12.07.2015 Aufrufe

Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

werden. Dieser Zusammenhang lässt sich in Hinblick auf <strong>Heidegger</strong>s These der Weltarmutdes Tiers und ihrer Entfaltung konkretisieren. Soll das Wesen einer als Entbehren von Weltangesetzten Weltarmut des Tiers aufgeklärt werden, so wird das nur vom Wesen dessen hermöglich sein, was entbehrt wird (Welt) oder nicht in dieser Weise entbehrend ist (Mensch).Anders gesagt: Da „Weltarmut“ eine strikte Privationsbestimmung ist, müsste ihr Wesendurch die privative Methode verdeutlicht werden. Die Aufklärung ihres Wesens wäre umgekehrtnicht auf diese Methode festgelegt, wenn „Weltarmut“ eine weniger strikte Privationsbestimmungwäre.<strong>Heidegger</strong> müsste also, da er „Weltarmut“ als ein „Entbehren von Welt“ und damit alsdenkbar strikte Privationsbestimmung konzipiert, in seiner Aufklärung ihres Wesens eine privativeMethode verfolgen. Tatsächlich, so stellt man überrascht fest, unterlässt er dies jedoch.<strong>Das</strong> zeigt sich zum einen darin, dass er sich der These „Der Mensch ist weltbildend“ erst imletzten Kapitel der Vorlesung widmet (GA 29/30, 397 ff.), also nachdem die Wesensaufklärungder Weltarmut des Tiers schon abgeschlossen ist. Der Aufbau seiner Analyse entsprichtalso einem Vorgehen „von unten nach oben“ – wie es für die von ihm abgelehnte PhilosophischeAnthropologie charakteristisch wäre 15 – und nicht einem privativen Vorgehen. Zum anderenskizziert die Überschrift des Kapitels, das der genannten Wesensaufklärung gewidmetist, die da<strong>bei</strong> verfolgte Methode: „Aufklärung des Wesens der Weltarmut des Tieres auf demWege der Frage nach dem Wesen der Tierheit, des Lebens überhaupt, des Organismus“ (ebd.,295). Die Wesensaufklärung der Weltarmut des Tiers verläuft demnach direkt über die Untersuchungdes Wesens des Tiers und nicht im Umweg über eine Untersuchung des Menschenund seines Wesens. Da außerdem an vielen Stellen des Kapitels deutlich wird, dass <strong>Heidegger</strong>auch hier wieder nur das nicht-menschliche Leben vor Augen hat ebenso wie ausschließlichden nicht-menschlichen Organismus, gehört der in der Kapitelüberschrift genannte Weg offenbarnicht zu einem privativen Vorgehen. <strong>Das</strong> bedeutet, <strong>Heidegger</strong>s Ansatz ist durch eineUnverträglichkeit gekennzeichnet: Einerseits wird der Inhalt von „Weltarmut“ durch einestrikte Privationsbestimmung angezeigt, andererseits wird aber in der Aufklärung ihres Wesensauf die privative Methode verzichtet.Obwohl an einer Stelle der Eindruck entstehen mag, als wolle <strong>Heidegger</strong> diese Diskrepanzdurch eine Annäherung an ein privatives Vorgehen beseitigen (siehe GA 29/30, 302 f.),beharrt er in Abgrenzung zu der noch in Sein und Zeit vertretenen Privationsthese letztlich aufder (oben schon zitierten) Rede von der „notwendige[n] Aufgabe, das Leben von sich selbst15Zur Frage, wie nah <strong>Heidegger</strong> der Philosophischen Anthropologie mit seiner Vorlesung DieGrundbegriffe der Metaphysik kommt, siehe <strong>Wunsch</strong> 2010.10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!