100 Jahre „Fresena“ – hier wohnten die Stars Wangerooge plant ...

Erholung ist eine Insel
Auch Teddybär entspannt sich
GÜTERSLOH/WANGEROOGE/BR –
Gütersloh, Nordrhein-Westfalen:
Schlaftrunken schnürt das
vierjährige Mädchen Raphaela
frühmorgens ihren Teddybär
Mareike am Rucksack fest: Ein
großes Abenteuer steht bevor.
Mit Mutter, Vater und Schwester
geht es 260 Kilometer gen Norden:
Harlesiel ist das Etappenziel.
Am Anleger glänzen Raphaelas
Augen so wie die ihres
Stofftiers: Das glucksende
Meer, eine riesige tutende Fähre
und herumwuselnde Menschen
in bunten Regenjacken
bringen sie zum Staunen. Uff,
die erste Hürde ist genommen:
Nach augenzwinkernden Verhandlungen
mit dem Kontrolleur
an der Rampe darf auch
Teddy Mareike ohne Ticket die
Fähre besteigen. Und das ist
erst der Auftakt zu einem spannenden
Urlaub in einmaliger Natur
und mit sympathischen
Menschen.
Raphaela Stammeier ist inzwischen
34 Jahre alt und
kommt immer noch regelmäßig
auf die Insel. Diesen Sommer
hat sie sich besondere Formate
für erwachsene Entdecker ausgedacht.
Die freiberufliche Trainerin
und Coach bietet interaktive
Seminare in Zusammenarbeit
mit der Kurverwaltung an.
Die so genannten „FLOW-Workshops“
sind für alle Menschen,
die sich persönlich weiter entwickeln
möchten. In jeweils drei
Stunden erobern Sie Themen
Wind und Sonne: Energie
für die Wangerooger
WANGEROOGE/WAN – Seit Anfang
dieses Jahres besitzt die
Inselgemeinde Wangerooge
einen fünfprozentigen Anteil an
der „Friesenenergie“ und ist damit
neben der Insel Spiekeroog
(zehn Prozent) Teilhaber an dem
im Wangerland gegründeten
Energieunternehmen, das ausschließlich
Ökostrom vertreibt.
Wer auf Wangerooge Näheres
dazu wissen oder sich selbst
als Kunde anmelden will, findet
hier in Georg Vogel den Ansprechpartner
im Rathaus.
Eine eigene Energieerzeugung
aber gibt es ansonsten so
gut wie gar nicht, sieht man von
einigen Photovoltaikanlagen
(PVA) mal ab.
Das hat jedoch seinen Grund
in den Besonderheiten der
Insel, erläutert Bürgermeister
Holger Kohls dazu. Es gab früher
mal eine Windkraftanlage
(WKA) bei der Saline, die aber
vor zwei Jahren abgebaut wurde.
Ein Repowering wäre problematisch
geworden wegen der
erforderlichen Abstände zur
Wohnbebauung. Auch an der
Kläranlage stand früher eine
Die Entspannungs-Trainerin Raphaela Stammeier ist seit ihrer
Kindheit gern auf Wangerooge. FOTO: PRIVAT
kleine WKA, die allerdings nie
richtig funktionierte, so dass
sie demontiert und aufs Festland
verkauft wurde.
Erwägungen, andernorts
Windkraftanlagen zu bauen,
stießen auf unüberwindbare
Hindernisse. Mal ging es um
Abstandsforderungen, mal lagen
die denkbaren Standorte in
den streng zonierten Zwischenoder
Ruhebereichen der Naturschutzflächen.
Kohl könnte sich aber alternative
Formen vorstellen, zum
Beispiel eine maximal 15 Meter
hohe horizontal drehende Windkraftanlage.
Tätig geworden ist die Inselgemeinde
dagegen bei Photovoltaikanlagen,
wo einige Verträge
für öffentliche Gebäude
abgeschlossen wurden. So sind
auf dem Strandkorbschuppen
und auf dem Kinderspielhaus
Anlagen installiert. Hier rechnet
Kohls allerdings auf längere
Sicht mit typischen Inselproblemen:
Reibung der Oberflächen
durch Sandflug und Ablagerung
von Salzkristallen, die durch die
Nordseegischt herangeweht
werden.
wie „Kreative Lösungen finden“,
„Talente nutzen“, „Kraftquellen
erkunden“ oder „Baden
im Meer aus Zeit“.
Die Insel lädt einfach zum Experimentieren
ein. Zum Beispiel
hat Raphaela Stammeier
als Kind hier Fahrrad fahren gelernt
– bevorzugt zu zweit: Einer
lenkt, Einer strampelt! Auch
zielstrebiges Führungsverhalten
trainierte sie bereits in jun-
25
gen Jahren. Das weiße Pony
Mausi vom Ponyhof Janßen hatte
es allerdings faustdick hinter
den flauschigen Ohren. Ein weiteres
Unikat war Packo, der
Hund der Inselmetzgerei. Sein
schwarzweißes zotteliges Fell
duftete wie ein ganzes Fleischsortiment.
Mit Leine durfte man
ihn als Begleiter für Streifzüge
durch Osterdünen und Jadewäldchen
ausleihen. Auch die
Lagerfeuerabende im Innenhof
von St. Willehad waren prägend.
Lieder wie „Laurentia“
und „Herr Uklatsch“ sorgten
stets für Bewegung und wohlgespannte
Stimmbänder.
Das Besondere an Wangerooge
ist wohl diese kostbare
Mischung aus Aktivitäten, Reflexion
und Entschleunigung.
Durch die Übersichtlichkeit
kommt schnell ein Urlaubsgefühl
auf, vom dem viele Stammgäste
schwärmen. So bringt
Wangerooge nicht nur Kindern
das Staunen bei. Auch Erwachsene
können 2012 in den
„FLOW-Workshops“ die Wohlspannung
für sich entdecken.