Contra VeränderungWohin treibt unser Kongreß? Derantragstellende CC-Rat hat mit unzutreffendenund durch nichts bewiesenenArgumenten den Grundsteindafür gelegt, daß der jahrzehntelangeAblauf des Pfingstkongresses durchBeschluß des CGC in Frage gestelltworden ist. Dem ist aus Gründen derTraditionswahrung, der Beibehaltungdes Familienfestcharakters und derBundes- und Kartelltreffen sowie derAttraktivität der Veranstaltung insgesamt,um die uns andere Verbändebeneiden, entgegenzutreten.Es ist weder durch Statistikennoch auf andere Weise das Argumentbelegt, daß der Kommers oderder Fackelzug aus beruflichen GründenTeilnehmer verloren hat. DerCC-Rat hat den »Eindruck«.Gleiches gilt für das Argument,der Pfingstdienstag sei nicht mehr›studienfrei‹. Eine Nachfrage durchden Vorstand bei 24 Hochschulen in13 Bundesländern hat ergeben, daßan 13 Hochschulen am Pfingstdienstagkeine Vorlesungen stattfinden,an acht Hochschulen hiervon ist diegesamte Woche nach Pfingsten frei.Entsprechendes gilt insbesondere fürdie Fachhochschulen in Bayern, soweites den Pfingstdienstag betrifft,wie auch z. B. die Uni Greifswald unddie FH Stralsund. Die meisten Hochschulensind <strong>dem</strong>nach am Dienstagnach Pfingsten vorlesungsfrei. Je<strong>dem</strong>Bundes- und Verbandsbruder ist esfreigestellt, ob und wie lange er an<strong>dem</strong> Kongreß teilnehmen will. DerVorstand verkennt hierbei nicht dieFolgen der veränderten und verschultenStudienabläufe und daß insoweiteinige jüngere Verbandsbrüder gezwungensind, am Pfingstdienstagan Pflichtveranstaltungen teilzunehmen.Sollten hiervon 10 % (hochgegriffen) der Aktiven, also 70 Aktivebetroffen sein, so ist diese Zahl in Relationzu setzen zu insgesamt 4.000bis 5.000 Kongreßteilnehmern – unddeshalb greift das Argument der Verhältnismäßigkeit.Das vom CC-Rat mittlerweilewohl fallengelassene Argument›Stärkung des Tagungscharakters‹liegt neben der Sache: Die wenigstenVerbandsbrüder reisen nach Coburg,um an einem ›Arbeitskongreß‹ teil-zunehmen; auch hier ist das Gegenteilder Fall.Geradezu irreführend, zumindestaber falsch, ist das gelegentlich zuhörende Argument, der Kongreß sei»leichter finanzierbar«. Das Gegenteilist der Fall: Bereits jetzt ist Unruheerkennbar dahingehend, daßVertragspartner des AHCC e. V. aneine Beendigung der Zusammenarbeitdenken, wenn der wirtschaftlicheSynergieeffekt des Frühschoppensentfällt; ein Zeltbetreiber ohneFrühschoppen wird zu den jetzigenKonditionen nicht zu finden sein,unabhängig von noch bestehendenvertraglichen Pflichten. Es werdenalso voraussichtlich Mehrkosten entstehen.Der neue Ablauf wird dazu führen,daß nunmehr bereits Sonntagnacht,spätestens jedoch im Laufedes Pfingstmontags, viele Verbandsbrüderaus Coburg abreisen, ganz abgesehendavon, daß immer mehr Damendas Interesse am Kongreß verlierenwerden und langfristig schondeshalb die Zahl der männlichenTeilnehmer immer weiter sinkenwird; der einzigartige Familienfestcharakterwird verloren gehen. DerFackelzug, das traditionelle Kongreßende,findet unorganisch währenddes Kongresses statt. Die liebgewohntenKreuzkneipen, Kartelltreffenund Bälle etc. vom Pfingstsonntagwerden sich nicht nahtlos