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destinationen und sein Zeitplan von den revolutionären Aufständen<br />
in Europa diktiert. Auf den Aufstand in Paris folgten die Stationen<br />
Prag (1848) und Dresden (1849).<br />
Die politis<strong>ch</strong>en Anstrengungen endeten in Chemnitz mit seiner<br />
Verhaftung, ans<strong>ch</strong>liessender Verurteilung, gefolgt von der Auslieferung<br />
na<strong>ch</strong> Russland; wieder Haft und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> das Exil in Sibirien,<br />
von wo aus er erst 1861 – na<strong>ch</strong> zwölf Jahren – seine spektakuläre<br />
Flu<strong>ch</strong>t über Japan und Amerika na<strong>ch</strong> London wagte. Zurück in Europa<br />
folgte Bakunin wieder den Wirren der Revolutionen und kämpfte<br />
zuerst in Polen, später in Italien für den revolutionären Aufstand.<br />
Erst hier bra<strong>ch</strong> er mit der Idee, dass nationale Befreiung und soziale<br />
Emanzipation eine Einheit bilden müssen. Grund war vor allem die<br />
enttäus<strong>ch</strong>ende Borniertheit der konservativen Führung in Polen, die<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zur Nieders<strong>ch</strong>lagung des Aufstandes geführt hatte.<br />
S PÄT E L I E B E Z U R A N A R C H I E<br />
Ab 1868 wurde die S<strong>ch</strong>weiz zu Bakunins zweiter Heimat. Er lebte<br />
zuerst in Genf, später in Züri<strong>ch</strong> und Locarno. Erst in seinem letzten<br />
Lebensabs<strong>ch</strong>nitt wurde Bakunin zum glühenden Anar<strong>ch</strong>isten. Die<br />
meiste Zeit verbra<strong>ch</strong>te er nun in einer Villa bei Locarno, die ihm von<br />
einem Freund zur Verfügung gestellt wurde.<br />
Im September 1872 überwarf si<strong>ch</strong> Bakunin definitiv mit Karl<br />
Marx und der I. Internationalen. Der s<strong>ch</strong>on lange s<strong>ch</strong>welende Streit<br />
zwis<strong>ch</strong>en den beiden so unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Philosophen endete mit<br />
dem Auss<strong>ch</strong>luss Bakunins aus der Arbeiterassoziation. Ihre Auseinandersetzung<br />
drehte si<strong>ch</strong> um zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Auffassungen<br />
von Sozialismus, aber au<strong>ch</strong> um einen Ma<strong>ch</strong>tkampf zweier alternder<br />
Männer. Bakunins letzte Lebensjahre waren übers<strong>ch</strong>attet von physis<strong>ch</strong>er<br />
Ers<strong>ch</strong>öpfung und tiefer Resignation angesi<strong>ch</strong>ts der Enttäu-<br />
s<strong>ch</strong>ung aller revolutionären Naherwartungen. Am 1. Juli 1876 starb er<br />
in Bern an einer Krankheit und ni<strong>ch</strong>t wie geplant auf den Barrikaden<br />
der Revolution.<br />
Die Ideen Bakunins lebten jedo<strong>ch</strong> fort. Seine S<strong>ch</strong>riften sprudeln<br />
von einem engagierten Anar<strong>ch</strong>ismus, der si<strong>ch</strong> gegen jede Entmündigung<br />
und Entwürdigung des Mens<strong>ch</strong>en stellt. Bakunin stand in<br />
der Traditionslinie der Kommune von Paris und der spontanen Basisorganisation.<br />
Er bra<strong>ch</strong>te mit seinem kollektivistis<strong>ch</strong>en Ansatz den<br />
Anar<strong>ch</strong>ismus in seiner Theorie einen ents<strong>ch</strong>eidenden S<strong>ch</strong>ritt weiter.<br />
Aber vor allem die praktis<strong>ch</strong>e Umsetzung des Ges<strong>ch</strong>riebenen lag ihm<br />
am Herzen. Er war lieber Agitator als Analytiker. Gerade in Italien<br />
prägte Bakunin den Charakter der sozialrevolutionären Bewegung<br />
massgebli<strong>ch</strong> mit.<br />
L A B Y R I N T H I S C H E R W E G Z U B A K U N I N<br />
Vollgepackt mit biographis<strong>ch</strong>en Eckdaten ma<strong>ch</strong>en wir uns also auf,<br />
dem Revolutionär die letzte Ehre zu erweisen. Vorher muss aber das<br />
Grab gefunden werden – keine einfa<strong>ch</strong>e Angelegenheit. Damit in<br />
Zukunft ni<strong>ch</strong>t Besu<strong>ch</strong>erströme von Antifas<strong>ch</strong>istInnen stundenlang<br />
auf dem Bremgartenfriedhof rumrennen müssen, haben wir das für<br />
unsere LeserInnen bereits erledigt. Das Su<strong>ch</strong>en hat si<strong>ch</strong> ausgezahlt,<br />
der Plan ist erstellt. Halte di<strong>ch</strong> an diesen und wähle den Haupteingang<br />
beim Betreten des Friedhofs. Dann kann eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts mehr<br />
s<strong>ch</strong>ief gehen.<br />
Das Grab selber ist dem Toten, der darin liegt, ni<strong>ch</strong>t unähnli<strong>ch</strong>:<br />
eine s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>te, aber massive Angelegenheit. Dieses Bild wird dur<strong>ch</strong><br />
ein prunkvolles, marmornes Na<strong>ch</strong>barsgrab no<strong>ch</strong> verstärkt. Bei Bakunin<br />
sorgen eben die Besu<strong>ch</strong>erInnen der Ruhestätte für den rebellis<strong>ch</strong>en<br />
«Glanz» vor Ort. Günther Ei<strong>ch</strong>, der das Bakunin-Grab in Bern<br />
140 141<br />
BERN