Bernhard Viertler
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Theoretischer Hindergrund<br />
Neutrale und negative Emotionen kommen in jeder Beziehung vor. Aus einer professionellen<br />
Pflegeperspektive sollten diese im Altenpflegebereich gering ausfallen. Der Grund dafür ist<br />
einerseits, dass die tragfähige Kooperationsbeziehung, welche Grundlage für eine qualitativ<br />
hochwertige Pflege ist, in Gefahr gerät. Andererseits stellt der Einsatz negativer Emotionen<br />
aus fachlicher Sicht kein probates Mittel dar, um unerwünschtes Verhalten, vor allem von<br />
Bewohnern mit kognitiven Beeinträchtigungen, langfristig zu ändern.<br />
Die medizinischen Gründe für einen Aufenthalt im Akutkrankenhaus sind je nach Abteilung<br />
unterschiedlich. Das gemeinsame Moment ist, dass die Patienten in irgendeiner Weise<br />
medizinischer und pflegerischer Betreuung bedürfen. Auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer<br />
gilt es rasch eine Kooperationsbeziehung aufzubauen (vgl. Kistner, 1997, S. 5). Somit kommt<br />
auch in diesem Bereich der Pflege dem Einsatz positiver Emotionen eine große Bedeutung<br />
zu. Bei der Durchführung von Pflegemaßnahmen im Intimbereich und bei der Anleitung zu<br />
z.B. gesundheitsförderlichem Verhalten ist die Vermittlung fachlicher Kompetenz von<br />
Bedeutung. Ein neutraler und sachlicher Gefühlsausdruck ist an dieser Stelle angebracht um<br />
gegenüber dem Patienten Sicherheit und Professionalität auszustrahlen. Nerdinger (1994)<br />
beschreibt im Zusammenhang mit neutralen Emotionen das Rollenmerkmal der „affektiven<br />
Neutralität“. „Wie in einem gestaltpsychologischen Kippbild sollte der Arzt [die<br />
Pflegeperson] die alltäglichen Emotionen aus- oder einschalten können, je nach dem, ob er<br />
mit dem Patienten als sozialer Entität oder als Objekt beruflichen Handelns in Kontakt tritt“<br />
(Nerdinger, 1994, S. 162). Bei Regelverletzungen die zu einer Gesundheitsgefährdung des<br />
Patienten führen würden, ist unter Umständen der Einsatz negativer Emotionen angezeigt.<br />
Im Bereich der psychiatrischen Pflege werden an die Pflegekraft im Zusammenhang mit der<br />
Interaktion zum Patienten höchste Anforderungen gestellt. Erschwert wird die Situation durch<br />
die Erkrankungen der Patienten, die mit zum Teil typischen Veränderungen der Emotionalität<br />
bzw. der Interaktionsmuster, also der Beziehungsgestaltung, einhergehen (vgl. Merten, 2001).<br />
„In der psychiatrischen Pflege stellt in der Regel gerade die Verbesserung bzw.<br />
Wiederherstellung einer gesunden Beziehungsfähigkeit der Patienten einen beträchtlichen<br />
Teil des zu lösenden «Pflegeproblems» dar“ (Kistner, 1997, S. 6f). Hierfür bedarf es dem<br />
Einsatz von positiven Emotionen, die zusätzlich als verhaltenssteuerndes Instrument, im<br />
Sinne der positiven Verstärkung häufig zum Einsatz kommen. Folgt man den Ausführungen<br />
von Kistner (1997) besteht eine weitere Aufgabe des medizinischen und pflegerischen<br />
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