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sprungbrett uni? - Kupferblau

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30. Ausgabe, Wintersemester 2013/14Unabhängig · Neutral · kostenloscampusmagazin tübingenVerbindungen: Der Blick hinter die traditionelle FassadeDie Hiwi-Falle: Wenn Schweigen zur Gewohnheit wirdVom Hörsaal auf die Bühne: Nebenjob SchauspielerDas fremde Geschlecht: Ein transsxueller Student erzähltSprungbrett Uni?Vom Studium in den Beruf1


Französisch-KurseSprachdiplomeMediathek und CulturethèqueVeranstaltungen2


Liebe Kommilitoninnenund Kommilitonen,Die<strong>Kupferblau</strong>-RedaktionUnterstützt vom StuRa3


InhaltPOLITISCHESAlexander Link, Paul SchüleHochschulpolitik: Vom AStA zum StuRaSeite 6Ann-Kathrin KnupferBeschlossene Sache: Der Mensa-NeubauSeite 8Ann-Kathrin KnupferDie neue Prorektorin Karin AmosSeite 9Hannah SteinhoffDie Hiwi-FalleSeite 10Miriam KennerknechtWas bringt uns die Elite-Uni?Seite 12UNILEBENJulia KlausWie wohnst du eigentlich?Seite 15Joscha Krug, Johanna Orth, Konstantin von EssenVerbindungen: Ein Blick hinter die FassadeSeite 16Saskia DekkerVon Tübingen in die weite WeltSeite 18Alexander LinkStudieren mit körperlicher BehinderungSeite 19Felicitas GöltenbothDer lange Weg nach TübingenSeite 20Iris HoffmannEntspannter durch den Uni-alltagSeite 22Pia SchmidtStudentisches Engagement: Arbeiterkind e.V.Seite 23JasperEin transsexueller Student erzählt seine GeschichtSeite 24Helen MonzelSüdarfika meets SchwabenländleSeite 25DOSSIERIsabell WutzSprungbrett UniSeite 28Sonja Eberhardt2 Dozenten, 2 Fächer, 2 MeinungenSeite 30Vera HellwigGlosse: Doch kein Praktikum…?Seite 31 Sandra GallbronnerTraumberuf LehrerSeite 32Terence WeißbrodtWenn ich mal groSS bin,werde ich ProfessorSeite 33Isabell Wutzgut zu wissenSeite 34WISSENSCHAFTKatharina MauMacht Schokolade glücklich?Seite 44Pablo FlockGanz wissenschaftlich MeditierenSeite 45Elena WörnerBesondere OrteSeite 46KULTURLars AmannVom Hörsaal auf die BühneSeite 36Ewa Paprotny40 Jahre Club VoltaireSeite 37Lisa WazulinDagmar LeupoldSeite 38Stephanie RumeszMehr als nur KostümierenSeite 40Steffen WietzorekSuit Up!: Fetter Neckar SkaSeite 41ALTE BEKANNTEEditorialSeite 3Veronika WulfAuslandsreport: ParisSeite 13Saskia DekkerStudentenjob: MarktverkäuferinSeite 26Julia KlausAuf eine Tasse mit…Dr. Rolf FrankenbergerSeite 42ImpressumSeite 464


POLITISCHESNatürlich war allen klar, dass die Gelder der Exzellenzinitiativevor allem für die Forschung gedacht sind. Trotzdem waren dieErwartungen groß, was es nun mit sich bringen würde, an einerElite<strong>uni</strong>versität zu studieren.(aus „Das Leuchtturm-Projekt“ von Miriam Kennnerknecht, S. 12)5


Alles neu?HochschulpolitikWas hat sich eigentlich im politischen System der Uni geändert?Aufklärungsunterricht!Seit den Uni Wahlen am 9. und10. Juli 2013 steht fest, dass wirein neues politisches System ander Universität, eingebettet indie Idee einer Verfassten Studierendenschaftbekommen würden.Viele scheinen dies jedoch kaumgemerkt zu haben oder zu interessieren,lag die Wahlbeteiligung beider ersten Wahl zum neuen StuRaim Dezember bei nicht einmal zehnProzent. Vielleicht beantwortenwir daher zunächst einmal: Wasglänzt denn alles so schön neu…?von Alexander LinkNeu ist zum Beispiel das Herzstück derHochschulpolitik, der Studierendenrat(StuRa). In ihm sitzen 21 Studierende, 17davon werden über eine Liste gewählt –zum Beispiel von der Fachschaftenvollversammlung,den JuSos und anderen– vier weitere Mitglieder kommen ausdem Senat der Uni. Der Studierendenratwählt seinen Vorsitz selbst. Erbesteht aus zwei Vorsitzenden undeinem quasi „Finanzminister“ (Finanzreferent).Besonders der Finanzreferenthat ab sofort eine zentrale Funktion,schließlich darf der StuRa ab demnächsten Semester Beiträge von denStudierenden erheben.Entsprechend verfügt man in derHoschulpolitik dann zum ersten Malüber einen deutlich größeren Haushalt.Daneben richtet der StudierendenratArbeitskreise und -gruppen ein, die sichim Wesentlichen aus Fachschaften oderanderen Studierenden zusammensetzensollen.Ein weiteres Novum: Im Studienrendenratwird es künftig die Möglichkeitzu basisdemokratischen Urabstimmungenunter den Studierenden geben.Zu bestimmten Themen sind die Resultateder Abstimmungen (ab 10% Wahlbeteiligung)dann für den Rat bindend.Eine zusätzliche Einrichtung wird dieSchlichtungskomission. Sie besteht ausvier Studierenden und einem Vorsitzenden,der erfahrener Schlichter ist. DieKommission sollen Studierende dannkünftig konsultieren können, wenn siesich unfair oder schlecht vom StuRavertreten fühlen.Daneben werden aus Listen der FachschaftenVertreter für die Fakultätsvertretunggewählt, diese kann unteranderem bei Budgetverteilungsfrageninnerhalb der Fakuläten mitsprechen.Also auch eine wichtige Institution!Aber auch ein alter Bekannter bleibt:Die Fachschaftenvollversammlung(FSVV). Sie hat ab sofort zwei Funktionen.Als unabhängige Studierendenvertretungkommen seine Mitgliederweiterhin aus den Fachschaften undberaten sich wöchentlich. Danebenwird sie aber auch noch als Liste zu denStuRa-Wahlen antreten! Im Falle einerMehrheit bei den Wahlen erwägt mandann Kompetenzen aus dem StuRa indie FSVV abzuegeben - was Protesteweckte.Stell dir vor, es ist Wahlund keiner geht hinKommentar zum Ergebnis der Uniwahlenam 3. und 4. Dezember9,5%Wahlbeteiligungvon Alexander LinkDie Wahlen zum ersten Studierendenrat (StuRa) sind vorbei und esgibt einen ganz klaren Gewinner: Die Liste der Nicht-Wähler. Erneutsank die Wahlbeteiligung, diesmal auf unter zehn Prozent. Dabeiging es dieses Mal um viel, wie etwa die Höhe der künftigen Stu-Ra-Gebühren. Hier unterschieden sich die Vorstellungen der kandidierendenListen nämlich. Nun sind die Würfel gefallen und diemeisten Stimmen gingen wie erwartet an die Liste der FachschaftenVollversammlung, die künftig mit der Grünen Hochschulgruppe 12von 21 Sitzen haben wird. Auch dieses Ergebnis war jedoch nicht dasallerbeste in der Geschichte der beiden immer sehr starken Listen.Woran lag‘s? Eine richtig hohe Präsenz war in Zeiten des Wahlkampfesvon den Mitgliedern der kandidierenden Listen nicht zuspüren – das können auch Flyer auf Mensa-Tischen nicht kompensieren.Außerdem erscheint das System des neuen Studierendenrat-Modellseinfach zu undurchsichtig. Wenn dann die Motivation, sich überProgramme der kandierenden Gruppen zu informieren, bereits wenighoch ist, dann fördert ein unverständliches oder unbekanntes System,das viele nicht verstehen oder kennen die Wahlbeteiligung nicht.Kann man noch von einer demokratisch legitimierten Wahl sprechen,wenn nicht einmal jeder zehnte Studierende seine Stimme abgegebenhat?66


LieberAStA,nun bist du schon seit über einemMonat von uns gegangen, doch derSchmerz über dein Ableben vergehtnicht. 36 Jahre lang hast du uns mitdeiner Anwesenheit bereichert, 36Jahre lang hast du das Leben ander Universität Tübingen geprägt.36 Jahre, in denen du… was genaugemacht hast? Über was wurde indeinen Versammlungen nochmalgenau abgestimmt? Welche Denkanstößegingen von dir aus? Wer vonuns Studierenden wusste denn, wasdu beschlossen und organisiert hast?Theoretisch war eine Antwort immerganz einfach, denn man konnte dichja fragen. Schade nur, dass nie jemandin deinem Büro anzutreffen war.Dementsprechend schlecht stand esauch, wenn man versuchte anzurufenoder eine E-Mail schrieb. Ganzzu schweigen von deiner Homepage,auf der man höchstens die Ereignissedes vergangenen Jahres nachlesenkonnte. Tatsächlich gab es ja auchnicht allzu viel zu berichten: Sitzungen,in denen du viel über Beschlüsseder Unileitung nachgedacht hast,natürlich nur ohne dich dazu äußernzu dürfen, und Sitzungen, in denenüber neue Strategien zur Förderungvon Sport und Kultur beraten wurde,ohne dass dann groß etwas geschah.Seien wir fair, du hattest nie wirklicheine Chance, viel zu bewegen. Zueng waren die Ketten, mit denen dasLandeshochschulgesetz dich gefesselthat. Verbot von politischen Äußerungen,keine Finanzhoheit, da bliebeneinfach nicht mehr viele Schrauben, andenen gedreht werden konnte. Außerbei der jährlichen Fahrradwerkstatt vorder UB natürlich. Es ist also höchsteZeit, dass sich aus deinen Gebeinen,gleich einem Phönix aus der Asche,eine wirklich handlungsfähige undauch rechtsfähige Studierendenvertretungerhebt. Wenn dann in deinenaltehrwürdigen Räumlichkeiten imClubhaus der neue Studierendenrattagt, werden dir also wohl nurwenige eine Träne nachweinen.In diesem Sinne,lieber AStA,Ruhe inFrieden!Darf ich vorstellen? - Die hochschulpolitischen GruppenDiesmal: Die linke ListeEine neue Stimmeim Studierendenratvon Paul SchüleZu den vielen altbekannten Hochschulgruppenist im Studierendenratauch ein neues Gesicht gestoßen: diepolitische Hochschulgruppe [‚solid].SDS. Schon seit vielen Jahren existiertdie Gruppe in Tübingen. Aus Protestgegen die begrenzten Möglichkeitendes AStA trat die Gruppe bisherallerdings nie bei Wahlen an. Da mitEinführung der verfassten Studierendenschaftdie Tübinger Studierendenvertretungnun wieder deutlich mehrRechte bekommt, hat die Gruppebeschlossen, gemeinsam mit anderenGleichgesinnten als linke Liste/[‚solid].SDS zur Wahl anzutreten.Allerdings plädiert die Gruppe weiterhinfür eine Änderung des bestehendenLandeshochschulgesetzes dahingehend,dass der jetzt eingeführteStudierendenrat noch nachträglich zueinem basisdemokratischen Rätesystemumgebaut werden kann. Bei denletzten Wahlen erreichte die Liste aufAnhieb 10% der Stimmen, was sich inzwei Sitzen im Rat niederschlägt. Diewichtigsten Ziele der Liste sind:• Mehr Wohnraum in Tübingen zubezahlbaren Preisen• Die Rückführung des Clubhauses instudentische Hand• Einführung einer Zivilklausel• bessere Studienbedingungen fürStudierende mit Handicap• Anwesenheitspflicht in Vorlesungenabschaffen• Ein solidarischer Semesterbeitrag,der hoch genug ist, damit derStuRa politische Arbeit machenkann, der aber auch nicht höher als30 Euro sein soll• Semesterticket bis Stuttgart| Karikatur: Charlotte Hütten,Text: Paul Schüle7


Nichts mehr zu rütteln amMensaneubauMensa Wilhelmstraße – Das Stadtbild des Universitätscampus soll verändertwerden.Die Teller in der Wilhelmstraße bleiben zukünftig leer. Was aus dem Kulturdenkmal wird, ist unsicher.Nur die Kosten für den Neubau mit 20 Millionen Euro sind schon geklärt.von Ann-Kathrin KnupferIm Herzen des Universitätscampus liegtdas in den sechziger Jahren entworfeneGebäude von Paul Baumgarten, das denMittelpunkt der Universität im Tal markiert.Genau hier soll es ab dem Wintersemester2016/17 nichts mehr zu Essengeben für die über 4000 Studierende,die das Angebot der Mensa täglich fürsich nutzen.Geplant ist der Mensaneubau auf demPlatz zwischen Hölderin-, Sigwart-und Nauklerstraße neben demHörsaalbau der Alten Physik. Wiewahrscheinlich es ist, dass die Studierendennach dem Essen gleichin die Räume der Alten Physikgehen können, ist noch ungeklärt.Das hängt davon ab, ob der Hörsaalbauin den Neubau integriert oderabgerissen werden wird. Denkbarsind laut einer Machbarkeitsstudie,die vom Land Baden-Württemberg inAuftrag gegeben wurde, beide Varianten.Welchen Verwendungszweck dasMensagebäude in der Wilhelmstraßebekommt, ist jedoch noch ungewiss.Bauherr der neuen Mensa ist das LandBaden-Württemberg. Es gibt allerdingspolitischen Widerstand seitens einerBürgerinitiative, welche die jetzigeMensa in der Wilhelmstraße in ihrereigentlichen Nutzung erhalten möchte.„Würde man aber die jetzige Mensa imTal sanieren“, erklärt der Geschäftsführerdes Studentenwerks Tübingen-Hohenheim,Oliver Schill, „hatNeubau ohne Einschränkungenfür den Unibetriebman sicherlich mit einer erheblichenEinschränkung des Essensangebots fürdie Studierenden sowie mit weiterenUnannehmlichkeiten zu rechnen“. Beidieser Variante müsste man bei einerSanierungszeit von zwei bis drei Jahrendarüber nachdenken, ob man das täglicheMittagessen in der Mensa in Zelteverlegt. Diese Möglichkeit scheint fürdas Rektorat der Universität Tübingenjedoch schon komplett vom Tisch zusein. Auch das Studentenwerk Tübingen-Hohenheimspricht sich für denNeubau der Mensa aus.Bei einem Neubau der Mensa würdesich das Bild des Essenangebots starkverändern. Hier könnten die StudierendenAktionstheken wie eine WokundGrill-Station nutzen und durch dieAusweitung der Essenszeiten flexibelnach den Seminaren undVorlesungen schlemmen.Bis jedoch der Neubau fertiggestellt ist, soll der Mensabetriebin der Wilhelmstraßeweiter geführt werden. DasZentrum des Universitätscampus wirdaber in Zukunft eine Straße weiter inRichtung Kupferbau zu finden sein.8


Ein Amt mit HerkulesaufgabenVermittlung zwischen Hoschschule und StudierendenSeit dem 1. Oktober ist Professorin Karin Amos die neue Prorektorin der Universität Tübingen fürStudierende, Studium und Lehre. Was die Prorektorin als nächstes in Angriff nimmt und wie die Studierendenvon ihrer Arbeit profitieren, erzählt sie im Gespräch.von Ann-Kathrin Knupfer„Ich habe generell ein offenes Ohr füralles“, versichert die neue ProrektorinProfessorin Karin Amos in ihrem neuenBüro in der Wilhelmstraße, wo sie vonihrem Fenster aus das Geschehen vorder Neuen Aula genau im Blick hat.Als Prorektorin für Studierende vermitteltsie zwischen Hochschule undden Tübinger Studierenden und stehtihnen beratend zur Seite. Die Ernennungzur Prorektorin kam für die Erziehungswissenschaftlerinjedoch nichtganz unerwartet. So wusste ProfessorinAmos bereits im vergangenenSommersemester, dass sie für diesesAmt im Gespräch war. Doch die Prorektorinist nicht nur in ihrem Büro inder Wilhelmstraße, sondern auch inden Lehrräumen am Institut für Erziehungswissenschaftenanzutreffen.“Besonders dieser Kontakt zur Basis,wo man die Probleme der Studierendenhautnah erlebt”, erklärt die Prorektorin,“ ist besonders wichtig für die Arbeit inmeinem neuen Amt.” So ist die Vertretungvon studentischen Interessen ander Universität Tübingen eine von fünfAufgaben, denen sich die Prorektorinin den kommenden Semestern widmet.Darüber hinaus kümmert sie sich umdie Verwendung von Studiengebühren,die Akkreditierung von Studiengängen,die Weiterbildung Lehrender unddie Verbesserung der Lehrsituation. Inihrer Sprechstunde am Mittwochnachmittagkönnen alle Studierenden mitFragen und Problemen bezüglich desStudiums kommen.Auf die Frage, welche studentischenInteressen genau in ihren Aufgabenbereichfallen, erwidert Professorin KarinAmos: „Alles was mit dem Studium zutun hat, ob es nun lobenswert ist oderauch zu Konflikten führen kann“. Hierkümmert sich die Prorektorin um dieSpannungen zwischen Prüfungsämternund Studierenden und das LabyrinthPrüfungsordnung. Die ProrektorinWas machteigentlich eineProrektorin?ist aber auch Ansprechpartnerin fürschlechte Seminar- und Vorlesungssituationen.Hierunter fallen zumBeispiel überfüllte Vorlesungsräumeund Konflikte die innerhalb einesSeminars entstehen. Aber auch beiSchwierigkeiten mit der Anmeldungim Campussystem leistet die ProrektorinHilfestellung. Die Wahrnehmungdieses Angebots der UniversitätTübingen durch die Studierenden fälltjedoch im laufenden Semester eherrar aus. Dafür kennt die ProrektorinKarin Amos selbst noch keine genaueAntwort. Eine mögliche Ursachekönnte sein, so vermutet sie, dass diemeisten Studierenden nicht genauwissen, was eine Prorektorin eigentlichgenau macht.Im Moment übt Professorin Amos ihrAmt als Prorektorin nebenamtlich aus.Dennoch hat sie schon jetzt einige Herkulesaufgabenvor sich. Besonders die„School of Education“, die bis auf Juraund Medizin fast alle Fakultäten derUniversität Tübingen betrifft, liegt derErziehungswissenschaftlerin sehr amHerzen. An dieser Stelle hat die neueProrektorin die Qualität aller Studiengängeim Blick. Dieses Projekt soll aberspeziell die Lehrerbildung an der Universitätfördern und die Lage der über4000 Lehramtsstudierenden in Tübingenverbessern.Dass nicht alles im Studium gleich aufAnhieb gelingt, weiß die Prorektorin.Dennoch rät sie den Studierenden, sicheine zweite Chance zu geben, da einschlechtes Ergebnis nicht gleich einIndiz für die falsche Studienwahl seinmuss. Woran die Prorektorin selbstmerkt, dass sie ihr neues Amt gut imGriff hat? „Wenn die Studenten inihrem Studienalltag nichts von meinerArbeit spüren“, erzählt die Prorektorin,„denn alles andere wäre ein Indikatordafür, dass es im Studium nicht ganz sorund läuft.“ Ob sie in Zukunft häufigerin der Münzgasse oder in der Wilhelmstraßeanzutreffen ist kann ProfessorinAmos noch nicht sicher sagen. Sicherist nur, dass beide Türen den Studienredenimmer offen stehen.9


