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Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

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Möglichkeit eines Vernehmens von etwas als etwas beraubt, wo es doch ausreicht zu sagen,ihr Zugang weise diese Als-Struktur nicht auf. So zu argumentieren, hieße aber, <strong>Heidegger</strong>eine Brücke zu bauen, die er gar nicht betreten möchte. Denn wo er seine Untersuchung desWesens des <strong>Lebendige</strong>n mit Blick auf die Weltarmutsthese bilanziert, greift er auf die strengprivative Bestimmung der „Genommenheit“ zurück: „Zur Benommenheit gehört als ein Wesensmomentdie Genommenheit von Welt“ (GA 29/30, 393), wo<strong>bei</strong> Genommenheit von <strong>Heidegger</strong>offenbar als maßgebliche Stütze für seine Konzeption der Weltarmut als Entbehren insSpiel gebracht wird. Denn die Frage im Kontext der zitierten Stelle ist lediglich, ob (i) die Benommenheitals „der Organismuscharakter des Tieres […] die Bedingung der Möglichkeit derWeltarmut“ im Sinne des Entbehrens von Welt ist, oder ob umgekehrt (ii) die so verstandeneWeltarmut „die Bedingung und der Wesensgrund für den Organismus und seine innere Möglichkeit“ist (ebd.). <strong>Heidegger</strong> erläutert zuerst, dass hier nicht die zweite, sondern nur die ersteAlternative in Frage kommt. Da die Genommenheit „nur ein konstitutives Moment der Wesensganzheitdes Organismus – der Benommenheit – ausmacht“ und der einzige Anhaltspunktfür die Weltarmut als Entbehren ist, kann diese nicht die Bedingung der Möglichkeit des Wesensganzender Benommenheit sein (ebd.); vielmehr, so <strong>Heidegger</strong>, sei umgekehrt „die Benommenheit[…] die Bedingung der Möglichkeit der Weltarmut“ als Entbehren (ebd., 394).Der Sache nach, so ist kritisch einzuwenden, ist allerdings auch diese Alternative nichtüberzeugend. Denn sie basiert darauf, dass „Genommenheit“ als Strukturmoment der Benommenheitnicht schon mittels der oben zitierten Neudefinition („im Sinne des ‚überhaupt nichtgegeben‘“, 360) entschärft ist, sondern als eine strikte Privationsbestimmung gilt. Denn nurdann lässt sich der Schritt vom Begriff der Genommenheit von Welt zu dem der Weltarmutals Entbehren machen. Doch dass den Tieren Welt oder die Möglichkeit des Vernehmens vonetwas als etwas tatsächlich genommen ist, konnte <strong>Heidegger</strong> bisher nicht einmal annäherndverständlich machen.Vor diesem Hintergrund ist es nicht nur gut nachvollziehbar, sondern auch überfällig,dass <strong>Heidegger</strong> gegen seine These, es handele sich <strong>bei</strong> dem für die Tiere charakteristischenNichthaben der Welt um ein Entbehren von Welt, schließlich einen Selbsteinwand erhebt. Indem letzten Paragraphen vor dem Übergang zur Untersuchung des Weltproblems und derThese „Der Mensch ist weltbildend“, also nach der gesamten Wesensaufklärung der Weltarmutdurch die Untersuchung des Wesens des <strong>Lebendige</strong>n (GA 29/30, 295-388) erwägt <strong>Heidegger</strong>,ob wir die Bedeutung der Weltarmutsthese „am Ende […] nicht nur reichlich zurückschrauben“müssen, sondern ob auf diese These überhaupt zu „verzichten [ist], weil sie – ge-15

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