16 Beitr. Hymenopt.Tagui.j <strong>Stuttgart</strong> (1996)Untersuchungen zur Populationsdynamik <strong>der</strong> E<strong>in</strong>siedlerbieneAndrena fulva (MÜLLER, 1766) und ihrem KleptoparasitenNomada panzeri LEPELETIER, 1841(Hymenoptera, Apoidea, Andrenidae, Anthophoridae)Robert J. PAXTONUniversity of Uppsala, Department of Genetics, Box 7003, S-7507 UppsalaAndrena fulva ist e<strong>in</strong>e univolt<strong>in</strong>e, bodenlebende Bienenart, die <strong>in</strong> Zentral- und Nordwesteuropaverbreitet ist. S<strong>in</strong>d die Nistbed<strong>in</strong>gungen günstig, dann nistet die Art gern <strong>in</strong> großenAggregationen mit teils mehreren 100 Weibchen pro Ansammlung. In e<strong>in</strong>er Aggregationnistet jedes Weibchen <strong>in</strong> selbstgegrabenen Hohlräumen, <strong>in</strong> denen es se<strong>in</strong>e Krul/.cllen anlegtund verproviantiert. Während ihres Lebenszyklus legt e<strong>in</strong> A. fulva-Weibchen nur e<strong>in</strong> Nest an.Die Brutzellen von A. fulva werden häufig von Nomada panzeri, e<strong>in</strong>er kleptoparasitischenBienenart, parasitiert. In e<strong>in</strong>er fünfjährigen Untersuchung wurde <strong>in</strong> Cardiff (Südosten vonWales, (SB) an e<strong>in</strong>er Aggregation von Wirtsnestcrn die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> l'opiilationsgröße<strong>der</strong> beiden Bienenarten vergleichend untersucht. Um die Größe e<strong>in</strong>er Wirtspopulation zubestimmen, wurden zum e<strong>in</strong>en die Anzahl <strong>der</strong> Nesler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aggregation und zum an<strong>der</strong>endie <strong>der</strong> Nachkommen, die aus den e<strong>in</strong>zelnen Nestern schlüpften, bestimmt. Letztere Methodediente auch für die Bestimmung <strong>der</strong> Populationsgröße des Kleptoparasiten. Zwischen denJahren konnte e<strong>in</strong>e große Variation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Populationsdichte <strong>der</strong> Wirts- (M<strong>in</strong>imum 100Nester; Maximum 500 Nester) und <strong>der</strong> Kleptoparasitenpopulation beobachtet werden. DieDaten lassen vermuten, daß das Verhältnis zwischen Wirts- und Kleptoparasilpopulationzeitlich versetzt ist, und von <strong>der</strong> jeweiligen Populationsdichte reguliert wird. Die Ergebnissewerden zum e<strong>in</strong>en an Hand von vorliegenden Langzeitstudien über Aggregationen von A.fulva und an<strong>der</strong>en bodenlebenden Arten <strong>in</strong>terpretiert. Weiter sollen sie helfen, Schutzmaßnahmenfür Wildbienenpopulationen aufzuzeigen.
