ProPhil - Philologenverband Sachsen
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
der <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> veranstaltet<br />
am 27. September 2008 seinen Verbandstag<br />
im St.-Augustin-Gymnasium in Grimma und<br />
lädt Sie hiermit recht herzlich dazu ein.<br />
Ziel unserer Veranstaltung ist, Schullaufbahnberatung,<br />
Studien- und Berufsorientierung als Netzwerk<br />
von Schule, Wissenschaft und Wirtschaft aufzuzeigen.<br />
Vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen, einer<br />
hohen Quote von Studienabbrechern und einem<br />
zunehmenden Bedarf an Akademikern kommt einer<br />
individuellen Studien- und Berufsorientierung unserer<br />
Abiturienten zukünftig eine noch größere Bedeutung<br />
zu.<br />
Die Lehrer als Mittler zwischen Gymnasium und Studieneinrichtung<br />
müssen über umfangreiche und fundierte<br />
Kenntnisse der Anforderungen an ein Studium<br />
und den späteren Beruf verfügen. Um sie mit den<br />
Kenntnissen auszustatten bedarf es eines intensiven<br />
Informationsaustauschs.<br />
Der <strong>Philologenverband</strong>, als Interessenvertretung<br />
der sächsischen Gymnasiallehrer, will<br />
mit Tutoren, Klassenleitern, Beratungslehrern,<br />
Oberstufenberatern, Schulleitern, Studienberatern,<br />
Professoren, Politikern und Vertretern<br />
der Wirtschaft ins Gespräch kommen<br />
und die Möglichkeit bieten, dass alle an Studien-<br />
und Berufsorientierung Beteiligten<br />
direkt miteinander in Kontakt treten.<br />
Die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst,<br />
Frau Dr. Eva-Maria Stange, und der Staatsminister für<br />
Kultus, werden in Eingangsreferaten die Problematik<br />
aus dem Blickwinkel ihrer Ressorts kurz umreißen<br />
und in einer sich anschließenden Podiumsdiskussion<br />
mit Praktikern über Lösungsansätze diskutieren.<br />
Am Nachmittag besteht die Möglichkeit, dass sich<br />
Vertreter der Gymnasien, Hochschulen, Universitäten<br />
und der Wirtschaft in regionalen Arbeitsgruppen<br />
zusammenfinden, einander kennen lernen und erste<br />
Kontakte knüpfen können. Wir erhoffen uns gerade<br />
von diesem Teil der Veranstaltung erste konkrete<br />
Impulse für eine zukünftig effizientere Netzwerk-<br />
Arbeit.<br />
Im nächsten Jahr finden in <strong>Sachsen</strong> wieder Landtagswahlen<br />
statt. Von politischer Seite wird derzeit<br />
die Existenz eines gegliederten Bildungssystems<br />
infrage gestellt wird. Wir werden auf unserem Philologentag<br />
im September auch die Gelegenheit nutzen,<br />
um noch einmal klar und deutlich unser Votum<br />
für ein gegliedertes Schulsystem abzugeben. Dazu<br />
haben wir die bildungspolitischen Grundsätze unseres<br />
Verbandes noch eindeutiger formuliert. Wir stellen<br />
die Grundsätze an dieser Stelle zur Diskussion<br />
(Seite 9) und werden auf dem Verbandstag im September<br />
den Beschluss dazu fassen. Bitte beteiligen<br />
Sie sich an der Diskussion und senden<br />
uns Ihre Vorschläge zu.<br />
Wir freuen uns nun auf eine impulsgebende Veranstaltung<br />
im September und ich hoffe auf rege Teilnahme.<br />
Auf Seite 8 dieser Ausgabe können Sie sich<br />
über die konkrete Tagesordnung informieren.<br />
Melden auch Sie sich an!<br />
Ihr Frank Haubitz, Vorsitzender des PVS<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Einladung zum Philologentag 2008<br />
„Studienorientierung am Gymnasium – Ein Garant für beruflichen Erfolg“<br />
Frank Haubitz<br />
Schule darf nicht zum Experimentierfeld<br />
für politische Interessen werden<br />
Der schulpolitische Klassenkampf ist wieder ausgerufen.<br />
Die Ereignisse überschlagen sich derzeit, auch<br />
wenn der Einzelne davon wenig mitbekommt. Der<br />
SPD-Parteitag beschließt, eine Änderung der Schulstrukturen<br />
anzustreben. Die Gemeinschaftsschule<br />
mit einem gemeinsamen Bildungsgang aller Schüler<br />
bis Klasse 10 ist das Ziel. Berlin führt eine längere<br />
