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Auf und Ab mit Tiamat 1 - Edition Tiamat

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schen Selbst<strong>mit</strong>leid <strong>und</strong> Barbarei«, eine Reaktion auf Hoyerswerda,<br />

auf Rostock, auf die weinerliche Tour der DDRler, die<br />

sich über den Tisch gezogen fühlten, nachdem ihnen der Anschluß<br />

gar nicht schnell genug gehen konnte. Pohrt hatte in<br />

»Das Jahr danach« <strong>mit</strong> seiner Analyse der Zonis <strong>und</strong> ihren<br />

rechtsradikalen Neigungen die Vorlage geliefert. »Der rasende<br />

Mob« spielte bewußt <strong>mit</strong> den wachsenden Ressentiments im<br />

Westen <strong>und</strong> lieferte gute Argumente, um Zwietracht zwischen<br />

den Brüdern <strong>und</strong> Schwestern zu säen. Ein ard-Team kam zu mir<br />

in die Grimmstraße, um mich für Wickerts Tagesthemen zu<br />

interviewen. Vor <strong>Auf</strong>regung brachte ich keinen vernünftigen<br />

Satz zustande, dennoch schaffte es der Redakteur, etwas in den<br />

dreiminütigen Kurzbericht hineinzuschneiden. Seitdem kann<br />

ich behaupten: Ich war schon mal in den Tagesthemen. Und der<br />

Kommentar des Redakteurs Jörg Sadrozinski war eine ausgezeichnete<br />

Werbung: »Das Buch ist verletzend, einseitig <strong>und</strong><br />

ungerecht... Eine gelungene Provokation. Das Buch hat gute<br />

Chancen, die Bibel des Besserwessis zu werden. Motzki auf<br />

144 Seiten.« Es war das erste »Zonenbashing-Buch«, von dem<br />

später noch einige erscheinen sollten. Die Resonanz war beträchtlich.<br />

Der B<strong>und</strong>espräsidentenkandidat Jens Reich schäumte.<br />

Er hatte verstanden, daß das Buch tatsächlich so gemeint<br />

war, während man im Westen das Buch fälschlicherweise für<br />

Satire hielt.<br />

Ich war schon längere Zeit begeistert von den Reportagen<br />

von Jane Kramer, die für den New Yorker aus Europa berichtete.<br />

Vor allem ihre »Briefe« aus Deutschland waren von<br />

einer sehr subtilen Ironie, manchmal schön sarkastisch. Ich<br />

hatte auch ihren 500-Seiten-Wälzer »Europeans« gelesen, ihre<br />

Arbeiten aus den siebziger <strong>und</strong> achtziger Jahren. Gerne hätte<br />

ich eine Auswahl gemacht, aber ich wußte, es würde ein Flop<br />

werden. Also brachte ich ihren damals gerade im New Yorker<br />

veröffentlichten langen Bericht über die Prenzlauer Bergszene.<br />

Kurze Zeit später erschien eine Auswahl ihrer <strong>Auf</strong>sätze in der<br />

Anderen Bibliothek <strong>und</strong> Jane Kramer erhielt den europäischen<br />

Essay-Preis »Charles Veillon«. Die Resonanz war umwerfend.<br />

Vom Eichborn-Band gab es eine Erfolgsausgabe, bei <strong>Tiamat</strong><br />

nicht. »Eine Amerikanerin in Berlin« war allerdings auch nur<br />

ein schmales Paperback. <strong>Ab</strong>er auch als ich drei Jahre später eine<br />

schöne geb<strong>und</strong>ene Ausgabe <strong>mit</strong> Kramers Deutschland-<br />

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