und ohneTeilnehmerverlust auf den Pfingstmontagverlegen lassen, ›Seßlach‹ohnehin nicht. Welche negativen<strong>Aus</strong>wirkungen auf den Sport zukommen,ist noch völlig offen bei der Gefahr,daß die Sportveranstaltungenvöllig entfallen müssen. Nach übereinstimmendenMeinungen erfahrener›Coburgfahrer‹ und der <strong>Coburger</strong>Stadtverwaltung steht zu befürchten,daß der Frühschoppen aus oben genanntenGründen nicht mehr langeexistieren wird. Insoweit entfiele dieeinzige Veranstaltung zusammenmit den Bürgern der Stadt Coburgund somit das Verbundenheitssignalmit unserer Kongreßstadt. Ist der traditionelleAblauf aber einmal ›tot‹,so ist er nie wieder zu beleben; dasbisherige Familientreffen verkommtzur Arbeitstagung.Der Verband hat Zukunftsaufgabenfür seine Bunde zu lösen undsich nicht schon wieder ohne Notmit sich selbst zu befassen und nichtdas Problem zu lösen, daß eine geringeAnzahl von Aktiven vorzeitigabreisen muß. Bei allem Verständnis:Einmal ›Coburg‹ zu verkürzen, waswohl bereits jeder von uns schon einmalhinter sich hat, ist angezeigter,als den traditionellen Ablauf für allezu verändern – mit den oben aufgezähltenFolgeerscheinungen.Wir rufen alle verantwortlichenVerbandsbrüder und Bünde auf, alleszu unternehmen und mit ihrerStimmabgabe dafür zu sorgen, daßes bei <strong>dem</strong> traditionellen und bewährtenKongreßablauf bleibt. DerCC-Rat hat ja zwischenzeitlich dieArgumente ›Stärkung des Tagungscharakters‹und ›Finanzierbarkeit desKongresses‹ fallen gelassen und sichletztlich nur noch auf Studien- undBerufspflichten berufen.Für den Vorstand des AHCC e. V.Schollmeyer, GhibelliniaHeidelberg, Munichia,Schatzmeister, KongreßbeauftragterUnd wie denkenSie darüber?Bitte schreiben Sie uns ganzspontan kurz Ihre Meinung zudiesem Thema und den vermutetengravierenden <strong>Aus</strong>wirkungenauf unseren Verband,seinen Pfingstkongreßund seine Stellung in unsererKongreßstadt!Ihre Zuschrift erbitten wir biszum 20. April an folgende Anschrift:Redaktion CC-Blätterc/o akadpressOberstraße 4545134 EssenTelefax (02 01) 43 55 41 - 01E-Mail: info@akadpress.deodercc-blaetter@coburgerconvent.deDas AmtsblattCC-Blätter 1/<strong>2008</strong>29
160 Semester mit Teutonen-BandPaul-Fritz Kuhlmann,Teutonia Bonn, 100 JahreAls noch zum Zeitvertreib gefochten wurde – Studieren unter keineswegs rosigenVerhältnissenDie ihn länger kennen – bei mir sindes 49 Jahre – dürfen ihn ›Pifka‹ nennen(ein Anagramm seines Namens),den Bonner Teutonen, der am 7. Juli2007 das seltene Alter von 100 Jahrenerreicht hat – in der GründungslandsmannschaftTeutonia Bonn eineinmaliges Ereignis.Nach <strong>dem</strong> Schulbesuch und vielensportlichen Aktivitäten in seinerHeimatstadt Lage und <strong>dem</strong> Abiturin Detmold im Jahr 1928 – der Zeithoher Arbeitslosigkeit – wurde er alsStudent der Geodäsie der LandwirtschaftlichenFakultät in Poppelsdorfaktiv bei der Landsmannschaft TuisconiaBonn mit den Farben grün-rotauf weißem Grund, da es 1875 eineSpaltung bei Teutonia gegeben hatte(ursprünglich grün-rot-gold), wasin der damaligen Zeit nichts Ungewöhnlicheswar, wodurch Nameund Farben vom neugegründetenKösener Corps