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Wunsch_2012 - Das Lebendige bei Heidegger - Philosophie

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her in seinem Wesensgehalt primär zu sichern“ (ebd., 283): Wir werden hier, so <strong>Heidegger</strong>,nicht den Weg einschlagen: „zuerst das Positive“ (Welt, Weltbildung) „und dann das Negativeund den Mangel“ (Weltarmut), also nicht die privative Methode verfolgen, sondern „versuchen,aus der Aufhellung der Tierheit selbst dem Wesen der Weltarmut näherzukommen“(ebd., 310). Er rechtfertigt dieses Vorgehen, indem er zeigt, dass die privative Methode defizitärist: Selbst wenn das Wesen der Welt geklärt wäre und sich von daher schlussfolgern ließe,was unter ‚Weltentbehrung‘ zu verstehen ist, wäre noch nicht geklärt, „daß und wie das Tierdergleichen wie Welt entbehrt“ (ebd.). Denn für letzteres ist „ein ureigener Blick auf die Wesensartdes Tieres“, eine „ureigene[] Charakteristik der Tierheit“ unabdingbar (ebd.).Die erläuterte Unverträglichkeit zwischen der Ablehnung der privativen Methode unddem inhaltlichen Ansatz, Weltarmut streng privativ zu bestimmen, ist dadurch jedoch nichtbeseitigt. Anders gesagt: Wenn es <strong>Heidegger</strong> um die Aufklärung der These der Weltarmut desTiers geht, wird seine initiale Absicht, nicht der privativen Methode zu folgen, dadurch konterkariert,dass er „Weltarmut“ nicht nur als weite, sondern als denkbar strikte Privationsbestimmungansetzt. Um zu klären, warum <strong>Heidegger</strong> seinen Ansatz in dieser Weise belastet,wäre daher nach Gründen für die Wahl dieser streng privativen Bestimmung der Weltarmutzu fragen.3.Ein möglicher Grund dafür, Weltarmut streng privativ zu bestimmen, ist naheliegend. Er ergibtsich aus <strong>Heidegger</strong>s vergleichender Betrachtung von Steinen und Tieren in ihrem jeweiligenVerhältnis zur Welt: „Stein und Tier haben <strong>bei</strong>de keine Welt. Allein, das Nicht-Habenvon Welt ist in <strong>bei</strong>den Fällen nicht im gleichen Sinne gemeint.“ (GA 29/30, 289) Man kannnun auf die Idee kommen, dass wir, um diese Differenz im Nicht-Haben von Welt verständlichzu machen, auf die Unterscheidung zurückgreifen müssen, die oben mit Blick auf Aristoteles’Privationsbegriff eingeführt wurde: Sowohl für Steine als auch für Tiere ist eine Privationder Welt charakteristisch, aber nur von letzteren kann man sagen, sie seien gewissermaßender Welt beraubt. <strong>Heidegger</strong>s Überlegung scheint in genau diese Richtung zu gehen: „Weltlosund weltarm sind je ein Nichthaben von Welt. Weltarmut ist ein Entbehren von Welt. Weltlosigkeitist eine solche Verfassung des Steines, daß der Stein dergleichen wie Welt nicht einmalentbehren kann.“ (Ebd.)Man kann <strong>Heidegger</strong> zugestehen, dass Stein und Tier in verschiedener Weise keineWelt haben und dass es zumindest möglich ist, diese Verschiedenheit im Rekurs auf den strik-11

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