Jedes Kind braucht seine Zeit - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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Zu dem Thema<br />
<strong>Zeit</strong> fällt mir ein<br />
gutes Buch von<br />
Simone de<br />
Beauvoir ein,<br />
das ich vor kurzem<br />
gelesen habe.<br />
Die Französin<br />
Simone de<br />
Beauvoir (*9.1.<br />
1908, gest. 14.4.<br />
1986) war Schriftstellerin,Philosophin<br />
<strong>und</strong> Feministin;<br />
sie war<br />
Lebensgefährtin<br />
von Jean-Paul<br />
Sartre. Das<br />
Buch erschien<br />
im Jahr 1946<br />
unter dem französischen<br />
Titel<br />
Tous les hommes<br />
sont mortels.<br />
Das Buch hat gewiss nicht an Aktualität verloren <strong>und</strong><br />
regte mich zu diversen „Gedankenausflügen“ an. Es<br />
inspirierte mich auch zu einigen philosophischen<br />
Gesprächen unter Fre<strong>und</strong>en wie selten eine andere<br />
Erzählung. Zugegeben, zeitweise musste ich mich<br />
durch das dicke Taschenbuch „kämpfen“, doch war<br />
ich im Nachhinein froh, mich nicht durch die für mich<br />
drögen Passagen nicht habe abschrecken lassen<br />
<strong>und</strong> es gab als Gesamtwerk so - in dieser Fassung -<br />
einen Sinn.<br />
Das Buch Alle Menschen sind sterblich erzählt die<br />
wechselvolle Geschichte eines Mannes namens<br />
Fosca, der im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert in Italien ein Unsterblichkeitselixier<br />
trank. Fosca hat nun die <strong>Zeit</strong>, <strong>seine</strong><br />
Am ersten Tag - Ein Mann geht eine Straße entlang.<br />
Vollkommen unerwartet ist vor ihm ein Loch.<br />
Er stürzt mitten in das Loch hinein. Er hat das Gefühl,<br />
er muss sterben. Verzweifelt ruft er um Hilfe.<br />
Dann, nach endlos langer <strong>Zeit</strong> des Wartens, kommt<br />
jemand <strong>und</strong> hilft ihm aus dem Loch heraus.<br />
Am zweiten Tag - Der Mann geht die gleiche Straße<br />
entlang. Schon wieder stürzt er in das Loch hinein.<br />
Er hat Angst, rappelt sich jedoch auf <strong>und</strong> erkennt,<br />
dass es eine Möglichkeit gibt, wie er sich<br />
selbst aus dem Loch befreien kann. Das ist mühsam,<br />
aber es gelingt ihm schließlich doch.<br />
Am dritten Tag - Der Mann geht wieder die gleiche<br />
Straße entlang <strong>und</strong> stürzt erneut in das Loch - aus<br />
„Alle Menschen sind sterblich“<br />
Buchvorstellung<br />
Das Loch in der Straße<br />
Macht weiter auszubauen <strong>und</strong> hofft, sich durch Taten<br />
„unsterblich“ machen zu können.<br />
Doch was passiert mit ihm, wie geht es ihm, wenn er<br />
merkt, dass <strong>seine</strong> Frauen <strong>und</strong> <strong>Kind</strong>er sterben, er<br />
dagegen weiterleben muss? Was er sich einst gewünscht<br />
hat, die Unsterblichkeit, scheint ihn auf<br />
Dauer nicht glücklich zu machen <strong>und</strong> er sucht nach<br />
neuen Herausforderungen. Er verlässt Italien <strong>und</strong><br />
schlüpft in immer neue Rollen, er wird Berater von<br />
Karl V., geht als Fremder nach Amerika <strong>und</strong> in einen<br />
Indianerstamm, wird Revolutionär zur <strong>Zeit</strong> der französischen<br />
Revolution. Mit Fosca erlebt der Leser die<br />
Geschichte von sieben Jahrh<strong>und</strong>erten, doch ist das<br />
Buch gewiss kein gewöhnlicher historischer Roman.<br />
Dem Leser werden die Konsequenzen der Kehrtwendung<br />
des Menschen vom Sterblichen zum Unsterblichen<br />
vor Augen geführt <strong>und</strong> verdeutlichen,<br />
welchen positiven Reiz <strong>und</strong> vielleicht auch Sinn die<br />
(irdische?) Sterblichkeit hat. Oder auch nicht?! Ist<br />
das Leben sinnlos durch <strong>seine</strong> Vergänglichkeit?<br />
Was meinen Sie?<br />
Die Romanfigur Armand ermutigt mit der <strong>Zeit</strong>lichkeit<br />
leben zu lernen: „`Ich habe auch eine Ahnung von<br />
Geschichte. … Alles, was man tut, vergeht eines<br />
Tages wieder, ich weiß. Und von der St<strong>und</strong>e an, wo<br />
man geboren wird, fängt man schon an zu sterben.<br />
Aber zwischen Geburt <strong>und</strong> Tod liegt das Leben.´“ (S.<br />
297)<br />
Verlag: rororo; Aufl.: 38 (1.07. 70)<br />
Sprache: Deutsch, Taschenbuch<br />
ISBN-10: 3499113023<br />
ISBN-13: 978-3499113024<br />
Petra Schmackpfeffer<br />
Erziehungsleiterin<br />
GfS Oldenburg<br />
reiner Gewohnheit. Er ärgert sich über sich selbst,<br />
klettert auf dem ihm nun schon bekannten Weg heraus<br />
<strong>und</strong> geht weiter.<br />
Am vierten Tag - Der Mann geht schon wieder die<br />
gleiche Straße entlang, sieht das Loch vor ihm - <strong>und</strong><br />
wechselt die Straßenseite.<br />
Am fünften Tag - Der Mann nimmt<br />
eine andere Straße.<br />
Was lernen wir aus der Geschichte?<br />
Tino Schwarz<br />
Erziehungsleiter<br />
GfS Aurich<br />
Ausgabe 76 23 KIM