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unterwegs - immerda.ch

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wie es von den Indígenas-Aufständis<strong>ch</strong>en direkt kommt, kommen<br />

bei den beiden besser an. Geduldig erklärten sie au<strong>ch</strong> immer wieder<br />

die glei<strong>ch</strong>e Frage na<strong>ch</strong> der Vermummung (Skimütze) und erklären<br />

die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von 500 Jahren Unterdrückung und Ignoranz und den<br />

22 Jahren EZLN und den zwölf Jahren Aufstand.<br />

Bei dieser Reise ins Caracol Nummer 2 3 frage i<strong>ch</strong> die Junta der<br />

guten Regierung bezügli<strong>ch</strong> meiner Mitbringsels – es sind Computerbauteile,<br />

gutes neues Zeugs – do<strong>ch</strong> sie weiss ni<strong>ch</strong>ts damit anzufangen,<br />

denn die Frage ist, wer installiert‘s – sie senden mi<strong>ch</strong> zurück auf die<br />

Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> San Cristobal. Es klappt nie beim ersten Mal, die Geduld<br />

wird geprüft – geprüft wird aber eigentli<strong>ch</strong>, wie viel vom Norden<br />

man mitbringt an Anti-Geduld. An einem Gedi<strong>ch</strong>t von Julio Cortázar<br />

studierend, denke i<strong>ch</strong>: Blumen sind geduldiger, und wartend sehe i<strong>ch</strong><br />

eine ganz spezielle – auf zwei Treppentritten gewa<strong>ch</strong>sen – sie will<br />

wohl rauf! I<strong>ch</strong> setze mi<strong>ch</strong> zu ihr hin und strei<strong>ch</strong>le ihre Blütenblätter,<br />

blase sie an, damit sie im Wind tanzt … müde vom Warten lege i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> zu ihr und laus<strong>ch</strong>e: Sie verrät mir ihren Namen, Amarilis, sol<strong>ch</strong><br />

eine Blume kannte i<strong>ch</strong> bis jetzt ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> frage na<strong>ch</strong>:<br />

yo: Woher kommst denn du, kleine Blume?<br />

A: I<strong>ch</strong> zog hierher, um mit den Zapatisten zu lernen.<br />

yo: Ah, darum bin au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> hier! Was denkst denn du von<br />

‹der Anderen Kampagne›?<br />

Man muss wissen, dass diese in wenigen Tagen beginnen soll, es<br />

sind alle bereit, viele Zapatouristen wollen einfa<strong>ch</strong> nur den Sub<br />

sehen, fotografieren und filmen, am ersten Januar ist‘s dann so weit.<br />

A: I<strong>ch</strong> bin ganz aufgeregt, i<strong>ch</strong> werde mit dem Sub und der Karawane<br />

mitziehen! Kommst du mit?<br />

yo: Wie willst du denn mitziehen, bist ja hier fest verwurzelt?<br />

A: Das geht au<strong>ch</strong> anders!<br />

I<strong>ch</strong> da<strong>ch</strong>te, da sie im Hause einer Ni<strong>ch</strong>tregierungsorganisation wohnt,<br />

hat sie wohl eine andere Lösung gefunden! Wenn sie das sagt, so<br />

wird‘s wohl sein. Für meinen Ents<strong>ch</strong>luss brau<strong>ch</strong>t‘s genausowenig:<br />

I<strong>ch</strong> ziehe mit! Kann zwar am Anfang no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dabei sein, die Junta<br />

wollte ja, dass i<strong>ch</strong> ihr bei den Compis helfe – ni modos 4 , das Ganze<br />

ist ja se<strong>ch</strong>s Monate lang, ein paar Wo<strong>ch</strong>en später spielt keine Rolle.<br />

Glückli<strong>ch</strong>erweise kann i<strong>ch</strong> dank dem zapatistis<strong>ch</strong>en rebellis<strong>ch</strong>en<br />

autonomen Spanis<strong>ch</strong>- und Maya-Spra<strong>ch</strong>en-Ausbildungssystem<br />

(CELMRAZ, der Serazln), ein Art Spanis<strong>ch</strong>-S<strong>ch</strong>ule für politis<strong>ch</strong> Aktive,<br />

s<strong>ch</strong>on genügend gut Spanis<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>en!<br />

yo: Was werden wir denn dort ma<strong>ch</strong>en?<br />

A: Zuhören, einfa<strong>ch</strong> gut zuhören, was uns die ehrli<strong>ch</strong>en und einfa<strong>ch</strong>en<br />

Leute von «unten links» erzählen. Das Gehörte merken<br />

wir uns und senden es den anderen rebellis<strong>ch</strong>en, einfa<strong>ch</strong>en und<br />

bes<strong>ch</strong>eidenen Leuten, damit sie sehen, dass sie ni<strong>ch</strong>t alleine sind<br />

in ihrem Kampf ums Überleben.<br />

yo: Und wenn wir bei all den Leuten vorbeigehen, dann merken die<br />

au<strong>ch</strong>, dass sie ni<strong>ch</strong>t alleine sind?<br />

A: Das ist ‹die Andere Kampagne›.<br />

yo: Wer sind denn diejenigen, die wir besu<strong>ch</strong>en?<br />

A: Das sind die Adherentes der Sexta, also diejenigen, die die Se<strong>ch</strong>ste<br />

Erklärung des Lakandonis<strong>ch</strong>en Urwaldes unters<strong>ch</strong>rieben haben.<br />

Diese Erklärung der Zapatisten gehört nun allen, und bes<strong>ch</strong>reibt<br />

die Welt von «unten links».<br />

yo: Wer ist das beispielsweise?<br />

A: Am Istmus, der Meerenge, wo im Zuge der NAFTA-Neolibera-<br />

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MEXICO

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