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2 Potenziale an organischen Abfällen - Stadtwerke Neumünster

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in<br />

Erstellt durch:<br />

Bearbeitung:<br />

Dipl.-Holzw. Paul S. Giesa<br />

Dr.-Ing. Christoph Tiebel<br />

Hamburg, im Mai 2012<br />

der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Im Auftrag von<br />

Seite 1 von 58


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 EINLEITUNG .......................................................................................................4<br />

1.1 Die Stadt <strong>Neumünster</strong> .......................................................................................................4<br />

1.2 Struktur der Abfallwirtschaft in <strong>Neumünster</strong> .....................................................................6<br />

1.3 Abfallerfassung – Bringsystem ...........................................................................................6<br />

1.4 Abfallerfassung – Systemabfuhr.........................................................................................7<br />

1.5 Verwertung und Beseitigung von <strong>Abfällen</strong> .........................................................................8<br />

2 POTENZIALE AN ORGANISCHEN ABFÄLLEN .......................................................9<br />

2.1 Flächenbezogene Grünabfallpotenziale .............................................................................9<br />

2.1.1 Gebäude- und Freiflächen........................................................................................... 10<br />

2.1.2 Betriebsflächen........................................................................................................... 11<br />

2.1.3 Erholungsflächen ........................................................................................................ 11<br />

2.1.4 Verkehrsflächen.......................................................................................................... 12<br />

2.1.5 L<strong>an</strong>dwirtschaftsflächen ............................................................................................... 14<br />

2.1.6 Waldflächen ............................................................................................................... 14<br />

2.1.7 Wasserflächen ............................................................................................................ 15<br />

2.1.8 Flächen <strong>an</strong>derer Nutzung ............................................................................................ 15<br />

2.1.9 Zusammenfassung der flächenbezogenen <strong>Potenziale</strong> ................................................. 16<br />

2.2 Einwohnerbezogene Küchenabfallpotenziale ................................................................... 17<br />

2.2.1 Küchenabfallaufkommen der privaten Haushalte........................................................ 17<br />

2.2.2 Großerzeuger bzw. –verbraucher................................................................................ 19<br />

2.2.3 Zusammenfassung der Küchenabfallpotenziale ........................................................... 21<br />

3 ERFASSTE MENGEN ORGANISCHER ABFÄLLE ..................................................21<br />

4 ANSÄTZE ZUR ERHÖHUNG DER ERFASSTEN MENGEN .....................................23<br />

ANLAGENBAND<br />

Anlage 1: Die Stadt <strong>Neumünster</strong> (Sammelplätze in Grün eingezeichnet) ........................................II<br />

Anlage 2: Flächennutzungspl<strong>an</strong> der Stadt <strong>Neumünster</strong> (St<strong>an</strong>d: 2006) ............................................III<br />

Anlage 3: Flächen nach Art der tatsächlichen Nutzung ................................................................. IV<br />

Anlage 4: Die Nutzungsartengruppen und deren Begriffsbestimmungen ....................................... V<br />

Anlage 5: Berechnungen zur Flächenaufteilung von Wohngebäuden ............................................IX<br />

Anlage 6: Grünabfallpotenziale von Hausgärten ............................................................................ X<br />

Anlage 7: Berechnungen zu Grün<strong>an</strong>lagen ......................................................................................XI<br />

Anlage 8: Berechnungen zur Straßenbegleitvegetation ................................................................XII<br />

Anlage 9: Erläuterungen und Berechnungen zu Schienenbegleitgrün .......................................... XV<br />

Anlage 10: Erläuterungen und Berechnungen zu Knicks .............................................................. XV<br />

Anlage 11: Berechnungen zu den Waldflächen ........................................................................... XVI<br />

Anlage 12: Berechnungen zu den Wasserflächen ....................................................................... XVI<br />

Anlage 13: Berechnungen zum Friedhofsabfallaufkommen ....................................................... XVII<br />

Anlage 14: Berechnungen zum Küchenabfallaufkommen der privaten Haushalte ..................... XVIII<br />

Anlage 15: Berechnungen zur Lebensmittelindustrie ..................................................................XXII<br />

Seite 1


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 16: Berechnungen zu Lebensmittelabfällen des Einzelh<strong>an</strong>dels ....................................... XXIII<br />

Anlage 17: Berechnungen zum Gaststättengewerbe ................................................................. XXIII<br />

Anlage 18: Berechnungen zum Beherbergungsgewerbe ........................................................... XXIV<br />

Anlage 19: Berechnungen zum Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus .................................................... XXV<br />

Anlage 20: Berechnungen zu Lebensmittelabfällen am Arbeitsplatz ......................................... XXVI<br />

Anlage 21: Berechnungen zu Schulen ...................................................................................... XXVII<br />

Anlage 22: Berechnungen zu Kinderbetreuungsstätten .......................................................... XXVIII<br />

Anlage 23: Alten- und Pflegeheime ...........................................................................................XXIX<br />

Anlage 24: Justizvollzugs<strong>an</strong>stalt.................................................................................................XXIX<br />

Anlage 25: Siedlungsabfallbil<strong>an</strong>z 2010 .......................................................................................XXXI<br />

Anlage 26: verwendete Literatur .............................................................................................. XXXII<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung der flächenbezogenen <strong>Potenziale</strong> in der Stadt <strong>Neumünster</strong> ............ 16<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung der Küchenabfallpotenziale in der Stadt <strong>Neumünster</strong> ..................... 21<br />

Tabelle 3: in Bezug auf org<strong>an</strong>ische Abfälle relev<strong>an</strong>te Positionen der Abfallbil<strong>an</strong>z 2010 ................. 21<br />

Tabelle 4: Gegenüberstellung der potenziellen und erfassten Mengen org<strong>an</strong>ischer Abfälle .......... 23<br />

Tabelle 5: Kleingärten der Stadt <strong>Neumünster</strong> (alle Flächen<strong>an</strong>gaben in Hektar) ..............................XI<br />

Tabelle 6: Ergebnisse für die Abschätzung des Küchenabfallpotenzials der privaten Haushalte ..XXII<br />

Tabelle 7: Schulen in der Stadt <strong>Neumünster</strong> ............................................................................ XXVII<br />

Tabelle 8: stationäre Pflegeeinrichtungen der Stadt <strong>Neumünster</strong> ..............................................XXIX<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildung 1: Die Stadt <strong>Neumünster</strong> mit ihren Stadtteilen ..............................................................5<br />

Abbildung 2: Flächenaufteilung von Grundstücken nach Gebäudetypen .......................................IX<br />

Seite 2


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

ABKÜRZUNGEN<br />

a = Jahr<br />

Abs. = Absatz<br />

AKN = Altona-Kaltenkirchen-<strong>Neumünster</strong> Eisenbahn AG<br />

atro = absolut trocken/darrtrockenes Holz<br />

AWO = Arbeiterwohlfahrt<br />

AWR = Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde mbH<br />

AWZ = Abfallwirtschaftszentrum<br />

BAB = Bundesautobahn<br />

BAV = Bio-Abfallverwertungsgesellschaft mbH<br />

BGK = Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.<br />

BKleingG = Bundeskleingartengesetz<br />

BMELV = Bundesministerium für Ernährung, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

BNatSchG = Bundesnaturschutzgesetz<br />

E = Einwohner<br />

EFH = Einfamilienhäuser<br />

Efm = Erntefestmeter (Volumeneinheit: aufbereitetes Holz ohne Rinde in m³)<br />

FEK = Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

GaLaBau = Garten- und L<strong>an</strong>dschaftsbau<br />

ha = Hektar (entspricht 10.000 m² bzw. 0,01 km²)<br />

IHK = Industrie- und H<strong>an</strong>delskammer<br />

KrW-/AbfG = Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />

LAbfWG = Abfallwirtschaftsgesetz für das L<strong>an</strong>d Schleswig-Holstein<br />

lfdm = laufender Meter<br />

LNatSchG = L<strong>an</strong>desnaturschutzgesetz<br />

LVP = Leichtverpackungen<br />

MBA = Mech<strong>an</strong>isch-Biologische-Abfallbeh<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>lage<br />

MFH = Mehrfamilienhäuser<br />

Mg = Megagramm (entspricht 1.000 kg)<br />

NBE = NBE nordbahn Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG<br />

O.M.A. = Org<strong>an</strong>ische Müllabfuhr<br />

PPK = Papier, Pappe und Kartonagen<br />

TBZ = Technisches Betriebszentrum<br />

TEV = Thermische Ersatzbrennstoff-Verwertungs<strong>an</strong>lage<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

1 Einleitung<br />

Die SWN <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Neumünster</strong> Beteiligungen GmbH – eine 100%ige Tochtergesellschaft der<br />

Stadt <strong>Neumünster</strong> – org<strong>an</strong>isiert unter ihrem Dach verschiedene kommunale Dienstleistungen in<br />

Form von privatrechtlichen Gesellschaften. Dazu gehören die SWN <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Neumünster</strong><br />

GmbH, die SWN Bäder und Freizeit GmbH sowie die SWN Entsorgung GmbH. Letztere ist neben<br />

der Remondis GmbH & CO. KG zu 73,7% <strong>an</strong> der MBA <strong>Neumünster</strong> GmbH beteiligt.<br />

Die SWN Entsorgung GmbH strebt <strong>an</strong>, org<strong>an</strong>ische Fraktionen und org<strong>an</strong>ische Anteile aus <strong>an</strong>deren<br />

<strong>Abfällen</strong> für die energetische Verwertung in verstärktem Umf<strong>an</strong>g nutzbar zu machen. Zu diesem<br />

Zweck wurde im Jahre 2010 gleichberechtigt mit dem Wege-Zweckverb<strong>an</strong>d des Kreises Segeberg<br />

die Bio-Abfallverwertungsgesellschaft mbH (BAV) gegründet.<br />

Für die SWN Entsorgung GmbH ist es nun von Interesse, welche <strong>Potenziale</strong> <strong>an</strong> org<strong>an</strong>ischen<br />

<strong>Abfällen</strong> in der Stadt <strong>Neumünster</strong> bestehen. Das nachfolgende Gutachten ermittelt diese<br />

<strong>Potenziale</strong> und unterbreitet Vorschläge zur verstärkten Erfassung von org<strong>an</strong>ischen Materialien.<br />

1.1 Die Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Das Oberzentrum <strong>Neumünster</strong> ist mit 76.941 Einwohnern 1 die viertgrößte Stadt im L<strong>an</strong>d<br />

Schleswig-Holstein und zum 01. Mai 2012 der Metropolregion Hamburg beigetreten. Die<br />

kreisfreie Stadt befindet sich geografisch im Naturraum der weniger fruchtbaren holsteinischen<br />

Vorgeest und grenzt im Norden – im Bereich des Einfelder Sees – <strong>an</strong> das östliche Hügell<strong>an</strong>d.<br />

Die Stadt ist verkehrsgünstig in der Mitte des L<strong>an</strong>des gelegen. <strong>Neumünster</strong> wird von der BAB 7<br />

(welche Deutschl<strong>an</strong>d vollständig von Norden nach Süden durchzieht) sowie von den<br />

Bundesstraßen 205 (Querverbindung zwischen der BAB 7 und der BAB 21) und 430 (Ost-West-<br />

Verbindung in Schleswig-Holstein) gekreuzt; zudem laufen wichtige Hauptverkehrswege der Bahn<br />

(u.a. Hamburg-Kiel und Hamburg-Flensburg) durch die Stadt, die somit einen<br />

Verkehrsknotenpunkt des L<strong>an</strong>des darstellt.<br />

<strong>Neumünster</strong> gliedert sich in neun Stadtteile: An den Stadtteil Stadtmitte grenzen im Westen die<br />

Stadtteile Gartenstadt, Böcklersiedlung-Bugenhagen und Faldera, im Osten Tungendorf und<br />

Brachenfeld-Ruthenberg sowie im Süden Wittorf; ohne gemeinsame Grenze mit der Stadtmitte<br />

befindet sich g<strong>an</strong>z im Norden der Stadtteil Einfeld und im Südosten Gadel<strong>an</strong>d.<br />

1 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Statistikamt Nord); St<strong>an</strong>d: 30.06.2011<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Abbildung 1: Die Stadt <strong>Neumünster</strong> mit ihren Stadtteilen 2<br />

Die Einwohnerzahl ist rückläufig: Von 2005 bis 2011 ist die Bevölkerung um 1,78% geschrumpft.<br />

Für das Jahr 2025 prognostiziert das Statistikamt Nord eine Einwohnerzahl von 70.600, was auf<br />

2005 bezogen einem Rückg<strong>an</strong>g um fast 10% entspricht.<br />

Dazu muss ergänzt werden, dass – mit Ausnahme der Städte Kiel und Flensburg sowie den Kreisen<br />

Pinneberg und Stormarn – aufgrund des demografischen W<strong>an</strong>dels für alle Kreise und kreisfreien<br />

Städte Schleswig-Holsteins mit einem Bevölkerungsrückg<strong>an</strong>g gerechnet wird, welcher<br />

höchstwahrscheinlich nicht durch Zuzüge kompensiert werden wird.<br />

2 Stadt <strong>Neumünster</strong>, Fachdienst 61<br />

Seite 5


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

1.2 Struktur der Abfallwirtschaft in <strong>Neumünster</strong><br />

Für jede abfallwirtschaftliche Fragestellung ist es wichtig, die Struktur der zugrunde liegenden<br />

Abfallwirtschaft zu kennen. Dazu soll im Folgenden diejenige der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

charakterisiert werden; dabei liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung der Erfassungssysteme<br />

für org<strong>an</strong>ische Abfälle:<br />

Die Stadt <strong>Neumünster</strong> ist gemäß § 3 Abs. 1 LAbfWG öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger im<br />

Sinne des §13 KrW-/AbfG. Die Stadt nimmt ihre Aufgaben der Entsorgung von <strong>Abfällen</strong> aus<br />

privaten Haushalten sowie aus <strong>an</strong>deren Herkunftsbereichen – soweit sie über die Systemabfuhr<br />

erfasst werden – durch das Technische Betriebszentrum (TBZ) wahr. Neben der Abfallabfuhr<br />

gehören die Stadtentwässerung, die Grünflächen- und Straßenunterhaltung sowie die<br />

Straßenreinigung einschließlich Winterdienst zu den Aufgaben des TBZ.<br />

Das TBZ hat seinen Betriebshof in der Niebüller Straße im Stadtteil Faldera; dort befinden sich<br />

auch eine Altdeponie (außerhalb der Stadtgrenze) und die Klär<strong>an</strong>lage der Stadt.<br />

Die Entsorgungspflicht für Abfälle zur Beseitigung aus <strong>an</strong>deren Herkünften als privaten<br />

Haushalten war auf die SWN Entsorgung GmbH übertragen worden; im Jahre 2011 wurde diese<br />

Beauftragung jedoch wieder aufgehoben. Die SWN Entsorgung GmbH betreibt das im Südwesten<br />

gelegene Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) im Stadtteil Wittorf. Das AWZ besteht aus einem<br />

Recyclinghof, einer Kompostierungs<strong>an</strong>lage und der Siedlungsabfalldeponie Wittorferfeld, die noch<br />

bis 2014 für ungefährliche Abfälle der Klasse I genutzt wird, sowie einer MBA (Betreiber: MBA<br />

<strong>Neumünster</strong> GmbH). Seit dem Jahre 2011 betreibt die BAV die Kompostierungs<strong>an</strong>lage.<br />

1.3 Abfallerfassung – Bringsystem<br />

Neben dem Recyclinghof am AWZ besteht das Bringsystem der Stadt aus etwa 120<br />

Wertstoffcontainerst<strong>an</strong>dorten und 8 Sammelplätzen. Zu den Containerst<strong>an</strong>dorten können Altglas,<br />

Altpapier (PPK) sowie teilweise Altkleider gebracht werden.<br />

Die 8 Sammelplätze (siehe Anlage 1) des TBZ befinden sich im Stadtteil Böcklersiedlung-<br />

Bugenhagen (H<strong>an</strong>saring), Einfeld (Kreuzkamp), Gadel<strong>an</strong>d (Krogredder), Gartenstadt (Carlstraße),<br />

Brachenfeld-Ruthenberg (Waldwiesenweg), Tungendorf (Oberjörn) und Wittorf (Mühlenstraße)<br />

sowie am Betriebshof des TBZ im Stadtteil Faldera. Bis auf den Betriebshof haben alle <strong>an</strong>deren<br />

St<strong>an</strong>dorte nur samstags geöffnet. Unter <strong>an</strong>drem werden folgende Fraktionen in haushaltsüblichen<br />