Die Hiwi-FalleWenn Schweigen zur Gewohnheit wirdEr soll im Lebenslauf gut aussehen, wertvolle Erfahrungen ermöglichen - und sogar den persönlichenDraht zum Professor. Ein Hiwi-Job ist die perfekte Ergänzung zum Studium. Aber was, wenn esmal nicht so glatt läuft?von Hannah Steinhoff10Wenn Martin* von der Uni nach Hausekommt, checkt er zuerst seine Mails. FünfE-Mails mit Fragen zur Vorlesung oder zumÜbungsblatt der Woche – fünf große oderkleine Probleme, die Martin nachvollzieht,löst und beantwortet. Dafür braucht eretwa eine Stunde. Er schreibt lieber zu vielals zu wenig, denn er möchte, dass die Studierendendem Vorlesungsstoff gut folgenkönnen. Martin ist gern Tutor und er findet,dass er seinen Job gut macht.Laut seinem Vertrag arbeitet er fünf Stundenin der Woche. Dazu gehören das zweistündigeTutorium und eine etwa einstündigeVorbereitung mit dem Professor undden anderen Tutoren. Die restlichen zweiStunden reichen kaum aus, um sich aufdas Tutorium vorzubereiten – geschweigedenn, die Mails zu beantworten. Bezahltwerden diese Überstunden nicht.Gerade für Tutoren ist diese Situationnicht ungewöhnlich. Für die Institute sindsie eine finanzielleErleichterung: Statteiner vollen Stellewerden mehrereTutoren mit 20-Stunden-Verträgeneingestellt,die dann proStunde 8,90 Euro verdienen.Mit seinem Chef kommt Martin gut zurecht.Er würde ihm auch auf keinen Fall unterstellen,dass er die Tutoren bewusst ausbeutet.Aber trotzdem spricht er das Themalieber nicht an.: „Ich habe ja Spaß an derArbeit. Und es ist eben nur ein Hiwi-Job.“Und natürlich ist sein Professor für dasFach sehr wichtig – für Martins angestrebtePromotion ist er ein wertvoller Kontakt.Ein Problem hat Martin aber doch: Auchwenn er den Hiwi-Job nicht nur wegen desGeldes ausübt, braucht er das Gehalt, umsein Studium zu finanzieren. Weil sein Budgetnicht ausreicht, arbeitet er zusätzlichnoch in der Gastronomie. Das wäre wahrscheinlichnicht notwendig, wenn er seinenArbeitsaufwand für die Hiwi-Stelle vollbezahlt bekommen würde.*Namen v.d.R. geändert2000 Hiwis – aberkeine VertretungWenn Martin etwas an seiner Situationändern wollte, könnte er sich zum Beispielan den Arbeitskreis Studentische und WissenschaftlicheHilfskräfte wenden. Seitvor einem Jahr das Weihnachtsgeld fürdie Hiwis gestrichen wurde, setzt sich dieGruppe für bessere Arbeitsbedingungender studentischen und wissenschaftlichenHilfskräfte ein. Denn Martin ist mit seinenProblemen nicht allein – doch obwohl hierin Tübingen etwa 2000 Hiwis angestelltsind, gibt es noch im <strong>uni</strong>versitären Systemkein Organ, das sie vertritt. Dies zu ändern,ist eines der Ziele des Arbeitskreises.Philipp Wolter engagiert sich seit Beginnim Arbeitskreis. Er macht gerade seinenAbschluss in Informatik und war selbst oftals Hiwi tätig. „Ein Tarifvertrag für Hiwis,wie er in Berlin existiert, ist in Baden-Württembergmit Blick auf den Beitrag vonHiwis zum Betrieb der Universitäten überfällig.Als Angestellte des öffentlichenDienstes solltenHiwis in den bestehendenTarifvertragdes Landes eingegliedertwerden. Wird dasblockiert, werden wireinen völlig neuenVertrag verhandeln.“ Im Moment sind dieHiwis laut Landeshochschulgesetz nämlichaus dem Tarifvertrag ausgeklammert.Das bedeutet, dass durch beliebig kurzeVertragslaufzeiten kein wirksamer Kündigungsschutzexistiert.Dass Hiwi-Stellen befristet sind, kommtden meisten Studierenden nicht seltsamvor. Im Berufsleben warten schließlichauch immer mehr befristete Arbeitsverhältnisse.Doch Hiwi-Verträge laufen meistnicht länger als sechs Monate und es gibtStellen, die regelmäßig ein- bis dreimonatigeVerträge ausgeben. „Auch wenn einHiwi schon lange in seinem Job arbeitet –er muss sich regelmäßig darum Gedankenmachen, ob sein Vertrag verlängert wirdoder nicht“, so Philipp. „Uns wird das oftals psychische Belastung geschildert, wennman finanziell auf den Job angewiesen istund nicht weiß, ob man den Job behaltenkann.“Ein Jahr nach der Gründung ist die Hiwi-Initiativenoch nicht viel weiter. Es ist immernoch schwierig, Kontakt mit den studentischenHilfskräften aufzunehmen. Das liegtauch daran, dass die meisten – wie Martin– gar kein besonderes Interesse daranhaben, ihre Situation zu verbessern. „Daskann ich nicht verstehen“, sagt Philipp.„Selbst wenn ich das Beschäftigungsverhältnisfür mich selbst nicht mehr ändernkann oder möchte - ich würde doch zumindestan den Nächsten denken, der den Jobmachen muss“Martin und viele andere setzen ihren Hiwi-Job so lange fort, bis ihr Vertrag ausläuft. Sowerden Probleme nie offen mit dem Vorgesetztenbesprochen. Jenny* jedoch hatsich entschlossen, ihren Hiwi-Job zu kündigen.Dabei wirkte die Stelle am Anfangideal: „Rein theoretisch wäre es ein superHiwi-Job gewesen“, erzählt sie. „Wenn danicht mein Chef gewesen wäre.“Von Anfang an war klar, dass sie für dieseStelle keine festen Arbeitszeiten habenwürde. „Ich wusste, dass es nicht einenWochentag geben würde, an dem ichimmer arbeite. Aber ich dachte, das bedeutet,dass ich mir meine Arbeitszeit selbsteinteilen kann. Und das war am Anfangauch so. Da konnte ich einfach von Zuhauseaus arbeiten und musste gar nicht insBüro.“Doch schnell wurde aus den flexiblenArbeitszeiten die Forderung ihres Chefs,ständig kurzfristig verfügbar zu sein. Jennybekam zum Beispiel am Abend eine Mail,dass sie am Morgen ins Büro kommenmüsse. Ihrem Chef war es dann auch nichtwichtig, ob sie zu diesem Zeitpunkt einenanderen Termin hatte: „Die Erwartung,dass ich für den Job Seminare ausfallenlasse, war auf jeden Fall da. Ich hatte schnelldas Gefühl, dass mein Chef erwartete, dassich dem Hiwi-Job mein Studium und allesandere unterordne.“ Als ihr Chef darauf10


estand, dass sie für eine wichtige Veranstaltungein Referat ausfallen lassen sollte,reichte es Jenny.Jenny brauchte das Hiwi-Gehalt nicht, umihren Lebensunterhalt zu sichern. Deshalbfiel ihr die Kündigung auch leicht. Sie hätteden Job vielleicht behalten, wenn sie dasGeld dringend gebraucht hätte. Jenny istfroh, dass sie diese Entscheidungsfreiheithatte.Wie bei Martin ist auch Jennys ehemaligerChef ein wichtiger Professor an ihremFachbereich. Nach der Kündigung versuchtsie nun, seine Lehrveranstaltungen zumeiden. Andersals für Martinkommt für Jennyeine akademischeKarrierenicht in Frage– und eine weitere Hiwi-Stelle auch nicht.Sie hofft, dass zumindest ihre Nachfolgerindavon profitiert, dass sie den Mund aufgemachthat.Jenny und Martins Geschichten sind keineaußergewöhnlichen Fälle. Ungefähr sowie bei ihnen sehen wahrscheinlich diemeisten Hiwi-Stellen aus. Doch auch wenngroße Skandale eher die Ausnahme sind:Die Normalität ist problematisch genug.Für viele Hiwis ist Überforderung an derTagesordnung.Wenn es mal für Studierende in ihrer Stellenicht gut läuft, landen sie oft bei MargretPaal vom Personalrat. Der ist für Hiwiseigentlich nicht zuständig, denn ohneTarifvertrag gibt es auch keine Interessensvertretung.Trotzdem gibt sie regelmäßigRat, wenn Hiwis nicht mehr weiterwissen.Besonders mit menschlichenKonflikten hat sie es zu tun – denn auchwenn das Verhältnis zwischen Prof undHiwi gut beginnt: Wenn der Chef auch Prüfungenabnimmt und Noten gibt, kann esschnell kippen.Margret Paal berät alle Studierendenindividuell, denn pauschale Antwortengibt es für ihre Fragen nicht. Doch sie rätallen Studierenden, sich über ihre Rechtezu informieren und für sie einzustehen:„Es ist ja schön, wenn der Job Spaß machtund für den späteren Beruf Erfahrungenbringt. Aber auch wenn der Hiwi-Job nichtfür die Existenzsicherung benötigt wird, istunbezahlte Überstundensind keine Ausnahmedas doch umso mehr ein Grund, sich nichtschlecht behandeln zu lassen. Wie soll mandenn sonst für das spätere Berufslebenvorbereitet sein, wenn es wirklich draufankommt?“Margret Paal vom Personalrat und Philippvon der Hiwi-Initiative sind sich einig: DieVerantwortung, seine Rechte zu kennen,trägt jeder selbst. Aber auch die Vorgesetztenmüssen ihrer Rolle gerecht werden:„Ein Vorgesetzter hat die Pflicht, sich überdie Rechte des Arbeitnehmers zu informieren.Professoren sind davon nicht ausgenommen,nur weil sie Wissenschaftlersind.“Das System Universitäthat vielestrukturelle Probleme.Viele Einrichtungensindunterfinanziert und müssen sparen, wo siekönnen – auch beim Personal. Deshalb istes kein Wunder, dass auch Prüfungsämterstudentische Hilfskräfte beschäftigen,obwohl diese eigentlich nur in Forschungund Lehre tätig sein dürfen (siehe Infokasten).Dieser Kreislauf müsse durchbrochenwerden, so Margret Paal: „Das Rektoratmuss mit dem Land verhandeln, damit dasPersonal angemessen finanziert werdenkann.“Doch um das zu erreichen, müssten dieLeiter der Einrichtungen das Rektorat daraufaufmerksam machen, dass ihr Budgetnicht ausreicht. Und die Hiwis, wie zum BeispielMartin, müssten ihren Chefs deutlichmachen, dass sie viel mehr arbeiten, als siean Stunden bezahlt bekommen.Wenige Stunden, kurze Vertragslaufzeiten,wenig Geld – während des Studiums machtdas vielen nichts aus. Jenny, die ihre Stellegekündigt hat, ist eher die Ausnahme. Fürdie anderen sind die kurzen Vertragslaufzeitenein willkommenes Mittel, der Konfrontationaus dem Weg zu gehen. Wie fürMartin ist es für sie eben „nur ein Hiwi-Job“.Doch wenn sich diese Einstellung auf dasspätere Berufsleben überträgt und ehemaligeHiwis auch als Arbeitnehmer undArbeitnehmerinnen nicht für ihre Rechteeintreten, schnappt die Hiwi-Falle zu. Dennaus „nur ein Hiwi-Job“ wird dann möglicherweisenur eine Doktoranden-Stelle,nur ein Traineeship - oder nur der Job.Tipps für Hiwis1. Du hast Anspruch auf Urlaub.Jeder Hiwi hat Anspruch auf vier WochenUrlaub im Jahr. Das heißt: Wenn du einenTag in der Woche arbeitest, kannst du imJahr viermal zu Hause bleiben und wirstdafür trotzdem bezahlt. Arbeitest duregelmäßig drei Tage in der Woche, stehendir 12 Urlaubstage im Jahr zu.Wenn die Hiwi-Stellen in den Tarifvertragdes Öffentlichen Rechts eingegliedertwürden, wären es sogar fünf WochenUrlaub im Jahr.2. Wenn du krank bist, wirst dutrotzdem bezahlt.Du musst nicht krank zur Arbeit gehen undbrauchst die Stunden auch nicht nachzuholen,sondern erhältst bis zu sechsWochen lang dein volles Gehalt. Voraussetzungdafür: Du bist bereits seit vierWochen bei deinem Arbeitgeber angestelltund legst ab dem dritten Krankheitstageine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungvor.3. Feiertage kannst du dir vollanrechnen lassen.Wenn du normalerweise am Donnerstagarbeitest, bekommst du dein Gehalt auchfür die Feiertage Himmelfahrt und Fronleichnam.Du musst die Arbeitszeit nichtnachholen.4. Bist du ein „unechter“ Hiwi?Ganz unten auf deinem Arbeitsvertragsteht: „Mir ist bekannt, dass wissenschaftliche/ studentische Hilfskräfte nur Hilfstätigkeitenin Forschung und Lehre ausübendürfen“. Hilfstätigkeiten in Forschung undLehre sind zum Beispiel Tutorien oder Literaturrechercheund andere wissenschaftlicheZuarbeiten. Bibliotheksaufsichten,Kopierarbeiten und andere administrativeTätigkeiten gehören nicht dazu. SolcheArbeiten müssen laut Landeshochschulgesetznach dem öffentlichen Tarifvertragentlohnt werden.Trotzdem gibt es etwa 400 Hiwi-Stellen,die nichts mit Forschung und Lehre zu tunhaben. Nach dem öffentlichen Tarifvertragmüssten diese Stellen mit 14 Euro die Stundeoder mehr vergütet werden.11


Das Leuchtturm-ProjektWas haben wir Studierenden eigentlich vom Elitestatus?ein Kommentar von Miriam KennerknechtWas genau hat sich denn für uns Studierendein den letzten Monaten geändert,seit wir nun an einer Elite<strong>uni</strong>versitätstudieren? Im Grunde geht doch allesseinen gewohnten Gang wie damals,als wir noch eine „normale“ Uni hatten.Natürlich war allen klar, dass die Gelderder Exzellenzinitiative vor allem fürVerbindung vonForschung und Lehredie Forschung gedacht sind, trotzdemwaren die Erwartungen groß, was esnun mit sich bringen würde an einerElite<strong>uni</strong>versität zu studieren.Hakt man bei der Universitätsleitungnach, heißt es, dass das Projekt ja nochin der Anlaufphase sei und sich dieExzellenzinitiative auch auf die Studierendenauswirke, da Lehre und Forschungja eng miteinander verwobenseien. Durch die Einrichtung speziellerStudienangebote soll den Studierendendie Möglichkeit gegeben werden,entsprechende Kompetenzen fürihre Arbeit als künftig Forschende zuerwerben. Beispielsweise im Bereichder Geisteswissenschaften oder derLebenswissenschaften soll es Lehrangebotegeben, in denen der Umgangmit Datensätzen geübt wird. Außerdemsoll es zum kommenden Sommersemestereinige neue Professuren geben.Leuchtturm-Programm„Für den Otto-Normal-Bachelor-Studenten bringt es nichts“Illustratorin: Charlotte HüttenDoch eine gute Forschung bedeutet nunmal noch lange nicht, dass es auch einegute Lehre für uns Studierende gibt.Die Elite<strong>uni</strong> scheint mehr ein Leuchtturm-Projektzu sein. Nach außen hinund vor allem im Ausland wird die UniversitätTübingen mehr wahrgenommen,aber dieser Schein dringt ebennicht bis ins Innere und somit zu unsStudierenden vor. Die Doktorandenerhalten sicherlich eine gute Förderungdurch die Graduiertenschulen undeiner besseren Unterstützung bei ihrenPublikationen, aber für den Otto-Normal-Bachelor-Studentenbringt eseben nichts.12


AuslandsreportC’est la vie parisienneDie Stadt der Liebe und derMode. Sie zieht am meistenTouristen an in Europa und amdrittmeisten weltweit – Paris.Ich habe das Glück, mein Auslandssemesterin dieser schönenStadt zu verbringen, und ihreVielfalt jenseits von Eiffelturmund Louvre kennen zu lernen.von Veronika WulfWenn ich vor meine Haustür trete,sehe ich die Spitze des Eiffelturms. DerWeg zur Metro ist gesäumt von kleinenBoutiquen, Cafés und Restaurants,vor denen Stühle in einer Reihe hinterkleinen Tischchen aufgereiht sind undPatisserien, in denen das Gebäck wiekleine Kunstwerke aussieht. In derMetro spielt ein Straßenmusiker Akkordeon– Paris, wie man es sich vorstellt.40 Minuten später bin ich bei meinerUni angekommen: graue Plattenbauteninmitten einer Betonwüste mitHochhäusern – Paris, wie man es sichnicht vorstellt.Es ist eben nicht die Sorbonne, an derich studiere, sondern die Universitévon Nanterre, einem Vorort von Paris,wo man sich schon eher vorstellenkann, dass Autos abgebrannt werden.Das Partnerinstitut der EmpirischenKulturwissenschaft in Tübingen heißt„Information et Comm<strong>uni</strong>cation“ undhat wenig mit EKW zu tun. Es ist ehereine Art Medienwissenschaft – zufälligerweisemeinNebenfach inTübingen, sodass esfür mich sogar nochSinn ergibt.Doch die Vorlesungen bringen michin erster Linie nicht inhaltlich weiter,sondern sprachlich. Aber in Paris gibtes genug außerhalb der Uni zu erleben:Museen, Konzerte, Kino und Partys.Ganz zu schweigen von der Architektur,den Parks und den Einkaufsstraßen.Problemlos kann ich einen Tagausschließlich damit verbringen, durchdie Straßen zu spazieren und das Flairdes Viertels einzufangen; über 130 verschiedeneNationalitäten in Saint-Dénis,„Künstler“ beim Montmartre, Studierendeim Quartier Latin, Touristenbeim Louvre und die Crème de la Crèmeim 16. Arrondissement. Jeden Abendkönnte ich weggehen, jeden Tag etwasNeues erleben, wenn ich will. Nur zumSchlafen komme ich wenig. Und seltsamerweisewird dieListe mit meinenVorhaben währendmeiner Zeit hierZimmer in Tübingenoder Garage in Paris?nicht kürzer,sondern länger.Jenseits touristischer Pfade finde ichbald schöne Plätzchen sowie bezahlbareRestaurants, Bars und Clubs. DennParis ist nicht nur schön, sondern auchganz schön teuer! Die Mietpreise sind,je nach Viertel, exorbitant hoch. Für einkleines WG-Zimmer zahlt man schnellmal 700 Euro warm. Der deutsche Journalistund Autor Sascha Lehnartz, derals Auslandskorrespondent in Parisarbeitet, hat Recht, wenn er schreibt,dass ein Tiefgaragenplatz in Parisfast so viel kostet, wie ein WG-Zimmerin Tübingen. Als ich erfuhr, dassich keinen Wohnheimplatz bekomme,habe ich gefühlte 200 Vermieter angeschriebenvor meiner Abreise, ein paarhaben geantwortet. Im Vergleich zurWohnungssuche in Paris, macht esin Tübingen fast Spaß, nach einemZimmer zu schauen.Von einem Gemeinschafts-Plumpskloüber ein Zimmer, in dem vier Personengemeinsamwohnen bis hinzu einer Absageder Vermieterineinen Tag vor derAbreise habe ich schon viele Geschichtengehört – und zum Glück nicht selbsterlebt.Da sich Frankreich und Deutschlandgesellschaftlich und kulturell sehrähneln, blieben der Kulturschock unddas Heimweh aus. Es sind eher kleineUnterschiede, die mir begegnen. InRestaurants beispielsweise gibt esfür Damen und Herren meist nur eineEinfach alles in denMüllschluckerToilette und Sonderwünsche bei derBestellung werden eher unflexibelgehandhabt. Fragt man nach einemvegetarischen Gericht, bekommtman Fisch oder Quiche Lorraine (mitSpeck) angeboten. Das ist in Tübingenbekanntlich leichter.Die Kinofilme laufen meist in der Originalfassung(ggf. mit Untertiteln)und dass auf demCampus gekifftwird, ist keine Seltenheit.Dafür wirdin der Vorlesungjedes Wort fleißigmitgeschrieben - notfalls diktiert derProf auch mal sein Skript. Die Müllentsorgungwäre jedem grünen Tübingerein Dorn im Auge: Getrennt wirdkaum, man wirft einfach alles in denMüllschlucker, einen Schacht, der vonder Küche aus ins Nichts führt. Früherlandete dort wohl auch der ein oderandere ungewollte Säugling.Dafür würden sich die Pariser bei unswohl über den Stil so mancher Deutscherwundern, denn bei ihnen ist eingewisser Chic Standard.Trotz zahlreicher Warnungen über dieangeblich distanzierte, arrogante Artder Pariser, habe ich einige freundlicheFranzosen kennengelernt. Genauso wieBrasilianer, Spanier, Italiener, Chinesen...Die bunte Menge unterschiedlicherNationen und Kulturen ist einesder Dinge, die mir an Paris so gefällt.In manchen Vierteln falle ich als Weißemit blonden Haaren schon auf.Die vielen Menschen und die täglicheHektik in der Metro haben mir ebenfallsvon Anfang an gefallen. Zum Glück!Denn in den öffentlichen Verkehrsmittelnverbringt man viel Zeit, bei denEntfernungen, die man in einer großenStadt wie Paris zurücklegt. Doch mit dertäglichen kostenlosen Metrozeitunggeht die Zeit recht schnell vorbei. Ichschwimme einfach in der Menschenmengemit und werde Teil der Masse.Zurück in Tübingen werde ich michüber die kurzen Entfernungen und dieniedrige Preise freuen – und Paris ganzschön vermissen.13


UNILEBEN„So schlimm ist das eigentlich gar nicht, ich kann sogar HighHeels anziehen, ohne nach Stunden vor Schmerzen zu jammern!“,sagt Viviane augenzwinkernd. Sie vermisst zum Beispiel einenFahrstuhl im Theologicum, wo sie dann nicht zur Toilette in einemanderen Stock kann.(aus „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“ von Alexander Link, S. 19)1414


