die Projektleitung in den Räumen der Sozialstation.<br />
Dort kommt man auch be<strong>im</strong> neuesten Angebot, dem<br />
»offenen Treff« bei Kaffee oder Tee zum Spielen, Zeitunglesen,<br />
Handarbeiten zusammen.<br />
Das Hollfelder Projekt bietet zum Beispiel einen mobilen<br />
Mittagstisch. Er bringt alleine wohnende Menschen zusammen.<br />
Wer nicht mehr so rüstig ist, kann den Einkaufsdienst<br />
in Anspruch nehmen. Groß war das Echo auf die Wiedereinrichtung<br />
eines Frauenfrühstücks. 30 Damen kamen. Einziger<br />
Mann war der frühere Stadtrat Michael Staudt. Der hatte das<br />
Treffen auf Anregung von Hollfelder Bürgerinnen initiiert.<br />
In Vorbereitung sind die Entlastung Angehöriger von<br />
Demenzkranken, Berichte von Senioren <strong>im</strong> Deutschunterricht<br />
der 6. Klassen über das frühere Schulwesen, Kooperation mit<br />
Kindertagesstätte und Kindergarten. Den Initiatoren ist wichtig:<br />
Das Mehrgenerationenhaus macht bestehenden Initiativen<br />
oder Vereinen keine Konkurrenz, es sucht sich Nischen und<br />
schließt Angebotslücken. Gelungenes Beispiel: Manche Men-<br />
In nur wenigen Monaten haben sie und andere Helfer ein starkes Netzwerk<br />
um das Mehrgenerationenhaus Hollfeld geknüpft: (von links) Leiterin Ruth<br />
Domide, Oskar Pirkelmann und Michael Staudt.<br />
2<br />
Ein »Renner« <strong>im</strong> Angebot des Mehrgenerationenhauses: das Wirtshaussingen.<br />
schen scheuen die Mitgliedschaft in einem Gesangverein, weil<br />
man dort »richtig« singen muss. Durch das neue Projekt wurde<br />
das Wirtshaussingen wiederbelebt. Man trifft sich in einer Gaststätte<br />
und jeder kann mitmachen, egal, wie er die Töne trifft.<br />
So unentbehrlich wie die unbürokratische Zusammenarbeit<br />
mit der Stadtverwaltung ist die Arbeit der 20 bis 30<br />
ehrenamtlichen Helfer. Sie zu finden, ist nicht einfach, da<br />
viele Hollfelder zum Arbeitsplatz pendeln. Dadurch haben<br />
sie noch weniger Freizeit. Wichtig sei die persönliche Ansprache<br />
und eine klare Definition der Aufgabe, sagt der frühere<br />
Bürgermeister Oskar Pirkelmann. Potenzielle Helfer sollte<br />
man zu Veranstaltungen einladen, damit sie sich informieren<br />
können. Netzwerke wie Vereine und Organisationen seien bei<br />
der Ansprache oft hilfreich. Punktuell mitzumachen, seien die<br />
Menschen relativ rasch bereit.<br />
Für spezielle Aufgaben – wie die Betreuung von Demenzkranken<br />
– gibt es Schulungen. Alle Helfer sind eigens versichert.<br />
<strong>Ehrenamt</strong> bedeutet auch be<strong>im</strong> Mehrgenerationenhaus<br />
unentgeltlich. Die Fahrer erhalten Benzingeld, ein kleines<br />
Honorar ist höchstens für Übungsleiter oder den Tanzlehrer<br />
drin. Dennoch sind die Aktivisten voll dabei. Ruth Domide: (rechts)<br />
»Da machen uns Helfer zum Beispiel auf Leute aufmerksam,<br />
die vielleicht Hilfe benötigen, und unsere Mittagstisch-Fahrer Hollfeld<br />
bringen nicht nur das Essen, sondern nehmen sich nach<br />
MGH<br />
Möglichkeit auch mal Zeit für einen kurzen Plausch, weil der<br />
Betreute sonst keinerlei Ansprache hat.« Und der Zusam(links);<br />
menhalt der Generationen scheint auch zu funktionieren. So<br />
Anger<br />
organisierte das Mehrgenerationenhaus, um sich bekannt zu<br />
machen, einen Seniorennachmittag be<strong>im</strong> Schützenfest. Der<br />
Michael<br />
Andrang war überwältigend, denn jede Menge junger Leute<br />
brachten die Großeltern zum Fest. MICHAEL ANGER Fotos: