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Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

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jenigen Seienden gehen, das weder daseinsmäßig noch bloß dingmäßig ist. Im Fokus steht da<strong>bei</strong>jedoch nicht die inhaltliche Bestimmung dieser Seinsart, sondern lediglich die methodischeFrage nach dem angemessenen Zugang zu ihr. Die Art und Weise ihrer Beantwortung istdurch den grundsätzlichen Ansatz von Sein und Zeit bestimmt. <strong>Heidegger</strong> zielt auf die Ausar<strong>bei</strong>tungder Seinsfrage, der Frage nach dem Sinn von Sein. 6 Die existenziale Analytik des <strong>Das</strong>einskann seines Erachtens die Rolle eines Durchgangsstadiums auf diesem Weg übernehmen,da sich das <strong>Das</strong>ein schon seiner ontischen Struktur nach – es geht ihm ja (wie bereits erwähnt)„in seinem Sein um dieses Sein selbst“ – „in irgendeiner Weise und Ausdrücklichkeitin seinem Sein“ versteht, also „Seinsverständnis“ besitzt (SuZ 12). Da <strong>Heidegger</strong> der Auffassungist, dass dieses Seinsverständnis „gleichursprünglich das Verstehen von so etwas wie‚Welt‘ und Verstehen des Seins des Seienden [betrifft], das innerhalb der Welt zugänglichwird“, schließt er: „Die Ontologien, die Seiendes von nicht daseinsmäßigem Seinscharakterzum Thema haben, sind demnach in der ontischen Struktur des <strong>Das</strong>eins selbst fundiert“ (ebd.,13). Diese Ontologien, insbesondere die Ontologie des Lebens, sind damit der Ontologie des<strong>Das</strong>eins, die dadurch zu einer „Fundamentalontologie“ wird (ebd.), nachgeordnet. 7 <strong>Heidegger</strong>spezifiziert diese These mit Hilfe des Privationskonzepts: „Leben ist eine eigene Seinsart,aber wesenhaft nur zugänglich im <strong>Das</strong>ein. Die Ontologie des Lebens vollzieht sich auf demWege einer privativen Interpretation“ (ebd., 50). In verschiedenen Parallelstellen wird die Alternativlosigkeitdieses Vorgehens betont; die entsprechende Behauptung soll im Folgenden<strong>Heidegger</strong>s ‚Privationsthese‘ heißen: „Die ontologische Grundverfassung von ‚leben‘ ist […]nur auf dem Wege reduktiver Privation aus der Ontologie des <strong>Das</strong>eins aufzurollen“ (ebd.,194); Leben ist eine Seinsart, die „nur in privativer Orientierung am <strong>Das</strong>ein ontologisch fixiertwerden“ kann (ebd., 246).Die Privationsthese sollte nicht als Behauptung einer sachlichen Abhängigkeit verstandenwerden, als gäbe es Leben nicht unabhängig von <strong>Das</strong>ein, sondern als Behauptung einesmethodischen Vorrangs: Zuerst ist die existenziale Analytik des <strong>Das</strong>eins durchzuführen, umdann aus der ontologischen Bestimmung des <strong>Das</strong>eins eine ontologische Bestimmung des Lebenszu gewinnen. – Leider bleibt in Sein und Zeit ganz unklar, wie das näher zu verstehen ist,und welche Vorteile die Privationsthese verspricht. Müssen wir, um das Phänomen des Le-Eine wichtige Herausforderung insbesondere für die Interpretation des Verhältnisses von Leben und Todhat Derrida formuliert: „Was ist der Tod für ein <strong>Das</strong>ein, das nie wesentlich als Lebewesen bestimmt wird?“(Derrida 1988, 138).6In der Formulierung dieser Frage setzt <strong>Heidegger</strong> „Sein“ zuweilen in Anführungszeichen und spricht vonder „Frage nach dem Sinn von ‚Sein‘“; gleich zu Beginn von Sein und Zeit finden sich <strong>bei</strong>deFormulierungen auf einer Seite (SuZ 1). Zu <strong>Heidegger</strong>s Seinsfrage siehe kritisch Tugendhat 1992.7Vgl. unmittelbar dazu <strong>Heidegger</strong>s Rede von „der einer Ontologie des Lebens vorgeordneten Ontologiedes <strong>Das</strong>eins“ (SuZ 247).5

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