Wie wohnst du eigentlich?Anni K. wohnt in der Wagenburg.Das ist ein „Dorf“ am Rand vomFranzösischen Viertel, das ausBauwägen, Lastern und Wägenbesteht. Anni lebt mit ihremMann und ihrer Tochter in einemTurm, der einem Baumhaus ähnelt.„Ich bin hier durch Zufälle undKontakte gelandet“, erzählt die27-Jährige. „Wir waren auf derSuche nach einer alternativenWohnwform und mein Vater hat michdann auf die Idee mit der Wagenburggebracht.“Anni K.Antonia W. muss zum Duschen insHallenbad, weil ihre Wohnungkeine Dusche hat. Sie wohnt ineiner „Notunterkunft“ in einemWHO-Wohnheim. Die Pharmazie-Studentinist Ersti und konnte fürdieses Semester keine Wohnung mehrfinden. Doch die Notlösung findetsie alles andere als dürftig.„Hier ist es total gemütlich“,sagt Antonia und blickt hinüberzu Olga, ihrer Zimmerpflanze. „Wirhaben sogar eine Spülmaschine unddas ist wohl Studenten-Luxus.“Antonia W.Esra C.Esra C. lebt seit Oktober in Rottenburg,weil sie in Tübingen nichtsgefunden hat. Ihre Wohnung ist nett,doch die Lage bescheiden: Esra wohntmitten im Industriegebiet. „Ab fünfUhr fährt kein Bus mehr, ich mussetwa 20 Minuten vom Bahnhof laufen.Im Winter ist das nicht so super,denn manche Straßen sind eher spärlichbeleuchtet.“ Doch einen Vorteilhat die Lage für Esra definitiv: esgibt viele Supermärkte! Ansonstenist sie umgeben von Baukranfirmen undAutowerkstätten. Vom Wohnzimmerfensteraus Kräne beobachten zu können,das kann auch nicht jede Wohnungbieten.15


Eine große WG mit viel TraditionEin Blick hinter die Fassade des VerbindungslebensVon Johanna Orth und Joscha KrugIm Dunkeln wirken sie ein bisschen wieMärchenschlösser, die Verbindungshäuseram Österberg mit ihren Türmchen,Giebeln und Erkern. Den steilenHang hinauf reihen sie sich aneinander,auf ihren Dächern wehen Fahnen.Im Hintergrund die Lichter Tübingens.Am Ende einer langen, dunklen Einfahrtöffnet Marcel die Tür zum Hausder Landsmannschaft Ulmia. Mit grünerStoffhose, blauem Freizeit-T-Shirt undverstrubbelten Haaren sieht er nicht soaus, wie man sich einen Verbindungsstudentenvorstellt. Über dem T-Shirtaber trägt er das Band mit den Farbenseiner Verbindung, schwarz-weiß-gelb.„Ich gebe euch am besten zuerst eineHausführung“, sagt er. Erste Station istder Gemeinschaftsraummit großem Holztisch,Sofas und eigener Bar.Einige Studenten sitzenam Tisch und lernen.Marcel ist Pharmaziestudentim fünften Semester. DiesesJahr ist er als Erstchargierter Vorsitzder 15 aktiven Mitglieder der Ulmia.Acht davon wohnen auf dem Verbindungshaus.„Wir sind wie eine großeWG mit viel Tradition“, erklärt er. „Hierist immer jemand da und es gibt immerjemanden, mit dem man etwas machenkann.“Auch Robin, Jurastudent und Erstchargierterder Landsmannschaft Schottland,beschreibt es ähnlich: „Wasmich fasziniert hat, war die Gemeinschaft.Man kann sich das wie mit einerFamilie vorstellen.“ Tradition prägt dasZusammenleben: Neue Mitglieder, Füxegenannt, haben eine Probezeit von einbis zwei Semestern und werden erstnach bestandener Fuxenprüfung zumBurschen. Darin müssen sie beweisen,dass sie Geschichte und Satzung ihrertraditionellesZusammenlebenVerbindung kennen. Alle zwei Wochenfindet ein Convent statt. Dort treffensich alle Bundesbrüder – so nennensich die Verbindungsmitglieder untereinander– besprechen aktuelle Themenund treffen Entscheidungen für dasZusammenleben.Marcel steigt eine Treppe hinauf undbetritt den Kneipsaal, den großen Versammlungsraum.Hier finden regelmäßigdie Kneipen statt. Das sind traditionelleFeiern nach festem Regelwerk. Eswerden Reden gehalten, Lieder gesungenund man trinkt Bier. Neben den Studentennehmen überwiegend auch AlteHerren teil, ehemalige aktive Mitglieder,die bereits im Berufsleben stehen.Auch in der Landsmannschaft Schottlandist das so, erklärtRobin. Denn eine Verbindungist ein Lebensbund:„Man verknüpftnatürlich immer sehr vielmit den Menschen undder Erinnerung an diese Zeit. Deshalbkommen Alte Herren auch dreißig undmehr Jahre nach ihrer Zeit als aktivesMitglied oft und gerne aufs Haus.“Die Liste Alter Herren aus Tübinger Verbindungenumfasst Namen wie GünterOettinger bei der Ulmia, Kurt-GeorgKiesinger bei der katholischen VerbindungAlamannia oder Heinrich Schönfelder– Begründer der gleichnamigenGesetzessammlung – bei den Schotten.Viele weitere sind Anwälte, Unternehmeroder Politiker in bedeutenden Positionen.Häufig werden Verbindungendeshalb mit dem Vorurteil konfrontiert,Klientelwirtschaft zu betreiben: Wer dierichtigen Leute kennt, so heißt es, aufden wartet direkt die Chefetage. Entsprichtdas der Realität? „Wenn es nurum Praktika oder kleine Gefälligkeitengeht, bekommt man die häufig auf demIn voller Schutzmontur bei der PaukstundeDienstweg“, gibt Marcel zu.Er geht weiter. „Wenn wir viele sind, dannfechten wir auch hier im Kneipsaal“,sagt er. Auf einem Tisch am Rand desRaums liegen Helme, Armschützerund die Korbschläger: die Waffen, mitdenen man die Mensur ficht. Zusammenmit einem Bundesbruder gibt ereine Demonstration. Die beiden ziehenSchutzkleidung an und gehen in Position,einen Meter voneinander entfernt,den Waffenarm erhoben, den anderen1616


hinter dem Rücken. Das Schauspielwirkt bizarr, wenn man Bilder wie beiOlympia erwartet hat: Keiner bewegtsich von der Stelle, nur die Schlägersirren durch die Luft, klirren gegeneinander,treffen dumpf auf ArmoderKopfschutz. Im Gegensatz zumanchen anderen Verbindungen wieder nichtschlagenden Alamannia istdie Ulmia eine pflichtschlagende Verbindung.Das heißt: Jedes Mitglied musswährend seiner Aktivenzeit mindestenszwei Partien fechten. „AkademischesFechten ist aber etwas ganz anderes alsDuellfechten“, erklärt Marcel. „Mensurfechtenhat den Zweck der Charakterbildung,es ist ein sportliches Miteinandermit scharfen Waffen.“„Jeder mussmindestens zwei Malfür den Bund den Kopfhinhalten.“In der Landsmannschaft Schottlandgehört die Mensur ebenfalls zur Tradition.„Sie schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl“,sagt Robin überzeugt.„Jeder bei uns muss mindestens zweiMal für den Bund den Kopf hinhalten.Das schweißt unglaublich zusammen.“Aus dem Kneipsaal hinaus geht es dieTreppe hinunter. Unterwegs eine Tür,auf der die Aufschrift „Herrentoilette“prangt. Das weibliche Pendant danebensucht man vergeblich. „Wir sind einreiner Männerbund“, sagt Marcel.Darin stimmt Robin mit ihm überein:Bei den Schotten habe man keinProblem mit Frauen, jeder könneweibliche Freunde auf das Verbindungshausmitbringen – nur weiblicheMitglieder will man dort nicht. Obder Vorwurf des Sexismus, der Verbindungenhäufig gemacht wird, damitnicht bestätigt würde? Robin schütteltden Kopf: „Es gibt getrennte Fußballmannschaftenund getrennte Toiletten.Genau so gibt es Männerverbindungen,gemischte Verbindungen undFrauenverbindungen.“Auch in der katholischen VerbindungAlamannia sieht man das ähnlich. Axel,ein Alamanne, erklärt: „Bisher sehenDer kleine Kneipsaal der Landsmannschaft Schottland (Fotos von Andrej Stern)Marcel vor dem Haus der Ulmia: schwarz-weißgelbsind die Farben seiner Verbindungwir keinen Grund, weibliche Mitgliederaufzunehmen. Es ist einfach so, dassviele Frauen gar nicht in eine so vonMännern besetzte Vereinigung eintretenwollen.“Eine Frage bleibt aber: Wie viel Wahrheitsteckt in dem Vorwurf, viele Verbindungenbewegten sich politisch nah amrechten Rand? Es ist das erste Mal, dassMarcel verärgert wirkt. „Es nervt mich,dass wir immer mit dem DachverbandDeutsche Burschenschaft über einenKamm geschoren werden!“ Der Dachverbandder Burschenschaften standin den vergangenen Jahren immerwieder in der Kritik für seine Kontaktezur rechtsradikalen Szene. Alle TübingerBurschenschaften kritisieren dierechte Verbandspolitik jedoch und sindmittlerweile ausgetreten, teils schonvor Jahrzehnten. „Wir haben hier Mitgliederaus CDU und FDP und sogar ausder SPD“, sagt Marcel.Damit endet die Hausführung. DieFlaggen auf dem Österberg wehenimmer noch im Wind und die Lichterhinter den Fenstern sind immer nochan. Tübingens Verbindungslandschaftlebt hier fort, ein wenig abseits vomStrom der Zeit. Marcel verabschiedetsich und hinter ihm fällt die Tür insSchloss.Zwangsnostalgieein Kommentarvon Konstantin von EssenWer sich eingehend mit Studentenverbindungenbeschäftigt, der stellteines sehr schnell fest: Es gibt gewaltigeUnterschiede von Verbindung zuVerbindung, insbesondere zwischenden verschiedenen Verbindungstypen.Nicht alle pflegen die archaischeTradition der Mensur oder desexzessiven Bierkonsums, ebensowenig singen alle die geächteteerste Strophe der deutschen Nationalhymneoder tragen Farben. Auchder Vorwurf, man orientiere sich anrechtsradikalem Gedankengut undGruppierungen, trifft mit Sicherheitnur auf einen kleinen Teil der Verbindungenzu.Aber ihnen allen liegt ein Prinzip zuGrunde, dass sie verbindet: Elitarismus.Die Exklusivität, die einer Verbindungeigen ist, kann auf manchedurchaus eine große Anziehungskraftausüben. Es geht für einige Verbindungenvor allem auch darum,einen kleinen harten Kern darzustellen,der dem Rest der Gesellschaftnicht nur intellektuell, sondern moralischüberlegen ist. Denn Werte undTraditionen scheinen bei vielen Verbindungen,besonders den Burschenschaften,das absolut Wichtigste zusein. Freiheit, Ehre und Vaterland sinddie Prinzipien, denen sich viele Burschenschaftenverschrieben haben.Es sind Werte, die aus einer anderenZeit stammen. Einer Zeit, zu der Studentenihre Konflikte mit der Pistoleoder dem Säbel austrugen, undFrankreich unter Napoleon Deutschlandbesetzte. Hier hat die Mensurihren Ursprung.Erst neulich verglich ein Dozent Studentenverbindungen,insbesondereBurschenschaften, mit der Erziehungder Jungen im klassischen Sparta.Die jungen Männer lebten vor allemuntereinander und pflegten Günstlingsbeziehungenzu den älterenMännern aus der Gesellschaft. Diesewurden zu Mentoren und Gönnern.Sobald sie Vollbürger waren, übernahmenauch sie diese Aufgaben –Stichwort Lebensbundprinzip. Diesesbildet das Fundament für die Exklusivitäteiner Verbindung. Einmal inder Verbindung, immer in der Verbindung.Das heute noch Menschenauf diese Grundsätze pochen, stößtbei großen Teilen der Gesellschaft fürUnverständnis – und das zu Recht.Handelt es sich also um zeitlose Werteund Traditionen, wie häufig behauptet?Wohl kaum. Eher um einen Fallvon Zwangsnostalgie.17


Große Reisen, kleines GeldVon Tübingen in die weite WeltVang Vieng, LaosDu hast das Gefühl, alle deine Freunde sind zur Zeit in der Weltgeschichte unterwegs? Während dufür Prüfungen lernst und in der UB schwitzt, posten sie Bilder von fernen Orten? Das würdest duauch gerne tun, doch du kannst es dir nicht leisten? Mit ein paar kleinen Tipps kannst auch du balddeine Koffer packen.von Saskia DekkerViele Studierende hegen den Wunsch,einfach mal eine Auszeit zu nehmenund drauf los zu reisen. Ihnen fehlt aberhäufig das nötige Kleingeld, dies in dieTat umzusetzen.Locals kennenlernenlohnt sichMit ein paar Tricks kannst du aberbereits bei der Reiseplanung Geldsparen. Einige Reisebüros haben sichdarauf spezialisiert, extra für Studierendegünstige Reisen anzubieten. InZusammenarbeit mit verschiedenenFluglinien kannst du so zum Beispiel imSTA Travel-Büro neben der Stiftskirchebillige Flugreisen buchen. Außerdembieten Onlineplattformen wie mitfahrgelegenheit.de,meinfernbus.de undurlaubspiraten.de die Gelegenheit, imIn-und Ausland billig von einem Ortzum anderen zu kommen. Auch vor Ortfindest du auf eigeneKoh Phi Phi. Thailand | Fotos: Saskia DekkerwFaust oft billige Angebotefür Busreisenodersogenannte Rideshares(in Australien zB.Gumtree.com.au). Dieabenteuerlichere undbilligste Variante desTransports ist natürlichnach wie vor dasTrampen. Hierbei istes allerdings wichtig,dass du dich zuvordarüber informierst,ob dies in dem jeweiligenLand noch üblichund sicher ist.Einmal angekommen, muss es nichtimmer gleich das teuerste Hotel sein.Couchsurfing.org vermittelt gratis Schlafplätzeauf der ganzen Welt, häufigwichtig: die richtigeVorbereitunglassen sich billige Campingplätzefinden, wo du dein Zelt aufschlagenkannst. Zur Not hast du immer noch dieMöglichkeit, dir das Hochbett im Hostelzu teilen. Ansonsten sind Nachtbusse,-züge und -flüge auch immer einegute Gelegenheit, sich die Kosten einerÜbernachtung zu sparen.Vor Ort empfiehlt es sich, den Lebensweisender Locals zu folgen und sich aufderen (Ess-)Kulturen einzulassen. Vorallem in Asien, Afrika und Südamerikabieten Restaurants lokale Spezialitätenzu Spottpreisen an. Hier kannst du alsobesser und billiger als in der Mensa inder Wilhelmstraße essen.Außerdem wissen Einheimische oft vontollen Orten, die den Touristen normalerweiseverborgen bleiben. Ob mit demverrückten Taxifahrer, dem Kameltreiberoder dem ausgewanderten Hostelbesitzer– so ein Gespräch lohntsich immer! So kannst du nach einerReisebuchung in die Halongbucht inVietnam schon einmal mit einem Mitarbeiterdes lokalen Reisebüros beimKamel, Tanger, MarokkoBadmintonspielen in Ha Noi landen,kriegst in Kambodscha gratis Kochkurseoder in Marokko 3000 Kameleangeboten.Arbeiten ist natürlich auch eine guteAlternative, ein bisschen Geld dazu zuverdienen.Wenn du jedoch, verständlicherweise,nicht den ganzen Tag schuften, sondernauch etwas von der Umgebung sehenwillst, bieten sich sogenannte WwoofingProgramme an (www.wwoof.net).Hier arbeitest du einige Stunden am Tagfür eine freie Unterkunft und kostenloseVerpflegung auf Farms und Ähnlichemund hast den Rest des Tages zum Entdeckenzur Verfügung. Diese Möglichkeitbieten übrigens auch viele Hostels undBars in Backpackerorten an.Es ist sowieso immer von Vorteil, bereitsLeute vor Ort zu kennen, die einem einpaar Insider Tipps geben können. Alsohalte auch in Deutschland die Augennach Leuten aus fernen Ländern offen.Wer weiß, vielleicht zeigt auch dir schonbald ein Austauschstudent, den dubeim International Coffee Hour oderaufStudIT Veranstaltungen kennengelernthast, wie er zu Hause wohnt.Es gibt ein berühmtes Zitat von AureliusAugustinus: „Das Leben ist wie einBuch. Wer nie reist sieht nur eine Seitedavon.“ Also pack deine Pflichtlektürenweg und deinen Rucksack ein. Ein neuesKapitel wartet auf dich.1818


„Jeder hat sein Päckchen zu tragen“Wie folgt eigentlich ein hörgeschädigter Studierender einer Vorlesung? Oder wie liest ein blinderStudent seine Lektüre? Wo sich für andere Studierende keine Probleme ergeben, müssen sie einenAlltag mit Herausforderungen meistern. Das gibt es auch an der Uni Tübingen...von Alexander LinkPia studiert im fünften SemesterGermanistik und im Nebenfach seitletztem Jahr Philosophie – weil ihr dasNebenfach vorher „zu nichtssagend“war. Ein leseintensives und anspruchsvollesStudium hat sich die selbstbewussteStudentin ausgesucht, die seitihrer Geburt blind ist.Dennoch hat sie sich damals bewusstder Herausforderung eines Studiumsgestellt. „Ich habe mir selbst undallen anderen Leuten gezeigt, dassich es kann!“ erzählt sie heute stolz.Etwa zwei Prozent aller Studierenden inDeutschland haben wie Pia eine erheblichekörperliche Beeinträchtiung. InTübingen geht man etwa von einemähnlichen Verhältnis aus, weiß dasjedoch nicht genau. „Die Angabe, objemand eine Behinderung oder chronischeErkrankung hat, ist freiwillig“,erklärt Klaus Heinrich, Beauftragter fürStudierende mit körperlicher Beeinträchtigungder Uni Tübingen.Pia aber geht souverän mit ihrer offensichtlichenBehinderung um und hatsich am Neckar eingelebt: „Richtig wohlfühle ich mich erst hier an der Uni.“Doch auch sie brauchte Anlauf, umso zufrieden zu sein wie heute. Textelesen kann sie über einen PC, den siemit Sprachausgabesoftware bedient -das kannte sie bereits aus der Schule.Außerdem machte Pia als sie nachTübingen kam ein „Mobilitätstraining“.Dort lernte sie, mit einem Coach diewichtigsten Wegezum Einkaufen oderzur Uni. Inzwischenfühlt sie sich sicher:„In den Gebäuden,in denen ichUni habe, kenne ichmich schon sehr gutaus.“ Nur an einemschlechten Tag hat sie noch Probleme.Oder in der verflixten Innenstadt, wojede Gasse fast gleich heißt! Doch auchhier hat sie Selbstbewusstsein entwickelt:„Einmal war ich mir nicht ganzsicher, ob ich richtig bin. Da habe ichnach dem Weg gefragt und ein Mannmeinte, ich sei in einer anderen Gasse,als ich dachte,“ erzählt sie. „Hinterherstellte sich heraus: Ich lag richtig.“Pia lacht. Sie ist allgemein zufrieden mitihrem Studium in Tübingen. Doch gehtes allen so? Klaus Heinrich, der sichfür Belange Studierender mit körperlicherBehinderung einsetzt, sieht dasdifferenziert: „Jede Behinderungsarthat spezifische Einschränkungen.“Es bleiben Defizite, vor allem in baulicherHinsicht. Eine Markierung vonTreppenstufenmit neonfarbigenBändern für Sehgeschädigtelehntedas Amt für Vermögenund Bau ab,da sich das abnützenwürde. Auch„Ich habe mir selbstund allen anderenLeuten gezeigt, dassich es kann!“Barrierefreiheit istin manchen Bereichennicht gegeben. Teilweise, weil sichdas bei alten Gebäuden der Uni kaumändern lässt, teilweise wegen andersgesetzten Prioritäten bei Sanierungen.„Im baulichen Bereich hat die Unigroßen Stau. Und da fällt bei Altbausanierungendie Idee von barrierefreiemZugang oft unter den Tisch“, bemängeltKlaus Heinrich.Damit kennt sich auch Viviane aus.Die angehende Psychologin sitzt imRollstuhl. Mit ihrem Handicap gehtsie selbstbewusst um: „So schlimmist das eigentlich gar nicht, ich kannsogar High Heels anziehen, ohne nachStunden vor Schmerzen zu jammern!“,sagt sie augenzwinkernd. Sie vermisstzum Beispiel einen Fahrstuhl im Theologicum,wo sie dann nicht zur Toilettein einem anderen Stock kann. Außerdemärgert sie in Vorlesungen hintensitzen zu müssen. Das Lesen von Folienoder undeutlich sprechende Dozentenmachen es ihr ausder Distanz nichtimmer leicht. Dochauch Ersti Vivianegefällt es bisher inTübingen gut. „DieLeute an der Uni sindalle nett und hilfsbereit“,sagt sie.In den letzten Jahren ist das sozialeUmfeld an der Uni für behinderteStudierende besser geworden, findetauch Klaus Heinrich. „Außerdemnehme ich auch ein hohes Entgegenkommender Dozenten wahr.“Doch ob das für alle gilt, die mit einerBenachteiligung ihr Studium meistern,ist zweifelhaft. „Eine Sache liegtmir noch auf dem Herzen,“ möchtePia dazu loswerden: „Blindheit ist jaoffensichtlich und erkenntlich, welcheBedürfnisse man damit hat. Ich habejedoch eine Studentin kennengelernt,die kleinere Kinder und somit teilweisesehr große Probleme mit dem Studium„Je weniger offensichtlichetwas ist,desto weniger Toleranzhaben einige Leute.“hat.” Beklagt sich Pia über die offenbarungleiche Behandlung zwischenStudierenden, die es schwer haben.„Da habe ich mirauch nur gedacht:‚Lebe ich eigentlichin einer anderenWelt?‘ Ich glaube,je weniger offensichtlichetwas ist,desto weniger Toleranzhaben einigeLeute.“ Toleranz istwohl nicht gegenüber allen Beeinträchtigungen(psychischen Problemen oderkaum erkennbaren Krankheiten) gleichgegeben. Pia wünscht sich hier einfachmehr Fairness: „Jeder hat doch irgendwieso sein Päckchen zu tragen.“ Unddas sind wieder andere Geschichten,die es genau so wert sind, erzählt zuwerden…Pia auf dem Weg zur Uni | Foto: Andrej Stern19