Mengen <strong>an</strong>genommen: Gartenabfälle, Altglas, LVP, PPK, Althölzer, Elektronikschrott, Metalle und<br />

Kunststoffe, Restabfälle, unbelasteter mineralischer Bauschutt und Baumischabfall aus privaten<br />

Haushalten sowie Kühlschränke und –truhen. Neben Restabfällen, Bauschutt und Baumischabfall<br />

wird auf Gartenabfälle eine Gebühr erhoben. Am Betriebszentrum des TBZ sowie am AWZ können<br />

zudem schadstoffhaltige Abfälle in Kleinmengen abgegeben werden.<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

1.4 Abfallerfassung – Systemabfuhr<br />

Die Systemabfuhr wird durch das TBZ durchgeführt; alle Abfallbehälter stehen im Eigentum der<br />

Stadt <strong>Neumünster</strong>. Im innerstädtischen Bereich (definiert durch die Abfallwirtschaftssatzung)<br />

werden die Abfallbehälter durch Mitarbeiter des TBZ vom St<strong>an</strong>dplatz zum Entsorgungsfahrzeug<br />

her<strong>an</strong>geholt und wieder zurückgestellt („Fullservice“), im restlichen Stadtgebiet müssen die<br />

Bürger die Gefäße selbst bereitstellen (mit Ausnahme der 1,1-m³-Behälter). Obwohl der<br />

„Fullservice“ mit einer höheren Benutzungsgebühr belegt ist, besteht keine Wahlmöglichkeit in<br />

der Bereitstellungsmethode. Grundsätzlich besteht Anschluss- und Benutzungszw<strong>an</strong>g.<br />

Hausmüll: Für die Entsorgung der Haus- bzw. Restabfälle stehen graue Restabfallbehälter in den<br />

Größen 120 l, 240 l und 1,1 m³ zur Verfügung. Die 240-l-Behälter werden im Zweiwochen-<br />

rhythmus entleert; bei den 120-l-Behältern besteht zudem die Option auf eine Entsorgung in<br />

Vierwochenabständen. Die 1,1-m³-Behälter werden wöchentlich oder zweiwöchentlich geleert.<br />

Bei den 120-l-Gefäßen besteht außerdem die Möglichkeit, einen Behälter gemeinschaftlich mit<br />

seinem Nachbarn zu nutzen. Bei erhöhtem Hausmüllaufkommen können gebührenpflichtige<br />

Restabfallsäcke à 70 l beigestellt werden.<br />

Bioabfall: Die Stadt <strong>Neumünster</strong> erfasst bereits seit 1993 Bioabfälle mit einer haushaltsnahen<br />

Sammlung. Zu diesem Zweck werden grüne Bioabfallbehälter mit einem Volumen von 120 l<br />

genutzt. Die Entleerung erfolgt alle zwei Wochen; es besteht die Option zur gemeinschaftlichen<br />

Nutzung eines Behälters mit seinem Nachbarn. Bei erhöhtem Abfallaufkommen können<br />

gebührenpflichtige Bioabfallsäcke à 70 l beigestellt werden. Der Anschlussgrad der Biotonne liegt<br />

bei etwa 36%.<br />

Gemäß § 3 Abs. 5 Abfallwirtschaftssatzung sind Bioabfälle: „org<strong>an</strong>ische Haushaltsabfälle aus der<br />

Küche, wie z. B. Speisereste, Kaffee- und Teesatz mit Filtertüten, Obst- und Gemüsereste, sowie<br />

Gartenabfälle wie z. B. Rasen und Strauchschnitt, Moos, Laub und Wildkräuter.“<br />

Betriebe des Gastgewerbes dürfen dagegen gemäß § 12 Abs. 1 b) Abfallwirtschaftssatzung keine<br />

Speiseabfälle in die Bioabfallbehälter geben, sondern müssen einen Speiseabfallverwerter mit der<br />

Entsorgung beauftragen.<br />

Gemäß § 6 Abs. 2 Abfallwirtschaftssatzung können sich Eigenkompostierer vom Benutzungszw<strong>an</strong>g<br />

der „Grünen Tonne“ befreien lassen.<br />

Weihnachtsbäume werden Anf<strong>an</strong>g J<strong>an</strong>uar im Rahmen der Bioabfallabfuhr von bestimmten<br />

Sammelplätzen abgefahren.<br />

Wertstoffe: Blaue Behälter für Altpapier können freiwillig und gebührenfrei genutzt werden; es<br />

gibt sie in den Größen 120 l, 240 l und 1,1 m³, wobei die Leerung immer im Vierwochenrhythmus<br />

erfolgt. Der Anschlussgrad liegt bei etwa 83%. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-<br />

Eckernförde mbH (AWR) sortiert und vermarktet das Altpapier für die Stadt <strong>Neumünster</strong>.<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Leichtverpackungen werden im Rahmen einer Sackabfuhr (Gelber Sack) alle zwei Wochen erfasst.<br />

Die Stadt <strong>Neumünster</strong> fungiert dabei als beauftragter Entsorger der Systembetreiber und<br />

übernimmt die Einsammlung.<br />

Sperrmüll wird kostenlos abgeholt.<br />

1.5 Verwertung und Beseitigung von <strong>Abfällen</strong><br />

Auf dem Gelände des AWZ betreibt die MBA <strong>Neumünster</strong> GmbH eine Mech<strong>an</strong>isch-Biologische<br />

Abfallbeh<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>lage (MBA), in der gemischte Siedlungsabfälle aus <strong>Neumünster</strong>, aber auch<br />

aus den <strong>an</strong>grenzenden Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde sowie aus dem Kreis<br />

Nordfriesl<strong>an</strong>d und der Stadt Flensburg (etwa ein Drittel der Gesamt<strong>an</strong>liefermenge der MBA)<br />

vorbeh<strong>an</strong>delt werden. Die heizwertreichen Best<strong>an</strong>dteile der Abfälle werden in der<br />

<strong>an</strong>schließenden Brennstoffaufbereitung zu einem Ersatzbrennstoff weiterverarbeitet; diesem<br />

Verfahrensschritt werden auch vorbeh<strong>an</strong>delte Abfälle <strong>an</strong>derer Beh<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>lagen zugeführt.<br />

Der Brennstoff wird in der Thermischen Ersatzbrennstoff-Verwertungs<strong>an</strong>lage (TEV) der<br />

<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Neumünster</strong>, welche eine Kessel<strong>an</strong>lage im Heizkraftwerk der Stadt ist und einen<br />

steinkohlebetriebenen Kessel substituiert hat, eingesetzt.<br />

Die Kompostierungs<strong>an</strong>lage am AWZ mit einem Jahresdurchsatz um die 30.000 Mg beh<strong>an</strong>delt Bio-<br />

sowie Garten- und Parkabfälle. Nach der Zerkleinerung und Störstoffreduktion werden die<br />

org<strong>an</strong>ischen Abfälle in einer Intensivrottestufe beh<strong>an</strong>delt: Entweder erfolgt die Rotte in<br />

Containern oder in BIODEGMA®-Rottemodulen. Auf diese Weise wird – nach Absiebung und<br />

Störstoffentfernung – Frischkompost erzeugt, der zu etwa 99% <strong>an</strong> L<strong>an</strong>dwirte aus der Umgebung<br />

abgegeben wird. Der produzierte Kompost ist durch die Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.<br />

(BGK) gütegesichert.<br />

Nicht nur die org<strong>an</strong>ischen Abfälle der Stadt <strong>Neumünster</strong>, sondern auch große Mengen aus dem<br />

Kreis Segeberg (etwa 16.000 Mg/a) – sowie unbeträchtliche Mengen des Kreises Plön – werden<br />

hier beh<strong>an</strong>delt.<br />

Im Stadtteil Einfeld wird die Kompostierungs<strong>an</strong>lage der sogen<strong>an</strong>nten Org<strong>an</strong>ischen Müllabfuhr<br />

(O.M.A.) durch die AWO Service GmbH betrieben. Diese kleine Mietenkompostierungs<strong>an</strong>lage hat<br />

einen Jahresdurchsatz von maximal 3.000 Mg und beh<strong>an</strong>delt ausschließlich Garten- und<br />

Parkabfälle. Die Anlage dient in erster Linie arbeits- und sozialpolitischen Zwecken.<br />

Grünabfälle können dort gebührenpflichtig durch die Bürger selbst <strong>an</strong>geliefert werden; auf<br />

Wunsch werden diese Abfälle auch abgeholt. Bei der Anlieferung wird über einer Mengengrenze<br />

von 300 l gebührentechnisch zwischen Gartenabfall, Laubholz, Nadelholz sowie Stubben bzw.<br />

Wurzeln, zudem noch in Gemische aus Boden, Stubben und Strauchwerk sowie Boden und<br />

Strauchwerk unterschieden. Als zusätzliche Dienstleistung bietet die O.M.A. das Schreddern von<br />

Baum- und Strauchschnitt vor Ort im eigenen Garten <strong>an</strong>, damit dieser d<strong>an</strong>n als Mulchmaterial<br />

verwendet werden k<strong>an</strong>n.<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Der produzierte Fertigkompost wird von der BGK überwacht und findet hauptsächlich im privaten<br />

und GaLaBau-Bereich Anwendung. Neben dem „Einfelder Kompost“ werden auch Laub- und<br />

Nadelmulch sowie Nadel- und Laubbrennholz verkauft.<br />

2 <strong>Potenziale</strong> <strong>an</strong> org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong><br />

In einer Gebietskörperschaft wie <strong>Neumünster</strong> fallen zwei Sorten von org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong> <strong>an</strong>:<br />

Grün- und Küchenabfälle.<br />

Grünabfälle umfassen krautige Pfl<strong>an</strong>zenabfälle, wie z.B. Grasschnitt, und holzige Pfl<strong>an</strong>zenabfälle,<br />

wie z.B. Baum- und Strauchschnitt. Diese Sorte org<strong>an</strong>ischer Abfall wird selbst in der Stadt auf<br />

öffentlichen und privaten Flächen erzeugt.<br />

Küchenabfälle werden dagegen zum überwiegenden Teil „importiert“ (die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche<br />

Produktion auf Flächen in <strong>Neumünster</strong> ist nicht Teil dieser Betrachtung). Diese Abfallart besteht<br />

aus Zubereitungs- und Speiseresten sowie aus überlagerten Lebensmitteln, aber auch im<br />

industriellen bzw. gewerblichen Bereich aus Bruch und Fehlchargen.<br />

Im Folgenden werden die flächenabhängigen Grünabfallpotenziale sowie die größtenteils<br />

einwohnerabhängigen Küchenabfallpotenziale ermittelt.<br />

Genaue Erläuterungen zu den einzelnen Berechnungen befinden sich im Anlagenb<strong>an</strong>d unter der<br />

jeweils <strong>an</strong>gegebenen Anlagennummer. Die verwendete Literatur ist in Anlage 26 zusammen-<br />

gefasst.<br />

2.1 Flächenbezogene Grünabfallpotenziale<br />

Den Grünabfallpotenzialen, die in der Stadt entstehen, nähern wir uns über die tatsächliche<br />

Nutzung der Flächen, wie sie vom Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein<br />

(Statistikamt Nord) ausgewiesen werden. Dabei bewegen wir uns entl<strong>an</strong>g der Einteilung und<br />

Reihenfolge des Nutzungsartenkataloges für die Flächenerhebung.<br />

Der Flächennutzungspl<strong>an</strong> in Anlage 2 gibt eine gute bildliche Übersicht der Flächenaufteilungen in<br />

der Stadt.<br />

Die kreisfreie Stadt <strong>Neumünster</strong> erstreckt sich über ein Gebiet von 7.163 ha. Im Folgenden<br />

werden nur die relev<strong>an</strong>ten Nutzungsartengruppen und deren <strong>Potenziale</strong> nachein<strong>an</strong>der<br />

aufgeführt. Eine genaue Aufstellung aller Nutzungsarten ist Anlage 3 zu entnehmen;<br />

Erläuterungen zu jeder einzelnen Nutzungsartengruppe enthält Anlage 4.<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

2.1.1 Gebäude- und Freiflächen<br />

2.1.1.1 Gebäude und Freiflächen – Wohnen<br />

In der Kategorie Gebäude und Freiflächen ist vor allem die Gruppe „Wohnen“ von Interesse, die<br />

58,6% der Flächen dieser Nutzungsart ausmacht und in der den Gebäuden untergeordnete<br />

Flächen, wie z.B. Vor- und Hausgärten, enthalten sind. Insgesamt gibt es in <strong>Neumünster</strong> 1.396 ha,<br />

die von Wohngebäuden und deren zugehörigen Flächen belegt werden.<br />

Davon entfallen 1.132 ha (81%) auf Einfamilienhäuser (inkl. Doppelhaushälften) und 264 ha (19%)<br />

auf Mehrfamilienhäuser. Der Anteil der Gebäude- bzw. versiegelten Flächen wird nach<br />

Luftbildsichtungen und stichprobenweise durchgeführten Vermessungen im DigitalenAtlasNord 3<br />

bei Mehrfamilienhäusern mit 40% und bei Einfamilienhäusern mit 28% <strong>an</strong>gesetzt; der Rest setzt<br />

sich aus Rasen, Beeten und Hecken bzw. Gehölzen zusammen. Die genauen Annahmen und<br />

Berechnungen zu diesem Abschnitt sind der Anlage 5 zu entnehmen.<br />

Die Literaturwerte für Grünabfall schw<strong>an</strong>ken in einem Bereich von 1,4 bis 3,5 kg/(m²*a). Aufgrund<br />

der großen Unsicherheiten im Bereich der getrennten Betrachtung von Gras- und Gehölzschnitt<br />

wurden diese beiden Bereiche für die Potenzialberechnung gemeinsam betrachtet, sodass die<br />

org<strong>an</strong>ischen Abfälle der Hausgärten als Gartenabfall zusammengefasst werden. Hier sind zudem<br />

Beete mit eingeschlossen, welche keinen Grasschnitt, aber oftmals <strong>an</strong>dere Pfl<strong>an</strong>zenabfälle<br />

hervorbringen. Für die Potenzialberechnung wird von 1,9 kg/(m²*a) Gartenabfall ausgeg<strong>an</strong>gen.<br />

Unter Zugrundelegung der oben <strong>an</strong>geführten Flächenaufteilung ergeben sich 974 ha nicht<br />

versiegelte Grünflächen, welche ein Potenzial von 18.498 Mg Gartenabfällen pro Jahr aufweisen.<br />

Die genaue Berechnung ist in der Anlage 6 enthalten.<br />

Obwohl wir festgestellt haben, dass etwa 10 bis 15% der Flächen mit Gehölzpfl<strong>an</strong>zen bestückt<br />

sind, so ist der Anteil von Baum- und Strauchschnitt <strong>an</strong> der Gartenabfallmasse mit etwa 25 bis<br />

30% <strong>an</strong>zunehmen. WAGNER et al. 4 gehen von etwa 25% aus; wir schließen uns dieser Vermutung<br />

<strong>an</strong> und erhalten so eine Menge von 4.625 Mg eher holzigen und 13.873 Mg eher krautigen<br />

<strong>Abfällen</strong> pro Jahr.<br />

2.1.1.2 Gebäude und Freiflächen – <strong>an</strong>dere Flächennutzungen<br />

Die Nutzung der restlichen Flächen dieser Kategorie werden von Gewerbe, Industrie, H<strong>an</strong>del und<br />

Dienstleistung dominiert (22,1%). Wir nehmen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer Stichprobe <strong>an</strong>, dass mindestens 10%<br />

dieser Flächen unversiegelt sind (im Bebauungspl<strong>an</strong> Nr. 116 "Gewerbe- und Industriegebiet <strong>an</strong> der<br />

Südumgehung" ist festgelegt, dass 10% der jeweiligen Grundstücksfläche mit einheimischen Bäu-<br />

men und Sträuchern bepfl<strong>an</strong>zt werden müssen).<br />

3<br />

DigitalerAtlasNord: Arbeitskreis Geodaten, Helmut Schlüter, Innenministerium des L<strong>an</strong>des Schleswig-Holstein<br />

(http://portal.digitaleratlasnord.de/portal/initParams.do)<br />

4<br />

WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

Seite 10


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Wir nehmen diesen Richtwert von 10% als Anteil der unversiegelten Flächen der übrigen Gebäude<br />

und Freiflächen <strong>an</strong>, sodass von den 986 ha etwa 99 ha Grünflächen sind. Diese bewerten wir mit<br />

einem konservativeren Wert als die Hausgärten, da bspw. niem<strong>an</strong>d diese Flächen düngt und auch<br />

sonst eine höhere Belastung auftritt, z.B. durch Autoabgase etc.<br />

Wir nehmen <strong>an</strong>, dass ein Grünabfallpotenzial von 1,6 kg/(m²*a) 5 besteht, sodass insgesamt<br />

