12.07.2015 Aufrufe

sprungbrett uni? - Kupferblau

sprungbrett uni? - Kupferblau

sprungbrett uni? - Kupferblau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Wenn ich mal groß bin, werd ich Professor!“Viele Absolventen der Eberhard Karls Universität Tübingen ergreifen spätestens nach ihremAbschluss einmal einen ‚ordentlichen‘ Beruf. Doch es bleiben immer wieder einige an der Universität,die sich dem wissenschaftlichen Bildungsweg verschrieben haben.von Terence Weißbrodt„Da steh ich nun, ich armer Tor! / Und bin so klug als wiezuvor.“ Was Goethe vor rund 200 Jahren durch seinen weltbekanntenFaust ausrief, ist heutzutage an deutschen Universitätendie Parole vieler Studierender, die noch nicht ganzgenau wissen, was sie einmal werden möchten.Dass diese häufig auftretende Orientierungslosigkeit einProblem darstellt, beweist oft der Weg vom Erstsemester-Studierendenbis hin zum Professor, der sehr lang undsteinig werden kann. Man kommt an der Universität an, musssich sowohl geistig orientieren, als auch charakterlich stärkenund zudem noch das gewisse Etwas an Mehr-Verstehen undMehr-Können mitbringen.Neue Perspektiven fürUnentschlossene?Um das zu ändern, werden deutschlandweit in allen Sphärender akademischen Welt Nachwuchsförderprogramme oder sogenannte Fast-Track-Promotionsstudiengänge angeboten.Die herausragenden Studierenden herausragende Perspektivenprophezeien. Jedes Semester promovieren in Tübingencirca 850 Wissenschaftler, 70 habilitieren.So zum Beispiel Rüdiger Christ, studierter Germanist und Politologe,dessen Ziel es einst war, Lehrer zu werden. Nach demersten Staatsexamen begann er aber sein Dissertationsprojektund arbeitet nun als promovierter Mitarbeiter am Lehrstuhlfür deutsche Sprachwissenschaft. Da er diesen akademischenWerdegang dennoch für zu unsicher einschätzt, holter gerade das zweite Staatsexamen nach, „um auf sicherenBeinen zu stehen“, wie er feststellt. Auf die Frage hin, wie mannach den akademischen Sternen greife, entgegnet Christ:„Von hoher Bedeutung waren für mich immer die FaktorenGlück und ein gesundes soziales Engagement.“Ebenso Professorin Dr. Ellen Widder. Die Lehrstuhlinhaberinfür mittelalterliche Geschichte wollte zunächst ein Staatsexamenmachen, entschied sich dann doch noch während desStudiums für einen anderen Karriereweg mit einem anderenZiel. Warum? „Weil man in den 70‘er Jahren kaum Aussichtenhatte, einen Job als Lehrer zu finden! Es war eine brotlose Perspektive“,erinnert sie sich. „Ich arbeitete Schritt für Schrittauf dem akademischen Bildungsweg hin, oft ohne auch nureine helfende Hand entgegengestreckt zu bekommen. Zufallist eben etwas, was einem zu-fällt.“ Hinzu erschwerten derjungen angehenden Wissenschaftlerin, dass sie krank wurde,ein Kind bekam und sich in einer Männerdomäne behauptenmusste.Wer sich davon jedoch nicht abschrecken lässt, sollte ganzgenau überlegen, wie viel Arbeit und Energie man in jahrzehntelangeForschung investieren will.Seit diesem Wintersemester stellt die germanistische Abteilungder philosophischen Fakultät ein neues Programm zurVerfügung. Dieses soll Lehramtstudierenden zusätzlich zumStaatsexamen einen Master-Abschluss ermöglichen, umUnentschlossenen eine weitere mögliche Perspektive zugeben. Hauptursache dafür ist die derzeit karge Einstellungsquotefür junge Lehrerinnen und Lehrer an deutschen Schulen.Dieses so genannte ‚Lehramt Plus‘-Modell besteht darin,zusätzlich zu obligatorischen Scheinerwerbungen weitereVertiefungen in Form von Vorlesungen und Hauptseminarenzu besuchen, um so ein adäquates Level hinsichtlich des Master-Abschlusseszu erreichen. Bis dato ist dieses Modell nochnicht voll ausgelastet, bietet aber in Zukunft eine attraktiveOption für angehende Pädagogen, die sich vielleicht dochnoch an den Katheder wagen wollen.„Der Wunsch, Professor zu werden,ist absolut illusorisch!“Was also kann ich wissen? Was soll ich tun? Zwei Fragen, diewohl jeder für sich beantworten muss. Zumal ein ferner Blickin die Zukunft oft Unsicherheit verbirgt. Ob als Akademikeroder als angehender Dozent hat man es nicht immer leicht.Doch wer es versucht und auf seine Ziele hinarbeitet, darfsich spätestens nach seiner ersten eigenen Vorlesung auf dieSchulter klopfen.33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!