Eine Portion Glück braucht jederInternationale Studierende auf dem Weg nach TübingenPapiere über Papiere – Felicitas und Ian spielen ihre Verzweiflung nach | Fotos: Felizia GöltenbothWer in Deutschland studieren will und nicht aus der EU kommt, kann sich auf Papierkram, Informationswirrwarrund banges Warten gefasst machen. Denn Bewerbung, Visa und Co. sind auchfür internationale Studierende in Tübingen oft ein Hürdenlauf, den sie ohne Hilfe kaum bewältigenkönnen.von Felizia Göltenboth„Es war schon sehr kompliziert“, sagtIan Linck aus Brasilien. Seine deutscheFreundin Felicitas Franke nickt zustimmend.Doch sie haben es geschafft:Der 22-jährige Brasilianer studiert abdiesem Semester Geschichte und AllgemeineSprachwissenschaft an derUniversität Tübingen, Felicitas Soziologieund Medienwissenschaften imdritten Semester. Sie studieren beidegemeinsam an einem Ort. Das hat sieviel Zeit und Mühe gekostet. Denn alsNicht-EU-Bürger in Deutschland studierenzu können, ist alles andere alsselbstverständlich.„Auf keine Informationist Verlass“Einen großen Vorteil hat dabei, wer aneinem Austauschprogramm teilnimmt,da es sich leichter planen und verwirklichenlässt. Alle anderen brauchen ersteinmal Informationen, um sich einenÜberblick zu verschaffen.In Tübingen gibt es das Dezernat fürInternationale Angelegenheiten. Dasist die zentrale Anlaufstelle für internationaleStudierende. Der DeutscheAkademische Austauschdienst (DAAD)informiert zudem über Hochschulen,Stipendien und vieles mehr. Zusätzlichdazu gibt die Datenbank anabin Auskünfteüber den Status und Wert desausländischen Bildungsabschlusses inDeutschland. „Grundsätzlich ist aberauf keine Information hundertprozentigVerlass“, betont Felicitas. Es heißeimmer: Nachhaken!„Wir haben bei der Uni nachgebohrtohne Ende“, meint die 21-Jährige. Ianund Felicitas haben sich vor zwei Jahrenhier in Tübingen kennengelernt, als Ianan einem Austauschprogramm teilgenommenhat. Doch jetzt, da er sich umeinen Bachelor bewirbt, sieht alles ganzanders aus.Bevor Ian nach Tübingen konnte mussteer abklären, welche Voraussetzungen ererfüllen muss. Diese unterscheiden sichje nach Herkunftsland, Hochschule undStudiengang. Bei sehr vielen Ländernist als Hochschulzugangsberechtigungentweder eine bestimmte Anzahl anStudienjahren oder eine sogenannteFeststellungsprüfung erforderlich.„Ich habe 1000E-Mails geschrieben“Diese kann man ablegen, nachdemman hier ein einjähriges Studienkollegbesucht hat. Entscheidend für ein deutschesStudium sind zudem deutscheSprachkenntnisse. Ian lernte Deutschzum Glück schon vor und währendseinem Austauschsemester. Danachlegte er eine Deutschprüfung ab, die ernun als Nachweis vorlegen kann.Wer endlich alle erforderlichen Dokumentein der Hand hat, muss sie übersetzenund beglaubigen lassen. Daskann dauern – ein echtes Problem,wenn Zeugnisausgabe im Heimatlandund Bewerbungsfrist an der deutschenUni zeitlich nah beieinander liegen. Die21-jährige Jiayuan Zhang kommt aus2020


China und studiert Erziehungswissenschaften im fünftenSemester in Tübingen. „Ich habe 1000 E-Mails geschriebenund 1000 Leute angerufen“, sagt sie. Weil sie ihrSchulzeugnis erst kurz vor Bewerbungsschluss erhaltenhat, kam sie in Zeit- und Erklärungsnot. Damit war derStress noch nicht vorbei. Kaum kam die Zulassung perPost, beantragte sie das Visum im Konsulat. Je nach Landkann dieser Prozess monatelang dauern. Hier gilt auchwieder: Druck machen, Nachhaken!Ein aufwändiger undmühevoller WegWer nun aber trotz Zulassung kein Visum bekommt?„Wir haben schon Fälle erlebt, in denen die Bewerbersehr qualifiziert waren und trotzdem Schwierigkeitenhatten, ein Visum zu bekommen“, sagt Anette Völkel ausdem Dezernat für Internationale Angelegenheiten. Daspassiere überwiegend in Ländern mit schwieriger, politischerLage. Warum genau das so ist, lasse sich jedochschwer beurteilen. Sicher ist hingegen: Ohne Visum istder Traum vom Studium in Tübingen erst einmal vorbei.Bei all diesen, vor allem bürokratischen Hürden, kannman sich kaum vorstellen, dass das jemand alleinebewältigen kann. Ian hatte Felicitas zur Unterstützungvor Ort. Jiayuan allerdings war auf sich allein gestellt.„Ich wusste nicht, wer mir helfen kann. Vielleicht gibt esjemanden, aber die meisten internationalen Studentenhaben diese Infos am Anfang nicht.“Die richtigen Informationen bekommen, die Zulassungund das Visum erhalten und das zeitlich und bürokratischalles organisieren – ein aufwändiger und mühevollerWeg. Damit er am Ende zum Ziel führt, braucht wohljeder nicht nur Geduld und gute Nerven, sondern aucheine kleine oder größere Portion Glück.chillmal!30 Minuten von Tübingen*,am Fuß der schwäbischenAlb könnt Ihr richtig chilleninklusive Wellness deluxe!*Mit der Ermstalbahn von Tübingen direkt nachBad Urach oder mit dem Regionalzug vonTübingen nach Metzingen und dann mit derErmstalbahn oder dem Bus weiter nach Bad Urach.Nach dem Stress: Jiayuan aus China stehen nun alle Türen offenwww.albthermen.deBei den Thermen 2 · 72574 Bad Urach · Tel: 07125 / 942136 0Die AlbThermen bieten eine Quelle der Erholung und Jungbrunn für Deine Gesundheit!Und das in einem der schönsten und traditionsreichsten Bäder Europas.


Im GleichgewichtWie Studierende mit Stress umgehen und ihn erfolgreich besiegenvon Iris Hofmann| Foto: Iris Hofmann22„Stress ist überlebensnotwendig.Zumindest war er das für unsere Vorfahren“,erklärt Allgemeinarzt Dr.Michael Matthis bei seinem Vortrag ander Universität Tübingen. Denn Fluchtund Kampf standen damals auf demTagesprogramm – Reaktionen, die vonStresshormonen begünstigt werden.Für uns geht es heute eher selten umsÜberleben, vielmehr kämpfen wir mitGegnern wie Zeit- und Leistungsdruck.Dabei steht uns das Stressgefühl eherim Weg, als uns zu helfen.„Entspannen habe ichinzwischen verlernt.“„Dauerhafter Stress kann langfristignegative Auswirkungen wie Bluthochdruck,Diabetes oder Depressionenhervorrufen“, sagt Dr. Matthis. Er istder Auffassung, dass Entspannungsmethodenwie Meditation oder AutogenesTraining das Wohlbefinden starkDie innere Mitte: Meditation hilft nachweislichgegen Stress | Foto: Techniker Krankenkasseverbessern können. Daher hat er mitseinem Vortrag das PräventionsprogrammStressless Academy unterstützt– eine Kooperation zwischen Hochschulsportund Techniker Krankenkasse.Dominik Ceska, der beim Vortrag imPublikum saß, nimmt sich die Tipps desEntspannungs-Profis zu Herzen. „ImUni-Alltag fühle ich mich oft gestresstund bin unkonzentriert“, sagt der Masterstudentder medizinischen Strahlenwissenschaft.„Entspannen habe ichinzwischen wahrscheinlich verlernt.“Der 25-Jährige ist neu in Tübingen undfühlt sich von der Angebotsfülle derStadt überrollt. In Zukunft möchteer gelassener mit Stress-Situationenumgehen können. „Der Vortrag von Dr.Matthis motiviert mich dazu, selbst eineEntspannungstechnik auszuprobieren“,sagt Dominik. Dazu will er Meditationsvideosauf YouTube nutzen.Während die Wurzeln der Meditationin der religiösen Praktik liegen, setzenheutzutage immer mehr Menschen aufdie Methode, um ihr Stresslevel zu reduzieren.So auch Ana Sauter. Sie studiertGeschichte und Slawistik im sechstenSemester und belegt einen Meditationskursdes Hochschulsports. Dort übtsie Entspannung durch Achtsamkeit– auf ihren Körper und ihre Umwelt.Das hilft ihr im Alltag. „Wenn ich beimLernen Druck verspüre, setze ich micheine Weile still hin und meditiere“, sagtdie 30-Jährige. „Danach fühle ich michleichter und kann besser weiterlernen.“Ein Effekt, den man nicht nur durchMeditation erreichen kann – findetLarissa Grodke-Bried. Denn die Medienwissenschafts-und BWL-Studentinmuss dafür zuerst ihre Beinmuskulaturanspannen. „Beim Laufen bekommeich den Kopf frei“, sagt die 23-Jährige,die parallel zum Studium als wissenschaftlicheHilfskraft arbeitet. „DieDoppelbelastung ist nicht einfach.Manchmal habe ich das Gefühl, ichschaffe sowieso nicht alles, und fangean, die Aufgaben vor mir herzuschieben“,erklärt die Bachelorstudentin imvierten Semester. Besonders in solchenSituationen hilft ihr der Sport.Ob Bewegung oder Beruhigung: eineallgemeingültige Formel gegen Stressgibt es nicht. Wichtig ist nur, dass dasGefühl nicht überhandnimmt. Dennunseren Vorfahren mag Stress zwar desÖfteren ihr Leben gerettet haben – aberheute müssen wir vielmehr unser Lebenvor Stress schützen, um es lebenswertzu gestalten.Kritisch nachgefragtBettina Bruder, Sprecherin derTechniker Krankenkasse (TK) inBaden- Württemberg, über dasPräventionsprogramm StresslessAcademyDie TK bietet in Kooperation mit demHochschulsport ein umfangreiches undkostenloses Anti-Stress-Programman. Die Vorteile für die Studierendensind klar, aber wie profitiert die TKdavon?Stress kann zu dauerhaften psychischenund körperlichen Erkrankungenführen. Durch Prävention kannman dem entgegenwirken undWege zu einer gesünderen Lebensweisefinden. Langfristig sollendadurch schwerwiegende Erkrankungenund die damit verbundenenKosten vermieden werden.Stressless Academy ist offensichtlicheine gute Werbung für die TK. Erhofftsich die Krankenkasse dadurch neueMitglieder?Unser Ziel ist, den Studierenden dasThema Stressbewältigung näherzubringen.Wenn sich jemand für dieTK entscheidet, weil deren Leistungenihm oder ihr wichtig sind, freutuns das.


ArbeiterkindStella, Tobias und Annegret beim Stammtisch ¦ Foto: Isabell Wutz„Kann ich mein Studium finanzieren, obwohl meine Eltern mich nicht unterstützen können? Gibt eseigentlich eine Aufnahmeprüfung an der Uni? Und wie um alles in der Welt schreibt man eine Hausarbeit?“Solche und andere Fragen beantworten Stella, Tobias und Annegret angehenden Akademikernder ersten Generation.von Pia Schmidt„Kinder aus Arbeiterfamilien machendeutlich häufiger Abitur als die, derenEltern studiert haben“, sagt Annegret.Dennoch nehmen nur wenige einStudium auf.Die Initiative Arbeiterkind.de unterstützt deutschlandweit Studierendeaus Nicht-Akademiker-Familienund ermutigt Schüler, ein Studiumaufzunehmen.In Reutlingen und Tübingen engagierensich Stella, Tobias und Annegret, indemsie zum Beispiel mit Infoständen aufBildungsmessen präsent sind und Vorträgein Schulen der Region halten,um Arbeiterkindern die Vorteile einesStudiums näherzubringen. „Es gibt jaeinige Vorbilder, die beweisen, dass esmöglich ist, nach der Hauptschule dasAbitur nachzuholen und dann Fächerwie Medizin zu studieren“, erläutertTobias.Die größte Hürde für angehende Akademikerder ersten Generation ist der fehlendeZugang zu Informationen: Wennniemand aus der Familie mit persönlichenErfahrungen helfen kann, fühlensich einige oft alleingelassen.Die Elternvon den Vorteilen eines Studiums zuüberzeugen, kann vor allem dann eineHerausforderung sein, wenn man sichfür geisteswissenschaftliche Fächerinteressiert Auch die Finanzierungeines Studiums stellt häufig ein Hindernisdar. Weil ihnen wichtige Informationenund Vorbilder in der Familiefehlen, zögern viele Arbeiterkinder, einStudium aufzunehmen, obwohl sie sichgut dafür eignen.Stella erklärt, was sie an der Arbeit beiArbeiterkind schätzt: „Informationenweiterzugeben und sich persönlich auszutauschen,ist uns deshalb besonderswichtig, damit nicht jede Generationvon Studenten wieder bei Null anfangenmuss.“23


Das fremde Geschlechtein Gastbeitrag von Jasper*Ein transsexueller Student erzählt seine Geschichte„Ab wann wolltest du ein Mannwerden?“ Diese Frage höre ich öfter. DieAntwort ist einfach: „Nie“. Es ist nichts,was ich werden wollte, ich konntenicht anders. Gerne wäre ich einfachgeblieben, wie ich bin. Dies war aberkeine Option, da mein Körper nicht mitmeiner Identität übereinstimmte. Ichhoffte jahrelang, mit einer kindlichenNaivität, dass das Gefühl im falschenKörper zu sein, irgendwann wiederwegginge. Aber das tat es nicht.Vor einem Jahr hatte ich meinegeschlechtsangleichende Operation.Im April meinen Gerichtstermin zurVornamens- und Personenstands-Änderungnach dem Transsexuellengesetz,im Mai war ich dann ganz offiziellein Mann und im J<strong>uni</strong>bekam ich meinen neuenPass. Das klingt einfachund schnell, doch das hatjahrelange Vorbereitung,unzählige Therapiesitzungenund Gutachten, Selbstzweifel,Depressionen undZeit gekostet - viel Zeit.Meine Geschichte begannjedoch viel früher, weitzurück in einer Zeit, an dieich mich ungern erinnere.Im Kindergarten dachteich, irgendwann kommtein Zauberer und fragtmich, ob ich ein Jungeoder Mädchen sein will.Aber er kam nie. MeineKindheit verbrachte ichsomit als „Mädchen“ inJungenkleidung und mitKurzhaarschnitt.Irgendwann war ich aneinem Punkt angekommen,an dem es nur nochin eine Richtung ging.Eine Alternative gab esnicht. Auch belastetenmich damals gewisseSituationen bei Ämternund Ärzten, die mir dasneuer Studentenausweisnoch vorVornamensänderungLeben mit unzähligen Vorschriften zuerschweren schienen. Es gab aber auchgute, kompetente Fachkräfte, Gutachterund Ärzte, die mich begleiteten unddenen ich viel verdanke. Aber irgendwannhatte ich alle Schwierigkeitenhinter mir gelassen, egal wie unüberwindbarsie auch schienen.Studieren an der Universität als transsexuellerStudent ist nicht immereinfach. Im Mai 2011 bekam ich zumIdentität ist nichts,was man will,sondern was man istersten Mal das TestosteronpräparatNebido und litt sehr unter der Tatsache,dass mein Studentenausweis noch aufmeinen alten weiblichen Namen lief,da die offizielle Vornamensänderungnoch in weiter Ferne lag. Ich hatte dasGlück, dass ich mit Hilfe der DeutschenGesellschaft für Transidentität undIntersexualität e.V. meinen Studentenausweismit Erlaubnis des Studentensekreteriatsnoch vor der offiziellenVornamensänderung abändern lassenkonnte. Um einen Ergänzungsausweiszu bekommen, brauchte ich lediglichden Nachweis, dass ich transsexuell bin.Als mein Studentenausweis auf meinenneuen Namen ausgestellt wurde, liefes wie von selbst. Plötzlich war ichin jedem Kurs als männlich und mit¦ Illustration: Charlotte Hüttenneuem Namen, was ein gutes Gefühlwar. Als ich meine alten Scheine jedochwegen des neuen Namens ändernlassen musste, blieb mir ein Outing vorden Dozenten leider nicht erspart. Dieswar für mich sehr unangenehm, verliefüberraschenderweise aber problemlos.Die Dozenten habe ich als sehr offenerlebt. Bei der Verwaltung musste ichmehrere Hürden überwinden, bis ichmeinen Studentenausweis mit meinemneuen Namen bekam. Jedoch habenmeine Bemühungen etwas bewirkt, inZukunft wird es für andere Studierendein Tübingen einfacher sein, einen neuenStudentenausweis auf einen neuenNamen zu bekommen.Meine Vergangenheit konnte ich allerdingsnicht einfach hintermir lassen. Auch wenn ichnicht mit jedem darüberrede, ist sie ein wichtigerTeil von mir. Ich startetemein Leben nicht neu, wiemanche denken, sondernich änderte einfach einkleines Detail.Ob ich an meinem Wegund meinen Entscheidungenirgendetwas bereue?Ich bereue nur eins: solange gewartet zu haben.Ich wartete so lange, bisfür mich alles auf demSpiel stand, es keineandere Lösung mehr gab.Aber so ist es wohl oft beischwierigen Entscheidungen,oftmals warte ich zulange. Denn einfach loslassenund in ein neues Lebenzu springen, ohne vorherzu wissen, ob alles gut gehtoder ob ich auch weichlanden werde, erfordertMut und auch irgendwo einStück „Verrücktheit“. Sokann ich die Meinung desein oder anderen, der esnur als Verrücktheit ansahIch bin froh, esgewagt zu habenverstehen. Jedoch wäre es verrücktergewesen es nicht zu tun. Es war dieeinzige Möglichkeit, die ich hatte undich bin froh es gewagt zu haben, trotzaller Schwierigkeiten.24*Name v.d.R. geändert