1.584 Mg Grünabfall pro Jahr <strong>an</strong>fallen.<br />

2.1.2 Betriebsflächen<br />

In dieser Nutzungsartengruppe sind die Betriebsflächen zu Entsorgungs<strong>an</strong>lagen relev<strong>an</strong>t, allen<br />

vor<strong>an</strong> die des AWZ (<strong>an</strong>dere Betriebsflächen weisen keine relev<strong>an</strong>ten Grünflächen auf). Eigene<br />

Vermessungen im DigitalenAtlasNord haben ergeben, dass etwa 20% des im Flächennutzungspl<strong>an</strong><br />

ausgewiesenen Geländes des AWZ außerhalb des <strong>Neumünster</strong><strong>an</strong>er Hoheitsgebietes liegen, jedoch<br />

soll das Gebiet hier als G<strong>an</strong>zes betrachtet werden.<br />

Die Fl<strong>an</strong>ken des Deponiekörpers sind derzeit mit Kunststoffdichtungsbahnen abgedeckt und<br />

begrünt. Eigene Vermessungen ergaben eine Grünfläche von etwa 9,2 ha. Hinzu kommen noch<br />

weitere Grünflächen des AWZ-Geländes, die statistisch teilweise in der Nutzungsartengruppe<br />

Gebäude- und Freiflächen zu Entsorgungs<strong>an</strong>lagen enthalten sind; es wurden ausschließlich<br />

Flächen vermessen, die sich im Luftbild eindeutig als Grünflächen darstellten. Die Messungen<br />

ergaben etwa 9,2 ha weitere Grünflächen, sodass mit insgesamt 18,4 ha etwa ⅓ des<br />

Gesamtgeländes begrünt sind. Diese Flächen werden konservativ mit dem Wert 1,6 kg/(m²*a)<br />

<strong>an</strong>gesetzt, sodass sich ein Grünabfallpotenzial von 294 Mg pro Jahr ergibt.<br />

Eine weitere Deponiefläche stellt die Altdeponie Niebüller Straße dar, diese liegt jedoch<br />

vollständig außerhalb des städtischen Hoheitsgebietes, soll aber, da sie eine rechtliche,<br />

wirtschaftliche und org<strong>an</strong>isatorische Einheit mit der öffentlichen Einrichtung der Abfallentsorgung<br />

der Stadt <strong>Neumünster</strong> bildet, <strong>an</strong> dieser Stelle mit in die Betrachtung einbezogen werden.<br />

Die etwa 8,5 ha große Fläche des Deponiekörpers ist vollständig begrünt, zudem wurden –<br />

eindeutig als Grünflächen erkennbare – Teile des Betriebsgeländes des TBZ und der Klär<strong>an</strong>lage<br />

vermessen, welche etwa 3,3 ha begrünte Flächen aufweisen. Daraus ergibt sich bei 1,6 kg/(m²*a)<br />

ein Grünabfallpotenzial von 189 Mg pro Jahr.<br />

2.1.3 Erholungsflächen<br />

In <strong>Neumünster</strong> sind 348 ha als unbebaute Erholungsflächen ausgewiesen; 78 ha davon dienen als<br />

Sportflächen. Eine Vermessung im DigitalenAtlasNord ergab, dass etwa 75% der Sportflächen aus<br />

Grünflächen bestehen. Für diese wird der von WAGNER et al. vorgeschlagene Wert von<br />

5 WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

Seite 11


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

1,6 kg/(m²*a) 6 <strong>an</strong>gesetzt, da diese stärker be<strong>an</strong>sprucht werden als Hausgärten, was den<br />

Biomassenertrag mindert. Daraus folgt ein Grünabfallaufkommen von 933 Mg pro Jahr.<br />

Die restlichen Erholungsflächen mit 270 ha sind Grün<strong>an</strong>lagen. Diese gliedern wir im Rahmen<br />

dieses Gutachtens in Spielplätze, Klein- und Privatgärten, den Tierpark sowie in sonstige<br />

Grün<strong>an</strong>lagen (z.B. Park<strong>an</strong>lagen). Bis auf die Klein- und Privatgärten, die – wie die Hausgärten – mit<br />

1,9 kg/(m²*a) <strong>an</strong>gesetzt werden, kommt erneut der spezifische Grünabfallfaktor von<br />

1,6 kg/(m²*a) zur Anwendung. Die genauen Berechnungen und Erläuterungen zu den einzelnen<br />

Grün<strong>an</strong>lagen finden sich in Anlage 7.<br />

Es ergeben sich folgende Grünabfallmengen:<br />

� Spielplätze: 294 Mg Grünabfall pro Jahr<br />

� Klein- und Privatgärten: 1.530 Mg Grünabfall pro Jahr<br />

� Tierpark: 64 Mg Grünabfall pro Jahr<br />

� sonstige Grünflächen/Park<strong>an</strong>lagen: 1.400 Mg Grünabfall pro Jahr<br />

Es ergibt sich ein Gesamtgrünabfallpotenzial von 3.288 Mg pro Jahr.<br />

2.1.4 Verkehrsflächen<br />

2.1.4.1 Straßen<br />

Straßen werden oftmals von Grünflächen und Gehölzen begleitet. Dabei sind diese Flächen<br />

außerhalb von Ortschaften deutlich ausgeprägter. In <strong>Neumünster</strong> stellen die meisten Straßen<br />

Ortsdurchfahrten dar, weshalb die Größen der vorh<strong>an</strong>denen Grünflächen pro Kilometer geringer<br />

sind als bei Flächenkreisen.<br />

In Anlage 8 sind alle Ansätze und Berechnungen ausführlich dargestellt, weshalb hier nur eine<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse erfolgt.<br />

Autobahn<br />

Obwohl nur etwa 3,75 km der BAB 7 auf <strong>Neumünster</strong><strong>an</strong>er Hoheitsgebiet liegen, wurden 15,16 km<br />

der Autobahn, die neben der Stadt verlaufen, mit in die Betrachtung einbezogen, da die<br />

Autobahnmeisterei <strong>Neumünster</strong> längere Strecken bewirtschaftet und es realistisch erscheint<br />

etwaige Biomassen aus diesem Umkreis einzusammeln. Als Ergebnis besteht pro Jahr ein<br />

Potenzial von 195 Mg Grasschnitt und 180 Mg Gehölzschnitt.<br />

Bundes-, L<strong>an</strong>des-, Kreis- und Gemeindestraßen<br />

Da selbst die L<strong>an</strong>des- und Bundesstraßen größtenteils Ortsdurchfahrten darstellen, wurde hier<br />

von der Anwendung kilometerspezifischer Aufwuchsfaktoren aus der Literatur abgesehen und der<br />

6 WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

Seite 12


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

vom Grünflächenamt der Stadt <strong>Neumünster</strong> veröffentlichte Wert für das Straßengrün der Stadt<br />

(17,8 ha) her<strong>an</strong>gezogen. Aus einem durchschnittlichen spezifischen Grünschnittpotenzial von<br />

11,3 Mg/(ha*a) resultieren 201 Mg Grünschnitt pro Jahr.<br />

B<strong>an</strong>kette kommen innerhalb des Stadtgebietes nur bei den verhältnismäßig wenigen <strong>an</strong>baufreien<br />

Straßen vor. Nach Betrachtung von Luftbildern und teilweisen Vermessungen wurden die B 205<br />

vollständig, die B 430 teilweise und zudem noch 13,36 km L<strong>an</strong>desstraßen mit einbezogen. Daraus<br />

resultieren potenziell 141 Mg B<strong>an</strong>kettschälgut pro Jahr, welches jedoch unter Berücksichtigung<br />

der Umweltschutz<strong>an</strong>forderungen entsorgt werden muss.<br />

Straßenbäume<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> stehen außerhalb der Wälder etwa 25.000 Straßenbäume. Diese müssen<br />

aus Gründen der Verkehrssicherheit gepflegt werden. Jedes Jahr werden so etwa 3.571 Bäume<br />

unter die Lupe genommen, wobei insgesamt etwa 625 Mg Häckselgut pro Jahr <strong>an</strong>fallen.<br />

Etwa 357 Bäumen werden komplett gefällt und ergeben einen Ertrag von durchschnittlich<br />

3,18 Mg Stammholz (über 10 cm) und 1,33 Mg gehäckseltem Schwachholz pro Baum. Somit fallen<br />

pro Jahr um die 1.135 Mg frisches Stammholz und 475 Mg Häckselgut <strong>an</strong>.<br />

Insgesamt entspricht die potenzielle Holzmasse – bei einem Wassergehalt von 55% – 1.006 Mg<br />

Trockenmasse.<br />

Laubstreu<br />

Zur Thematik Straßenunterhaltung gehört noch der Punkt Laubstreu, da der Laub<strong>an</strong>fall der Stra-<br />

ßenbäume eine bedeutende Größe darstellt. Die Literaturwerte für den jährlichen Laub<strong>an</strong>fall<br />

schw<strong>an</strong>ken sehr stark von 25 bis 155 kg pro Baum; 7 unter Zugrundelegung eines gemittelten Wer-<br />

tes von 100 kg/(Baum*a), 8 besteht in der Stadt <strong>Neumünster</strong> ein Potenzial von 2.500 Mg Laub-<br />

streu pro Jahr.<br />

2.1.4.2 Schienenbegleitgrün<br />

Auch Bahnstrecken sind von Grün- und Gehölzflächen umgeben, wobei die Gehölze eindeutig<br />

dominieren. Bis Ende des Jahres 2011 führte die Deutsche Bahn jedoch ein intensives<br />

Pflegeprogamm fast aller Streckenabschnitte in Deutschl<strong>an</strong>d durch, bei dem die Begleitgehölze<br />

stark zurückgedrängt wurden, sodass derzeit nur noch sehr wenig Pflegematerial <strong>an</strong>fällt. Die<br />

<strong>an</strong>fallenden Mengen des Streckennetzes innerhalb der Stadt <strong>Neumünster</strong> werden hier sehr<br />

vorsichtig mit 84 Mg Begleitgehölzen pro Jahr abgeschätzt.<br />

Eine genaue Erläuterung sowie die Berechnung ist Anlage 9 zu entnehmen.<br />

7 BAUMANN, P.: (2003) Phosphatelimination aus Abwasser.<br />

8 ICU: (06/2011) Hochwertige und klimaschonende Verwertung von Mähgut und Laub im L<strong>an</strong>d Berlin – Endbericht.<br />

Seite 13


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

2.1.4.3 Flugplatz<br />

<strong>Neumünster</strong> verfügt über einen Sportflugplatz mit einer Fläche von 35,66 ha, der vom Flugsport-<br />

Club <strong>Neumünster</strong> e. V. betrieben wird und südlich des Stadtwaldes im Stadtteil Böcklersiedlung-<br />

Bugenhagen liegt. Der größte Teil der Fläche ist mit Gras bewachsen, die Gebäude und versiegel-<br />

ten Flächen werden nach eigenen Vermessungen von der Gesamtfläche abgezogen; dazu zählt<br />

auch die Asphaltpiste. Es verbleiben 33,1 ha, die mit dem bereits bek<strong>an</strong>nten Wert 1,6 kg/(m²*a)<br />

bewertet werden; es resultiert ein Aufkommen von 530 Mg Grünschnitt pro Jahr.<br />

2.1.5 L<strong>an</strong>dwirtschaftsflächen<br />

Zu den l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Flächen in <strong>Neumünster</strong> zählen statistisch 3.064 ha; diese sind von den<br />

Betrachtungen in diesem Gutachten ausgenommen. Zu dieser Nutzungsartengruppe zählen auch<br />

Baumschulen, von denen es nur eine etwas größere in <strong>Neumünster</strong> gibt sowie das große<br />

Naturschutzgebiet Dosenmoor, bei dem keine Bewirtschaftung stattfindet (abgesehen durch<br />

Schafe).<br />

Jedoch sollen <strong>an</strong> dieser Stelle die für Schleswig-Holstein typischen Wallhecken, die sogen<strong>an</strong>nten<br />

Knicks, näher betrachtet werden, da diese hauptsächlich von L<strong>an</strong>dwirten bewirtschaftet werden.<br />

Die L<strong>an</strong>dschaftspflegematerialien, die von den Knicks gewonnen werden, stellen kein<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftliches Erzeugnis oder gar Abfall dar, bergen aber ein relativ hohes<br />

Biomassepotenzial.<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> stehen nach Angaben des Grünflächenamtes 41.132 laufende Meter<br />

Knick. Wir rechnen mit einem Aufwuchsfaktor nach SCHÜTT von 15 m³/(100 lfdm*a) 9 und einem<br />

Erntezyklus von 12 Jahren. Daraus folgt ein jährliches Aufkommen von 180 Mg Gehölzschnitt bzw.<br />

Hackschnitzel.<br />

Eine ausführliche Erläuterung der Rechnung sowie weitere Informationen zu Knicks sind in Anlage<br />

10 zu finden.<br />

2.1.6 Waldflächen<br />

An die 4,5% der Fläche <strong>Neumünster</strong>s (entsprechend 324 ha) ist mit Wald bedeckt. Obwohl Wald-<br />

holz kein org<strong>an</strong>ischer Abfall und auch kein L<strong>an</strong>dschaftspflegematerial ist, soll doch das mögliche<br />

Biomassepotenzial dieser Flächen aufgezeigt werden. Wir legen dazu Angaben aus dem siebten<br />

Waldbericht (Berichtszeitraum: 2003 bis 2007) des Ministeriums für L<strong>an</strong>dwirtschaft, Umwelt und<br />

ländliche Räume zugrunde, sodass sich ein Holzvolumenpotenzial von 2.508 m³ pro Jahr ergibt.<br />

9 SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten.<br />

Seite 14


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Umgerechnet folgt daraus ein Holzmassepotenzial von 1.313 Mgatro pro Jahr, was bei einem Was-<br />

sergehalt von 55% etwa 2.918 Mg frischer Holzmasse entspricht.<br />

Genauere Informationen zu diesem Thema sowie die genauen Berechnungen sind in Anlage 11<br />

hinterlegt.<br />

2.1.7 Wasserflächen<br />

In der Nutzungsartengruppe Wasserflächen sind das Ufer des Einfelder Sees sowie Fließgewässer<br />

im Stadtgebiet von Interesse.<br />

Für den Einfelder See wurde eine Bewirtschaftungslänge von 6,7 km pro Jahr <strong>an</strong>gesetzt, was das<br />

absolute Maximum darstellen dürfte. Die etwa 80 km Fließgewässer, die durch <strong>Neumünster</strong><br />

laufen, wurden zu 100% mit einberechnet. Die Datenlage zu Grünabfall- bzw.<br />

L<strong>an</strong>dschaftspflegematerialaufkommen <strong>an</strong> Ufern ist äußerst dürftig. Bei einem konservativen<br />

Ansatz kommen wir auf ein Grasschnittpotenzial von 286 Mg/a und ein Gehölzschnittpotenzial<br />

von 59 Mg/a, was als Maximalwerte interpretiert werden sollte.<br />

Eine genaue Beschreibung der Gewässer sowie der zugrunde gelegten Berechnungen findet sich<br />

in Anlage 12.<br />

2.1.8 Flächen <strong>an</strong>derer Nutzung<br />

In dieser Nutzungsartengruppe werden die Friedhöfe betrachtet. Die Stadt <strong>Neumünster</strong> verfügt<br />

über vier Friedhöfe, die ausschließlich unter kirchlicher Verwaltung stehen. Für die Ermittlung des<br />

Friedhofsabfallpotenzials für eine Gesamtfläche von 45 ha wurden Werte aus zwei Quellen<br />

gemittelt, was ein Ergebnis von 1.080 Mg Friedhofsabfall pro Jahr ergab. Weitere Angaben<br />

enthält Anlage 13.<br />

Seite 15


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

2.1.9 Zusammenfassung der flächenbezogenen <strong>Potenziale</strong><br />

Die folgende Tabelle fasst alle flächenbezogenen <strong>Potenziale</strong> zusammen; alle Angaben beziehen<br />

sich auf die Frischmasse.<br />

Tabelle 1: Zusammenfassung der flächenbezogenen <strong>Potenziale</strong> in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Herkunft Abfallart Material Menge in Mg/a<br />

