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Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

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ade auf das Wesen der Tierheit gesehen – irreführt, d. h. die verkehrte Meinung erweckt, alssei das Sein des Tieres in sich und an sich ein Entbehren und Armsein“ (ebd., 394).Wie schwer der Einwand wiegt, zeigt sich darin, dass sich <strong>Heidegger</strong>, obwohl der Kernseiner Konzeption des <strong>Lebendige</strong>n auf dem Spiel steht, weder um eine Widerlegung nochauch nur um eine Zurückweisung des Einwandes bemüht – es geht ihm lediglich um eine„Entkräftung“ (GA 29/30, 392). Er schlägt dazu zwei Wege ein. Auf dem einen versucht ernoch einmal das Konzept der Genommenheit für seine Zwecke fruchtbar zu machen. „Wennwir zuvor betont haben, die Genommenheit der Möglichkeit der Offenbarkeit von Seiendembilde nur ein Strukturmoment der Benommenheit und könne deshalb nicht der Wesensgrunddes Ganzen als solchen sein, dann ist dem jetzt zu entgegnen, dass wir am Ende die wesenhafteOrganisation des Organismus noch gar nicht hinreichend geklärt haben, um über die Bedeutungdieser Genommenheit zu entscheiden, und dass wir sie nicht klären können, solangewir nicht das Grundphänomen des Lebensprozesses und damit des Todes mit hineinziehen.“(Ebd., 396) Mit anderen Worten: Bei weiterer Untersuchung könnte sich herausstellen, dassder systematische Ort der Genommenheit von Welt tiefer liegt als bisher angenommen, dassGenommenheit also nicht nur ein Strukturaspekt, sondern der Grund des Strukturganzen derBenommenheit ist. Diese Überlegung ist für <strong>Heidegger</strong>s Zwecke m. E. weniger hilfreich, alses den Anschein haben mag. Denn die Frage des systematischen Orts der Genommenheit vonWelt stellt sich nur dann ernsthaft, wenn überhaupt gerechtfertigt ist, dass dem Tier Welt genommenist. Genau diese Rechtfertigung blieb <strong>Heidegger</strong> aber schuldig. 18 – Auf dem anderenWeg erklärt <strong>Heidegger</strong>, es sei angesichts der Ungeklärtheit des Weltbegriffs zu früh, die Thesevon der Weltarmut des Tieres aufzugeben. „Wir wissen bisher nur ein Geringes vom Wesender Welt und vom Grund ihrer Möglichkeit gar nichts; und erst recht nichts von der Bedeutungdes Weltphänomens in der Metaphysik. Steht es aber so, dann haben wir jetzt zummindesten noch kein Recht, unsere These ‚das Tier ist weltarm‘ abzuändern und zu nivellierenauf den indifferenten Satz: das Tier hat keine Welt“ (ebd., 395). Die Äußerung erscheintseltsam. Denn selbstverständlich besteht das Recht, eine These abzuändern, die von Beginn anweder plausibel noch hinreichend motiviert war und die sich auch nicht in der dann folgendenumfangreichen Untersuchung erhärten ließ. Es scheint sogar umgekehrt geboten, eine so beschaffeneThese zu suspendieren.18Mit Beelmann ist hinzuzufügen, dass auch wenig Hoffnung zu bestehen scheint, dass sich aus der„todesbezogenen Analyse der Prozessualität des Lebens“ eine Rechtfertigung dafür gewinnen lässt, dassdem Tier die Möglichkeit der Offenbarkeit des Seienden genommen ist bzw. dass es Welt entbehrt(Beelmann 1994, 148 f.). Denn als Hauptergebnis einer solchen Analyse kann (wie schon in Sein und Zeit)wohl „nur erwartet werden, daß <strong>Lebendige</strong>s nicht stirbt, sondern verendet“ (ebd., 149).16

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