Jedes Kind braucht seine Zeit - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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Literatur:<br />
„Die Transaktionsanalyse“; Ian Stewart, Vann Joines,<br />
Herder Spektrum 2002<br />
„TransaktionsAnalyse“; Gudrun Hennig, Georg Pelz,<br />
Junfermann 2002<br />
„Handbuch der Transaktionsanalyse“, Leonhard<br />
Schlegel, 2002<br />
Immer häufiger erleben wir <strong>Kind</strong>er, die heutzutage<br />
viele Verpflichtungen <strong>und</strong> Termine eingeb<strong>und</strong>en<br />
sind. Vormittags sind sie in der Schule, das schulische<br />
Nachmittagsangebot ist mit gebucht, montags<br />
ist Tanzen <strong>und</strong> dienstags Schwimmen, einmal wöchentlich<br />
gibt es Nachhilfe in Mathe <strong>und</strong> dann noch<br />
in Englisch, in der <strong>Kind</strong>ergruppe der Kirchengemeinde<br />
wird freitags Flöte gespielt <strong>und</strong> am Wochenende<br />
ist der Ausflug zum Stadtfest geplant...<br />
Bei einigen <strong>Kind</strong>ern ist der Terminkalender ähnlich<br />
wie in diesem Beispiel gut gefüllt.<br />
Doch bei allen durchaus sinnvollen Ansätzen einer<br />
Förderung des <strong>Kind</strong>es sei auch zu erwähnen: <strong>Jedes</strong><br />
<strong>Kind</strong> <strong>braucht</strong> <strong>seine</strong> freie <strong>und</strong> ganz unverplante <strong>Zeit</strong>.<br />
Amerikanische Forscher haben den Begriff des<br />
"Downshifting" geprägt. Das bedeutet so viel wie<br />
"sich herunterfahren". Sie erkannten, dass ein<br />
Mensch, der ständig gefordert wird, weniger leistet<br />
als der, der <strong>seine</strong> Ressourcen schont <strong>und</strong> <strong>seine</strong><br />
Kraft dosiert. Weniger ist also tatsächlich mehr.<br />
Die Sichtweise in der heutigen <strong>Zeit</strong> hat sich verändert.<br />
Zum Bild eines erfolgreichen Menschen gehört<br />
nicht mehr der Dauerstress. Im Gegenteil. Im Vordergr<strong>und</strong><br />
steht die Fähigkeit des Menschen, mit<br />
<strong>seine</strong>n eigenen Kräften sorgsam umzugehen <strong>und</strong><br />
inne zu halten.<br />
Was für Erwachsene gilt, muss erst recht für <strong>Kind</strong>er<br />
gelten. <strong>Kind</strong>er klagen nicht ohne Gr<strong>und</strong> zunehmend<br />
über Stress-Symptome wie Kopf- oder Magenschmerzen.<br />
Solche Symptome sind ernstzunehmende<br />
Hilferufe des Körpers nach mehr Ruhe. Erwachsene<br />
tragen die Verantwortung, für nötige Ruhe<br />
<strong>und</strong> Entspannung bei den <strong>Kind</strong>ern zu sorgen <strong>und</strong><br />
dafür, dementsprechende Phasen im Tagesablauf<br />
der <strong>Kind</strong>er reichhaltig zu reservieren.<br />
<strong>Jedes</strong> <strong>Kind</strong> <strong>braucht</strong> für sich diese <strong>Zeit</strong>. Gemeint ist<br />
damit beispielsweise die <strong>Zeit</strong>, allein <strong>und</strong> ungestört im<br />
Zimmer zu sein <strong>und</strong> in einem Buch zu blättern. Es ist<br />
auch die <strong>Zeit</strong>, zu träumen <strong>und</strong> die Gedanken <strong>und</strong><br />
Ich habe keine <strong>Zeit</strong>, mich zu beeilen. Igor Strawinsky<br />
Kein F<strong>und</strong>büro ist zuständig für verlorene <strong>Zeit</strong>.<br />
Ernst R. Hauschka<br />
<strong>Jedes</strong> <strong>Kind</strong> <strong>braucht</strong> <strong>seine</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Zitate<br />
Karen Heimberg<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Oldenburg<br />
Erlebnisse auf Papier zu malen. Und es ist die <strong>Zeit</strong>,<br />
zum Nachdenken, zum auf der Wiese liegen <strong>und</strong> in<br />
den Strukturen der Wolken Figuren zu erkennen.<br />
Hierbei entsteht Kreativität. Impulse beim <strong>Kind</strong><br />
kommen aus der eigenen Verarbeitung des Erlebten<br />
<strong>und</strong> aus <strong>seine</strong>r Ruhe heraus - ganz anders als bei<br />
einer Überschüttung mit Anregungen von Außen.<br />
Schon bei Kleinstkindern können wir beobachten<br />
wie dieses Verarbeiten vor sich geht.<br />
Ein Beispiel: Ein <strong>Kind</strong> versucht sich immer wieder an<br />
einem Tisch hochzuziehen. Es möchte selbständig<br />
auf den eigenen Beinen stehen. Viele Male gelingt<br />
dies nicht <strong>und</strong> es fällt immer wieder auf den Teppich.<br />
Das <strong>Kind</strong> erlebt das, <strong>und</strong> es lernt <strong>und</strong> übt immer <strong>und</strong><br />
immer wieder, bis es selbständig stehen kann.<br />
Es ist die Natur, die dem <strong>Kind</strong> signalisiert. Übe solange,<br />
bis du es kannst. Es ist für deine Entwicklung<br />
notwendig. Ähnlich ist das auch bei älteren <strong>Kind</strong>ern.<br />
Nur wer <strong>Zeit</strong> hat, <strong>seine</strong> Eindrücke in Ruhe zu verarbeiten,<br />
kann sie untermauern <strong>und</strong> darauf aufbauend<br />
lernen. <strong>Kind</strong>er lernen ihre Fertigkeiten dann besonders<br />
intensiv wenn sie sich aus ihrem eigenen Interesse<br />
heraus beschäftigen können. Dazu <strong>braucht</strong> es<br />
frei verfügbare <strong>Zeit</strong> im Sinne eines notwendigen<br />
Freiraums.<br />
Auch Langeweile darf hier sein <strong>und</strong> wir dürfen davon<br />
ausgehen, dass jedes <strong>Kind</strong> in der Lage ist, Langeweile<br />
auch auszuhalten. Schon bald wird dem <strong>Kind</strong><br />
eine Idee entstehen <strong>und</strong> aus dieser Idee eine Beschäftigung.<br />
Bereits dann hat das <strong>Kind</strong> die Chance,<br />
eine Erfahrung zu machen, für eine<br />
gute unverplante <strong>Zeit</strong>.<br />
Tino Schwarz<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Aurich<br />
In jeder Minute, die man mit Ärger verbringt, versäumt<br />
man sechzig glückliche Sek<strong>und</strong>en.<br />
William Somerset Maugham<br />
Ausgabe 76 9 KIM