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„Aus den Augen, aus dem Sinn?!“ - Landesjugendring Baden ...

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Dokumentation der Tagung <strong>„Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>Augen</strong>, <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Sinn</strong>?!<strong>“</strong> – Wege der Tabakprävention und des<br />

Nichtraucherschutzes in der Jugendarbeit am 11. Juli 2008 in Stuttgart.<br />

6. Workshop: Come to Marlboro-Country?! Umgang mit (Nicht-) Rauchen auf Freizeiten.<br />

Metho<strong>den</strong> zur Auseinandersetzung im Team und bei Gruppenleiterkursen<br />

Referent: Thomas Engelhardt, Katholische Studierende Jugend Freiburg<br />

Allgemeine Bereiche der Präventionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen:<br />

Jugendarbeit ist nur ein Teil der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen. Weitere zentrale<br />

Bereiche sind:<br />

• Das Elternh<strong>aus</strong><br />

• Die Peers<br />

• Die Schule<br />

• Die Gemeinde/das Gemeinwesen bzw. der öffentliche Raum<br />

• Die Medien, hier vor allem das Internet<br />

Es gilt daher, vernetzt zu <strong>den</strong>ken und zu agieren.<br />

Dilemma der Jugendarbeit<br />

Die gesetzliche Regelung ist eigentlich klar und lässt keinen Spielraum zu; die pädagogische Praxis<br />

hingegen ist wesentlich komplexer. Daher gibt es zwei Möglichkeiten: Starres Vorgehen wegen<br />

gesetzlicher Vorgaben (der kurze Weg) oder pädagogische Flexibilität und Differenzierung aufgrund der<br />

Realität (der lange Weg).<br />

Es gilt die politische Forderung nach Schaffung drogenfreier Räume; die meisten Konsumformen wer<strong>den</strong><br />

entsprechend durch Gesetze tabuisiert; betroffene Jugendliche wer<strong>den</strong> sanktioniert; dadurch wer<strong>den</strong><br />

konsumierende Jugendliche <strong>aus</strong>geschlossen bzw. das Problem wird nur an andere Orte verlagert. Die<br />

Realität in Deutschland sieht aber anders <strong>aus</strong>: Es wird viel geraucht, auch unter Erwachsenen, die als<br />

Vorbilder fungieren. Es stellt sich zu<strong>dem</strong> die Frage, ob Rauchen grundsätzlich schlimm ist bzw. ob es nicht<br />

auf das Maß des Konsums ankommt; zu<strong>dem</strong> muss kritisch hinterfragt wer<strong>den</strong>, inwieweit man ein Laster<br />

wie das Rauchen komplett verbieten und andere Laster wie übermäßiges Essen und Trinken vollkommen<br />

freistellen sollte. Jugendliche fragen nach <strong>dem</strong> <strong>Sinn</strong> dieser Gesetze, Verbote und Maßnahmen. <strong>Sinn</strong>voll ist<br />

es daher, im <strong>Sinn</strong>e der akzeptieren<strong>den</strong> Drogenarbeit die Tatsache, dass Drogen konsumiert wer<strong>den</strong>,<br />

anzuerkennen und Drogen nicht radikal zu verneinen, vor allem nicht moralisierend. Es gilt der Grundsatz<br />

der Toleranz: primäre Anerkennung und Wertschätzung jeglichen Umgangs mit Zigaretten; Unterstützung<br />

der Selbstbestimmung der Jugendlichen in Bezug auf <strong>den</strong> Konsum von Drogen im <strong>Sinn</strong>e eines<br />

Selbstbestimmungsrechtes auf freie Entfaltung der eigenen Person. Aber keine negative Toleranz, also nur<br />

Duldung, weil „man ja eh nichts machen kann<strong>“</strong>. Eine offene Auseinandersetzung und Differenzierung des<br />

Themas sowie möglicher Meinungen dazu ist wichtig! Es gibt unterschiedliche Menschen mit<br />

unterschiedlichen Bedürfnissen (und Lastern), eine einseitige Verurteilung führt zu nichts.<br />

Klar ist aber auch, dass die Jugendarbeit einen pädagogischen, erzieherischen Auftrag hat und die Kinder<br />

und Jugendlichen in ihrer positiven Entwicklung unterstützen soll; daher muss reflektiert wer<strong>den</strong>, welche<br />

Grenzen sinnvollerweise gesetzt wer<strong>den</strong>. Erziehung erfolgt entlang dieser Grenzen, die auch zwischen <strong>den</strong><br />

Extremen „gar nicht rauchen<strong>“</strong> und „rauch so viel du willst!<strong>“</strong> liegen kann; Ziel ist die Drogenmündigkeit des<br />

einzelnen Jugendlichen. Weg von der Verminderung von Problemen durch Verbote hin zu stärkender<br />

akzeptierende Präventionsarbeit, welche die Lebensbezüge der Jugendlichen aufgreift. Weg von<br />

Prävention in diesem <strong>Sinn</strong>e hin zu Gesundheitsförderung und der damit verbun<strong>den</strong>en Herstellung von<br />

Bedingungen für eine optimale Kultur des Aufwachsens.<br />

Das konkrete pädagogische Ziel muss individuell von je<strong>dem</strong> Pädagogen bzw. von je<strong>dem</strong> Team<br />

<strong>aus</strong>gehandelt und festgelegt wer<strong>den</strong>; es gibt nicht die Lösung, kein Schwarz-Weiß in Bezug auf das<br />

konkrete Handeln mit Jugendlichen. Daher sind die vorgeschlagenen Metho<strong>den</strong> auch auf eine offene und<br />

ehrliche Diskussion mit <strong>den</strong> Jugendlichen <strong>aus</strong>gelegt. Flankierend braucht es ein drogenpräventives<br />

Gesamtkonzept, das die Arbeit langfristig unterstützt.<br />

Akzeptierende Drogenerziehung (AD)<br />

Die AD zielt darauf ab, Jugendliche in ihrer Auseinandersetzung mit psychoaktiven Substanzen zu<br />

unterstützen und zu fördern, so dass sie drogenmündige Menschen wer<strong>den</strong> können. Sie lernen in diesem<br />

Prozess schrittweise einen subjektiv verantwortlichen und kundigen Umgang mit psychoaktiven<br />

Substanzen. Die AD bedeutet in diesem <strong>Sinn</strong>e einen offenen, selbstbewussten und selbstkritischen<br />

Lernprozess hin zu einem selbstverantwortlichen und kundigen Umgang mit psychoaktiven Substanzen,<br />

der weder die Konsumenten selbst noch andere schädigen kann. Durch diesen Prozess wird ein mündiger<br />

Umgang mit psychoaktiven Substanzen ermöglicht.<br />

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