Hautsache gesund! - Diakonische Dienste Hannover
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Diakonie bei unseren europäischen Nachbarn<br />
Fürsorge von Island bis Italien<br />
DDH SERIE<br />
EUROPA<br />
Diakonie<br />
Deutschland ist ein Ausnahmeland<br />
– zumindest in Bezug auf unsere<br />
diakonischen Strukturen. Denn in<br />
keinem anderen europäischen Staat<br />
prägen diakonische Einrichtungen<br />
so sehr das soziale Miteinander<br />
wie bei uns. Doch gibt es Diakonie<br />
eigentlich auch bei unseren europäischen<br />
Nachbarn? Ein Blick über<br />
den Tellerrand.<br />
Ein Kruzifix, das über der Tür im Krankenzimmer<br />
hängt, oder ein Seelsorger,<br />
der Patienten in einer Notsituation beisteht<br />
– Kirche und Krankenhaus, das<br />
gehört bei uns in Deutschland in vielen<br />
Häusern zusammen. Derzeit sind<br />
etwa ein Drittel der bundesweit 2.100<br />
Kliniken in kirchlicher Trägerschaft. Die<br />
diakonischen Strukturen sind hierzulande<br />
so ausgeprägt, dass es neben<br />
Krankenhäusern viele andere diakonische<br />
Einrichtungen gibt. Einige engagieren<br />
sich beispielsweise in der<br />
Altenhilfe, der Ausbildung von Pflegekräften<br />
oder betreuen Menschen mit<br />
Handicaps. Doch mit dieser weit verzweigten<br />
diakonischen Struktur spielt<br />
Deutschland innerhalb Europas eine<br />
Sonderrolle. In keinem anderen europäischen<br />
Land ist Diakonie so etabliert.<br />
Prof. Udo Krolzik vom Institut für Diakoniemanagement<br />
in Bielefeld erklärt,<br />
woher das kommt: „Die diakonischen<br />
Strukturen haben sich im 19. Jahrhundert<br />
durch die Erweckungsbewegung<br />
stark ausgebildet. Damals waren diakonische<br />
Projekte ein Ersatz für nicht<br />
funktionierende staatliche Systeme im<br />
Bereich Gesundheit und Soziales.“<br />
Betreuung durch Mitarbeitende der spanischen Diakonieeinrichtung DiaCare Calpe.<br />
Heute hat ein Großteil der deutschen<br />
Krankenhäuser einen kommunalen<br />
Träger, gut ein Drittel befindet sich in<br />
kirchlicher oder freier Trägerschaft und<br />
vergleichsweise wenige Häuser sind<br />
als Universitätskrankenhäuser einer<br />
Hochschule angeschlossen. In England<br />
ist nur ein verschwindend geringer<br />
Anteil in kirchlicher Trägerschaft,<br />
wenngleich viele Häuser einen sehr<br />
religiös klingenden Namen haben. Allein<br />
im Südwesten von London gibt<br />
es eine ganze Reihe, darunter das St.<br />
Mary's Hospital, St. Georges oder St.<br />
Ann's Hospital. Der Name begründet<br />
sich in der Geschichte der Kliniken, die<br />
ursprünglich von der Kirche gegründet<br />
wurden. Doch aufgrund der Säkularisierung<br />
gehören heute fast alle Kliniken<br />
zum „National Health Service“ (NHS)<br />
und sind damit in staatlicher Hand.<br />
Ähnlich sieht es auch in anderen europäischen<br />
Ländern aus. Dennoch<br />
existieren auch bei unseren Nachbarn<br />
diakonische Einrichtungen, die einzelne<br />
soziale Projekte unterstützen. Der<br />
Verband „Eurodiaconia“ vernetzt diakonische<br />
Arbeit von Kirchen und Wohl-<br />
fahrtsverbänden europaweit. Die 1996<br />
gegründete Organisation hat ihren Sitz<br />
in Brüssel und setzt sich für mehr Lebensqualität<br />
in einem sozialen Europa<br />
ein. Eurodiaconia unterstützt, fördert<br />
und beobachtet diakonische Projekte<br />
in fast allen europäischen Ländern. So<br />
gehören zu ihren Partnern diakonische<br />
Stellen von Schweden bis Serbien und<br />
von Italien bis Island.<br />
In Nordeuropa<br />
gibt es viel<br />
mehr diakonische<br />
Projekte als in<br />
Südeuropa.<br />
Auffallend ist, dass es aufgrund der unterschiedlich<br />
aufgeteilten Konfessionen<br />
in Nordeuropa viel mehr diakonische<br />
Projekte gibt als in Südeuropa. In Spanien<br />
oder Italien spiegelt sich Kirche<br />
und der Gedanke christlicher Nächs-<br />
8 Juni / Juli 2012