Südafrika meets SchwabenländleDas Tübingen-Südafrika-Programm bietet jungen südafrikanischen Studierenden die Möglichkeit,für einen Kurzaufenthalt in die schwäbische Studentenmetropole zu kommen. Neben kulturellen,akademischen und freizeitlichen Aktivitäten stehen dabei auch Exkursionen auf dem Programmplan,die den Südafrikanern Zukunftsperspektiven innerhalb Deutschlands und Südafrikas aufzeigensollen.von Helen MonzelDas erste Mal Schnee | Fotos: Philina WittkeBei dem Tübingen-Südafrika-Programmwerden jährlich etwa 20 Studierendevon verschiedenen Universitätenin Südafrikaausgewählt, um füreinen vierwöchigenAufenthalt nach Tübingenzu reisen. Hiererhalten die südafrikanischenStudierendennicht nur Deutschunterricht,sondern sie besuchen zudemjeden Vormittag englischsprachigeSeminare über Deutschland. Dortlernen sie etwas über deutsche Geografie,Politik, Literatur, Volkswirtschaft,Landeskunde und Kultur.Eine intensive anfängliche Betreuungder Südafrikaner ist notwendig, umHeimweh und Ängste um ihre Sicherheitzu überwinden. Südafrika weisteine der weltweit höchsten Kriminalitätsratenauf und gewohnte Sicherheitsvorkehrungenwerden daher nichtso leicht abgelegt. „I have never experiencedsuch freedom“, stellen einigeam Ende ihres Deutschlandaufenthaltsfest. Weitere zentrale Programmpunktesind Unternehmensexkursionen. Dabeiwerden Einblicke in regionale Unternehmenwie Kärcher oder Daimlergeboten. Bei der Wahl der Firmen wirddarauf geachtet, dass diese im bestenFall auch Standorte in Südafrika aufweisen.Die Südafrikaner sollen sodie Möglichkeit bekommen, Kontaktezu knüpfen und Informationen zuEin Stück Ländle,ein HappenSüdafrikasammeln, die sie für ihre spätere beruflicheZukunft in ihrer Heimat oder ananderen Orten der Welt nutzen können.Frau Owen aus derAbteilung „Deutschals Fremdsprache undInterkulturelle Angelegenheiten“ist Leiterindieses interkulturellenAustausches. Sieerklärt, dass das Programmseit bereits 15 Jahren bestehtund fremdfinanziert ist. Die UniversitätTübingen erhofft sich durch diesen Austauschnicht nur den Kontakt zu ihrensüdafrikanischen Partner<strong>uni</strong>versitätenzu intensivieren, sondern den südafrikanischenStudierenden zudem verstärktberufliche Chancen aufzeigen zukönnen. Über die Kooperation mit dersüdafrikanischen Stellenbosch Universitywird die administrative Auswahlder Studierenden vor Ort abgewickelt.Die Südafrikanerkommen ausvielen verschiedenenFachbereichenund einesder wichtigstenAuswahlkriterienist, dass sie selbstnicht die finanziellen Mittel haben, umins Ausland zu reisen und dort beruflicheKontakte zu knüpfen. Einige derteilnehmenden Studierenden kommendabei auch aus Townships, den weitverbreiteten Armenvierteln Südafrikas.neue Freundschaftenentstehen beimVolkstanzDie Schwäbischen Kulturerfahrungenwerden nicht nur in Form eines speziellendeutschen Dialektes geboten,sondern die Südafrikaner besuchenzudem einen traditionellen Fasnachtsumzugund lernen bei einemgemeinsamen Kochabend, wie manrichtig Spätzle schabt. Im Gegenzugbereiten sie heimische südafrikanischeSpezialitäten zu und führen traditionelleKleider, Tänze und Gesänge vor.Das Besuchen eines Volkstanz-Seminarsals weiteren Programmpunktist für das Miteinander in der Gruppesehr wichtig und setzt bei einer sehrsensiblen Problematik an. Die jahrzehntelange,strukturelle Segregationzwischen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicherHautfarben während derApartheid hatte weitreichende Konsequenzen,Berührungsängste zwischenden verschiedenen Gesellschaftsschichtensind noch heute präsent.Es waren schonSätze zu hören wie„This is the firsttime I had physicalcontact with awhite person”. Umnach dem Ende desProgramms denKontakt zu den südafrikanischen Studierendenaufrecht zu erhalten, werdenregelmäßig Alumni-Treffen von derausrichtenden Abteilung der TübingerUni organisiert. Austausch gut, allesgut!25


StudentenjobsEin Kilo Tomaten und dreiÄpfel, bitte!Friederike verbringt ihren Samstagvormittag nicht im Bett, sondern aufdem GemüsemarktSamstagmorgen, 7:30 Uhr. Die meisten Studierenden werden noch ihren Rausch von Freitagnacht ausschlafenoder haben sich gerade eben erst ins Bett gelegt. Doch für Friederike Graupner beginnt ein ganz normalerArbeitstag.von Saskia DekkerGanz normal ist ihre Arbeit jedochnicht. Die Studentin steht auf, frühstücktund macht sich auf den Weg zumGemüsemarkt. Einmal die Woche arbeitetsie hier als Aushilfe.Neben Gemüse bietet der Stand vor derJakobiskirche auch eine breite Variationvon Früchten und Blumen an. Dader Verkauf von Blumen dank ihrergroßen Auswahl und verschiedenenPflegebedürfnissen jedoch sehr kompliziertist, begrenzt sich FriederikesArbeit auf den Verkauf von Obst undGemüse. Sie selber ist nicht auf demMarkt groß geworden und zu Hause inPotsdam hat die Familie ihr Obst undGemüse größtenteils im Supermarkteingekauft. Trotzdem kann Friederikedie Fragen der Kunden inzwischenkompetent beantworten.Zu dem Job gekommen ist die 23-Jährigedamals durch ihren Vater. “An meinemersten Tag in Tübingen haben michmeine Eltern am Markt rausgelassen.Mein Vater ist sehr redselig und kamso auch gleich mit dem Marktverkäuferins Gespräch. Als er erzählte, dass ichjetzt auch einen Job brauchen werde,meinte mein jetziger Chef, ich solltedoch in der nächsten Woche einmalvorbeischauen.” Das ist inzwischen 6Semester her und die Arbeit an der frischenLuft macht ihr immer noch Spaß.Mit den Kunden auf dem Wochenmarktentwickelt sich gerne einmal ein nettesGespräch. Sie stellen Fragen nach denverschiedenen Obst- und Gemüsesortenund die älteren Käufer erzählen einwenig aus ihrem Leben. Auch das Flexiblean ihrem Job, die entspannte Atmosphäreund das gute Verhältnis mit denMitarbeitern sind Gründe dafür, dasssie sich gegen einen Kellner- oder Hiwi-Job entschieden hat.Gekauft werden außer den alltäglichenLebensmitteln wie Tomaten und Äpfelnvor allem Saisonfrüchte. Im Winterbedient sie vorwiegend ältere Kunden,im Sommer kommen auch gerneeinmal Studierende an ihren Stand, umauf dem Weg ins Freibad frische Erdbeerenoder Kirschen zu kaufen.| Foto: Patrick BerndtDie Bezahlung ist mit der einer Hiwi-Stelle zu vergleichen, aber auch wennes im Winter auf dem Markt sehr kaltwerden kann, möchte Friederike ihrenJob noch nicht gegen so eine Hiwi-Stelle im kuschlig warmen Büro tauschen.Vielleicht im nächsten Jahr,wenn sie ihren International EconomicsBachelor beendet und einen Masterplatzergattert hat.So heißt es vorläufig auch nächstenSamstag wieder – früh aufstehen undauf zum Gemüsemarkt!ZGH 0009/08 · 11/13 · Foto: Burkhardt HellwigWER CLEVER IST, INFORMIERT SICH HIER!Wissen bringt Vorteile. Deshalb versichert Sie die AOK nicht nur gut und günstig:Der AOK Studenten-Service bietet Ihnen auch viele Tipps und Infos, die Ihnendurchs Studium helfen.Am Servicepoint der AOK Neckar-Alb in der Mensa-Wilhelmstraße werden Siedirekt auf dem Campus beraten.Wir sind Montag bis Freitag von 8.30 – 13.00 Uhr für Sie da.Lisa Vogel und Daniela Matheis freuen sich über Ihren Besuch.Telefon 07071 21063 · Telefax 07071 21266 · E-Mail neckar-alb.studenten@bw.aok.de26AOK – Die Gesundheitskasse Neckar-Alb · Europastraße 4 · 72072 Tübingen · www.aok-on.de


DOSSIERLukas empfindet den Sprung in die Arbeitswelt als Herausforderung.„Vieles von dem, was man in der Uni lernen muss, brauchtman später nie wieder“, sagt er.(aus „Sprung in die Zukunft“ von Isabell Wutz, S. 28)27


Sprung in die ZukunftBereitet das Studium gut auf den Beruf vor?Jedes Jahr vereint die Hochschulabsolventen aus Deutschland ein gemeinsames Ziel: die Suche nach einem gutenJob und den Traum von einer Karriere. In den vielen Semestern an der Universität haben sich die unterschiedlichstenWünsche und Vorstellungen entwickelt. Doch haben diese Jahre die Studierenden auch gut darauf vorbereitet?von Isabell WutzDie Universitätsbibliothek ist voll vonStudierenden, die über Büchern sitzenund grübeln. Die Köpfe füllen sichmit Wissen unterschiedlichster Art.Sie lernen für die nächste Klausur, fürdie nächste Hausarbeit oder für dieAbschlussarbeit. In den mindestenssechs Semestern werden die Hochschülermit Argumentation, Thesen, empirischenBefunden, Definitionen, Systemenund Meinungen konfrontiert. Alldas bietet die Bildungsstätte Universitätund bereitet damit auf die Zukunftvor. Doch macht sie das auch gut,sodass den Studierenden der Übergangvom Studium zum Beruf leicht fällt?Für den Jurastudenten Lukas ist dasnicht der Fall. Er empfindet den Sprungin die Arbeitswelt als Herausforderung.Der Weg vom theoretischen Vorlesungssaalin die Praxis eines Anwaltesist schwer. „Vieles von dem, was manin der Uni lernen muss, braucht manspäter nie wieder“, sagt Lukas. Er ist imelften Semester, arbeitet neben seinemStudium in einer Kanzlei in Stuttgartund bereitet sich auf die Wiederholungdes ersten Staatsexamens vor.Mit diesem zweiten Angehen möchteer sein vorheriges Ergebnis verbessern,damit er später bessere Chancen aufeinen guten Arbeitsplatz hat.Lernen um desWissens willen?„Das Problem ist, dass zu viele Jurastudieren, sich aber davor nicht mitdem Studiengang auseinandergesetzthaben. Dadurch wird erst viel zuspät ausgesiebt und die Qualität derLehre sinkt.“ Die viele Theorie, die manlernen müsse, vergesse man schnellwieder, sagt Lukas, stattdessen bleibenur die Methodik hängen. Er ist einervon vielen Studierenden in Tübingen,die den Zusammenhang zwischen demInhalt eines Studiums und dem späterenBeruf vermissen.Die Kenntnisse, die sich die Studierendennicht nur aus den Büchern der Universitätsbibliothekaneignen, machensie wahrscheinlich klüger. Wie Lukaserhoffen sich die wenigsten unter denHochschülern in erster Linie Wissen umdes Wissens willen zu erlangen. Vielmehrwird das Studium als Mittel zumgelungenen Berufseinstieg außerhalbder <strong>uni</strong>versitären Grenzen angesehenund auch erwünscht. Es soll eineBerufsorientierung geben.Diesen Wunsch der Studierenden hatdie Universität Tübingen durch dasProjekt „Erfolgreich studieren in Tübingen“(ESIT) aufgegriffen. Die speziellenVeranstaltungen zu Verbesserungvon Kompetenzen, die Förderung der28


Lehre und die Umstrukturierung derLehrpläne zählen nicht zu den einzigenAufgaben von ESIT. Der Ausbau vonpraxisorientierten Angeboten für denÜbergang in den Beruf steht auch starkim Vordergrund.Die neueGeneration YGesponsert vom Bundesministeriumhat das Programm vor zwei Jahrenseinen Anfang genommen. „Damitsoll eine neue Kultur des Lernens undLehrens entwickelt werden“, sagt LuciaVennarini, Leiterin des DezernatsStudium und Lehre. Das Programmwird für alle Studierenden und für alleFächer angeboten. „Meistens fallen denHochschülern die neuen Angebote garnicht auf, denn sie sind bereits in denStudiengängen oder an der Universitätintegriert. Beispiele sind das Propädeutikumoder die Praktikumsbörse.“Mit diesen Ideen bereitet sich die Universitätauf die heutigen Ansprücheder Arbeitgeber an die Studierendenvor. „Vor der Bologna-Reform hattendie Firmen noch das hohe Alter derAbsolventen kritisiert und verlangtennach erfahrenen jungen Arbeitnehmer“,erklärt Vennarini. „Doch dadurchverliert man an Selbstständigkeit. Alleshat eben seine Schattenseiten.“ Dieangesprochenen Langzeitstudierendengibt es kaum noch an den Hochschulen– sie sind zu einer bedrohten Generationgeworden.Stattdessen formiert sich eineandere Generation an Studierendenmit eigenen Vorstellungen vomArbeitsalltag. Durch den zeitlichenDruck im Studium können sie sich Flexibilitätund Kreativität oft nicht mehrleisten. Dadurch macht sich eine Verschiebungdieser Attribute von der Studienzeithin zur Arbeitswelt bemerkbar.Die sogenannte Generation Yverlangt nach Sinn und Motivationim Beruf, nach Selbstverantwortung,Chancengleichheit und einer Work-Life-Balance.Angespornt vom Druckim Bachelor-Master-System sollendiese Wünsche nun in der zukünftigenArbeitswelt realisiert werden.Unabhängigim BerufDie Frage, wie sie sich ihre spätereArbeitssituation vorstellt, hat die25-jährige Praktikantin Anja schon fürsich beantwortet: „Ich will ein paarJahre in einem Unternehmen arbeitenund mir dann einen neuen Job suchen.Dazwischen am besten noch ein wenigreisen.“Diese Wunschvorstellungen von Unabhängigkeitund Lässigkeit im Berufkann sich nicht jeder leisten, auchwenn er es gern hätte. Wie hoch derWettkampf im Medizin-Studium ist,merkte die ausgebildete KrankenschwesterSophie gleich zu Anfang an.„Es geht alles nur um Leistung, dabeisollte man aber nicht vergessen, dassman auch mit Menschen arbeitet.“Aufgrund ihrer Ausbildung im gleichenFachbereich beginnt die 30-Jährige ihrStudium mit viel mehr Praxiserfahrungals ihre Kommilitonen. „Bei praktischenÜbungen erkennt man schnell,dass sie wenig Erfahrung mit demUmgang mit Patienten haben. Ihnenfehlt die Empathie. Dafür fällt es ihnenleichter, die Theorie zu lernen. Und sohelfen wir uns gegenseitig“, erklärtSophie. Diese beidseitige Unterstützungist nur ein Weg, um die möglicheDiskrepanz zwischen Studium undBeruf zu überwinden. Ein anderer sindPraktika, Trainee-Stellen oder Volontariate.In manchen Studiengängen sindsie sogar fester Bestandteil und bietenden Studierenden die Möglichkeit, sichselbst ein Bild vom Berufsleben zumachen.Studium alsJobgarantie?Dabei können die eigenen Vorstellungenmit der Realitätabgestimmt werden. AuchPraktikantin Anja half diePraxiserfahrung, mehrüber sich selbst undüber den eigenenBerufswunsch zulernen. „Durchdie Arbeitserfahrungin meinemPraktikumkann ichentscheiden,was ich spätermachen will oder auch nicht.“Denn den einen guten Beruf zufinden, fällt den meisten schwer– ihn auch noch zu bekommen,ebenso. Bei den Studierenden istdies ein häufiger Grund, warumsie sich für ein Studium entscheiden.Schließlich heißt es in einerStudie des HIS-Instituts fürHochschulforschung, dass zehnJahre nach dem Abschluss nurein Prozent der Absolventenarbeitslos sind. Somit scheintein Studium die beste Garantiefür einen guten Job zu sein.Egal wie der Inhalt der unterschiedlichenStudiengängeorganisiert ist, zukünftigeAbsolventen habenkeinen Grund zur Sorge– zumindest, wenn manden Zahlen glaubt. Ist dieDiskrepanz nun wirklich sogroß, wie Studierenden oftglauben oder ist es einfachnur die Furcht vor dem unwiderruflichenSprung in die Zukunft?Studierende sitzen in der Universitätsbibliotheküber Bücher gebeugtum Wissen zu erlangen, um klüger zuwerden, um ein Seminar zu bestehenoder auch um sich auf den Beruf vorzubereiten.Mit den unterschiedlichstenMethoden wird dabei gelernt undgelehrt um am Ende das Studium aufverschiedene Art und Weise als Sprungbrettzu nutzen. Und für alle, denendas zu philosophisch ist, hier noch einweiser Ratschlag aus dem Film Oh Boy:„Ich geb dir einen Tipp. Schneid dir dieHaare, kauf dir ein paar ordentlicheSchuhe und such dir einen Job so wie esalle machen.“ Oh, Boy, wenn das nur soeinfach wäre...29


Praxisseminare alsBerufsvorbereitung?Zwei Dozenten, zwei Fächer, zwei MeinungenProf. apl. Dr. Fritz Hamm, Dozent am Seminar für Allgemeine Sprachwissenschaft,und Dr. Anne Ulrich, Akademische Rätin am Seminar für Allgemeine Rhetorik,sprechen über den Sinn von Praxisseminaren in ihrem Fach.| Fotos: Lars AmannDie Sprachwissenschaft sieht keine obligatorischen Praxisseminarevor. Warum nicht?Gut ausgebildete Linguisten kommen in Firmen auch ohnePraxisseminare klar. Ich habe als Berater einer Firma gearbeitet,die Interfaces für Navigationssysteme erstellt hat.Dies ist ein Beispiel dafür, dass vor allem linguistisches Fachwissenwie Phonetik und Semantik benötigt wird und keinevorausgehenden Praxisseminare.Wann und wo sollen sich Studierende nach Berufsperspektivenerkunden?Ich plädiere sehr dafür, dass man nicht nach dem Bachelorof Arts, sondern nach dem Master of Arts sein Studiumbeendet. Die Berufsorientierung reicht nach dem Bachelor ofArts. Praktika außerhalb der Uni sind definitiv empfehlenswert.Ein gewisser Stellenmarkt an deutschen Unis wie auchin Tübingen sind die zahlreichen linguistischen Projektstellenin den Sonderforschungsbereichen.Soll die Uni nicht auf die Arbeit in Unternehmen vorbereiten?Das würde zu einseitig werden. Die Linguistik ist ein unheimlichweites Gebiet; man müsste zu allen Bereichen Seminareanbieten.Für Studierende der Sprachwissenschaft kommen klassischeBerufe wie Lektor immer in Frage, aber da hat man einen kleinerenHorizont als Absolventen, die zum Beispiel programmierenkönnen. Man sollte als Linguist einen gewissen technischenRückhalt haben, den man ja hier im Studium lernenkann. Außerdem können Praxisseminare den Schock desBerufseinstiegs nicht entschärfen.Warum sind Praxisseminare in der Linguistik nicht sinnvoll?In einem praktischen Studium wie dem der Medizin müssenPraxiserfahrungen während des Studiums erworben werden.In einem theoretischen, formalen Studium wie dem der Linguistikoder Mathematik ist das nicht nötig.Ist die Linguistik allgemein stark theorieorientiert?In Tübingen auf jeden Fall. Die Linguistik wird auch immermehr ein Bindeglied zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften.Ihre Methoden sind mittlerweile sehr stark naturwissenschaftlichbeeinflusst. Die theoretischen Inhalte sindaber gar nicht so praxisentfernt.Die Rhetorik bietet verschiedene obligatorische Praxisseminare an.Warum?Die Seminare können eine Erleichterung für Studierende sein,da ihr Studium nicht unter monatelangen Praktika leiden soll.Auch wenn diese für den Berufseinstieg unverzichtbar gewordensind – die Seminare bieten den Studierenden alternativeEinblicke in Berufsperspektiven.Stellt das eine neue Entwicklung dar?Das Angebot der fachinternen Seminare gab es schonwährend meiner Studienzeit hier in Tübingen.Die dort erworbene Praxis und Theorie konnte immer schonauf ein Berufsziel wie zum Beispiel Radioredakteur/in zugespitztwerden. Es gibt die Möglichkeit, Lehrbeauftragte wieSWR-Mitarbeiter auf Bewerbungshilfen anzusprechen oderdurch diese leichter an Praktika zu kommen.Sind Praxisseminare sinnvoll für die Arbeit an einer Universität?Sie schaden nie. Es gibt Seminare, die Kompetenzen wie dasVortragen vor einer Gruppe vermitteln. Das braucht auchjeder Promovierende. Aber nicht nur in der Arbeitswelt,sondern auch im alltäglichen Leben sind die Praxisangebotevon Bedeutung: Jeder Studierende soll dort seine persönlichenFähigkeiten kennenlernen und sie mit Feedback weiterentwickelnund verbessern. Die Seminare sind somit Teileiner Persönlichkeitsbildung.Warum sind Praxisseminare in der Rhetorik sinnvoll?In der Rhetorik sind Theorie und Praxis gut miteinander verzahnt.Wie Cicero schon sagte, sind die Voraussetzungen füreinen guten Redner Kenntnis (ars), Begabung (natura) undviel Übung (exercitatio). Praxisseminare bieten Raum fürdie Übung, wobei auch hier meist noch theoretisches Wissenintegriert wird.Ist die Rhetorik allgemein stark praxisorientiert?Der Schwerpunkt eines jeden Studienfaches ist die Wissenschaft.Zu einem Abschluss im Fach Rhetorik gehört allerdingsPraxiserfahrung, die hier in Tübingen etwa ein Fünfteldes gesamten Studienleistungspensums ausmacht. ImBachelor-of-Arts-Studium der Rhetorik belegen die Studierendenim Hauptfach vier Praxisseminare und im Nebenfachzwei davon.Die Interviews führte Sonja Eberhardt.30