Gärten von EFH und MFH Gartenabfall<br />

Seite 16<br />

eher krautig 13.873<br />

eher holzig 4.625<br />

Gewerbe- und Industrieflächen Grünschnitt eher krautig 1.584<br />

Entsorgungs<strong>an</strong>lagen Grünschnitt überwiegend krautig 483<br />

Sportflächen Grünschnitt überwiegend krautig 933<br />

Grünflächen Grünschnitt überwiegend krautig 3.288<br />

Autobahn<br />

Bundes-, L<strong>an</strong>des-, Kreis-<br />

und Gemeindestraßen<br />

Straßenbäume<br />

Grasschnitt krautig 195<br />

Gehölzschnitt holzig 180<br />

Grünschnitt krautig 201<br />

B<strong>an</strong>kettschälgut krautig/mineralisch 141<br />

Häckselgut holzig 1.100<br />

Stammholz holzig 1.135<br />

Laubstreu eher krautig 2.500<br />

Schienenbegleitgrün Gehölzschnitt holzig 84<br />

Flugplatz Grünschnitt krautig 530<br />

Knicks Gehölzschnitt holzig 180<br />

Wald Holzmasse holzig 2.918<br />

Uferbegleitgrün<br />

Grasschnitt krautig 286<br />

Gehölzschnitt holzig 59<br />

Friedhöfe Friedhofsabfälle überwiegend krautig 1.080<br />

Es wurde ein Gesamtbiomassepotenzial der Flächen der Stadt <strong>Neumünster</strong> von 35.375 Mg pro<br />

Jahr ermittelt. Dabei sind 25.094 Mg (71%) den eher krautigen Biomassen zuzurechnen und<br />

10.281 Mg (29%) sind eher holzige Fraktionen.


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

2.2 Einwohnerbezogene Küchenabfallpotenziale<br />

Den Küchenabfallpotenzialen nähern wir uns größtenteils über einwohnerbezogene Werte, zie-<br />

hen aber auch für bestimmte Bereiche <strong>an</strong>dere statistische Größen, wie z.B. Beschäftigungs- oder<br />

Umsatzzahlen, her<strong>an</strong>. <strong>Neumünster</strong> hat 76.941 Einwohner (St<strong>an</strong>d: 30.06.2011).<br />

Die aktuellste, ausführlichste und umf<strong>an</strong>greichste Studie zu diesem Thema ist von KRANERT et<br />

al. 10 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) erstellt worden. Aufgrund der hohen Detailgenauigkeit dieser Studie orientieren wir uns<br />

für unsere Abschätzungen <strong>an</strong> deren Vorgehensweise und ziehen – wo vorh<strong>an</strong>den – weitere<br />

Datengrundlagen her<strong>an</strong>.<br />

2.2.1 Küchenabfallaufkommen der privaten Haushalte<br />

Küchenabfälle setzen sich aus Zubereitungsresten, Speiseresten sowie überlagerten Lebensmit-<br />

teln zusammen. Eine mengenmäßige Erfassung erfolgt für diejenigen Küchenabfälle, welche über<br />

die Bioabfall- und Restabfalltonne entsorgt werden. Nicht erfasst werden die Anteile, welche in<br />

die Eigenkompostierung gehen, in die K<strong>an</strong>alisation gel<strong>an</strong>gen oder <strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden.<br />

Zur Abschätzung des Gesamtpotenzials <strong>an</strong> Küchenabfällen aus privaten Haushalten müssen diese<br />

mit berücksichtigt werden.<br />

Alle Berechnungen und genaue Angaben zu den zugrunde gelegten Annahmen sind in Anlage 14<br />

hinterlegt.<br />

Org<strong>an</strong>ik im Restmüll<br />

Zunächst bleibt festzustellen, dass wir nur den Teil des Restmülls betrachten, der von privaten<br />

Haushalten erzeugt wird. Mithilfe einer Formel von QUICKER et al. 11 errechnen wir einen Anteil<br />

von 18,83% Geschäftsmüll im Restmüllaufkommen von <strong>Neumünster</strong>. Das bedeutet, dass von<br />

17.523 Mg gemischten Siedlungsabfällen im Jahre 2010, nur 14.223 Mg den privaten Haushalten<br />

zuzurechnen sind.<br />

Wir betrachten zwei Ansätze, um Org<strong>an</strong>ikaufkommen im Restmüll zu bestimmen. Der erste An-<br />

satz geht von pauschalierten Prozentsätzen aus, während der zweite stärker in Biotonnennutzer<br />

und Eigenkompostierer differenziert, da immerhin 64% der Haushalte selbst kompostieren. Der<br />

zweite Ansatz stützt sich jedoch hauptsächlich auf die Erkenntnisse einer Restmüll<strong>an</strong>alyse im Kreis<br />

Segeberg aus dem Jahre 2011, 12 während der erste Ansatz eine breitere statistische Grundlage<br />

hat.<br />

10 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

11 QUICKER et al.: (10/2006) Verfahren zur Qu<strong>an</strong>tifizierung von Geschäftsmüll.<br />

12 http://www.wzv.de/PDFs/WZV_News_Extrablatt_kompost.pdf<br />

Seite 17


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Nach Ansatz 1 gehen wir von einem Anteil von 28% org<strong>an</strong>ischer Abfälle im Restmüll aus. Nach<br />

Ansatz 2 schätzen wird den Bioabfall<strong>an</strong>teil im Hausmüll der Eigenkompostierer mit 43% und den<br />

der Biotonnennutzer mit 23% ab. Aufgrund einer Restabfall<strong>an</strong>alyse der ATUS GmbH gehen wir<br />

weiter davon aus, dass 13% der org<strong>an</strong>ischen Fraktion aus Garten- und Zimmerpfl<strong>an</strong>zenabfällen<br />

bestehen (Erstere wurden bereits betrachtet, Letztere werden noch betrachtet).<br />

Küchenabfall in der Biotonne<br />

In der Biotonne befinden sich nicht nur Küchenabfälle, wie Zubereitungs- und Speisereste, son-<br />

dern auch Gartenabfälle. Deren Potenzial wurde jedoch bereits über die Flächenerhebung ermit-<br />

telt, sodass hier nur der übrige Teil von Bedeutung ist.<br />

Eine Abfall<strong>an</strong>alyse des Biotonneninhalts einer <strong>an</strong>deren Stadt in Schleswig-Holstein ergab einen<br />

Anteil von 45,7% Küchenabfällen, KRANERT et al. 13 kommen zu dem Schluss, dass durchschnittlich<br />

36,1% des Inhalts der Biotonnen Lebensmittelabfälle sind. Wir verwenden den Mittelwert von<br />

40,9%.<br />

Sonstige Entsorgungswege<br />

Zu den sonstigen Entsorgungswegen ist es schwierig, fundierte Aussagen zu treffen. Wir folgen<br />

daher den Annahmen der BMELV-Studie, deren Prozent<strong>an</strong>gaben sich auf die erfassten Küchenab-<br />

fallmengen im kommunalen Sammelsystem beziehen.<br />

Die Autoren der BMELV-Studie haben ermittelt, dass<br />

� 5,7 bis 31% der Lebensmittelabfälle (z.B. Getränke, Milch, Suppen) über die K<strong>an</strong>alisation<br />

entsorgt werden,<br />

� 0 bis 29,9% der Lebensmittelabfälle in der Eigenkompostierung l<strong>an</strong>den,<br />

� und 0 bis 5,6% der Lebensmittelabfälle <strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden.<br />

In Ansatz 1 wie auch in Ansatz 2 verwenden wir für Küchenabfälle, die in die K<strong>an</strong>alisation gegeben<br />

und <strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden, die gemittelten Werte (K<strong>an</strong>alisation: 18,4%; Verfütterung:<br />

2,8%). Da der Prozentsatz der Eigenkompostierer bek<strong>an</strong>nt ist, ziehen wir in Ansatz 1 einen gewich-<br />

ten Wert von 19,1% her<strong>an</strong>.<br />

In Ansatz 2 ermitteln wir das spezifische Küchenabfallaufkommen der Biotonnennutzer (Küchen-<br />

abfall im Restmüll plus Küchenabfall in der Biotonne), welches bei 143 kg/(E<strong>an</strong>geschlossen*a) liegt, und<br />

dasjenige der Eigenkompostierer (Küchenabfall im Restmüll), welches bei 69 kg/(EEigenkompostierer*a)<br />

liegt. Wenn m<strong>an</strong> davon ausgeht, dass Eigenkompostierer genauso viele Küchenabfälle erzeugen<br />

wie Biotonnennutzer, so ergibt sich aus der Differenz die Menge der selbst kompostierten Kü-<br />

chenabfälle: 74 kg/(EEigenkompostierer*a).<br />

13 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Seite 18


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Als Endergebnis wurden die Werte aus den beiden Ansätzen gemittelt.<br />

Es ergeben sich folgende Mengen:<br />

� Küchenabfälle im Restmüll: 3.948 Mg pro Jahr (51,5 kg/[E*a]).<br />

� Küchenabfälle in der Biotonne: 2.941 Mg pro Jahr (38 kg/[E*a]).<br />

� Küchenabfälle in der K<strong>an</strong>alisation: 1.268 Mg pro Jahr (16,5 kg/[E*a]).<br />

� Küchenabfälle, die <strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden: 192,5 Mg pro Jahr (2,5 kg/[E*a]).<br />

� Küchenabfälle in der Eigenkompostierung: 2.434 Mg pro Jahr (31,5 kg/[E*a]).<br />

Daraus folgt ein Gesamtpotenzial von 10.783 Mg Küchenabfällen pro Jahr aus privaten Haushal-<br />

ten (entsprechend 140 kg/[E*a]).<br />

Laut einer Studie von COFRESCO 14 werden pro Jahr 80 kg/(E*a) <strong>an</strong> Lebensmitteln weggeworfen,<br />

das bedeutet auf unseren Wert bezogen, dass etwa 60 kg/(E*a) Zubereitungs- und Speisereste<br />

sind.<br />

Abfälle von Zimmerpfl<strong>an</strong>zen und Blumenschmuck<br />

Ein weiterer einwohnerbezogener Wert ist das Potenzial für Zimmerpfl<strong>an</strong>zen- und<br />

Schnittblumenreste aus Haushalten. SCHEFFOLD gibt dieses mit 10 kg/(E*a) 15 <strong>an</strong>. Auf <strong>Neumünster</strong><br />

bezogen, besteht somit ein Potenzial von 769 Mg Schmuckpfl<strong>an</strong>zenabfällen pro Jahr.<br />

2.2.2 Großerzeuger bzw. –verbraucher<br />

Im Folgenden werden verschiedene Bereiche von Großerzeugern (z.B. Lebensmittelindustrie) und<br />

Großverbrauchern (z.B. Gaststätten) zusammengefasst. In Klammern ist jeweils die Anlage<br />

<strong>an</strong>gegeben, in der die genaue Berechnung und die statistischen Daten zu <strong>Neumünster</strong> aus diesem<br />

Bereich hinterlegt sind.<br />

Lebensmittelindustrie: In <strong>Neumünster</strong> gibt es fünf Betriebe des verarbeitenden Gewerbes der<br />

Ernährungsbr<strong>an</strong>che. Wir schätzen die Menge der Lebensmittelabfälle auf 163 Mg pro Jahr (Anlage<br />

15).<br />

Einzelh<strong>an</strong>del: In <strong>Neumünster</strong> gibt es um die 577 Einzelh<strong>an</strong>delsbetriebe, von denen 179 die<br />

Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel führen (z.B. Supermärkte, Bäckereien, Fleischereien<br />

usw.). Wir schätzen die Menge der Lebensmittelabfälle in diesem Bereich auf 508 Mg pro Jahr<br />

(Anlage 16).<br />

Gaststättengewerbe: In <strong>Neumünster</strong> gibt es 319 gastronomische Betriebe, deren<br />

Speiseabfallaufkommen wir auf 1.210 Mg pro Jahr schätzen (Anlage 17).<br />

14 COFRESCO: (03/2011) Das Wegwerfen von Lebensmitteln - Einstellungen und Verhaltensmuster.<br />

15 SCHEFFOLD, K.: (03/1998) Bioabfall eine relev<strong>an</strong>te Gebührengröße.<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Beherbergungsgewerbe: <strong>Neumünster</strong> verfügt über 11 Beherbergungsbetriebe mit 9 und mehr<br />

Betten. Das Lebensmittelabfallaufkommen dieser schätzen wir auf 52 Mg pro Jahr (Anlage 18).<br />

Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus: In der Stadt gibt es ein großes Kr<strong>an</strong>kenhaus, dessen Menge <strong>an</strong><br />

Küchenabfällen wir auf 453 Mg pro Jahr schätzen (Anlage 19).<br />

Lebensmittelabfälle am Arbeitsplatz: In <strong>Neumünster</strong> arbeiten 31.895 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte, die etwa 509 Mg Küchenabfälle pro Jahr erzeugen (inkl. K<strong>an</strong>tinengänger; Anlage<br />

20).<br />

Schulen: In <strong>Neumünster</strong> gehen 11.410 Kinder und Jugendliche zur Schule, hinzu kommen noch<br />

9.540 Berufs- und L<strong>an</strong>desberufsschüler/innen. Etwa 67% der Schüler/innen besuchen eine Schule<br />

mit G<strong>an</strong>ztagsbetrieb. Das Küchenabfallaufkommen in diesem Bereich beläuft sich auf 222 Mg pro<br />

Jahr (Anlage 21).<br />

Kinderbetreuungsstätten: In der Stadt <strong>Neumünster</strong> gibt es 31 Kindertagesstätten mit insgesamt<br />

572 betreuten Kindern, von denen eine Küchenabfallmenge von 6,7 Mg pro Jahr herrührt (Anlage<br />

22).<br />

Alten- und Pflegeheime: In der Stadt sind insgesamt 1.100 Dauerpflegeplätze eingerichtet. Wir<br />

schätzen die Menge der Lebensmittelabfälle in diesem Bereich auf 189 Mg pro Jahr (Anlage 23).<br />

Justizvollzugs<strong>an</strong>stalt: Die noch in der Kaiserzeit als Zentralgefängnis <strong>Neumünster</strong> errichtete<br />

Justizvollzugs<strong>an</strong>stalt verfügt über 598 Haftplätze. Wir schätzen die jährlich dort <strong>an</strong>fallenden<br />

Lebensmittelabfälle auf 139 Mg/a (Anlage 24).<br />

Seite 20


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

2.2.3 Zusammenfassung der Küchenabfallpotenziale<br />

Die folgende Tabelle fasst alle Küchenabfallpotenziale der Stadt zusammen.<br />

Tabelle 2: Zusammenfassung der Küchenabfallpotenziale in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Herkunft Menge in Mg/a<br />

Küchenabfälle aus privaten Haushalten 10.783<br />

Schmuckpfl<strong>an</strong>zenabfälle 769<br />

Lebensmittelindustrie 163<br />

Einzelh<strong>an</strong>del 508<br />

Gaststättengewerbe 1.210<br />

Beherbergungsgewerbe 52<br />

Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus 453<br />

Erwerbstätige 509<br />

Schulen 222<br />

Kindertagesstätten 6,7<br />

Alten- und Pflegeheime 189<br />

Justizvollzugs<strong>an</strong>stalt 139<br />

Gesamt 15.003,7<br />

Somit besteht insgesamt ein Potenzial von rund 15.000 Mg Küchenabfall in der Stadt <strong>Neumünster</strong>.<br />

3 Erfasste Mengen org<strong>an</strong>ischer Abfälle<br />

Daten über die derzeit erfassten Mengen <strong>an</strong> org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong> finden wir in der Abfallbil<strong>an</strong>z<br />

der Stadt <strong>Neumünster</strong>.<br />

Nachfolgend werden die relev<strong>an</strong>ten Positionen aus der Bil<strong>an</strong>z 2010 dargestellt, die vollständige<br />

Siedlungsabfallbil<strong>an</strong>z ist in Anlage 25 einzusehen.<br />

Tabelle 3: in Bezug auf org<strong>an</strong>ische Abfälle relev<strong>an</strong>te Positionen der Abfallbil<strong>an</strong>z 2010<br />

Abfallart Abfallaufkommen in Mg<br />

Gemischte Siedlungsabfälle 17.523<br />

Bioabfall 7.190<br />

Garten- und Parkabfälle 4.534<br />

Für den erfassten org<strong>an</strong>ischen Anteil im Restmüll setzen wir den Mittelwert der im Rahmen des<br />