Grundschule bis zur 6. Klasse ein, Schleswig-Holstein<br />
lässt neben der Regionalschule (vergleichbar mit<br />
unseren Mittelschulen) die Gemeinschaftsschule als<br />
Regelschule zu. Hamburg beschließt (in Koalition von<br />
CDU und GAL) die längere gemeinsame Schulzeit<br />
und in Hessen könnte eine neue Regierung aus CDU,<br />
FDP und Grünen nur über die Verhandlung bildungspolitischer<br />
Positionen entstehen.<br />
Auch in <strong>Sachsen</strong> sind die Verfechter des längeren<br />
gemeinsamen Lernens aktiv. In einer Initiative holten<br />
sie sich Parteien, Schüler- und Elternvertreter ins<br />
Boot. Bei der zur Zeit bestehenden Schullandschaft<br />
mit relativ langen Schulwegen auf dem Land dürfte<br />
jede Gemeinschaftsschule zu einer weiteren Verringerung<br />
der Schülerzahlen an umliegenden, vor allem<br />
aber ländlichen Gymnasien führen. Der bei vielen<br />
verbreitete Irrtum, das wäre doch zu DDR-Zeiten<br />
auch so gewesen, führt zu einer starken Akzeptanz in<br />
der Elternschaft. In Wahrheit ist die Gemeinschafts-<br />
schule aber eine weiterentwickelte integrierte<br />
Gesamtschulform. Die Gefahr besteht allerdings<br />
weniger darin, dass wir uns gegenseitig die Schüler<br />
wegnehmen, sondern eher in der ungewollten Förderung<br />
von Privatschulen. Wer in der heraufbeschworenen<br />
Schullandschaft noch die wirklich gute<br />
Bildung für sein Kind möchte und finanziell dazu in<br />
der Lage ist, wird es an einer privaten Bildungseinrichtung<br />
anmelden. Und dann haben wir die viel diskutierte<br />
Ausgrenzung der Kinder aus sozial schwachen<br />
Elternhäuser wirklich!<br />
Kennen Sie die Studie von Prof. Lehmann aus Berlin?<br />
Er wurde von der Senatsverwaltung Berlins beauftragt,<br />
die Entwicklung der Schüler in den neu gebildeten<br />
gemeinsamen Grundschulklassen 5 und 6 und<br />
der gleichzeitig noch existierenden 5. und 6. Klassen<br />
an Gymnasien zu evaluieren. Das Ergebnis erstaunt<br />
wenig: Bei gleicher Ausgangslage lernen Schüler am<br />
Gymnasium weitaus mehr als an den Grundschulen.<br />
Weitere, für uns recht aufschlussreiche Resultate<br />
sind: Leistungsstarke Schüler werden an der Gemeinschaftsschule<br />
ausgebremst. Sowohl der immer originär<br />
von den Gemeinschaftsschulbefürwortern eingeforderte<br />
bessere soziale Zusammenhalt in der<br />
Schülerschaft, als auch der gewünschte Abbau<br />
sozialer Disparitäten konnte nicht nachgewiesen<br />
werden. Im Gegenteil! „Die soziale Schere öffnet<br />
sich in den Klassen der verlängerten Grundschule<br />
deutlich mehr“, äußerte sich Professor Lehmann in<br />
einem ersten Interview. Da nicht sein kann, was nicht<br />
sein darf, wurde Prof. Lehmann dafür landesweit verunglimpft.<br />
Trotz wissenschaftlicher und praktischer<br />
Belege für die Vorteile des gegliederten Schulsystems<br />
versucht man, die Befürworter jetzt auch sehr persönlich<br />
unter Druck zu setzen.<br />
Als positives Beispiel für eine funktionierende<br />
Gemeinschaftsschule sei der Fairness halber die<br />
Helene-Lange-Schule in Wiesbaden genannt. Mit<br />
einem durchdachten Konzept gelingt es den Lehrern<br />
dort, Schüler auf vordere PISA-Plätze zu katapultieren<br />
(wohlgemerkt in einer Schule von vielen ansonsten<br />
weit hinten platzierten Gesamtschulen). Dieses<br />
Konzept beinhaltet eine gemeinsame Schulzeit bis<br />
zur Klasse 10. Freiarbeit ist ein wesentliches Unterrichtsinstrument.<br />
Etwa 6-8 Lehrer unterrichten einen<br />
kompletten Jahrgang, dann natürlich nicht mehr nur<br />
in 2 (gelernten) Fächern, sondern auch ohne Fachausbildung<br />
in weiteren. Da in allen Klassen Schüler<br />
aus mindestens 3 Lernentwicklungsstufen (Haupt-,<br />
Realschüler und Gymnasiasten) sind, bedarf es dazu<br />
einer aufwändigen individuellen Vorbereitung des<br />
Unterrichts von Seiten des Lehrers.<br />
<strong>ProPhil</strong> 2/2008<br />
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