„Schließlich gibt es Kaffee umsonst“eine Glosse von Vera HellwigAdrian atmet lange ein, zieht bedeutungsvoll die Augenbrauenhoch und stellt fest: „I don’t want to do an internship,I think it is a waste of time.“Ich sitze im Englisch-Kurs und wir reden über Praktika imAllgemeinen. War eigentlich klar, dass dieser merkwürdigePhilosophie-Student mit dem grünen Glitzermantel wiederirgendeine abgedrehte Einstellung hat. Ich kann nicht begreifen,dass er den Sinn eines Praktikums nicht einsehen will,und führe unsere Diskussion in der Pause auf Deutsch fort.Obwohl er angefangen hat, in seinem Reclam-Heft zu lesen,unterbreche ich ihn. „Selbst wenn ein Praktikant auch malkopiert oder Kaffee kocht, wichtig sind doch vor allem dieKontakte, die man knüpfen kann. Außerdem hat man nichtden Druck eines Festangestellten und kann ausprobieren, wasman im Studium gelernt hat“, finde ich. „...so zumindest dieTheorie über die Praxis!“, entgegnet mir Adrian neunmalklug.Er dehnt die Wörter und redet so langsam und oberlehrerhaft,dass ich am liebsten jeden seiner Sätze selber beenden würde.Er zieht schon wieder die Augenbrauen hoch und erzählt höhnischvon seinem Bild eines Praktikanten: „Jeden Morgenlächelt er zwanghaft seine Excel-Tabelle an und googelt, wieer seine Aufgaben am besten lösen kann. Gleichzeitig lugt erimmer mit einem Auge auf den Gang, damit er dem Networkinggerecht wird. Ganz locker und natürlich springt er dannvon Zeit zu Zeit auf, aber genau im richtigen Moment, um einefür die berufliche Zukunft wichtige Person während ihrer Kaffeepausezu treffen und ihr mit strahlenden Augen Honig umsMaul zu schmieren. Wenn es so weit kommt, dass der neueFreund anbietet, interne Stellenausschreibungen weiterzuleiten,dann ist für ihn eine Aufgabe des Praktikums gelöst.“Während Adrian selbstzufrieden lächelt und gerade dabei ist,wieder nach seinem Reclam Heft zu greifen, muss ich ihn dochdarauf aufmerksam machen, dass wir Studierende dankbarsein können, dass die Uni uns Zeit für Praxiserfahrungeinräumt. Schließlich haben wir nichts dabei zu verlieren.Adrian lacht mich fast aus. Sein grüner Mantel, der über denStuhl hängt glitzert, ansonsten ist alles bei ihm mausgrau:Sein Pullover, seine Haare und sogar seine Haut. Am liebstenwürde ich ihm sagen, dass er sowieso keinen Praktikumsplatzbekommen würde.„Wir sollten dankbar für Pflichtpraktika sein!?“, wiederholt erund meint, „dankbar sind auch die Unternehmen, die sich seitein Praktikum Pflicht ist, darauf verlassen können, dass einfacheaber unangenehme Aufgaben freudig erfüllt werden.Noch dazu müssen die Unternehmen ihre Pflichtpraktikantennicht einmal bezahlen. Aber das ist schon okay, schließlichgibt es Kaffee umsonst...“Er kann ganz schön spöttisch sein. „Es scheint, als seienPflichtpraktika ein Geschenk von Dozenten, die ihre Seminareund Vorlesungen opfern. In Wirklichkeit ist es doch auch fürdie Uni praktisch, sie muss weniger Lehrpersonal bereitstellen.So spart die Uni sogar durch Pflichtpraktika. Und die topmoderneInterdisziplinarität wird dabei auch gefördert, gutfür’s Prestige!“ Das Pflichtpraktikum als Sparmaßnahme?Das ist nun wirklich zu weit hergeholt, finde ich. Wie auchimmer, ich freue mich auf mein Praktikum. Ich bin es satt,immer nur auswendig zu lernen.„Außerdem geht man ja an die Uni um zu studieren, nicht umPraxiserfahrungen zu sammeln“, will mir Adrian noch erklären.Er möchte beobachten, entdecken, erforschen. Er sehntsich nach Dichtern und Denkern an der Uni und möchte, dassdas Studium die Zeit ist, in der wir frei sind zu denken, zuträumen und Theorien aufzustellen, die niemand braucht. Füreinen Moment beginne ich mir vorzustellen wie es wäre, wennich guten Gewissens ein Reclam-Heft lesen könnte ohne dasGefühl zu haben, meine Zeit zu verschwenden. „Okay, let´s goon talking about how to write an application.“ Der Englischkursgeht weiter...31


Der Weg zum ZielNavigiert die Uni die Lehramtsstudierendenzum Erfolg?Schon ein Zitat des Heinz Rühmann Films „Die Feuerzangenbowle“besagt: „Ein guter Lehrer ist man, wennman der Freund seiner Schüler ist und wenn die SchülerRespekt vor dem Lehrer haben.“ Dabei ist es keinZuckerschlecken diese beiden Aspekte zu vereinen unddaneben fachlich kompetent zu sein. Inwiefern leistetdie Uni ihren Beitrag für das Erfolgsrezept Lehrer?von Sandra GallbronnerMatthias beim Pauken in der Uni | Foto: Isabell WutzEin guter Lehrer werden – das ist das Zieldes Tübinger Lehramtsstudenten MatthiasFleisch. An seiner EntscheidungFranzösisch, Geschichte und Politikmit Wirtschaftswissenschaften zu studieren,zweifelt der 21-Jährige auch im4.Semester nicht.Den Weg durch das Lehramtstudiumhat der Berufseinsteiger Matti Ostrowskibereits hinter sich. Der 28-Jährigehat ebenfalls Geschichte und Politik,zudem Philosophie mit Ethik in Tübingenstudiert.Die Regelstudienzeit des Lehramtstudiumsbeträgt zehn Semester einschließlichdes 13-wöchigen Praxissemesters.Dieses gilt als Voraussetzung für daserste Staatsexamen, dessen Bestehenden Weg für das circa 18 Monate dauerndeReferendariat frei gibt.Das zweite Staatsexamen schließt dasReferendariat ab und entlässt die Studierendenals ausgebildete Lehrer indie freie Wildbahn. Zwar bietet die Uniauf diesem Weg eine Anleitung, bleibtaber ein theoretisches Feld. „Die Lehrerrolleerlernt man erst durch das Praxissemesteroder Referendariat“, erklärtMatti. Vor dem Praxissemester habendie Studierenden oft noch kein Bildvon der Realität, sodass er es als einenStoß ins kalte Wasser empfunden habe.Die Praxiserfahrung ist neben demBerufseinblick auch für die Bestätigungder Berufswahl elementar.Uni und Schule sind zwei völlig verschiedenePaar Schuhe. „Mir warspätestens nach dem Praxissemesterklar: Das Studium hat mit der Realitätin der Schule gar nichts zu tun“,sagt Matti. Inhaltlich sei das Studiumnicht auf die Schule abgestimmt. Esherrscht eine große Spanne zwischendem Stoff, der an der Uni gelehrt wirdund dem tatsächlichen Lehrplan. DieUni schießt mit der fachlichen Vermittlungweit über das Ziel hinaus. DerTiefgang einzelner Themen führt oft zufehlendem Überblickswissen. Geholfenhaben Matti dabei beispielsweise diein Geschichte angebotenen Repetitorien.„Es wäre wünschenswert, wenn daseitens der Uni mehr Angebote wären.“Durch die großen schwarzen Löcher istes vor allem zu Beginn des Studiumserforderlich, relativ viel Stoff in kurzerZeit vorzubereiten.Pädagogik bleibt aufder StreckeDabei gebühre der Uni laut Matti einLob, da sie einen gut vorbereite, wieman sich schnell und wissenschaftlichWissen aneigne. Matthias nimmt sichdeswegen ein Zitat seines ehemaligenGeschichtelehrers zu Herzen: „Dasmeiste Wissen, das ihr für den Lehrerberufbraucht, lernt ihr in der Schule.“„Schule ist mehr als nur die inhaltlicheVermittlung. Sie erfordert auch pädagogischeKompetenzen“, erzählt Matthias.Hierbei unterstützt die Uni durchdas seit dem Wintersemester 2010/11eingeführte verpflichtende BildungswissenschaftlicheBegleitstudium,das in didaktischeund pädagogischeThemen einführt.Dennoch bleibtdie pädagogischeAusbildung auf derStrecke. Matti sagt:„Man lernt durcheigene Erfahrung,vor allem durchFehler. Da bringteine Musterstundeim Fachdidaktikkursnicht viel.“Diese Kompetenzeneigne man sichteilweise mit demPraxissemester, imgrößeren Umfangerst durch das Referendariatan. Nichtzuletzt liegt es an einem selbst, dieWerkzeuge umzusetzen, die der Studierendein die Hand gelegt bekommt.„Man muss auch ein Stückweit seineeigene Handschrift reinbringen“, findetMatthias.Um einen besseren Einblick in diespätere Rolle als Lehrkraft zu erhalten,steht den Studierenden das ProjektLehramtsstudis fördern SchülerInnenzur Verfügung, welches das Zentrum fürLehrerinnen- und Lehrerbildung organisiert.Hierbei können die angehendenLehrer als Förderlehrer oder Hausaufgabenbetreueran Schulen im TübingerUmkreis Erfahrungen im Umgang mitSchülern sammeln.Matthias und Matti bietet der Lehrerberufviele spannende Facetten. Vorallem der Umgang mit Kindern undJugendlichen bereitet ihnen viel Freude.Deswegen lassen sie sich von solchenHindernissen auch nicht abschrecken.Matti geht in seiner neuen Lehrerrollevöllig auf und auch Matthias möchteden Weg zu seinem Traumberuf bis zumZiel gehen.32Matti in seinem Element | Foto: Maya Ostrowski


„Wenn ich mal groß bin, werd ich Professor!“Viele Absolventen der Eberhard Karls Universität Tübingen ergreifen spätestens nach ihremAbschluss einmal einen ‚ordentlichen‘ Beruf. Doch es bleiben immer wieder einige an der Universität,die sich dem wissenschaftlichen Bildungsweg verschrieben haben.von Terence Weißbrodt„Da steh ich nun, ich armer Tor! / Und bin so klug als wiezuvor.“ Was Goethe vor rund 200 Jahren durch seinen weltbekanntenFaust ausrief, ist heutzutage an deutschen Universitätendie Parole vieler Studierender, die noch nicht ganzgenau wissen, was sie einmal werden möchten.Dass diese häufig auftretende Orientierungslosigkeit einProblem darstellt, beweist oft der Weg vom Erstsemester-Studierendenbis hin zum Professor, der sehr lang undsteinig werden kann. Man kommt an der Universität an, musssich sowohl geistig orientieren, als auch charakterlich stärkenund zudem noch das gewisse Etwas an Mehr-Verstehen undMehr-Können mitbringen.Neue Perspektiven fürUnentschlossene?Um das zu ändern, werden deutschlandweit in allen Sphärender akademischen Welt Nachwuchsförderprogramme oder sogenannte Fast-Track-Promotionsstudiengänge angeboten.Die herausragenden Studierenden herausragende Perspektivenprophezeien. Jedes Semester promovieren in Tübingencirca 850 Wissenschaftler, 70 habilitieren.So zum Beispiel Rüdiger Christ, studierter Germanist und Politologe,dessen Ziel es einst war, Lehrer zu werden. Nach demersten Staatsexamen begann er aber sein Dissertationsprojektund arbeitet nun als promovierter Mitarbeiter am Lehrstuhlfür deutsche Sprachwissenschaft. Da er diesen akademischenWerdegang dennoch für zu unsicher einschätzt, holter gerade das zweite Staatsexamen nach, „um auf sicherenBeinen zu stehen“, wie er feststellt. Auf die Frage hin, wie mannach den akademischen Sternen greife, entgegnet Christ:„Von hoher Bedeutung waren für mich immer die FaktorenGlück und ein gesundes soziales Engagement.“Ebenso Professorin Dr. Ellen Widder. Die Lehrstuhlinhaberinfür mittelalterliche Geschichte wollte zunächst ein Staatsexamenmachen, entschied sich dann doch noch während desStudiums für einen anderen Karriereweg mit einem anderenZiel. Warum? „Weil man in den 70‘er Jahren kaum Aussichtenhatte, einen Job als Lehrer zu finden! Es war eine brotlose Perspektive“,erinnert sie sich. „Ich arbeitete Schritt für Schrittauf dem akademischen Bildungsweg hin, oft ohne auch nureine helfende Hand entgegengestreckt zu bekommen. Zufallist eben etwas, was einem zu-fällt.“ Hinzu erschwerten derjungen angehenden Wissenschaftlerin, dass sie krank wurde,ein Kind bekam und sich in einer Männerdomäne behauptenmusste.Wer sich davon jedoch nicht abschrecken lässt, sollte ganzgenau überlegen, wie viel Arbeit und Energie man in jahrzehntelangeForschung investieren will.Seit diesem Wintersemester stellt die germanistische Abteilungder philosophischen Fakultät ein neues Programm zurVerfügung. Dieses soll Lehramtstudierenden zusätzlich zumStaatsexamen einen Master-Abschluss ermöglichen, umUnentschlossenen eine weitere mögliche Perspektive zugeben. Hauptursache dafür ist die derzeit karge Einstellungsquotefür junge Lehrerinnen und Lehrer an deutschen Schulen.Dieses so genannte ‚Lehramt Plus‘-Modell besteht darin,zusätzlich zu obligatorischen Scheinerwerbungen weitereVertiefungen in Form von Vorlesungen und Hauptseminarenzu besuchen, um so ein adäquates Level hinsichtlich des Master-Abschlusseszu erreichen. Bis dato ist dieses Modell nochnicht voll ausgelastet, bietet aber in Zukunft eine attraktiveOption für angehende Pädagogen, die sich vielleicht dochnoch an den Katheder wagen wollen.„Der Wunsch, Professor zu werden,ist absolut illusorisch!“Was also kann ich wissen? Was soll ich tun? Zwei Fragen, diewohl jeder für sich beantworten muss. Zumal ein ferner Blickin die Zukunft oft Unsicherheit verbirgt. Ob als Akademikeroder als angehender Dozent hat man es nicht immer leicht.Doch wer es versucht und auf seine Ziele hinarbeitet, darfsich spätestens nach seiner ersten eigenen Vorlesung auf dieSchulter klopfen.33


Auf einen BlickReicht mein Bachelor-Abschluss oder soll ich promovieren? Was werde ich später verdienen? Habeich Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Solche Fragen und viele mehr erforschen die Organisation fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und das Deutsche Zentrum für Hochschul– und Wissenschaftsforschung (DZHW). Hier die interessantesten Fakten über Studierende, Arbeit,Geld und wie es in anderen Ländern zugeht.von Isabell WutzIn der EU gibt es rund19,847,000 Studierende. Knapp2,556,000 davon studieren an deutschenUniversitäten – das sind 12,8 %. In Tübingensind im Wintersemester 2013/2014genau 29.155 eingeschrieben.Diebronzene Medaillebekommt Deutschland für seineDoktoren. Hier gibt es nämlich untertausend Menschen vierzehn Promovierte. ImOECD-Vergleich hat nur die Schweiz und Luxemburgnoch mehr.Fun fact: Es gibt nur ein Land, in dem gleichviele Frauen wie Männer promovieren,und das ist die Türkei.Deutschlandist eines von nur zweiOECD-Ländern, das seineErgebnisse im PISA-Test über dieJahre in allen Bereichen kontinuierlichverbessert hat. Ob das wohl ander schlechten Ausgangssituationliegt?Ist ein Bachelor-Abschlussausreichend?80% der Studierenden denken dasnicht, denn sie streben anschließendeinen Master an.Besser sein alsdie Eltern: 20% der Deutschenkönnen behaupten, dass sie ein höheres Bildungsniveauhaben als ihre Eltern. 22% haben dagegenein niedrigeres Niveau, womit Deutschland als Land derBildungsabsteiger gilt. Nur Dänemark, Estland und Islandstehen noch schlechter da. Polen, Irland, Ungarn, Italien,Spanien und Griechenland können stattdesseneinen Bildungsaufstieg von über 45 %verzeichnen.Zehn Jahre später: Vier von zehn Akademikernund Akademikerinnen bekleidennach ihrem Studienabschluss eine Führungsposition.Von den Männer sind das mehr als die Hälfte(52 %) und bei den Frauen knapp jede Dritte(30 %).34Illustration: Verena Tribensky


wKulturSchriftstellerin, das ist Dagmar Leupold mit Leib und Seele: „Ichhabe immer schon gewusst, dass sich mein ganzes Leben um dasheiße Zentrum Literatur drehen wird.“ Für sie war es daher naheliegend,Literaturwissenschaft zu studieren. In ihrer Wohnung inMünchen tummeln sich Bücher aller Art, von Zeitgenössischembis zu Klassikern, mehrsprachig und immer wieder Gelesenem,überall finden sich Leseplätze.(aus „Die berühmte Unbekannte“ von Lisa Wazulin, S. 38)35


Vom Hörsaal auf die BühneAbends steht er im heißen Bühnenlicht und brüllt in das Publikum. Am nächsten Morgen sitzt er imHörsaal mit Blick auf die Uhr, da die anschließenden Proben pünktlich beginnen. Endre Holéczy lebtzwei Leben. An Spontanität mangelt es ihm in seinem stressigen Alltag nicht, genauso wenig auf derBühne.von Lars AmannMit dünner Mütze und gerötetenWangen betritt Endre MalcomHoléczy das Tübinger Zimmertheaterin der Bursegasse.Er kommt direkt aus der Univom Rhetorik-Seminar. Es ist 18Uhr und noch leer im Foyer. Inzwei Stunden wird er vor sechzigZuschauern den schwäbischenHauptlehrer Ernst AugustWagner verkörpern, den Mordbrenneraus Degerloch. An diesemFreitagabend wird Endre überzehn Seiten Text aufführen, einViertel des Textbuchs.Eine steile Holztreppe nebendem Eingang führt hinauf in dieArbeitsräume. An einem schwarzenBrett hängen dort die aktuellenSpielpläne. Es riecht nachLinoleum und Holz. Das Theaterhat seine eigene Schneiderei, Ankleideräumeund Büros. Endre und seinevier Schauspielerkollegen, das festeEnsemble, bereiten sich hier auf ihreRollen vor. „Meistens simple Sprechübungen,Textproben nur rudimentär.Es ist wichtig, sich von der Textvorlagezu lösen“, erklärt der Akteur. Kieferlockern bereite gut auf das lange Sprechenvor. Eine Stunde später geht ernoch eine kleine Runde an der Neckarfrontspazieren. Das entspannt ihn.„Aufgeregt bin ich nur noch vor Premieren.Durchatmen, frei werden, dannklappt es.“Nach der Vorstellung in der Garderobe |Foto: Lars AmannEndre im Stück „Morgen spricht von mir die ganze Welt“ | Foto: Alexander GonschiorWährend die Zuschauer im voller werdendenFoyer plaudern und lachen,betrachtet sich Endre im ersten Stockvor der beleuchteten Spiegelwand undschlüpft in das hellgraue Hemd unddamit in seine Rolle. „Ich gehöre zu derArt Darsteller, die den Text dynamischund frei spielen, nicht starr“, erklärt erund lässt die Hand kreisen. „Die Performanzist es, die mich am Theaterbegeistert.“ Natürlich steigere sich sodas Risiko auf Aussetzer und Fehler.„Jede Aufführung ist ein kontrolliertesChaos. Aber ich liebe meine Patzer.Im Theater geht es um Unmittelbarkeit,nicht um perfekte Illusion. Patzererzeugen intensiven Kontakt zum Publikum.“Man führe eine Auseinandersetzungmit dem Zuschauer. „Das Theaterist ein Ort des Austausches.”„Es ist wichtig, sichvon der Textvorlage zulösen.“Seit zehn Jahren ist der 31-Jährige schonin diesem Geschäft. Aufgewachsen ist erin Basel. Sein Vater ist Ungar, die MutterAmerikanerin, Deutsch lernte er erstspät. „Ich habe noch immer Problememit der Syntax“, verrät der Darsteller.Die Texte lernt er mit einem Sprachtrainer.Nach dem Schauspielstudiumin Leipzig zog es ihn zum Studium derAllgemeinen Rhetorik und EmpirischenKulturwissenschaft nachTübingen.Der Spagat zwischen der<strong>uni</strong>versitären und kulturellenFront in seinemAlltag ist extrem. SeineSeminare und Vorlesungenmuss er auf die Mittagszeitlegen, um diemorgendlichen Probennicht zu versäumen.Nachmittags sind oftweitere Proben angesetztund abends dann,je nach Besetzung, eineVorstellung. „In Stresszeitenwechsle ich vieroder fünfmal am Tag zwischenUni und Theater.“Dazwischen bleibthöchstens Zeit für einenschnellen Kaffee oder eine Stunde beieasySports. Seit sieben Jahren machter das so, mal sei es entspannter, malnicht. Besonders stressig sind die sechsWochen vor einer Premiere, von denenes jährlich bis zu acht gibt.„Ich liebe meinePatzer.“Das Foyer ist um 20 Uhr wieder leer, inden geschwärzten Katakomben reihtsich Endre mit drei Kollegen vor demPublikum auf. Die nächsten 90 Minuteninszenieren sie gemeinsam das neueStück „Morgen spricht von mir dieganze Welt“, eine Retrospektive zumersten eingestellten Mordfall in Württembergum den 14-fachen MörderWagner. Endre starrt ins Publikum undzieht als Wagner eine wahnhafte Grimasse,sein Kopf glänzt in das gebanntePublikum.Gegen 22 Uhr ist es im Zimmertheaterwieder still und dunkel, nur an der Barwird noch gewischt. „Es ist ein Feierabendgefühl.Manchmal muss ich nachder Vorstellung noch für die Uni lernen.Im Idealfall schaue ich aber die zweiteHalbzeit eines Fußballspiels und trinkedazu ein kühles Augustiner.“ Mit demMantel im Arm steigt Endre Holéczy dieTreppe zu den Umkleideräumen hinauf,dann nochmal eine. Er muss das Hausheute nicht mehr verlassen, denn seineWohnung liegt direkt über dem Theater.3636