Teutonia mitgenommenwurden. Kuhlmann mußte sich– aus einem Lehrerhause stammend,war er daran schon gewohnt – <strong>dem</strong>strengen Diktat seines FuchsmajorsSterneborg beugen, der auch als Leibburschkeine <strong>Aus</strong>nahme gelten ließ:Solch eine Erziehung prägte.Die schwierige wirtschaftlicheLage Deutschlands prägte zusätzlichauf ganz andere Weise: Man war inkeiner Weise so mobil wie heute, hattevielleicht ein Fahrrad oder fuhr – selten– mit der Bahn, und das täglicheLeben beschränkte sich neben <strong>dem</strong>Studium vor allem auf die Mahlzeiten,diese meistens auf <strong>dem</strong> Haus in derRiesstraße 11, und vielleicht das Bierchenim 'Hähnchen', der auch heutenoch bekanntesten Bonner Studentenkneipe.Die Besetzung des Rheinlandes– die andere Seite des Rheinsjenseits der Kaiser-Wilhelm-Brückevon Bonn her (also Beuel) durfte bis1923 nicht betreten werden – lag zwarschon zurück, doch die Verhältnissewaren alles andere als rosig. Gefochtenwurde in diesen Jahren jedochunendlich viel, es gab jeden Samstageinen Mensurtag und jedes Mal standennicht wenige Partien an, es warder gängige ›Zeitvertreib‹.Während der Semesterferien seinesVermessungsstudiums arbeiteteKuhlmann als Meßgehilfe bei einemTageslohn von 15 Reichsmark! Nachseiner ›1. Staatsprüfung für Vermessungsingenieurein Preußen‹ im Jahr1932 absolvierte er eine vierjährige (!)Referendarzeit in Herford, Bielefeld,Gütersloh, Minden und Münster, inder er keinen Unterhaltszuschuß erhielt,da er im Elternhaus lebte.Als apl. Regierungs-Landmesserwar Bbr. Kuhlmann nach seiner 2.Staatsprüfung im Bereich Umlegungfür die Reichsautobahn tätig. DenKrieg ›erlebte‹ er von Anfang bisEnde vor allem im Sudetenland, woer auch im vermessungstechnischenEinsatz war.In seiner Heimatstadt Lage/Lippewar er neben den Sportvereinen nochMitglied in zahlreichen weiteren Vereinen,wo er aktiv mitwirkte und woer seine Geburtstage immer zusätzlichfeierte; auch war er von AnfangMitglied der VACC Lage/Lippe.›Seine‹ Landsmannschaft TeutoniaBonn war und ist für Paul-FritzKuhlmann etwas, woran er ohnewenn und aber hing und weiterhängt, was nicht ausschließt, daß erKritik an ggf. auftretenden Mißständenübt. Die Frage: »Wieviel Füchsehaben wir?« kam immer als erstes,wenn man ihn anrief oder auch malim etwas abseits gelegenen Lage besuchte.Als Bbr. F. E. Nord 1948 zurWiederaufmachung unserer Landsmannschaftaufrief, war Kuhlmannein Mann der ersten Stunde und beider feierlichen Wiedergründung am5. November 1949 im ›Ännchen‹ inBad Godesberg dabei. Auch ließ ersich bei den ersten Zusammenkünftenmit Nord zur Gründung des <strong>Coburger</strong><strong>Convent</strong>s mit einbinden.Wir freuen uns, daß es unseremBundesbruder noch <strong>dem</strong> Alter gemäßgut geht, wenn die Sehkraftauch ziemlich nachgelassen hat undseine Frau ihm vorlesen und für ihnschreiben muß, und sind stolz, ihn160 Semester unseren Bundesbrudernennen zu dürfen, ein für uns einzigartigerTatbestand. Wir wünschenihm und seiner ihn so wunderbarversorgenden lieben Frau Margretweiterhin gute Gesundheit.Dr. Jörg Kujaw,Teutonia Bonn, PalaeomarchiaCC vor OrtCC-Blätter 1/<strong>2008</strong>33