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esu<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>rieb in den Maulwürfen, er habe dort Patronenhülsen<br />

und rostige Dol<strong>ch</strong>e gefunden. Au<strong>ch</strong> Thomas Hug vom Bremgartenfriedhof<br />

weiss über die Bakunin-Besu<strong>ch</strong>erInnen sonderbares<br />

zu beri<strong>ch</strong>ten: Delegationen aus allen Erdteilen hätten das Grab bereits<br />

aufgesu<strong>ch</strong>t. Das typis<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einungsbild: «Eher lange Haare,<br />

S<strong>ch</strong>nauz und s<strong>ch</strong>warze Kleider». So sehen die also aus! Es soll au<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on mal vorkommen, dass si<strong>ch</strong> Besu<strong>ch</strong>erInnen zu Ehren des Toten<br />

einen Wodka genehmigen – die Flas<strong>ch</strong>en räume am Morgen der<br />

Friedhofsgärtner weg.<br />

Die einzige Zierde an Bakunins unbehauenen Grabstein ist die<br />

Ins<strong>ch</strong>rift «RAPPELEZ-VOUS DE CELUI QUI SACRIFIA TOUT<br />

POUR LA LIBERTE DE SON PAYS». Komis<strong>ch</strong>erweise werden<br />

diese Worte vielerorts ganz anders übersetzt, als dies zu erwarten<br />

wäre: «Erinnert eu<strong>ch</strong> an den, der sein ganzes Leben eures verbessern<br />

wollte». Diese Bedeutungskorrektur sei den VerdreherInnen zu ents<strong>ch</strong>uldigen.<br />

Immerhin kam au<strong>ch</strong> Bakunin na<strong>ch</strong> den ges<strong>ch</strong>eiterten Polenaufständen<br />

zum S<strong>ch</strong>luss, dass nationale Befreiungskämpfe ni<strong>ch</strong>t<br />

das Ziel der Wüns<strong>ch</strong>e darstellen können. Und zudem passt die freie<br />

Übersetzung au<strong>ch</strong> viel mehr zum packenden Stil Bakunins – das ist<br />

der Stoff, aus dem Helden geboren werden.<br />

Egal ob man Bakunin als Helden versteht oder ni<strong>ch</strong>t: alle Mens<strong>ch</strong>en<br />

mit Respekt für den Toten sollen si<strong>ch</strong> zu den zwei Quadratmetern<br />

Ruhestätte im Bremgartenfriedhof begeben und dort den<br />

eigenen Gedanken über Freiheit, Unterdrückung und Revolution<br />

na<strong>ch</strong>sinnen. Oder als Pop-Linke einfa<strong>ch</strong> ein Handyfoto mit dem<br />

Kommentar «I<strong>ch</strong> war dort» s<strong>ch</strong>iessen. Wir empfehlen – aus Respekt<br />

.– mindestens eine Kombination von beidem.<br />

Ort: Bern, Bremgartenfriedhof<br />

Anreise ab Hauptbahnhof Bern: Bus Nr. 11 in Ri<strong>ch</strong>tung<br />

«Güterbahnhof», Haltestelle «Bremgartenfriedhof»<br />

zum weiterlesen:<br />

Madeleine Grawitz: Bakunin. Ein Leben für die Freiheit,<br />

Edition Nautilus, Hamburg 1999<br />

142 143<br />

BERN

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