Beitr. Hymenopt.-<strong>Tagung</strong> <strong>Stuttgart</strong> (1996) 17Bionomie <strong>der</strong> Mauerbiene Osmia anthocopoides <strong>in</strong> <strong>der</strong>Agrarlandschaft <strong>der</strong> Uckermark (Insecta: Hymenoptera, Apidae)Stephan M. BLANKDeutsches Entomologisches Institut, Schicklerstraße 5, D-16225 EberswaldcDas Cîesa<strong>in</strong>thabilat <strong>der</strong> Mauerbiene Osmia anthocopoides SCIIENCK, 1853 besteht aus drei,räumlich häufig getrennten Teilhabitaten: dem Niststandort (Ste<strong>in</strong>e an sog. "Ste<strong>in</strong>standorten"),e<strong>in</strong>er Ressource des Nestbaumaterials (kle<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>chen, Sand) und <strong>der</strong> ausschließlichenPolleiH]uelle Natternkopf (Echium vulgare L.). Für die lokal typischen Gegebenheiten <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em 7 km 2 großen Untersuchungsgebiet (UG) im nordöstlichen Brandenburg (Uckermark,ca. 20 km nordwestlich Angermünde im Biosphärenreservat Schorlheide-Chor<strong>in</strong> zwischenPeelzig und Ste<strong>in</strong>höfel) wurde folgenden Fragen nachgegangen: 1. Welche Lage, Größe undBeschaffenheit weisen besiedelte Ste<strong>in</strong>e, Nester und Natternkopf-Bestände auf? 2. WelcheDistanz liegt zwischen Nist- und Nahrungshabitat? 3. Welche Synusien treten im gleichenLebensrautn auf?Im UG wurden Daten zu 37 Natternkopf-Beständen und zu 68 Ste<strong>in</strong>standorten erhoben. 26Ste<strong>in</strong>standortc waren besiedelt und wiesen <strong>in</strong>sgesamt 106 Nester von (). anthocopoides auf.Die Nesler waren meist auf Leseste<strong>in</strong>haufen und F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>gen angelegt, wo sie vorhandeneSpalten und Absprengungen ausfüllten. Besiedelte Ste<strong>in</strong>e waren 15-190 cm groß, nur 8 %maßen unter 30 cm. Ste<strong>in</strong>standorte mit Ste<strong>in</strong>en ab 30 cm Größe wurden bevorzugt besiedelt.Für die ( iröße <strong>der</strong> Slc<strong>in</strong>standortc konnte ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Bezug zur Besiedlung nachgewiesenwerden. An besiedelten Ste<strong>in</strong>standorten wurden meist 1-10, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall 23 Nester gefunden.Sowohl Ste<strong>in</strong>standorte als auch Nester traten gehäuft im Umkreis von 0-20 m umNatlernkopibestände auf (durchschnittlich 2,0-3,7 Nester pro Ste<strong>in</strong>standort). In größererDistanz (21-350 m) war die Häufigkeit von Nestern deutlich ger<strong>in</strong>ger (0.3). Die Bienenbauten ihre Nester signifikant häufiger südlich als nördlich exponiert an die Ste<strong>in</strong>e. Zwischen<strong>der</strong> Größe von Natternkopf-Beständen bzw. <strong>der</strong> Verteilung e<strong>in</strong>zelner Pflanzen und denHäufigkeiten von Nestern konnte ke<strong>in</strong> Zusammenhang beobachtet werden. Neben zehnweiteren, polylektischen Bienenarten wurden im UG an Natternkopf die nah verwandte,ebenfalls streng oligolcktische Osmia adimca (PANZER, 1798) nachgewiesen. Aus vorjährigenStengeln wurde <strong>der</strong> oligophage Kle<strong>in</strong>schmetterl<strong>in</strong>g Elhmia bipunciella (FABRICIUS,1775) gezogen (Lepidoptera: Ethmiidac). Die Netzwanze Dictyla. cchii (SCHRANK, 1782)(Ilcteroptera: T<strong>in</strong>gidac) wurde häufig an Natternkopf und an<strong>der</strong>en Borag<strong>in</strong>aceae saugendangetroffen. Die Lehmwespe Eumenes coronatus (PANZER, 1799) (Hymenoptera: Eumcnidac)baute ihre Mörtelnester ebenfalls an Ste<strong>in</strong>e. Aus Lehmwespen-Nestcrn wurde dieparasitäre ( 'hrysis (ignita var.) ruddii SIIUKKARD, 1837 gezogen (Hymenoptera: Chrysididae).Chrysis simplex DAHLBOM, 1854 trat häufig als Parasitoid <strong>in</strong> den Nestern von ().anthoco/)oides au f.