Das Magazin 2|2012 (PDF, 3.6 MB) - Deutsche BKK

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12 GESUNDHEIT � E-ZIGARETTE Dampfen statt Rauchen – eine fragwürdige Alternative Foto: Pixelot Sie sorgt für heftige Diskussionen: die elektronische oder E-Zigarette. Weil bei ihr kein Tabak verbrannt, sondern eine oft nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft wird, argumentieren Raucher, dass damit das Nichtraucherschutzgesetz umgangen wird. Deswegen könne man mit der E-Zigarette auch überall dort „dampfen“, wo Rauchen verboten sei. Zudem sei Dampfen gesund, und mit der E-Zigarette könne man friedlich mit Nichtrauchern zusammenleben. Doch so einfach ist die Sachlage nicht, und erste Kommunen haben das Dampfen in ihren Diensträumen bereits komplett untersagt. Wie funktioniert eine E-Zigarette? Während bei einer normalen Zigarette Tabak verbrannt wird und dabei mehr als 40 Schadstoffe wie zum Beispiel Teer entstehen, die nachweisbar krebserregend wirken können, funktioniert eine E-Zigarette anders. Die E-Zigarette besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Einer Batterie oder einem Akku, einem austauschbaren Tank bzw. einer Kapsel, in dem eine Flüssigkeit enthalten ist, sowie aus dem so genannten Verdampfer. In der Kapsel, auch Depot genannt, befinden sich je nach Ausführung Nikotin in unterschiedlicher Konzentration, Aromastoffe wie zum Beispiel „Grüner Apfel“, „Bourbon Vanille“ oder „Schokolade“, sowie Propylenglykol. Dieses ist für den Raucheffekt zuständig. Eingesetzt wird Propylenglykol unter anderem in Diskotheken, um dort Nebeleffekte zu erzeugen. Zieht ein Raucher am Mundstück, reagiert ein Sensor auf den Luftstrom und schaltet sich ein, um die angesaugte Flüssigkeit aus dem Depot zu erhitzen. Der Raucher inhaliert jetzt keinen Rauch, sondern Nikotindampf. Um den Schein einer „echten“ Zigarette zu bewahren, leuchtet eine kleine LED-Leuchte an der Spitze der E-Zigarette rot auf. Was sagen Befürworter und Gegner? Da kein Tabak verbrannt werde, würden, so Anbieter und Anhänger der E-Zigarette, auch keine schädlichen Stoffe entstehen; man inhaliere lediglich Nikotin und „harmlose Aromastoffe“, weswegen auch für Passivraucher anders als bei der herkömmlichen Zigarette kein gesundheitliches Risiko bestehe. Und deswegen könne man die E-Zigarette überall dort dampfen, wo ansonsten ein striktes Rauchverbot besteht: Von der Gaststätte und dem Restaurant über das Büro bis hin zum Klassenzimmer. Zudem sei die E-Zigarette viel gesünder als ein normaler Glimmstängel. Und billiger sei sie ohnehin, denn man spare gegenüber herkömmlichen Zigaretten. Nichtraucher hingegen machen gegen die E-Zigarette mobil und fühlen sich zum Beispiel durch unangenehmen Geruch beläs - tigt, doch ein „Dampfverbot“ in öffentlichen Räumen lässt sich schwer umsetzen. Denn weil kein Tabak verbrannt wird bzw. kein Tabak vorhanden ist, fällt die E-Zigarette zumindest nicht unter das Nichtraucherschutzgesetz. Doch trotzdem ist das Thema damit nicht vom Tisch. Denn wirklich gesund ist die E-Zigarette nicht. Nikotin ist immerhin eine der Substanzen, die am schnellsten süchtig machen. Zudem berichten „Dampfer“ bzw. E-Raucher von Kopfschmerzen und Übelkeit. Letztlich wissen auch sie nicht genau, was sie da beim Dampfen genau einatmen und auch an die Umwelt abgeben. Auch als nikotinfrei beworbene Produkte enthalten möglicherweise Nikotin. Wissenschaftliche Belege fehlen bislang Fakt ist, dass die elektrischen Glimmstängel kaum erforscht sind. Immerhin hat die US-Kontrollbehörde Food and Drug Ad - ministration (FDA) im Jahr 2009 giftige Substanzen in Proben gefunden. Dazu gehörten auch krebserregende Nitrosamine und mithin ein Stoff, der für Tabakwaren typisch ist. In Deutschland stellte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fest, dass wegen fehlender Informationen eine abschließende Bewertung nicht möglich sei; es warnte aber davor, dass auch die alleinige Zufuhr von Nikotin Gesundheitsgefährdungen nach sich ziehen kann. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg können auch beim Verdampfen des Depots in einer E-Zigarette Schadstoffe entstehen, die erhebliche Gesundheitsrisiken in sich bergen und bis hin zu Krebserkrankungen führen können. Nach Einschätzung des DK- FZ seien die Zusammensetzungen der Depots intransparent und allenfalls den Produzenten bekannt. Und die sitzen vielfach im fernen China. Mag die E-Zigarette auch mit weniger Schadstoffen als die herkömmliche Zigarette belastet sein – gesundheitlich unbedenklich ist sie in keinem Fall. Zeichen setzen Für klare Verhältnisse müsste die Politik sorgen. Doch die hält sich bisher zurück. Fakten schaffen da eher andere. Zum Beispiel die Landeshauptstadt Hannover als eine der ersten Kommunen. Dort wurde bereits eine Dienstvereinbarung unterzeichnet, die das Dampfen in städtischen Gebäuden und Fahrzeugen verbietet. Schließlich habe man eine Vorbildfunktion, und Untersuchungen des BfR hätten gezeigt, dass unklar sei, wie viel Nikotin und andere Stoffe beim Ausatmen in die Umgebung gelangten. � DEUTSCHE BKK � DAS MAGAZIN 2/2012
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