Eingangsbereich des Club Voltaire ¦ Foto: Club VoltaireDas Erbe der68er lebtDie Mission des Club Voltairevon Ewa PaprotnyDieser Name steht nicht nur in Tübingenfür Kultur außerhalb des Mainstreams.Unter der Schirmherrschaftdes Aufklärers Voltaire bietet der alsVerein organisierte Club ein breitgefächertes Programm. Er liegt inder Altstadt in einem leicht verstecktliegenden Gebäude in der Haaggasse26b.Bereits im Dezember 2012 feierte derClub 40-jähriges Jubiläum. Die Generationder 68er hat die Einrichtungins Leben gerufen und so prägte siedie Soziokultur in Tübingen stets mit.Die Aufgabe liegt nach wie vor darin,Kultur unter politischen Gesichtspunktenzu betrachten, aber auch siezugänglich für Jedermann zu machen.Nicht wenige verwundert es, dasses ihn immer noch gibt. Etliche Freiwilligeund zahlreiche Spenden sindnötig, um das nicht kommerzielleGeschäft aufrecht zu erhalten. Etwazehn Personen helfen regelmäßig mit,weitere sporadisch. Einmal pro Monatgibt es ein Treffen, bei dem Dienstefür Einlass und Theke verteilt und Programmpunktebesprochen werden.Die Veranstaltungen sind vielfältig:Theater, Lesungen, Filmvorführungen,Konzerte, politische Diskussionsrundenund Partys. Der Club ist aber auchnach Terminabsprache privat mietbar.Das Format „Lesebühne Kopfgeburt“,das unter anderem mit Poetry Slam dasPublikum unterhält, ist seit April einmalim Monat im Club Voltaire. Durch dieKooperation mit dem Verlag HansSchiler und der Buchhandlung Don Quichotteentstand die Reihe „Literatur imClub – Dialoge der Kulturen“, die vorallem afrikanische Literatur und Kulturvorstellt. Das slavische Seminar buchtden Club regelmäßig für Lesungen undKonzerte. Vorstand Ralf Wenzel sagt:„Früher gab es öfter Zusammenarbeitmit verschiedenen Instituten von derUni. Leider hat sie nachgelassen.“ DerClub ist immer an neuen Kooperationeninteressiert. Platz gibt es für ca. 50bis 100 Personen, je nachdem ob eineVeranstaltung bestuhlt wird oder nicht.Auch wenn das eine oder andere Eventnur wenige besuchen, lohnt sich für dieBetreiber der Aufwand, um Nischenkulturweiter am Leben zu erhalten.


Ich habe mich für die Schriftstellerin „entschieden und es nie bereut.Die berühmte UnbekannteAls Leiterin des Studio Literatur und Theater der Universität Tübingen öffnet die DozentinDagmar Leupold jungen Autoren die Tür zur literarischen Welt. Was die Wenigsten dabei wissen:Ihre Mentorin ist eine erfolgreiche Schriftstellerin.von Lisa WazulinSeltsam, aber vor allem ungewohntwirkt die Einführung in ein Seminar,das Teil einer Literaturwerkstatt seinsoll. Im Untergeschoss des Studio LiteraturTheater (SLT) in Tübingen gibt esoffensichtlich keinen Platz für elitäreLehrmethoden. Wer nach einer Anleitungzum künstlerischen Schreiben„Außer einer kurzen Einführung undeinem Schlusswort, darf der Autornichts weiter dazu sagen. Denn der Textsteht im Vordergrund, er soll für sichallein wirken. Aber wer ist eigentlichDagmar Leupold? Woher schöpft diegeheimnisvolle Autorin ihr Wissen? Inihren Seminaren erfährt man nicht vielfür das Literaturfest in München tätig,führt Leupold ein internationales Programmmit der Leitfrage, welche RolleSpielorte in der Literatur einnehmen.Die Autorin ist in der literarischen Weltkeine Unbekannte. Erst dieses Jahrwurde ihr Roman Unter der Hand für denDeutschen Buchpreis 2013 nominiert.Ich stehe in meinen Schreibphasen jeden Morgen um fünf Uhr auf und nutzedie ersten zwei Stunden des Tages, die ich dann als 25. und 26. Stunde erlebe,für meine Hauptsache, das Schreiben.sucht oder nach fertigen Konzepten, dieden Erfolg eines Textes garantieren, isthier falsch. Als Leiterin des SLT gibt dieDozentin Dagmar Leupold selbst Seminarezum Erlernen literarischen Schreibens.Ihr Credo: „Ihr müsst selbst etwaserschaffen, statt einfach etwas Vorgegebenesanzuwenden.“ Das Konzeptihrer Seminare ist simpel: Zuerst Lesen,dann Schreiben. Denn nur wer querbeetliest, sich durch Texte verschiedensterGattungen wühlt, der verschafftsich einen Überblick. Für Leupold istdas Lesen und Schreiben untrennbarmiteinander verbunden. „Für michist Lektüre das einzige Mittel, um sichselbst auf die Schliche zu kommen, wiekonfektioniert und kodiert wir sprechen“.Die Texte der Seminarteilnehmerwerden fast unkommentiert vorgestellt.über ihre Person. Kurz und knapp stelltsie sich vor, unterschlägt ihren Erfolg,der für sie in den Seminaren keine Rollespielt. Den Vortritt lässt sie den eigentlichenProtagonisten, ohne dass sie esmerken – den Teilnehmern. Leupold istes wichtig, ihre Studierenden zu unterstützen:„Sie sollen auf ihr Recht pochen,noch andere Dinge wichtig zu finden.Keine Angst haben, dass diese SeminareZeitverschwendung sind, sondern dassie eine Form der Bildung sind, die mansich gönnt. Diese Art von Bildung magnicht im unmittelbaren Sinn verwertbarsein, aber ist für den einzelnen einSchatz.“Dagmar Leupold selbst befindet sichin einer Position, von der junge, deutscheNachwuchsautoren nur träumenkönnen: Zum ersten Mal als KuratorinMit der Verleihung des Münchener Literaturpreisesim November 2013 erhieltDagmar Leupold einen Preis für ihr „inStil und Gehalt herausragendes literarischesGesamtwerk.“Aber wer ist denn Dagmar Leupold?Berühmt wurde sie quasi über Nacht:Mit dem noch nicht ganz abgeschlossenenManuskript in der Tasche, wurde ihrerster Roman auf einer Messe entdeckt„Es war wie im Märchen: Sechs Wochenspäter hatte ich einen Vertrag bei S.Fischer!“ Eben dieser Roman wurdemit dem Aspekte-Literaturpreis für dasbeste deutschsprachige Prosa-Debütdes Jahres ausgezeichnet. Auf einenSchlag standen der jungen Autorin alleTüren zur literarischen Welt offen. Miteinem abgeschlossenen Studium alsDeutschlehrerin und einer Promotion3838


in New York hatte Leupold eigentlichschon ausgesorgt. Durch den Erfolgihres ersten Romans stellte sich aberplötzlich die Frage, welcher Weg derrichtige sein sollte: eine akademischeLaufbahn als Professorin in New Yorkoder als Schriftstellerin in Deutschland.„Ich habe mich für die Schriftstellerinentschieden und es nie bereut!“ Dochsie wollte sich nicht von der Liebe zurLiteratur abhängig machen. Für sie istes wichtig, ein zweites Standbein zu„mehrsprachig und immer wieder Gelesenem,überall finden sich Leseplätze.Für Leupold als Dozentin gibt es dahernichts Traurigeres, als dass die Leselustwährend des Studiums oftmals aufder Strecke bleibt: „ Ich glaube, wennman schreibt, zeigt man dem Leser seineeigene Perspektive von der Welt. Deshalbgehen Lektüren für mich als primäreEindrücke in meinen Erfahrungsschatzein.“ Im Alltagsstress verliert man oftseine wahre Passion aus den Augen,Studierende müssen hartnäckig sein.“Dagmar Leupold unterstützt besondersjunge Autoren, denn es ist wichtig, einstarkes Durchhaltevermögen und einehohe Frustrationsschwelle zu besitzen.Jungen Nachwuchsautoren aus Tübingenstellt Leupold als renommierteAutorin ersten Referenzen aus und einkleines Gutachten im Hinblick auf eineneventuellen Lektor in einem Verlag.„Der Lektor soll so im Vorfeld ungefährwissen, mit was für einem Text erIch habe immer schon gewusst, dass sich mein ganzes Leben um dasheiße Zentrum Literatur drehen wird.schaffen. Das rät sie auch ihren Studierenden:„Beendet eure Ausbildungerfolgreich. Ich habe mich immer darangehalten. Leider kenne ich viele tragischeLebensläufe, Personen, die immergesagt haben: Nein, ich bin Künstler,das muss jetzt meinen Lebensunterhaltsichern! Das ist allerdings eine sehrgroße Gefahr.“Schriftstellerin, das ist Dagmar Leupoldmit Leib und Seele: „Ich habe immerschon gewusst, dass sich mein ganzesLeben um das heiße Zentrum Literaturdrehen wird.“ Für sie war es daher naheliegend,Literaturwissenschaft zu studieren.In ihrer Wohnung in Münchentummeln sich Bücher aller Art, vonZeitgenössischem bis zu Klassikern,allerdings ist das für Dagmar Leupoldeine Frage der Selbstdisziplin „Ich stehein meinen Schreibphasen jeden Morgenum fünf Uhr auf und nutze die erstenzwei Stunden des Tages, die ich dannals 25. und 26. Stunde erlebe, für meineHauptsache, das Schreiben.“ Leupoldzählt sich jedoch nicht zu der SparteSchriftsteller mit der Theorie Kerzenschein,Rotwein und viel Nebel.Für die Autorin ist der Schaffensprozessein Prozess, der nur bis zu einemgewissen Grad rational beschriebenwerden kann. Alles darüber hinaus lässtsich nicht erklären, kann nicht erlerntwerden. „Es gibt Studierende, die daswirklich machen wollen, die spüren, ichwill gestalterisch tätig sein. Genau dieserechnen kann.” Erste Erfolge von einzelnenAbsolventen, die Veröffentlichungenund Preise erhalten haben, gibt esbereits. Auch Stipendien werden gernean Absolventen des SLT vergeben, wasLeupold als stolze Mentorin das Herzhöher schlagen lässt.Nicht nur ihr Erfolg als Autorin, sondernvor allem ihr Engagement für jungeaufstrebende Schriftsteller, zeichnendie Arbeit Leupolds aus. Als Dreh- undAngelpunkt für Tübinger Studierende,die eben dieselbe Laufbahn einschlagenwollen, ist sie unverzichtbar geworden.Denn wer wäre besser geeignet alsDagmar Leupold, die es niemals mit sichselbst vereinbaren könnte, das Schreibeneinfach sein zu lassen.39


Mehr als nur KostümierenWie ein Tübinger Student seiner LeidenschaftnachgehtAlexander als Trafalgar Law | Foto: Tim SalomonEinmal so aussehen wie der Charakter aus der Lieblingsserieoder dem Lieblingsfilm – klingt schwierig, ist für Alexander ausTübingen allerdings kein Problem. Er näht sich seine Kostümemit all ihren Einzelheiten und Requsiten selbst. Ein ganz besonderesHobby, das mittlerweile viele Anhänger gefunden hat: dasCosplay.von Stephanie RumeszEin bedruckter Pulli aus zusammengenähtenEinzelteilen, eine gefärbteund bemalte Schlafanzughose, ein verziertesSchwert aus zurecht gesägtemWeichholz: Dies bildet die Grundlagefür das Cosplay-Kostüm von Alexander.„Das Schwert war für mich die meisteArbeit. Es sollte wie ein japanischesKatana-Schwert aussehen und diesesind mit einem gekreuzten Lederbandund einem aufgemalten Muster verziert“,sagt der 22-jährige Student derGermanistik und Anglistik. Nach vierMonaten Nähen, Malen und Kleben istsein Kostüm fertig: der CharakterTrafalgar Law aus derAnime-Serie One Piece.Das Wort „Cosplay“ istabgleitet von „Costumeplay“und kommt aus der japanischenManga- und Animeszene.Die Cosplayer treffensich kostümiert bei verschiedenendeutschlandweitenEvents. Ob auf der Frankfurter-und der Leipziger Buchmesseoder bei der Gamesconventionin Köln – nahezujeden Monat gibt eine Veranstaltung,bei der das Cosplayvertreten ist. Dort werdenAnime-Fanartikel verkauftoder es gibt Signierstundenmit den Anime-Autoren,aber vor allem ist es eins: eineGelegenheit Gleichgesinntezu treffen. „Jede Conventionist wie ein Dorf. Man trifft guteFreunde oder alte Bekannte wieder undkann so miteinander Kontakt halten.Die Zeit vergeht immer schneller alsman denkt“, sagt er.Auf vielen Events gibt es einen weiterenwichtigen Programmpunkt: dieVorrunden für die Deutsche Cosplaymeisterschaft(kurz: DCM). Die Kostüme derTeilnehmer werden nach Kreativitätund Originalität bewertet. Der Bewerberstellt seinen Cosplay-Charakter miteiner charaktertypischen Szene aufder Bühne dar. „Es wird nicht nur dasKostüm bewertet, sondern auch dieschauspielerische Leistung. Der Cosplayerversucht seine Cosplay-Figurmöglichst treffend zu verkörpern. Ichwar noch bei keiner DCM dabei, weil esmir zu stressig wäre bei allen Vorrundendabei zu sein“, sagt Alexander. DieBewerber können sich so für das Finaleder DCM qualifizieren.Alexander cosplayt seit circa dreiAlexander (links im Bild) stellt mit zwei anderen Cosplayern Charaktere aus derAnime-Serie One Piece dar | Foto: ItalianGoku (Animexx-Nickname)Jahren. Anime-Zeichentrickfilme oderManga-Comics haben ihn schon immerinteressiert, außerdem sind viele seinerFreunde ebenfalls Cosplayer. „Mit derVorliebe für Animes fängt es bei denmeisten an. Durch die Erzählungenmeiner Freunde und die InternetplattformAnimexx, dem deutschlandweitenVerzeichnis von Cosplayer, bekamich dann Lust auf mehr. Ich dachte mir:Das will ich auch“, erzählt Alexander.Der Kreativität sindbeim Kostümieren imCosplay keine GrenzengesetztDas Kostüm des Trafalgar Law, einmächtiger Pirat der in der Anime-SerieOne Piece, der übernatürlicheKräfte besitzt, stellt dasBasiskostüm für Alexanderdar. „Auf der diesjährigenFrankfurter Buchmessetrug ich mein Kostüm imSteampunk-Stil. Ich würdediese Stilrichtung als eineMischung aus viktorianischemEngland mit demEinfluss von Fantasy undMagie beschreiben. Es warein großes Experiment, aberviele Leute waren positivüberrascht“, so der Cosplayerüber seine aktuelleVerkleidung.Ob Figuren aus den Marvel-Comics,aus Filmen wieDer Herr der Ringe oder ausAnimes wie Sailor Moon -Bei den Conventions sinddie verschiedensten Figurenvertreten.Alexander sagt: „Das Kostüm hat sehrviel mit der eigenen Persönlichkeitzu tun. Meine Cosplay-Figur hat einenähnlichen Charakter wie ich und ichmag seine Art und Weise aufzutreten.Es ist schwer, Cosplay zu beschreiben.Man kann es eigentlich nicht erklären,sondern man muss es selbst erleben. Esist einzigartig.“4040


Wie eine PilleExtasy verpackt inMusik„Fetter Neckar Ska” im PorträtDie Ska-Band „Suit-up!“ besteht aus zehn Mitgliedern, allesamt Tübinger Studierende aus unterschiedlichstenFachrichtungen. ¦ Fotos: suitup-band.deDie seit vier Jahren bestehende Ska-Band Suit up! gehört mittlerweile genauso zu Tübingen wie derHölderlinturm. Doch auch überregional hat sie schon einiges Renommee erlangt.Was sollte man auf einem Suitup!-Konzert unbedingt dabeihaben?Antwort der Band: „Ein Wechselshirt!“In der Tat: Bei Konzertenreißt der explosive Mix aus Bläsern,Gitarre, Drums und Gesang das Publikummeist mit und es fällt allenschwer, Arme und Beine ruhig zuhalten. Quasi wie eine Pille Extasyverpackt in Musik. Völlig legal, verstehtsich.von Steffen WietzorekDie Tübinger Studenten-Band Suit up!existiert bereits seit 2009. Seitdemhat sich allerdings viel verändert: MitTrompeter Johannes ist inzwischen nurnoch eines der damaligen Gründungsmitgliederdabei. Momentan zählt dieGruppe zehn Mitglieder, alle aus unterschiedlichenFachrichtungen.Krawatte undGummistiefelBei so vielen Leuten sind Konflikte vorprogrammiert.„Wir haben eigentlichkeinen so richtigen Frontmann, dersagt, wo‘s langgeht“, erklärt SängerAaron. „Jeder hat dasselbe Mitspracherecht.“Entscheidungen werdengemeinsam getroffen. „Es ist zwarmanchmal ein bisschen chaotisch, aberwir verstehen uns auch alle privat sehrgut, daher finden wir immer irgendeinenKompromiss.“Mit Liedern wie Black Man gehörenzwar auch politische Themen zu ihremRepertoire, aber in erster Linie geht esdarum, die Leute zum Tanzen anzuregen.„Wir alle haben einfach riesigenSpaß am Musikmachen und wollendiese Freude auf das Publikum übertragen.“Bei ihren Proben bestätigtdie Band, dass es sich hierbei nicht nurum eine hohle Phrase handelt. Einmaldie Woche flirrt der kleine Proberaumim Keller der Rothenburg vor Energieund Begeisterung. Bei Konzerten istdies nicht anders. Wummernder Bass,schmetternde Posaunen und die temperamentvollenStimmen der SängerAaron und Cetti treiben dem Publikumden Schweiß aus den Poren.Auch optisch macht die Band ihremNamen alle Ehre. Da packen sie beiKonzerten gerne mal zu Jackett undKrawatte die leuchtend gelben Gummistiefelaus. Megafon und Steckenpferdgehören ebenfalls zu ihrer Performancedazu. Die Gruppe selbstbetont: „Wir sind ganz klar eineLive-Band!“In Tübingen habensie schon fastüberall gespielt:Im Epplehaus,Clubhaus, auf derRothenburg. Besondersstolz sind sieauf ihren letztjährigenAuftritt beimRact!-Festival. „Dieganze Atmosphäredort war einfachetwas ganz Besonderes!“Dochauchüberregional sinddie Suits schonweit herumgekommen,etwa mitAuftritten in Halleoder Berlin. Voreinem halben Jahrhaben sie mit Jumpihr erstes Albumveröffentlicht.Mit Sänger Aaronverlässt bald eine der wichtigsten Personendie Band.Time to say goodbyeAlle sind sich einig: Suit up! werdesich dadurch stark verändern.“Aber anders heißt nicht automatischschlechter”, erklärt SchlagzeugerSimon.“ Die Band wächst mitjedem Wechsel. Es kommen wneueLeute dazu und prägen durch ihrePersönlichkeit auch den Charakterder ganzen Gruppe.“ Fetten NeckarSka, wie sie sich selbst beschreiben,wird es auch in Zukunft zu hörengeben. Bei einem Konzertbesuch giltdann vor allem eines: Auf keinenFall das Wechselshirt vergessen!Carsharer habenC A R S H A R I N G...das Auto für alle FälleKleinwagen, Cabrio, Bus, TransporterT Ü B I N G E NR E U T L I N G E NN E C K A R - A L BÖkostadt Tübingen e. V.Ludwigstr. 18 am Sternplatz 41Telefon 0 70 71- 36 03 06www.teilauto-tuebingen.de