Küchenabfallaufkommens der privaten Haushalte ermittelten Werte der Ansätze 1 und 2 (siehe<br />

Anlage 14) <strong>an</strong>; das heißt, ungefähr 4.537 Mg des Restmülls sind org<strong>an</strong>ische Fraktionen.<br />

Insgesamt erfasst die Stadt <strong>Neumünster</strong> also bereits 16.261 Mg org<strong>an</strong>ische Abfälle. Gehen wir<br />

davon aus, dass 13% der org<strong>an</strong>ischen Fraktion im Restmüll Grünabfälle sind, und dass nur 40,9%<br />

des Biotonneninhalts Küchenabfälle sind (und sich zudem noch etwa 5,2% Restabfälle in der<br />

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Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Biotonne befinden), so werden 6.888 Mg Küchenabfälle und 8.999 Mg Grünabfälle pro Jahr<br />

erfasst, entsprechend 90 bzw. 117 kg/(E*a).<br />

Ziehen wir zum Vergleich das ermittelte Grünabfallpotenzial aus Kap. 2.1.9 her<strong>an</strong>, wobei wir<br />

reinen Gehölzschnitt, der zur Produktion von Hackschnitzeln geeignet ist, Stammholz von Straßen-<br />

und Waldbäumen sowie B<strong>an</strong>kettschälgut außen vor lassen, da diese Fraktionen kaum regulär<br />

erfasst werden (d.h., dass als einzige eher holzige Fraktion der Baum- und Strauchschnitt aus den<br />

Hausgärten miteinbezogen wird), so werden bereits 30,4% des theoretischen<br />

Grünabfallpotenzials erfasst.<br />

Ziehen wir das gesamte Küchenabfallpotenzial aus Kap. 2.2.3 her<strong>an</strong>, so werden bereits 46% des<br />

theoretischen Küchenabfallpotenzials erfasst. Bezieht m<strong>an</strong> sich nur auf die Mengen, die aus<br />

privaten Haushalten stammen, da hauptsächlich diese von der Systemabfuhr entsorgt werden, so<br />

liegt der Anteil bei 64%.<br />

Ein <strong>an</strong>derer Aspekt ist es, ob die org<strong>an</strong>ischen Abfälle auch getrennt erfasst werden. Bei diesen<br />

Überlegungen fällt der gesamte Anteil, der mit dem Restmüll erfasst wird, weg. Es bleiben<br />

lediglich 2.941 Mg Küchenabfälle und 8.409 Mg Grünabfälle, entsprechend 38 kg/(E*a) bzw.<br />

109 kg/(E*a).<br />

Bei dieser Her<strong>an</strong>gehensweise liegt der Anteil der erfassten Grünabfälle bei 28,4% und der des<br />

erfassten Küchenabfalls bei 19,6% bzw. 27,3% (nur private Haushalte).<br />

Klärschlamm<br />

Der Vollständigkeit halber soll <strong>an</strong> dieser Stelle noch das Aufkommen <strong>an</strong> Klärschlamm erwähnt<br />

werden, welcher <strong>an</strong> der städtischen Klär<strong>an</strong>lage <strong>an</strong>fällt. Bisher wurde jährlich eine Menge von etwa<br />

12.000 Mg Klärschlamm erzeugt. Bisher wurde dieser Klärschlamm mit Kalk stabilisiert und einer<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Verwertung zugeführt. Im Jahr 2012 geht eine Schlammfaulung in Betrieb,<br />

aus der Gas zur Energiegewinnung entsteht. Dadurch soll mehr als die Hälfte des Energiebedarfs<br />

der Klär<strong>an</strong>lage aus regenerativen Energien gedeckt werden. Die <strong>an</strong>fallenden Mengen Klärschlamm<br />

werden sich dabei um etwa 30% reduzieren, sodass d<strong>an</strong>ach nur noch um die 8.000 Mg pro Jahr<br />

16 17<br />

<strong>an</strong>fallen und in die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Verwertung gehen.<br />

16 Abfallwirtschaftskonzept der Stadt <strong>Neumünster</strong> 2010 – 1014<br />

17 http://www.neumuenster.de/tbz/index.php?article_id=183<br />

Seite 22


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

4 Ansätze zur Erhöhung der erfassten Mengen<br />

Im Folgenden sollen die Bereiche betrachtet werden, bei denen eine Steigerung der erfassten<br />

org<strong>an</strong>ischen Abfallmengen möglich scheint.<br />

Die nachfolgende Tabelle fasst zunächst die <strong>Potenziale</strong> und bereits erfassten Mengen zusammen.<br />

Tabelle 4: Gegenüberstellung der potenziellen und erfassten Mengen org<strong>an</strong>ischer Abfälle<br />

Potenzial<br />

Grünabfall Küchenabfall<br />

Haushalte 18.498 11.552 *)<br />

Sonstige (Gewerbe, Industrie usw.) 11.080 3.452<br />

Erfassung über<br />

Biotonne 3.875 2.941<br />

Grünabfall<strong>an</strong>nahme 4.534 -<br />

Restmüll 590 3.947<br />

verbleibendes Potenzial 20.579 8.116<br />

*) einschl. Schmuckpfl<strong>an</strong>zenabfälle<br />

M<strong>an</strong> sieht, dass von den Grünabfällen – die insgesamt das höhere Potenzial aufweisen – etwa ein<br />

Drittel bereits jetzt die öffentliche Abfallentsorgung durchläuft; die <strong>an</strong>deren zwei Drittel gehen<br />

<strong>an</strong>dere Wege. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n davon ausgehen, dass jeweils etwa 10.000 Mg aus privaten und<br />

gewerblichen Quellen noch erschließbar sind.<br />

Bei den Küchenabfällen liegt der „Anschlussgrad“ erstaunlicherweise sogar noch niedriger. Nun<br />

sind darunter auch Mengen aufgelistet, welche schlechterdings nicht sinnvoll als Abfall<br />

eingesammelt werden können (flüssige Speisereste u.ä., welche durch die K<strong>an</strong>alisation abgehen).<br />

Aber immerhin (geschätzt) gut 4.000 Mg/a feste Küchenabfälle aus Privathaushalten werden auf<br />

<strong>an</strong>deren Wegen, also wohl vor allem der Eigenkompostierung, entsorgt.<br />

Wie ließen sich diese <strong>Potenziale</strong> erschließen?<br />

Soweit gewerbliche Erzeuger berührt sind, gehen wir von einer Entsorgung durch die private<br />

Entsorgungswirtschaft, außerhalb der städtischen Zuständigkeit, aus. Bei diesen <strong>Abfällen</strong> ist davon<br />

auszugehen, dass diese Mengen bereits erschlossen sind – durch die SWN oder durch Dritte (Spei-<br />

seabfälle z.B. durch Firma Heinrich Nagel GmbH & Co. KG). Diese <strong>Potenziale</strong> sind bek<strong>an</strong>ntlich<br />

hochgradig preisgesteuert. Hier k<strong>an</strong>n die SWN Entsorgung GmbH durch ihre Preisgestaltung<br />

weitgehend steuern, ob sie diese Mengen haben will oder nicht.<br />

Derzeit werden org<strong>an</strong>ische Abfälle im Regelfall noch gegen Entsorgungsentgelt – oder zumindest<br />

Logistikentgelt – übernommen. Es gehört aber nicht viel F<strong>an</strong>tasie dazu sich vorzustellen, dass in<br />

wenigen Jahren solche Materialien für den Erzeuger kostenfrei abgeholt werden.<br />

Soweit private Haushalte berührt sind, geht es vor allem um die städtische Abfall-„Politik“.<br />

Die Quote von Eigenkompostierern ist mit 64% relativ hoch. Die Möglichkeit zur<br />

Eigenkompostierung ist in § 6 Abs. 2 Abfallwirtschaftssatzung implementiert. Die Eigenkompos-<br />

Seite 23


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

tierung wird politisch gefördert, indem der Anschlusspflichtige sich die Gebühren für die Biotonne<br />

spart. Es entspricht l<strong>an</strong>gjähriger abfallwirtschaftlicher Praxis, die Eigenkompostierung als<br />

Abfallvermeidung aufzufassen und diesen nach Abfallhierarchie höherwertigen Vorg<strong>an</strong>g<br />

entsprechend zu fördern.<br />

Will m<strong>an</strong> nun einen höheren Anteil der org<strong>an</strong>ischen Abfälle in die Abfallwirtschaft „hineinziehen“,<br />

so bedarf dies wohl zunächst eines klar artikulierten Kurswechsels. Dieser lässt sich nach unserer<br />

Auffassung gut begründen:<br />

Der Schwerpunkt der Abfallwirtschaft verschiebt sich zunehmend von der Entsorgung zur<br />

Sekundärrohstoffversorgung. Dies gilt auch und insbesondere für Biomasse. Es macht<br />

daher abfallwirtschaftlich nur noch wenig Sinn, eine Verwertung von Biomasse außerhalb<br />

der Abfallwirtschaft zu belohnen.<br />

Ein solcher Kurswechsel könnte beispielsweise im Rahmen eines Abfallwirtschaftskonzeptes<br />

erörtert und letztlich politisch beschlossen werden.<br />

Auf dieser Basis könnten d<strong>an</strong>n folgende konkrete Maßnahmen ergriffen werden:<br />

� Veränderung der Gebührenstruktur dahin gehend, dass Eigenkompostierer geringere<br />

wirtschaftliche Vorteile erhalten.<br />

� Ggf. könnten st<strong>an</strong>dardmäßig größere Biotonnen <strong>an</strong>geboten bzw. vorgegeben werden, da<br />

dies erfahrungsgemäß auch die Erfassungsmenge steigert (einer unserer Kunden hat<br />

st<strong>an</strong>dardmäßig 240-l-Tonnen und erfasst über 200 kg je Einwohner und Jahr).<br />

� M<strong>an</strong> könnte auch das Abfuhrintervall in der Vegetationsperiode auf einmal pro Woche<br />

verkürzen. Zudem wäre auch eine Saisontonne denkbar, die für eine gewisse Zeit auch<br />

von Eigenkompostierern genutzt werden könnte und so Spitzen im Grünabfallaufkommen<br />

abfängt.<br />

� Eine weitere Möglichkeit mehr Grünabfälle zu akquirieren, ist, die Annahmegebühren <strong>an</strong><br />

den Annahmestellen abzuschaffen. Diese Maßnahme sollte sehr wirkungsvoll sein, da<br />

gerade Lohnunternehmer, die bspw. die Grün<strong>an</strong>lagen von Mehrfamilienhäusern pflegen,<br />

so vermehrt Mengen beim AWZ oder TBZ abgäben.<br />

Seite 24


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Ermittlung des Potenzials<br />

org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

ANLAGENBAND<br />

I


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 1: Die Stadt <strong>Neumünster</strong> (Sammelplätze in Grün eingezeichnet) 18<br />

18 Verändert nach Google Maps<br />

II


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 2: Flächennutzungspl<strong>an</strong> der Stadt <strong>Neumünster</strong> (St<strong>an</strong>d: 2006) 19<br />

rötlich = Wohnbauflächen; grau = gewerbliche Bauflächen; or<strong>an</strong>ge = Sonderbauflächen; gelb = Flächen für<br />

Ver- und Entsorgungs<strong>an</strong>lagen; hellgrün = Grünflächen; dunkelgrün = Wald; gelblich-beige = Flächen für die<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />

19 Stadt <strong>Neumünster</strong>, Fachdienst 61<br />

III


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 3: Flächen nach Art der tatsächlichen Nutzung in der Stadt <strong>Neumünster</strong> nach Angabe des<br />

Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein am 31.12.2010<br />

Nutzungsartenschlüssel<br />

Nutzungsartengruppe<br />

IV<br />

Fläche in<br />

Hektar<br />

Anteil <strong>an</strong> der<br />

Gesamtfläche<br />

100 Gebäude- und Freiflächen 2382,13 33,26%<br />

110 Gebäude- und Freiflächen – Öffentliche Zwecke 165,09 2,30%<br />

130 Gebäude- und Freiflächen – Wohnen 1396,24 19,49%<br />

140 Gebäude- und Freiflächen – H<strong>an</strong>del und Dienstleistungen 259,12 3,62%<br />

170 Gebäude- und Freiflächen – Gewerbe und Industrie 268,25 3,74%<br />

210 Gebäude- und Freiflächen – Mischnutzung mit Wohnen 119,52 1,67%<br />

230 Gebäude- und Freiflächen zu Verkehrs<strong>an</strong>lagen 18,12 0,25%<br />

250 Gebäude- und Freiflächen zu Versorgungs<strong>an</strong>lagen 16,34 0,23%<br />

260 Gebäude- und Freiflächen zu Entsorgungs<strong>an</strong>lagen 69,11 0,96%<br />

270 Gebäude- und Freiflächen – L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 49,58 0,69%<br />

280 Gebäude- und Freiflächen – Erholung 20,69 0,29%<br />

290 Gebäude- und Freiflächen – ungenutzt 0,08 0,00%<br />

300 Betriebsflächen 25,89 0,36%<br />

310 Betriebsflächen – Abbaul<strong>an</strong>d 0,91 0,01%<br />

330 Betriebsflächen – Lagerplätze 9,00 0,13%<br />

340 Betriebsflächen – Versorgungs<strong>an</strong>lagen 3,33 0,05%<br />

350 Betriebsflächen – Entsorgungs<strong>an</strong>lagen 7,51 0,10%<br />

360 Betriebsfläche – ungenutzt 5,13 0,07%<br />

400 Erholungsflächen 347,61 4,85%<br />

410 Sportflächen 77,74 1,09%<br />

420 Grün<strong>an</strong>lagen 269,87 3,77%<br />

500 Verkehrsflächen 746,96 10,43%<br />

510 Straßen 490,15 6,84%<br />

520 Wege 98,08 1,37%<br />

530 Plätze 38,42 0,54%<br />

540 Bahngelände 83,95 1,17%<br />

550 Flugplatz 35,66 0,50%<br />

590 Verkehrsbegleitflächen 0,70 0,01%<br />

600 L<strong>an</strong>dwirtschaftsflächen 3063,76 42,77%<br />

610 Ackerl<strong>an</strong>d 1328,40 18,54%<br />

620 Grünl<strong>an</strong>d 1437,90 20,07%<br />

630 Gartenl<strong>an</strong>d 89,59 1,25%<br />

650 Moor 188,38 2,63%<br />

660 Heide 2,36 0,03%<br />

690 Brachl<strong>an</strong>d 17,14 0,24%<br />

700 Waldflächen 324,28 4,53%<br />

710 Laubwald 90,26 1,26%<br />

720 Nadelwald 63,47 0,89%<br />

730 Mischwald 162,01 2,26%<br />

740 Gehölz 8,54 0,12%


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

800 Wasserflächen 199,11 2,78%<br />

810 Flüsse 8,26 0,12%<br />

840 Bäche 25,02 0,35%<br />

850 Gräben 12,02 0,17%<br />

860 Seen 124,42 1,74%<br />

880 Teiche, Weiher 17,23 0,24%<br />

890 Sümpfe 12,16 0,17%<br />

900 Flächen <strong>an</strong>derer Nutzung 73,41 1,02%<br />

910 Übungsgelände 1,49 0,02%<br />

920 Schutzflächen 0,62 0,01%<br />

930 Historische Anlagen 1,99 0,03%<br />

940 Friedhöfe 44,84 0,63%<br />

950 Unl<strong>an</strong>d 24,48 0,34%<br />

999 Bodenfläche insgesamt 7163,16 100%<br />

Anlage 4: Die Nutzungsartengruppen und deren Begriffsbestimmungen gemäß dem Nutzungsar-<br />

tenverzeichnis der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundes-<br />

republik Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Gebäude- und Freiflächen: Flächen mit Gebäuden (Gebäudeflächen) und unbebaute Flächen<br />

(Freiflächen), die Zwecken der Gebäude untergeordnet sind. Zu den unterzuordnenden Flächen<br />

zählen insbesondere Vorgärten, Hausgärten, Spielplätze, Stellplätze usw., die mit der Bebauung<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g stehen.<br />

� Öffentliche Zwecke: Gebäude und Flächen der Verwaltung, Bildung und Forschung, Kul-<br />

tur, Kirche, Gesundheit, für Soziales, Sicherheit und Ordnung und Friedhofsgebäude sowie<br />

nicht weiter untergliederte Gebäude- und Freiflächen, die vorherrschend der Erfüllung öf-<br />

fentlicher Aufgaben und der Allgemeinheit dienen.<br />

� Wohnen: Einzel-, Doppel-, Reihen-, Mehrfamilien- und Hochhäuser sowie nicht weiter<br />

untergliederte Gebäude- und Freiflächen, die vorherrschend Wohnzwecken dienen.<br />

