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sprungbrett uni? - Kupferblau

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Eine große WG mit viel TraditionEin Blick hinter die Fassade des VerbindungslebensVon Johanna Orth und Joscha KrugIm Dunkeln wirken sie ein bisschen wieMärchenschlösser, die Verbindungshäuseram Österberg mit ihren Türmchen,Giebeln und Erkern. Den steilenHang hinauf reihen sie sich aneinander,auf ihren Dächern wehen Fahnen.Im Hintergrund die Lichter Tübingens.Am Ende einer langen, dunklen Einfahrtöffnet Marcel die Tür zum Hausder Landsmannschaft Ulmia. Mit grünerStoffhose, blauem Freizeit-T-Shirt undverstrubbelten Haaren sieht er nicht soaus, wie man sich einen Verbindungsstudentenvorstellt. Über dem T-Shirtaber trägt er das Band mit den Farbenseiner Verbindung, schwarz-weiß-gelb.„Ich gebe euch am besten zuerst eineHausführung“, sagt er. Erste Station istder Gemeinschaftsraummit großem Holztisch,Sofas und eigener Bar.Einige Studenten sitzenam Tisch und lernen.Marcel ist Pharmaziestudentim fünften Semester. DiesesJahr ist er als Erstchargierter Vorsitzder 15 aktiven Mitglieder der Ulmia.Acht davon wohnen auf dem Verbindungshaus.„Wir sind wie eine großeWG mit viel Tradition“, erklärt er. „Hierist immer jemand da und es gibt immerjemanden, mit dem man etwas machenkann.“Auch Robin, Jurastudent und Erstchargierterder Landsmannschaft Schottland,beschreibt es ähnlich: „Wasmich fasziniert hat, war die Gemeinschaft.Man kann sich das wie mit einerFamilie vorstellen.“ Tradition prägt dasZusammenleben: Neue Mitglieder, Füxegenannt, haben eine Probezeit von einbis zwei Semestern und werden erstnach bestandener Fuxenprüfung zumBurschen. Darin müssen sie beweisen,dass sie Geschichte und Satzung ihrertraditionellesZusammenlebenVerbindung kennen. Alle zwei Wochenfindet ein Convent statt. Dort treffensich alle Bundesbrüder – so nennensich die Verbindungsmitglieder untereinander– besprechen aktuelle Themenund treffen Entscheidungen für dasZusammenleben.Marcel steigt eine Treppe hinauf undbetritt den Kneipsaal, den großen Versammlungsraum.Hier finden regelmäßigdie Kneipen statt. Das sind traditionelleFeiern nach festem Regelwerk. Eswerden Reden gehalten, Lieder gesungenund man trinkt Bier. Neben den Studentennehmen überwiegend auch AlteHerren teil, ehemalige aktive Mitglieder,die bereits im Berufsleben stehen.Auch in der Landsmannschaft Schottlandist das so, erklärtRobin. Denn eine Verbindungist ein Lebensbund:„Man verknüpftnatürlich immer sehr vielmit den Menschen undder Erinnerung an diese Zeit. Deshalbkommen Alte Herren auch dreißig undmehr Jahre nach ihrer Zeit als aktivesMitglied oft und gerne aufs Haus.“Die Liste Alter Herren aus Tübinger Verbindungenumfasst Namen wie GünterOettinger bei der Ulmia, Kurt-GeorgKiesinger bei der katholischen VerbindungAlamannia oder Heinrich Schönfelder– Begründer der gleichnamigenGesetzessammlung – bei den Schotten.Viele weitere sind Anwälte, Unternehmeroder Politiker in bedeutenden Positionen.Häufig werden Verbindungendeshalb mit dem Vorurteil konfrontiert,Klientelwirtschaft zu betreiben: Wer dierichtigen Leute kennt, so heißt es, aufden wartet direkt die Chefetage. Entsprichtdas der Realität? „Wenn es nurum Praktika oder kleine Gefälligkeitengeht, bekommt man die häufig auf demIn voller Schutzmontur bei der PaukstundeDienstweg“, gibt Marcel zu.Er geht weiter. „Wenn wir viele sind, dannfechten wir auch hier im Kneipsaal“,sagt er. Auf einem Tisch am Rand desRaums liegen Helme, Armschützerund die Korbschläger: die Waffen, mitdenen man die Mensur ficht. Zusammenmit einem Bundesbruder gibt ereine Demonstration. Die beiden ziehenSchutzkleidung an und gehen in Position,einen Meter voneinander entfernt,den Waffenarm erhoben, den anderen1616

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