Auf eine Tasse...... mit Dr. Rolf FrankenbergerDr. Rolf Frankenberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft. ImInterview spricht er über Tübingens provinzielles Flair und seiner Affinität zu Holz.Hallo, Herr Frankenberger. Sie trinkenIhren Kaffee also...Filterkaffee trinke ich mit Zucker, aufgebrühtenKaffee mit Milch. Den hieraber mit Milch und Zucker. (lacht)Kaufen Sie Fairtrade-Kaffee?Mitunter ja. Man hofft natürlich, dass erauch tatsächlich fair getradet ist. Aberes gibt ja schon das ein oder andereLabel, dem man vertraut.An der Uni arbeiten Sie seit 2003als akademischer Mitarbeiter.War das schon immer der Plan?Nein, es war nicht geplant indem Sinne. Aber wie Vieles imLeben hat es sich so ergeben.Während meines Studiumshabe ich als studentischeHilfskraft gearbeitet und michspäter als Mitarbeiter beworben,was auch funktionierthat. Wissenschaftlich binich sozusagen ein „TübingerKind“, aber das ist ja nicht dasSchlechteste.Gibt es einen anderen Job, derSie interessiert hätte? Mal davonabgesehen, dass Sie ihn tatsächlichausüben würden.Ich habe eine starke Affinitätzu Holz. Tischler oder Schreinerkommt dem wohl am nächsten.Ich baue auch ganz gernemal was.Was war denn das letzte, was Sie gebauthaben?Ein Regal. Im Moment arbeite ich aneinem Pflanztisch. Das ist zwar totalunspannend, aber es macht Spaß.Sie haben schon Moskau besucht. Das warwohl ein krasser Gegensatz zu Tübingen?Moskau ist eine Stadt der Gegensätze.Es gibt dort kaukasische Gastarbeiter,die in Containern leben müssen,und gleichzeitig viele Menschen, diesich den neuesten Mercedes leisten.Vom Uni- bis zum U-Bahneingang istaußerdem überall Sicherheitspersonalpräsent.Dann doch eher Tübingen statt Moskau?Weder noch. Vancouver oder Galway inIrland, beides Hafenstädte, gefallen mirbesser.Gibt es Dinge, die Sie dennoch an Tübingenschätzen?Den öffentlichen Nahverkehr – derfunktioniert hier ja überwiegend gut.Außerdem hat das Städtchen diesesprovinzielle Flair und im Gegensatzdazu steht unser <strong>uni</strong>versitäres Umfeld.Dr. Rolf Frankenberger ¦ Foto: Julia KlausDas gefällt mir schon.2010 haben Sie ein working paper zur WMveröffentlicht. Anhand von wissenschaftlichenAnalysen wollten Sie im Vorausberechnen, wer Weltmeister wird. Haben Sieda Beruf und Leidenschaft verbunden?Ja, natürlich. Bei Weltmeisterschaftensind wir alle kleine Bundestrainer– zumindest diejenigen, die sich fürFußball interessieren. Im Gegensatz zuPaul der Krake waren wir nicht ganz soerfolgreich. Wir konnten aber zeigen,dass die Ergebnisse reproduzierbarsind. Anhand von sozialen Variablenhaben wir berechnet, wer sich gegenwen durchsetzt. Bei etwa 75% lagen wirrichtig.Als Wissenschaftler verwendet mandurchgehend wissenschaftliche Sprache.Begriffe zu definieren und Fachvokabularzu verwenden ist da unerlässlich.Können Sie das abstellen, wenn Sieabends in die Bahn nach Hause steigen?Es ist gut, wenn man den Schalterumlegen kann und das sollte manauch machen. Wenn ich mit meinenKindern Drachen steigengehe, werde ich nicht erstdie Windgeschwindigkeitberechnen und analysieren,wie groß die Oberfläche desDrachens sein muss, damit esfunktioniert.Wenn Sie Zeit haben: Gibt esDinge, die Sie gerne tun, außerRegale zu zimmern? Wie sieht esmit Musik aus?Ich kann nicht singen undauf der Gitarre dilettiere ichso vor mich hin. Es machtschon Spaß, aber Zeit, regelmäßigzu üben, finde icheigentlich nicht. Bei Bandshöre ich eine Bandbreite vonden Fantastischen Vier bishin zu Metallica. Natur magich ganz gerne, bin aber einFreund der Zivilisation.Gibt es ein Lebensmotto, dasauf Sie zutrifft oder nach demSie zu leben versuchen?Nein. Das Leben ist zu komplex, alsdass man es in einen Satz gießenkönnte.Haben Sie abschließend noch einen allgemeinenRat an Studenten?Alle Studierende sollten die ECTS-Punkte und die Noten nicht zuwichtig nehmen. Denkt lieber überdie Sachen nach, die ihr lesen sollt,und nicht, warum ihr sie lesen sollt. Esgeht darum, aus den Inhalten etwasmitzunehmen und nicht nur bloß diePunkte abzugreifen.Das Interview führte Julia Klaus.42


WissenschaftDer Darm kann komm<strong>uni</strong>zieren. Und zwar nicht nur mitder Außenwelt, indem er sich laut rumorend verständlichmacht, sondern auch innerhalb des Körpers.(aus „Macht Schokolade wirklich glücklich?“ von Katharina Mau, S. 44)43


Macht Schokoladewirklich glücklich?Ernährung kann Veränderungen im Gehirn bewirken, aber derEssensplan für jede Gefühlslage wurde noch nicht gefundenDarm an Gehirn: Satt, zufrieden!Der Darm schickt über NervenInformationen an das Gehirn. Sokann Ernährung unsere Emotionenbeeinflussen. Können wiruns also glücklich essen? Antwortenauf diese Frage gibt Prof.Paul Enck vom UniversitätsklinikumTübingen.Der Darm sprichtEmotionalbereicheim Gehirn anvon Katharina MauDer Darm kann komm<strong>uni</strong>zieren.Und zwar nicht nur mit der Außenwelt,indem er sich laut rumorendverständlich macht, sondern auchinnerhalb des Körpers. Denn erist durch Nervenbahnen mit demGehirn verbunden. Prof. Paul Enck,Forschungsleiter der Abteilung fürPsychosomatische Medizin undPsychotherapie des UniversitätsklinikumsTübingen, forscht seit 30Jahren auf dem Gebiet der Neurogastroenterologie.Das bedeutet dienervale (nerven-vermittelte) Regulationvon Magen-Darm-Funktionen.Der Darm schickt Botenstoffe,welche die Schaltstellen der Nervenendenreizen. Die Botenstoffe, dieder Darm zur internen Komm<strong>uni</strong>kationnutzt, sind die gleichen, die auchim Gehirn für diese Tätigkeit zuständigsind. Das ist ein Grund, warumder Darm in der Wissenschaft oftals unser zweites Gehirn bezeichnetwird.Über die Nervenbahnen kann derDarm dem Gehirn zum BeispielInformationen über Hunger oderSättigung mitteilen. Aber es werdenauch Bereiche im Gehirn angesprochen,die für Emotionen zuständigsind. Deshalb fühlen wir uns nacheinem ordentlichen Mittagessen mitgut gefülltem Bauch oft zufrieden.Forscher des University CollegesCork fanden heraus, dass eine Veränderungder Darmflora bei Mäusenauch im Gehirn zu Veränderungenführte. Sie fütterten die Mäuse mitbestimmten Probiotika, die auch inJoghurt enthalten sind. Daraufhinzeigten sie sich in Schwimm- undKletterexperimenten weniger ängstlichund reagierten weniger stressempfindlichals ihre Mitmäuse, diekeine Bakterien bekommen hatten.Doch das heißt nicht, dass wir bloßJoghurt essen müssen, um wenigergestresst und glücklicher zu sein.„Dieser Zusammenhang wurde erstim Versuch mit Mäusen, nicht mitMenschen gezeigt.“, betont Prof.Paul Enck.Ein anderer Versuch befasst sichmit dem Einfluss von Probiotikaauf die Psyche des Menschen. Forscherder University of Californiagaben der Hälfte ihrer ProbandenProbiotika, der anderen Hälfte einPlacebo. Danach zeigten sie allenTeilnehmern Bilder von fröhlichenund weniger fröhlichen Gesichtern.Diejenigen, die Probiotika zu sichgenommen hatten, konnten dieEmotionen leichter identifizieren,als die Probanden die ein Placebobekommen hatten. Das heißt abernicht, dass die Probanden selbstdurch Joghurt glücklicher wurden,sondern ihre Fähigkeit, ihre sozialeUmgebung wahrzunehmen, verbessertesich. Einen ähnlichen Versuchwollen im nächsten Jahr auch Forscherin Tübingen um Prof. Paul Enckdurchführen, der sich seit einigenJahren schwerpunktmäßig mit Placeboforschungbeschäftigt.“Nach dem jetzigen Stand der Wissenschaftist es nicht möglich, sichglücklich zu essen. Dazu müsste manwissen, welche Ernährung, welcheGefühle beeinflusst und das wissenwir nicht“, erklärt Prof. Paul Enck.Auch das weit verbreitete Gerücht,Schokolade mache glücklich, weilsie den Eiweißstoff enthält, aus demdas Glückshormon Serotonin produziertwird, stimmt nicht. „Der Großteilbesagten Eiweißstoffes wird imDarm gebraucht und kommt nicht imGehirn an. Um den Serotoninspiegelim Gehirn anzuheben, müsste mansehr viel Schokolade essen und dasmacht wiederum sehr unglücklich,weil man extrem z<strong>uni</strong>mmt“, sagt derTübinger Forscher Prof. Paul Enck.Wenn wir uns etwas Gutes tun wollen,bleibt uns nur, weiterhin auf eineausgewogene Ernährung zu achten.Dass das wichtig für einen gesundenKörper ist, wissen Ernährungswissenschaftlerschon seit über hundertWir wissen nicht,welche Ernährungglücklich machtJahren. Mit der Frage, wie Ernährungunsere Gefühle beeinflussen kann,werden sich die Forscher weiterhinbeschäftigen. Vorerst können wir nurdarauf hoffen, dass der Darm seinenKomm<strong>uni</strong>kationsbereich erweitert.nd einen heißen Tipp gibt, welcheErnährung uns glücklich macht.| Karikatur: Charlotte Hütten4444


Meditation imAuge derWissenschaftDas Psychologische Institut Tübingenforscht zum Thema Meditationals Selbstentwicklungvon Pablo FlockZu den Übungen im Kurs gehört es, alltägliche Dinge neu zu entdecken.Zum Beispiel den Geschmack einer Frucht...Am PsychologischenInstitut der UniversitätTübingen versuchtFej Hong, dieEntwicklerin des Programms,die Wirkungvon Meditation wissenschaftlichzubeweisen. Unterstütztwird sie hierbei von ihrem DoktorvaterProf. Dr. Martin Hautzinger. Nacheinem Bachelor der Psychologie an derMiddlesex University in London undeinem Master für Sozialpsychologie ander London School of Economics andPolitical Science arbeitete Fej Hong fünfJahre in der freien Wirtschaft, bevor siean die Universität zurückkehrte. Die Psychologie,besonders der Bereich der Persönlichkeitsentwicklung,waren stets dieArbeitsbereiche ihrer Leidenschaft. Undwie sie jedem Teilnehmer vermittelnmöchte, ist es sehr wichtig zu wissen,was man wirklich möchte und liebt.Denn das ist der Antrieb unseres Lebens.Am liebsten erklärt sie die beidenGrundprinzipien des Kurses anhandeiner sprachphilosophischen Herleitung:Ent-wicklung wird hier als einAuswickeln, Befreien des eigentlichenSelbst von angewöhnten Denk- undVerhaltensmustern verstanden. Daszweite Wort Mindfulness wurde im 19.Es ist wichtig, zuwissen, was manmöchte und wasman liebtJahrhundert als Übersetzungdes aus derbuddhistischen PhilosophiestammendenWortes Sati geschaffen.Obwohl im Englischenkein Wort für Sati vorhandenwar, lässt essich im Deutschen gutdurch das Wort Bewusstsein beschreiben.Frau Hong sieht darin wissend-sein,was das zweite Grundprinzip des Kursesdarstellt. Der Teilnehmer soll lernenautomatisierte Reaktions- und Empfindungsmusterzu erkennen, zu überdenkenund nur die zu erhalten, die er fürsinnvoll hält. Deswegen gehört es zu denÜbungen des Kursen, alltägliche Dingeneu zu entdecken. Zum Beispiel denGeschmack einer Frucht oder die Formeines Blattes.Fünf Runden des achtwöchigen Programmshat sie hier in Tübingen bisherdurchgeführt.In fünf ganztägigen Seminaren lernendie Teilnehmer verschiedene Meditationstechnikenund üben spielerisch inalltäglichen Situationen bewusst wahrzunehmenund bewusst zu Handeln.In den ersten drei Sitzungen sollen dieDenk- und Handlungsmuster, ihre Herkunftund ihre Effekte auf das eigeneLeben bewusst gemacht werden. Der... oder die Form eines Blatts | Fotos: Pablo FlockTeilnehmer soll herausfinden, wer erwirklich ist und wohin er möchte. Dernächste Schritt ist, Strategien zu entwickeln,wie man dies erreicht und zuschauen womit man sofort beginnenkann. Ohne Hausaufgaben geht es nicht.Unter anderem gehören hierzu dasFühren eines Kalenders, in dem manjeden Tag eine besonders positive odernegative Situation, alle dabei wahrgenommenenSinneseindrücke und ihrenLerneffekt eintragen soll und eine tägliche,20 Minuten lange Sitzmeditation.Fej Hong, die selbst seit einigen JahrenMeditation, Yoga und Tai-Chi praktiziert,sieht darin Hilfsmittel, um zu erkennen,wer man wirklich ist. Den Fokus daraufzu richten, dies sei der einzigartige Wertdes Programms.Vor dem ersten Seminar und nach derletzten Sitzung nehmen die Teilnehmeran einigen Tests teil, die Aufschluss überDenkmuster sollenerkannt werdenden Erfolg des Programms geben sollen.Aus Assessment Centern bekannteLogik- und Reaktionstests sollen überprüfen,wie sich die persönlichen Fähigkeitenwährend des Kurses entwickelthaben. Ein persönliches Interviewund das Lösen einer Gruppenaufgabewerden gefilmt und nach Sprach- undVerhaltensmustern untersucht. Außerdemist in jeder Sitzung einen Fragebogenzur Subjektiven Selbsteinschätzungauszufüllen. Das empfundene Stresslevelim Alltag, das Selbstwertgefühl unddie emotionale Entwicklung werdenhierbei dokumentiert.Etwas hat sie dabei schon herausgefunden:„Ob Erfolge verzeichnet werdenkönnen, hängt ganz von dem Individuum,und dessen Bereitschaft ab,die Übungen in den Alltag zu integrieren.Acht Wochen klingen nach einemlangen Programm, aber verglichen zurgesamten Lebenszeit sind sie sehr kurz.“45


Täuschend echtEin Rundgang durch das Museum Alte Kulturenvon Elena WörnerMit dem Eintritt in das Museum, kommteine Welt des Starren und Unbewegtenans Licht. Das Gewusel und Gedrängebleibt hinter der Tür zurück. Eine Wendeltreppeführt hinauf zu den erstenStücken der Sammlung. Alle Ausstellungsstückedes Museums haben ihrenPlatz. Aber weitere Objekte werdenkaum noch unter zu bringen zu sein,da das Schloss nur begrenzte Räumlichkeitenhat.An der Nachbildung einer steinzeitlichenHöhle vorbei, folgt ein Gang, aufdessen linker Seite sich ein dunklerRaum befindet. In diesem sind urzeitlicheKunstwerke aus Mammutelfenbeinzu sehen. Auf derselben Seite desGanges geht es weiter zu einem Raummit Relikten aus prähistorischenZeiten. Die nächsten zwei Räumebeherbergen vor allem griechischeund römische Keramik.Nun führt eine Wendeltreppe wiederhinab in das Reich des alten Orientsund gewährt Einblick in die Jenseitsvorstellungendes alten Ägypten, mitSarkophagen, Grabbeigaben undBruchstücken des ägyptischen Totenbuchs.Der Weg führt durch ein kleinesTor in den weiträumigen Rittersaal.In diesem laden Gipsabgüsse vonberühmten Plastiken und Reliefs ausder Antike zur Betrachtung ein. DerenOriginale sind im Louvre und im VatikanischenMuseum ausgestellt.Im Moment befindet sich im Rittersaalauch eine Sonderausstellung, dieden Namen „Täuschend Echt“ trägt.Diese möchte den Besucher auf dieProblematik antiker und modernerFälschungen aufmerksam machen.Drei besondere Gipsabgüsse sind zuStatue der Nikesehen: die Nike ohne Kopf, die täuschendecht aussieht. In Wirklichkeitwurden ihr Oberkörper sowie ihrlinker Flügel allerdings ergänzt. Diesgeschah nachdem sie 1863 wiedergefundenwurde. Des Weiteren der Apollvon Belvedere, eine römische Kopieaus Marmor. Diese beruht auf einemgriechischen Original aus Bronze. Unddann wäre da noch die wohl bekanntestePlastik, die Laokoon-Gruppe. Siezeigt Laokoon und seine zwei Söhne,die von Schlangen getötet werden. Erwollte die Trojaner vor dem hölzernenPferd warnen und wurde dafürbestraft. Teile der Schlangen undArme der Söhne wurden ebenfallsergänzt.Nach dem Rundgang durch dasMuseum Alte Kulturen schließt sich dirTür – die Welt der Menschen und dasbewegte Leben kehrt zurück.Impressumkupferblau 30, Januar 2014Das studentische Tübinger Campusmagazin kupferblau erscheint kostenlos einmal pro Semester.Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Zeichnungen wird keine Haftung übernommen. Beiträgekönnen von der Redaktion geändert oder gekürzt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nichtunbedingt die Meinung der gesamten Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung und Nachruck, auchauszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.Anschrift der Redaktion:Wilhelmstraße 3072074 Tübingenwww.kupferblau.deE-Mail: redaktion@kupferblau.deTel.: 0157 72175317Druck: Druckpunkt Tübingen GbRAuflage: 5000 StückHerausgeberin: Hannah SteinhoffChefredaktion Print (V.i.S.d.P.): Pia RoxChefredaktion Online (V.i.S.d.P.): Lisa WazulinRedaktion: Alexander Link, Anke Kumbier, Ann-Kathrin Knupfer, Christopher Glück, Elena Wörner, Ewa Paprotny,Felizia Göltenboth, Helen Monzel, Iris Hofmann, Isabell Wutz, Johanna Orth, Joscha Krug, Julia Klaus, KatharinaMau, Konstantin von Essen, Lars Amann, Miriam Kennerknecht, Pablo Flock, Paul Schüle, Pia Schmidt,Sandra Gallbronner, Saskia Dekker, Simon Kröning, Sonja Eberhardt, Steffen Wietzorek, Stephanie Rumesz,Terence Weißbrodt, Vera HellwigLayout: Katharina Spitz, Hannah Steinhoff, Pia Rox, David Riedinger, Katharina Mau, Lisa Wazulin, Joscha Krug,Johanna Orth, Saskia Dekker, Julia Klaus, Felizia Göltenboth, Ann-Kathrin Knupfer, Hannah SchultheißFoto Titelseite: Isabell WutzLayout Titelseite: Pia Rox, Hannah Steinhoff, Lisa Wazulin46Wir bedanken uns bei Peter Koch, unserem Model für das Titelbild.


Spielzeit 2013Was du willst // KJTEIN PROJEKT DES tjc(THEATERJUGENDCLUB AM LTT )ab April 2014König ÖdipusVON SOPHOKLESab April 20142014 am LTTDie Kunden werden unruhigVON JOHANNES SCHRETTLEab April 2014Seltsames IntermezzoVON EUGENE O`NEILLab April 2014Elefantengeschichten // KJTGESCHICHTEN VON TÜBINGERKINDERNab April 2014Nicht nichtsVON THOMAS MELLE UAab J<strong>uni</strong> 2014Die MöweVON ANTON TSCHECHOWab J<strong>uni</strong> 2014Noch Fragen!KUNST TRIFFT WISSENSCHAFTEXPERTENGESPRÄCH24. Januar 20141. Februar 201410. Mai 201423.Mai 2014LANDESTHEATER WÜRTTEMBERG-HOHENZOLLERN TÜBINGEN REUTLINGEN · EBERHARDSTRASSE 6, 72072 TÜBINGENWWW.LANDESTHEATER-TUEBINGEN.DE · KARTEN UNTER: 07071/9313149 ·FACEBOOK.COM/LTTONLINE47


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