� H<strong>an</strong>del und Dienstleistungen: Gebäude und Flächen der Verwaltung für freie Berufe,<br />

B<strong>an</strong>ken und Kreditinstitute, Versicherungen, für H<strong>an</strong>del, Messe und Ausstellungen, Be-<br />

herbergungen, Restaurationen und für Vergnügungen sowie nicht weiter untergliederte<br />

Gebäude- und Freiflächen, die vorherrschend der Einrichtung von H<strong>an</strong>del und Dienstleis-<br />

tungen dienen.<br />

� Gewerbe und Industrie: Gebäude und Flächen für Produktion, H<strong>an</strong>dwerk, Lagerung,<br />

Tr<strong>an</strong>sport und Forschung sowie betriebliche Sozialeinrichtungen und T<strong>an</strong>kstellen, des<br />

Weiteren nicht weiter untergliederte Gebäude- und Freiflächen, die vorherrschend ge-<br />

werblichen und industriellen Zwecken dienen.<br />

� Mischnutzung mit Wohnen: Verbindung von Wohnen mit den zuvor aufgezählten Nut-<br />

zungsarten sowie nicht weiter untergliederte Gebäude- und Freiflächen, die Wohn- und<br />

<strong>an</strong>deren Nutzungen zugleich dienen und bei denen die Wohn- oder <strong>an</strong>dere Nutzung nicht<br />

von g<strong>an</strong>z untergeordneter Bedeutung ist.<br />

V


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

� Gebäude- und Freiflächen zu Verkehrs<strong>an</strong>lagen: Gebäude und Flächen, die vorherrschend<br />

der Abwicklung und Sicherheit zu Verkehrs<strong>an</strong>lagen des Verkehrs sowie der Unterhaltung<br />

der Verkehrsflächen dienen. Hierzu gehören u.a. Bahnhofsgebäude oder <strong>an</strong>dere bedeu-<br />

tende Gebäude innerhalb der Bahn<strong>an</strong>lagen oder auch von den Gebäudeflächen abgelege-<br />

ne Garagen, Sammelgaragen usw.<br />

� Gebäude- und Freiflächen zu Versorgungs<strong>an</strong>lagen: Gebäude und Flächen, die vorherr-<br />

schend der Versorgung dienen. Hierzu zählen z.B. Wasser- und Kraftwerke, Sende- und<br />

Funkstationen oder Fernsprechvermittlungen.<br />

� Gebäude- und Freiflächen zu Entsorgungs<strong>an</strong>lagen: Gebäude und Flächen, die vorherr-<br />

schend der Entsorgung von Abwasser und Abfall dienen.<br />

� L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft: Gebäude und Flächen, die vorherrschend der L<strong>an</strong>d- und<br />

Forstwirtschaft dienen, einschließlich des Wohnteils. Hierzu gehören auch Betriebsein-<br />

richtungen des Gartenbaus und l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Sondernutzungen, wie z.B. Gewächs-<br />

häuser.<br />

� Erholung: Gebäude und Flächen des Sports, von Bädern und zur Kur, Stadien, von Cam-<br />

pingplätzen, Wochenendhäuser, von zoologischen und bot<strong>an</strong>ischen Gärten sowie nicht<br />

weiter untergliederte Gebäude- und Freiflächen, die vorherrschend dem Sport, der Frei-<br />

zeit und der Erholung dienen.<br />

� Ungenutzt: Gebäude und Flächen, die nicht baulich oder nicht <strong>an</strong>ders nachhaltig genutzt<br />

werden, z.B. Bauplätze oder Flächen mit ungenutzten Gebäuden.<br />

Betriebsflächen: unbebaute Flächen, die gewerblich, industriell oder für Zwecke der Ver- und<br />

Entsorgung genutzt werden.<br />

� Abbaul<strong>an</strong>d: unbebaute Flächen, die vorherrschend durch Abbau der Bodensubst<strong>an</strong>z ge-<br />

nutzt werden, z.B. Abbau von S<strong>an</strong>d, Kies, Lehm, Gestein, Erz, Kohle oder Torf.<br />

� Lagerplätze: unbebaute Flächen, auf denen vorherrschend Güter vorübergehend gelagert<br />

werden, z.B. Roh- oder Baustoffe, Schrott oder Altmaterialien.<br />

� Betriebsflächen zu Versorgungs<strong>an</strong>lagen: unbebaute Flächen, die vorherrschend der Ver-<br />

sorgung dienen. Hierzu gehören auch die Flächen mit Brunnen, die eingezäunt und der Öf-<br />

fentlichkeit nicht zugänglich sind, sowie ober- und unterirdische Versorgungsleitungen,<br />

wenn keine <strong>an</strong>dere Nutzung <strong>an</strong> der Erdoberfläche vorh<strong>an</strong>den ist und es sich um größere<br />

Flächen h<strong>an</strong>delt.<br />

� Betriebsflächen zu Entsorgungs<strong>an</strong>lagen: unbebaute Flächen, die vorherrschend der Ent-<br />

sorgung dienen. Hierzu gehören auch ober- und unterirdische Entsorgungsleitungen,<br />

wenn keine <strong>an</strong>dere Nutzung <strong>an</strong> der Erdoberfläche möglich ist und es sich um größere Flä-<br />

chen h<strong>an</strong>delt.<br />

� Ungenutzt: unbebaute Flächen, die zur Erweiterung oder Neu<strong>an</strong>siedlung von Betrieben<br />

bereitgehalten oder nicht mehr genutzt werden.<br />

Erholungsflächen: unbebaute Flächen, die dem Sport und der Erholung dienen.<br />

� Sportflächen: Sport-, Tennis- und Golfplätze, Rennbahnen, Reitplätze, Schießstände, Frei-<br />

bäder, Eis- und Rollschuhbahnen sowie nicht weiter untergliederte unbebaute Flächen,<br />

die vorherrschend dem Sport dienen.<br />

VI


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

� Grün<strong>an</strong>lagen: Parks, Spiel- und Bolzplätze, Wildgehege, zoologische und bot<strong>an</strong>ische Gär-<br />

ten, Kleingärten, Wochenendplätze, sonstige Gärten (keine Hausgärten!) sowie nicht wei-<br />

ter untergliederte Grün<strong>an</strong>lagen, die vorherrschend der Erholung dienen.<br />

Verkehrsflächen: unbebaute Flächen, die dem Straßen-, Schienen- oder Luftverkehr sowie L<strong>an</strong>d-<br />

flächen, die dem Verkehr auf den Wasserstraßen dienen. Hierzu gehören in der Regel auch die<br />

Trenn-, Seiten- und Schutzstreifen, Brücken, Gräben und Böschungen, Rad- und Gehwege, Park-<br />

streifen und ähnliche Einrichtungen.<br />

� Straßen: ein- und mehrbahnige Straßen sowie Straßen in Fußgängerzonen, Geh- und<br />

Radwege <strong>an</strong> Straßen sowie nicht weiter untergliederte unbebaute Flächen, die nach all-<br />

gemeiner Auffassung als „Straße“ zu bezeichnen sind.<br />

� Wege: Fahr-, Fuß-, Rad- und Reitwege sowie Gänge und nicht weiter untergliederte un-<br />

bebaute Flächen, die nach allgemeiner Auffassung als „Weg“ zu bezeichnen sind.<br />

� Plätze: Park-, Rast-, Markt- und Mehrzweckplätze sowie nicht weiter untergliederte un-<br />

bebaute Flächen, die vorherrschend zum Abstellen von Fahrzeugen, Abhalten von Märk-<br />

ten oder Durchführen von Ver<strong>an</strong>staltungen dienen.<br />

� Bahngelände: unbebaute Flächen, die vorherrschend dem schienengebundenen Verkehr<br />

dienen.<br />

� Flugplatz: Flughäfen, L<strong>an</strong>deplätze und Segelfluggelände sowie nicht weiter untergliederte<br />

unbebaute Flächen, die vorherrschend dem Luftverkehr dienen.<br />

� Verkehrsbegleitflächen: unbebaute Flächen, die innerhalb der Verkehrsflächen liegen,<br />

aber als Begleitflächen dienen, z.B. Böschungen, Lärmschutz<strong>an</strong>lagen, Seitenbepfl<strong>an</strong>zun-<br />

gen sowie Flächen innerhalb von Kreuzungsbereichen und Anschlussstellen. Verkehrsbe-<br />

gleitflächen von untergeordneter Bedeutung (z.B. bis zu etwa 3 m Breite) sind nicht ent-<br />

halten.<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaftsflächen: unbebaute Flächen, die dem Ackerbau, der Wiesen- und Weidewirt-<br />

schaft, dem Garten-, Obst- oder Weinbau dienen sowie Moor und Heide.<br />

� Ackerl<strong>an</strong>d: Flächen, die dem feldmäßigen Anbau von Pfl<strong>an</strong>zen dienen.<br />

� Grünl<strong>an</strong>d: Grasflächen, die gemäht oder beweidet werden.<br />

� Gartenl<strong>an</strong>d: Flächen, die dem Gartenbau (z.B. Baumschulen) dienen.<br />

� Moor: unkultivierte Flächen mit einer mindestens 20 cm starken oberen Schicht aus ver-<br />

torften oder vermoorten Pfl<strong>an</strong>zenresten, soweit sie nicht Abbaul<strong>an</strong>d sind.<br />

� Heide: unkultivierte, s<strong>an</strong>dige, meist mit Heidekraut oder Ginster bewachsene Flächen.<br />

� Brachl<strong>an</strong>d: Flächen, die der L<strong>an</strong>dwirtschaft dienten, aber offensichtlich seit Längerem<br />

nicht mehr genutzt werden.<br />

Waldflächen: unbebaute Flächen, die mit Bäumen oder Sträuchern bewachsen sind. Hierzu gehö-<br />

ren u.a. auch Waldblößen, Pfl<strong>an</strong>zschulen oder Wildäsungsflächen bis zu etwa 0,1 ha sowie in der<br />

Regel auch Waldwege, sofern sie nicht als Flurstück ausgewiesen sind.<br />

� Laubwald: Flächen, die mit Laubbäumen bewachsen sind.<br />

� Nadelwald: Flächen, die mit Nadelbäumen bewachsen sind.<br />

� Mischwald: Flächen, die mit Laub- und Nadelbäumen bewachsen sind und bei denen der<br />

Charakter eines reinen Best<strong>an</strong>des nicht vorherrscht.<br />

VII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

� Gehölz: Flächen, die mit Sträuchern oder vereinzelten Bäumen bewachsen sind. Hierzu<br />

gehören u.a. auch mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Windschutzstreifen und Vo-<br />

gelschutzgehölze.<br />

Wasserflächen: Flächen, die ständig oder zeitweilig mit Wasser bedeckt sind, gleichgültig, ob das<br />

Wasser in natürlichen oder künstlichen Betten abfließt oder steht. Hierzu gehören in der Regel<br />

u.a. auch Böschungen und Uferbefestigungen.<br />

� Flüsse: natürlich fließende Gewässer (ggf. auch mit begradigten, k<strong>an</strong>alisierten Teilstü-<br />

cken), die wegen ihrer Größe und Bedeutung nicht als Bach <strong>an</strong>gesprochen werden kön-<br />

nen.<br />

� Bäche: natürlich fließende Gewässer, die kein Fluss sind.<br />

� Graben: ständig oder zeitweise fließende, künstlich <strong>an</strong>gelegte oder natürliche Gewässer,<br />

die wegen ihrer Größe und Bedeutung keine Flüsse oder Bäche sind.<br />

� Seen: natürliche oder künstlich <strong>an</strong>gelegte, größere stehende oder nahezu stehende Was-<br />

serflächen.<br />

� Teiche, Weiher: natürliche oder künstlich <strong>an</strong>gelegte, stehende oder nahezu stehende<br />

Wasserflächen.<br />

� Sümpfe: ständig stark mit Wasser durchtränkter Boden mit <strong>an</strong>gepasster Vegetation.<br />

Flächen <strong>an</strong>derer Nutzung: unbebaute Flächen, die nicht mit einer der vorgen<strong>an</strong>nten Nutzungsar-<br />

ten bezeichnet werden können.<br />

� Übungsgelände: Verkehrsübungs- und Dressurplätze, militärisches Übungsgelände sowie<br />

nicht weiter untergliederte unbebaute Flächen, die vorherrschend Übungs- und Erpro-<br />

bungszwecken dienen.<br />

� Schutzflächen: trigonometrische Punkte, Rückhaltebecken, Lärmschutz, Dämme und Dei-<br />

che sowie nicht weiter untergliederte unbebaute Flächen, die vorherrschend dem Schutz<br />

von Anlagen oder L<strong>an</strong>dschaftsteilen dienen.<br />

� Historische Anlagen: Stadtmauern, Türme, Denkmäler, Ruinen und Ausgrabungen sowie<br />

nicht weiter untergliederte Flächen mit historischen Anlagen, die vom Charakter her nicht<br />

den Gebäude- und Freiflächen zugeordnet werden können.<br />

� Friedhöfe: unbebaute Flächen, die zur Bestattung dienen oder gedient haben; letztere<br />

nur, sofern nicht vom Charakter der Anlage her Grün<strong>an</strong>lage zutreffender ist.<br />

� Unl<strong>an</strong>d: Felsen, Steinriegel, Dünen und stillgelegtes Abbaul<strong>an</strong>d sowie nicht weiter unter-<br />

gliederte unbebaute Flächen, die nicht geordnet genutzt werden.<br />

VIII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 5: Berechnungen zur Flächenaufteilung von Wohngebäuden<br />

Gebäude- und Freiflächen, die Wohnzwecken dienen, machen in der Stadt <strong>Neumünster</strong> gerundet<br />

1.396 ha aus. Es befinden sich 12.876 Einfamilienhäuser (EFH) und 1.984 Wohngebäude mit zwei<br />

Wohnungen (hier interpretiert als Doppelhäuser) sowie 3.469 Mehrfamilienhäuser (MFH) mit<br />

durchschnittlich 7 Wohnungen pro Gebäude in der Stadt. 20 Da keine Flächenzuordnung zu den<br />

einzelnen Gebäudetypen erfolgt, wurde die Gesamtfläche gemäß dem Verhältnis der Anzahlen<br />

der einzelnen Gebäudetypen vorgenommen, was eine ausreichend gute Näherung darstellt. Somit<br />

entfallen auf EFH 981 ha (70%), auf Doppelhäuser 151 ha (11%) und auf MFH 264 ha (19%). In den<br />

weiteren Betrachtungen werden die Doppelhäuser zu den Einfamilienhäusern gezählt.<br />

Eigene Luftbildsichtungen sowie stichprobenweise Vermessungen im DigitalenAtlasNord ergaben<br />

folgende Flächenaufteilungen der Grundstücke von Einfamilien- (inkl. Doppelhäusern) und Mehr-<br />

familienhäusern.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abbildung 2: Flächenaufteilung von Grundstücken nach Gebäudetypen<br />

Daraus ergibt sich bei MFH eine insgesamt versiegelte Fläche von durchschnittlich 40% und bei<br />

EFH von 28%. Hecken und Gehölze machen 10 bzw. 15% aus; der höhere Wert für EFH rührt da-<br />

her, dass fast jedes Grundstück von einer Hecke eingefasst ist. Rasen und Beete machen 50 bzw.<br />

57% aus.<br />

Flächenaufteilung von Einfamilien- und Mehrfamilienhausgrundstücken<br />

Mehrfamilienhäuser Einfamilienhäuser<br />

Gebäude bzw. versiegelte Flächen Hecken und Gehölze Rasen und Beete<br />

Eine Studie, 21 welche die Flächenaufteilung der Grundstücke in der Feien und H<strong>an</strong>sestadt Ham-<br />

burg betrachtete, kam zu dem Ergebnis, dass durchschnittlich 49% eines MFH-Grundstücks und<br />

20 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (St<strong>an</strong>d: 12/2011)<br />

21 PROJECTS ENERGY GMBH: (05/2009) Studie zum Biomassepotential in der Freien und H<strong>an</strong>sestadt Hamburg.<br />

IX


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

36% eines EFH-Grundstücks versiegelt sind. Da <strong>Neumünster</strong> auch Gebiete mit tendenziell dörfli-<br />

chem bzw. kleinstädtischem Charakter (z.B. Einfeld oder Tungendorf) aufweist, sehen wir unsere<br />

Ansätze zur Flächenaufteilung bestätigt.<br />

Anlage 6: Grünabfallpotenziale von Hausgärten<br />

Die Literaturwerte für Grünschnitt aus Hausgärten, einschließlich Laub, reichen von 1,4 bis 3,5<br />

kg/(m²*a), separate Aussagen zum Rasenschnitt reichen von 1,5 bis 3 kg/(m²*a) und zum<br />

Gehölzschnitt von 0,15 bis 0,7 kg/(m²*a). Aufgrund der schlechteren Quellenlage beim separat<br />

erfassten Rasen- und Gehölzschnitt stellt es sich als schwierig dar, diese Unterteilung für eine<br />

Potenzialberechnung her<strong>an</strong>zuziehen. Zudem fallen auf Beeten, deren genauer Flächen<strong>an</strong>teil<br />

unbek<strong>an</strong>nt ist und auch nur schwer geschätzt werden k<strong>an</strong>n, zusätzlich noch <strong>an</strong>dere<br />

Pfl<strong>an</strong>zenabfälle <strong>an</strong>. Aus diesem Grund wird der gesamte org<strong>an</strong>ische Abfall der Hausgärten als<br />

Gartenabfall bezeichnet und mit einem spezifischen Aufkommen von 1,9 kg/(m²*a) bewertet.<br />

Dieser Faktor ergibt sich als Mittelwert aus dem von WAGNER et al. benutzten Wert von 1,8<br />

kg/(m²*a) 22 für ein mittleres Grünschnittaufkommen und dem von WIEGEL vorgestellten 2<br />

kg/(m²*a) 23 sowie dem von SCHEFFOLD ermittelten Faktor von 1,9 kg/(m²*a) 24 .<br />

Die nicht versiegelte Fläche macht bei MFH 60% (entsprechend 159 ha) und bei EFH 72%<br />

(entsprechend 815 ha) aus. Multipliziert mit einem mittleren Grünabfallaufkommen von 19<br />

Mg/(ha*a) ergibt sich ein Gartenabfallpotenzial von 18.498 Mg pro Jahr (Hinweis: Für die<br />

Ermittlung des Ergebnisses wurden auch die Nachkommastellen der Flächen berücksichtigt, sodass<br />

leichte Abweichungen entstehen können).<br />

22 WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

23 WIEGEL, U.: (1992) Eigenkompostierung – Teilkonzept der Abfallwirtschaft.<br />

24 SCHEFFOLD, K.: (03/1998) Bioabfall eine relev<strong>an</strong>te Gebührengröße.<br />

X


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 7: Berechnungen zu Grün<strong>an</strong>lagen<br />

Spielplätze<br />

Alle Spielplätze der Stadt haben zusammen eine Fläche von 23 ha. Nach Luftbildsichtungen wur-<br />

den 80% der Spielplatzflächen als Grünflächen eingestuft. Als flächenspezifisches Grünschnitt-<br />

potenzial wurde ein Wert von 1,6 kg/(m²*a) 25 her<strong>an</strong>gezogen, da diese stärker als Hausgärten be-<br />

<strong>an</strong>sprucht werden und deshalb weniger Aufwuchs erwarten lassen. Somit ergeben sich 294 Mg<br />

Grünabfall pro Jahr.<br />

Kleingärten<br />

In <strong>Neumünster</strong> gibt es viele Kleingartenkolonien. Bei der Berechnung der Flächen wurden Anga-<br />

ben des L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>des Schleswig-Holstein der Gartenfreunde e.V., der Website des Stadtteils<br />

Einfeld 26 und der Bahn-L<strong>an</strong>dwirtschaft Bezirk Hamburg e.V. her<strong>an</strong>gezogen sowie eigene Vermes-<br />

sungen im DigitalenAtlasNord durchgeführt. Die nachfolgende Tabelle stellt die Ergebnisse zu-<br />

sammen.<br />

Tabelle 5: Kleingärten der Stadt <strong>Neumünster</strong> (alle Flächen<strong>an</strong>gaben in Hektar)<br />

Name Stadtteil<br />

Parzellen-<br />

<strong>an</strong>zahl<br />

XI<br />

Gesamt-<br />

fläche<br />

Betriebs-<br />

flächen<br />

Fläche der<br />

Parzellen<br />

Fläche der<br />

Lauben<br />

Haart Brachenfeld-Ruthenberg 41 2,70 0,12 2,6 0,10 0,77 1,7<br />

Glückauf Faldera 122 5,90 0,55 5,4 0,29 1,61 3,5<br />

Ruthenbergskamp Brachenfeld-Ruthenberg 40 2,10 0,18 1,9 0,10 0,58 1,2<br />

Waldburg Wittorf 74 4,10 0,47 3,6 0,18 1,09 2,4<br />

Störbrücke Brachenfeld-Ruthenberg 111 5,90 0,50 5,4 0,27 1,62 3,5<br />

Erdenglück Brachenfeld-Ruthenberg 154 9,00 0,74 8,3 0,37 2,48 5,4<br />

Ostbahn Tungendorf 131 9,70 1,26 8,4 0,31 2,53 5,6<br />

H<strong>an</strong>s Sass Brachenfeld-Ruthenberg 239 14,20 1,45 12,8 0,57 3,83 8,4<br />

Frühlingslust Böcklersiedlung-Bugenhagen 81 1,20 0,07 1,1 0,19 0,34 0,6<br />

Heinrich-Förster Faldera 296 16,70 1,50 15,2 0,71 4,56 9,9<br />

West Böcklersiedlung-Bugenhagen 374 23,00 1,82 21,2 0,90 6,35 13,9<br />

Kleingarten<strong>an</strong>lage Einfeld Einfeld 103 4,05 0,30 3,8 0,25 1,13 2,4<br />

Sienknechtsche Gärten Faldera 60 2,10 0,13 2,0 0,14 0,59 1,2<br />

Eisenbahnl<strong>an</strong>dschaft Gartenstadt 280 17,00 1,20 15,8 0,67 4,74 10,4<br />

Nutz-<br />

pfl<strong>an</strong>-<br />

zen<br />

Grün-<br />

fläche<br />

Gesamt 2.106 117,65 10,29 107,4 5,05 32,21 70,1<br />

Die Betriebsflächen basieren ausschließlich auf eigenen Messungen und setzen sich aus Wegen,<br />

Plätzen und Verwaltungsgebäuden zusammen; es ergab sich im Durchschnitt ein Anteil von 8% <strong>an</strong><br />

der Gesamtfläche. Gemäß § 3 Abs. 2 BKleingG darf eine Laube und alle Überdachungen höchstens<br />

24 m² groß sein; einige Lauben sind in der Realität größer, <strong>an</strong>dere kleiner, ab und zu steht über-<br />

haupt keine Laube auf einer Parzelle. Für unsere Berechnungen wurde davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass<br />

jede Parzelle mit einer Laube der maximal zulässigen Größe ausgestattet ist. Da Kleingärten aus-<br />

25 WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

26 http://www.neumuenster-einfeld.de


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

drücklich der Selbstversorgung der Bevölkerung dienen, sind etwa 30% der Fläche einer Parzelle<br />

mit Nutzpfl<strong>an</strong>zen bestockt; dadurch entstehen Küchenabfälle, die <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle eingespart<br />

werden. Bei den gesamtstädtischen Küchenabfallbetrachtungen werden diese nicht herausge-<br />

rechnet und <strong>an</strong> dieser Stelle nicht gesondert erhoben, sodass ein rechnerischer Ausgleich stattfin-<br />

det. Die verbleibenden Grünflächen werden für die Berechnung des Gartenabfallpotenzials he-<br />

r<strong>an</strong>gezogen.<br />

An dieser Stelle sollen noch die privaten Gärten westlich des Brachenfelder Gehölzes im Stadtteil<br />

Brachenfeld-Ruthenberg mit in die Betrachtung eingeschlossen werden. Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um<br />

eine ehemalige Eisenbahner-Gartenkolonie, die in den 1920er Jahren in einzelne Parzellen aufge-<br />

teilt wurde. In dieser Zeit wurden vereinzelt Baugenehmigungen erteilt; derzeit ist das Gebiet<br />

jedoch keine Baufläche, sondern hat eher den Charakter einer Kleingartenkolonie und wird als<br />

privates Gartengebiet ausgewiesen. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 17,7 ha und ist in etwa<br />

175 Parzellen aufgeteilt; Betriebsflächen machen etwa 1,4 ha aus und die Häuser bzw. Lauben<br />

nehmen eine Fläche von ca. 1 ha ein. Auch hier wird von einer Erzeugung von Nutzpfl<strong>an</strong>zen auf<br />

etwa 30% der Parzellenfläche ausgeg<strong>an</strong>gen, was 4,89 ha entspricht, sodass insgesamt 10,41 ha<br />

Grünflächen übrig bleiben.<br />

Für die Potenzialberechnung des Gartenabfalls wird der gleiche Wert (1,9 kg/[m²*a]) wie für<br />

Hausgärten verwendet. So ergeben die 80,51 ha Grünflächen ein Mengenpotenzial von 1.530 Mg<br />

Gartenabfall pro Jahr.<br />

Tierpark<br />

Der Tierpark <strong>Neumünster</strong>, der von einem gemeinnützigen Verein getragen wird, hat eine Fläche<br />

von etwa 24 ha und den Charakter eines lichten Waldgebietes. Davon sind etwa 20 ha Grün- und<br />

Waldflächen. Nach einer Luftbildsichtung wird die Fläche mit Waldcharakter auf 80 bis 90% ge-<br />

schätzt, sodass hier 4 ha (20%) Grünflächen <strong>an</strong>gesetzt werden und mit dem von WAGNER et al.<br />

vorgeschlagenen Wert von 1,6 kg/(m²*a) in die Grünabfallpotenzialrechnung mit einfließen; es<br />

ergeben sich 64 Mg pro Jahr.<br />

Sonstige Grünflächen<br />

Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass die restlichen Grünflächen hauptsächlich zu Park<strong>an</strong>lagen gehö-<br />

ren. Diese 87,52 ha werden vollständig mit dem Faktor 1,6 kg/(m²*a) <strong>an</strong>gesetzt; daraus folgt ein<br />

Grünabfallpotenzial von 1.400 Mg pro Jahr.<br />

Anlage 8: Berechnungen zur Straßenbegleitvegetation<br />

Autobahn<br />

Die BAB 7 verläuft westlich von <strong>Neumünster</strong> und durchzieht deren Territorium nur <strong>an</strong> zwei Stel-<br />

len; somit liegen nur etwa 3,75 km der Autobahn im Stadtgebiet. Da die Autobahnmeisterei Neu-<br />

münster jedoch längere Strecken bewirtschaftet, soll hier die Strecke, welche <strong>an</strong> der Stadt vorbei-<br />

läuft (ungefähr im Norden beginnend bei der Hauptstraße, die aus Loop kommt, bis hin zur Ge-<br />

meindegrenze von Großenaspe im Süden; vergleiche Anlage 1), mit in die Betrachtung einbezogen<br />

werden; es erscheint realistisch etwaige Biomassen aus diesem Umkreis einzusammeln.<br />

XII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Insgesamt betrachten wir somit eine Strecke von 15,16 km Länge. Es befinden sich drei Anschluss-<br />

stellen auf diesem Streckenabschnitt (<strong>Neumünster</strong>-Nord, <strong>Neumünster</strong>-Mitte, <strong>Neumünster</strong>-Süd),<br />

von denen nur <strong>Neumünster</strong>-Nord größtenteils im Stadtgebiet liegt; zudem befindet sich die Rast-<br />

stätte Aalbek auf <strong>Neumünster</strong><strong>an</strong>er Gebiet. Hinzu kommen auf dieser Autobahnetappe noch insge-<br />

samt etwa 200 m Brücken, <strong>an</strong> denen kein Straßenbegleitgrün vorkommt.<br />

Zur Ermittlung der relev<strong>an</strong>ten Autobahnbegleitflächen wurden Luftbilder gesichtet und teilweise<br />

im DigitalenAtlasNord vermessen. Daraus folgte auf freier Strecke ein Ergebnis von 10,9 ha Gras-<br />

bewuchs und 26,7 ha Gehölzbestockung, zudem noch 8,1 ha Gras- und 9,2 ha Gehölzflächen <strong>an</strong><br />

den drei Anschlussstellen. Wir gehen von einem durchschnittlichen Aufwuchspotenzial der Gras-<br />

flächen von 10,25 Mg/(ha*a) 27 aus; sodass daraus 195 Mg Grasschnitt pro Jahr resultieren.<br />

Für das holzige Straßenbegleitgrün setzen wir 5 Mg/(ha*a) 28 als durchschnittlichen Zuwachs <strong>an</strong>,<br />

sodass sich pro Jahr 180 Mg potenzieller Gehölzschnitt ergeben.<br />

Bundes-, L<strong>an</strong>des-, Kreis- und Gemeindestraßen<br />

Durch das Stadtgebiet von <strong>Neumünster</strong> laufen ca. 10,5 km der B 430 und etwa 5,35 km der B 205;<br />

etwa 27,2 km Straßen im Stadtgebiet haben den Status einer L<strong>an</strong>desstraße (L 67, L 318, L 319,<br />

L 322, L 323, L 328), zudem sind ca. 41,2 km Kreisstraßen (K 1 bis K 19); der Rest sind Gemeinde-<br />

straßen. Da es sich auch bei den L<strong>an</strong>des- und Bundesstraßen größtenteils um Ortsdurchfahrten<br />

h<strong>an</strong>delt, würde die Anwendung von kilometerspezifischen Aufwuchsfaktoren aus der Literatur<br />

fehllaufen. Aus diesem Grund wird der vom Grünflächenamt der Stadt <strong>Neumünster</strong> veröffentlich-<br />

te Wert für das Straßengrün der Stadt von 17,8 ha her<strong>an</strong>gezogen, welcher alle im Stadtgebiet<br />

liegenden Straßenbegleitflächen abdecken sollte.<br />

WAGNER et al. 29 gibt Werte für ein durchschnittliches Grünschnittpotenzial von 8 Mg/(ha*a) bei<br />

extensiver Pflege und 13 Mg/(ha*a) bei intensiver Pflege <strong>an</strong>, in einem Bericht des Instituts für<br />

Energetik und Umwelt 30 wird von 10 Mg/(ha*a) ausgeg<strong>an</strong>gen und KERN et al. 31 gibt<br />

13,3 Mg/(ha*a) <strong>an</strong>. Wir setzen einen Mittelwert von 11,3 Mg/(ha*a) <strong>an</strong>, sodass sich ein Grün-<br />

schnittpotenzial von 201 Mg pro Jahr ergibt.<br />

B<strong>an</strong>kette (unbefestigte Seitenstreifen einer Straße) kommen innerhalb des Stadtgebietes nur bei<br />

den verhältnismäßig wenigen <strong>an</strong>baufreien Straßen vor. Da die Kreisstraßen hauptsächlich in dich-<br />

ter bebauten Gebieten liegen, werden nur die Bundes- und L<strong>an</strong>desstraßen mit berücksichtigt.<br />

Nach Betrachtung von Luftbildern und teilweisen Vermessungen wurden die B 205, die südlich<br />

außerhalb des Kernstadtgebietes verläuft, vollständig und die B 430 mit 2,28 km mit einbezogen;<br />

zudem noch 13,36 km L<strong>an</strong>desstraßen, welche außerhalb von stark bebautem Gebiet liegen. Mit<br />

einem Faktor von durchschnittlich 8,4 m³/(km*a) 32 ergeben sich für die knapp 21 km Straßen<br />

176 m³ B<strong>an</strong>kettschälgut im Jahr, welches einen hohen Anteil Erdreich aufweist und deshalb hier<br />

27<br />

SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten.<br />

28<br />

Siehe oben<br />

29<br />

WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

30<br />

IE: (01/2007) Schlussbericht zum Forschungsvorhaben Biogaserzeugung durch Trockenvergärung von org<strong>an</strong>ischen Rückständen.<br />

31<br />

KERN et al.: (2009) Biomassepotenzial von Bio- und Grünabfällen sowie L<strong>an</strong>dschaftspflegematerialien.<br />

32<br />

SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten.<br />

XIII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

mit einem Umrechnungsfaktor für Straßengrün 33 von 800 kg/m³ bewertet wird. Somit entstehen<br />

potenziell 141 Mg B<strong>an</strong>kettschälgut pro Jahr, welches jedoch unter Berücksichtigung der Umwelt-<br />

schutz<strong>an</strong>forderungen entsorgt werden muss.<br />

Straßenbäume<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> stehen außerhalb der Wälder etwa 25.000 Straßenbäume. Diese müssen<br />

aus Gründen der Verkehrssicherheit gepflegt werden. Gemäß den Vorschlägen einer Studie zum<br />

Biomassepotenzial in der Freien und H<strong>an</strong>sestadt Hamburg 34 gehen wir davon aus, dass jeder<br />

Baum alle 7 Jahre gepflegt werden muss, und dass dabei durchschnittlich um die 0,5 m³ Häcksel-<br />

gut <strong>an</strong>fallen. Pro Jahr werden somit etwa 3.571 Bäume gepflegt (das entspricht bei 254 Werkta-<br />

gen [Jahr 2011] etwa 14 Bäumen pro Tag, was – je nach personeller Ausstattung – ein realistischer<br />

Wert scheint), wobei 1.786 m³ Häckselgut <strong>an</strong>fallen. Wir verwenden einen Umrechnungsfaktor für<br />

frische Hackschnitzel 35 von 350 kg/m³, sodass sich 625 Mg Häckselgut pro Jahr ergeben.<br />

Die Hamburger Studie geht weiter von einem durchschnittlichen Baumalter von 70 Jahren aus,<br />

sodass in <strong>Neumünster</strong> etwa 357 Bäume jedes Jahr gefällt und ersetzt werden müssten, was einer<br />

Quote von 1,43% entspricht.<br />

Von der Stadt Zürich ist bek<strong>an</strong>nt, dass jedes Jahr etwa 250 Bäume ersetzt werden; insgesamt stehen<br />

um die 20.000 Straßenbäume in der Stadt, sodass eine Fällquote von 1,25% erreicht wird. 36<br />

Daher bewerten wir die <strong>an</strong>gesetzte Zahl von 357 Bäumen für <strong>Neumünster</strong> als realistisch.<br />

Der Hamburger Studie folgend, gehen wir von einem Ertrag von durchschnittlich 3,18 Mg Stamm-<br />

holz (über 10 cm) und 1,33 Mg gehäckseltem Schwachholz pro Baum aus (dabei wurde zur Um-<br />

rechnung der in der Studie <strong>an</strong>gegebenen Trockenmassewerte auf Frischmasse von einem Wasser-<br />

gehalt von 55% ausgeg<strong>an</strong>gen). Somit fallen pro Jahr um die 1.135 Mg frisches Stammholz und<br />

475 Mg Häckselgut <strong>an</strong>.<br />

Insgesamt fallen von den Pflegemaßnahmen der Straßenbäume also 2.235 Mg frische Holzmasse<br />

pro Jahr <strong>an</strong>; dies entspricht bei 55% Wassergehalt etwa 1.006 Mg Trockenmasse.<br />

Laubstreu<br />

Der Laub<strong>an</strong>fall der Straßenbäume stellt eine bedeutende Größe dar. Die Literaturwerte für den<br />

jährlichen Laub<strong>an</strong>fall schw<strong>an</strong>ken sehr stark von 25 bis 155 kg pro Baum. 37 In Hamburg fallen<br />

durchschnittlich 48 kg/(Baum*a) 38 <strong>an</strong>, wobei dieser Wert vom eingesammelten Material hergelei-<br />

tet wurde; eine Studie für das L<strong>an</strong>d Berlin weist ein Potenzial von etwa 100 kg/(Baum*a) 39 aus,<br />

wobei dieser Wert unterschiedliche Baumarten und Altersstrukturen berücksichtigt, sodass wir<br />

für unsere Potenzialabschätzung diesen Wert verwenden. Weiter wird <strong>an</strong>genommen, dass alle<br />

Straßenbäume Laubbäume sind, was zum überwiegenden Teil zutreffen dürfte, sodass in der<br />

Stadt <strong>Neumünster</strong> ein Potenzial von 2.500 Mg pro Jahr <strong>an</strong> Laubstreu besteht.<br />

33<br />

Siehe oben<br />

34<br />

PROJECTS ENERGY GMBH: (05/2009) Studie zum Biomassepotential in der Freien und H<strong>an</strong>sestadt Hamburg.<br />

35<br />

SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten.<br />

36<br />

http://www.stadt-zuerich.ch/content/ted/de/index/gsz/<strong>an</strong>gebote_u_beratung/beratung/strassenbaeume.html<br />

37<br />

BAUMANN, P.: (2003) Phosphatelimination aus Abwasser.<br />

38<br />

PROJECTS ENERGY GMBH: (05/2009) Studie zum Biomassepotential in der Freien und H<strong>an</strong>sestadt Hamburg.<br />

39<br />

ICU: (06/2011) Hochwertige und klimaschonende Verwertung von Mähgut und Laub im L<strong>an</strong>d Berlin – Endbericht.<br />

XIV


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 9: Erläuterungen und Berechnungen zu Schienenbegleitgrün<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> liegt ein Bahnstreckennetz von etwa 27,4 km Länge. Die Stadt verfügt<br />

über vier Bahnhöfe bzw. Haltepunkte (Hauptbahnhof, Einfeld, <strong>Neumünster</strong>-Stadtwald und Neu-<br />

münster-Süd), zudem gibt es noch ca. 1,1 km Zulieferstrecke im Gewerbegebiet <strong>Neumünster</strong> Süd.<br />

Derzeit sind drei Bahngesellschaften in <strong>Neumünster</strong> tätig: die Deutsche Bahn, die AKN und die<br />

NBE. Netzbetreiber ist größtenteils die DB Netz AG, die Strecken der AKN stehen in ihrem Besitz<br />

bzw. sind von der DB Netz AG gepachtet.<br />

Bis Ende des Jahres 2011 führte die Deutsche Bahn ein intensives Pflegeprogamm fast aller Stre-<br />

ckenabschnitte in Deutschl<strong>an</strong>d durch, bei dem die Begleitgehölze stark zurückgedrängt wurden,<br />

sodass derzeit nur noch sehr wenig Pflegematerial <strong>an</strong>fällt. Die <strong>an</strong>fallenden Mengen schw<strong>an</strong>ken<br />

zudem noch in einem hohen Maße von 170 bis 850 m³/km Häckselgut, 40 WAGNER et al. schlagen<br />

zudem vor, einen streckenspezifischen Wert für Gehölz im Pflegebereich der Autobahnmeisterei-<br />

en von 3,5 Mg/(km*a) 41 zur überschlägigen Potenzialabschätzung her<strong>an</strong>zuziehen. Da selbst der<br />

niedrigste Wert von 170 m³/km nach den Pflegemaßnahmen der Deutschen Bahn noch zu hoch<br />

gegriffen ist, schätzen wir das Potenzial mit 3,5 Mg/(km*a) ab. Von der Gesamtstreckenlänge<br />

werden 3,5 km abgezogen (Bahnhöfe und ein Gleisgebiet um den Hauptbahnhof), die verbleiben-<br />

den 23,9 km weisen d<strong>an</strong>n ein Potenzial von knapp 84 Mg <strong>an</strong> Begleitgehölzen pro Jahr auf.<br />

Anlage 10: Erläuterungen und Berechnungen zu Knicks<br />

Knicks sind Wallhecken, welche einen dreistöckigen Aufbau zeigen: hohe Überhälter, Buschwerk<br />

sowie Kräuter- und Staudenbewuchs des Walls. 42 Typische Gehölzpfl<strong>an</strong>zen sind z.B. Vogelbeere,<br />

Haselnuss, Holunder, Schlehe und Weißdorn. 43 Gemäß § 21 Abs. 1 Nr. 4 LNatSchG sind Knicks<br />

gesetzlich geschützte Biotope im Sinne des § 30 Abs. 2 Satz 2 BNatSchG. Sie dienten historisch und<br />

auch heute noch dem Erosionsschutz von Ackerflächen und bieten einen vielseitigen Lebensraum<br />

für Tiere und Pfl<strong>an</strong>zen. Ein Knick darf alle 10 bis 15 Jahre bewirtschaftet werden (niemals in kürze-<br />

rem Abst<strong>an</strong>d als 10 Jahre), dabei werden die Hecken geschnitten („auf den Stock gesetzt“ auch<br />

„knicken“ gen<strong>an</strong>nt) und größere Bäume (Überhälter) stehen gelassen. Diese Maßnahmen sind<br />

gemäß § 1 Nr. 10 Biotopverordnung nur vom 01. Oktober bis zum 14. März zulässig.<br />

Auf dem Territorium der Stadt <strong>Neumünster</strong> stehen nach Angaben des Grünflächenamtes<br />

41.132 laufende Meter Knick. In der Literatur schw<strong>an</strong>ken die Ertragswerte für Knicks von 20 m³ bis<br />

50 m³ pro 100 lfdm. Dabei spielt auch der Beerntungszeitraum eine große Rolle; SCHÜTT rechnet<br />

mit einem Erntezyklus von 12 Jahren und einem Wert von 15 m³/(100 lfdm*a). 44<br />

40<br />

KERN et al.: (08/2010) Aufw<strong>an</strong>d und Nutzen einer optimierten Bioabfallverwertung hinsichtlich Energieeffizienz, Klima- und Ressourcenschutz.<br />

41<br />

WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

42<br />

http://www.neumuenster.de/cms/index.php?article_id=1739<br />

43<br />

HAPLA, F.: (2003) Knick. Seite 696 in Holz-Lexikon, B<strong>an</strong>d 1 A-K, 4. Auflage.<br />

44<br />

SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten.<br />

XV


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Wir folgen diesen Annahmen und gehen weiter davon aus, dass alle Knicks in der Stadt Neumüns-<br />

ter gleichermaßen mit einem durchschnittlichen Gehölzbewuchs bestockt sind. Daraus folgt d<strong>an</strong>n<br />

ein Ertrag <strong>an</strong> holziger Biomasse von 6.170 m³ alle 12 Jahre. Verwenden wir wieder unseren Um-<br />

rechnungsfaktor für frische Hackschnitzel 45 von 350 kg/m³, ergibt das eine Masse von 2.160 Mg<br />

frischer Hackschnitzel (entspricht 972 Mg Trockenmasse bei 55% Wassergehalt). Aufgrund des<br />

zwölfjährlichen Ernterhythmuses stellt sich das jährliche Aufkommen jedoch nur mit 180 Mg dar.<br />

Anlage 11: Berechnungen zu den Waldflächen<br />

Zur Berechnung des Holzmassepotenzials in den Wäldern von <strong>Neumünster</strong> bedienen wir uns der<br />

Angaben aus dem siebten Waldbericht (Berichtszeitraum: 2003 bis 2007) des Ministeriums für<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume: Der Holzvorrat beträgt demnach in Schleswig-<br />

Holstein durchschnittlich 297 m³/ha, der Zuwachs liegt bei 11,3 m³/(ha*a) und genutzt werden<br />

etwa 5,1 Efm/(ha*a).<br />

Da sich der Wald in Schleswig-Holstein jedoch noch in der Aufbauphase befindet und somit eine<br />

unausgeglichene Altersstruktur aufweist, lässt die Nachhaltigkeit nur eine maximal nutzbare<br />

Menge von 8 bis 9 m³/(ha*a) zu. Für die Berechnung des maximalen Potenzials der Waldflächen<br />

von <strong>Neumünster</strong> setzen wird den Mittelwert von 8,5 m³/(ha*a) <strong>an</strong>.<br />

Etwa 28,9 ha der Waldflächen in der Stadt sind gemäß § 18 LNatSchG zu geschützten L<strong>an</strong>d-<br />

schaftsbest<strong>an</strong>dteilen erklärt worden, sodass eine forstliche Nutzung auf diesen Flächen ausge-<br />

schlossen ist; die verbleibenden 295 ha werden <strong>an</strong>gesetzt, sodass sich 2.508 m³ Holzvolumen pro<br />

Jahr ergeben. Da es sich hier im Allgemeinen um Vollholz h<strong>an</strong>delt, wird als Umrechnungsfaktor für<br />

die Masse ein Mittelwert von verschiedenen Laub- und Nadelhölzern ohne Rinde verwendet 46 und<br />

dieser d<strong>an</strong>n entsprechend den Anteilen der Baumarten in <strong>Neumünster</strong> gewichtet. So entspricht<br />

1 Mg Trockenmasse etwa 1,91 m³; daraus ergibt sich ein Holzmassepotenzial von 1.313 Mgatro pro<br />

Jahr, was bei einem Wassergehalt von 55% etwa 2.918 Mg frischer Holzmasse entspricht.<br />

Anlage 12: Berechnungen zu den Wasserflächen<br />

Der Einfelder See liegt zu etwa 60% auf dem Hoheitsgebiet der Stadt <strong>Neumünster</strong>, gehört dieser<br />

jedoch vollständig. Der See hat eine Uferlänge von 8,5 km, wobei davon 5,36 km auf städtischem<br />

Territorium liegen; davon gehören wiederum etwa 1 km Uferlinie zum Naturschutzgebiet<br />

„Westufer des Einfelder Sees“ und ca. 800 m sind reiner S<strong>an</strong>dstr<strong>an</strong>d. Subtrahiert m<strong>an</strong> diese<br />

beiden Uferlinien von der Gesamtlänge, verbleiben 6,7 km, die bei Bedarf gepflegt werden.<br />

Durch <strong>Neumünster</strong> laufen zudem etwa 80 km Fließgewässer, allen vor<strong>an</strong> die Stör und die Schwale.<br />

Um Verstopfungen der Gewässer vorzubeugen, werden diese etwa einmal im Jahr gepflegt, wobei<br />

teilweise auch Anlieger dafür zuständig sind. Die jährlichen Pflegeeinsätze betreffen nach einer<br />

groben Schätzung des Fachdienstes 60 etwa ⅔ der Uferlänge.<br />

45 Siehe oben<br />

46 ANONYMUS: (2003) Umrechnungsfaktoren. Seite 542 in Holz-Lexikon, B<strong>an</strong>d 2 L-Z, 4. Auflage.<br />

XVI


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Es gibt kaum publizierte Erkenntnisse über die Grünschnittpotenziale von See- und Flussufern. Die<br />

einzig verfügbare Quelle 47 bezieht sich auf Gewässer 1. Ordnung (meist Bundeswasserstraßen)<br />

und spricht von 4,4 Mg/(km*a) Grasschnitt und 0,9 Mg/(km*a) Gehölzschnitt. Die Faktoren für die<br />

Ufer stehender Gewässer werden dort wie folgt abgeschätzt: 3,3 Mg/(km*a) Grasschnitt und<br />

0,68 Mg/(km*a) Gehölzschnitt.<br />

Da es sich bei den Faktoren für Fließgewässer um Gewässer 1. Ordnung h<strong>an</strong>delt, werden für<br />

unsere Betrachtungen die niedrigeren Werte von 3,3 und 0,68 Mg/(km*a) auf fließende und<br />

stehende Gewässer <strong>an</strong>gewendet. Für beide Ufertypen wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass pro Jahr nur<br />

rund ⅔ der Uferlinien gepflegt werden, um aber das maximale Potenzial darzustellen, wird 100%<br />

der Strecke <strong>an</strong>gesetzt, sodass sich 286 Mg Grasschnitt und 59 Mg Gehölzschnitt pro Jahr ergeben.<br />

Wirklich erreichbar dürften jedoch nur etwa ⅔ davon sein, entsprechend 191 Mg Grasschnitt und<br />

39 Mg Gehölzschnitt pro Jahr.<br />

Anlage 13: Berechnungen zum Friedhofsabfallaufkommen<br />

Die Stadt <strong>Neumünster</strong> verfügt über vier Friedhöfe, die ausschließlich unter kirchlicher Verwaltung<br />

stehen: der Nordfriedhof mit etwa 13 ha, der Südfriedhof mit ca. 30 ha, der Friedhof Einfeld mit<br />

etwa 3,5 ha und der Friedhof Gadel<strong>an</strong>d mit ca. 5,5 ha. Die Gelände nehmen zusammen eine<br />

Fläche von 52 ha ein, wobei statistisch nur 45 ha ausgewiesen sind, da die zugehörigen Gebäude<br />

der Nutzungsartengruppe „Gebäude- und Freiflächen – Öffentliche Zwecke“ zugeordnet sind.<br />

Daher benutzen wir den Wert von 45 ha ohne weitere Abzüge.<br />

WAGNER et al. benutzen aufgrund von erhöhtem Grünabfall durch Grabschmuck einen<br />

spezifischen Wert von 1,9 kg/(m²*a), 48 der über dem für reguläre öffentliche Grün<strong>an</strong>lagen liegt.<br />

SCHÜTT ermittelte dagegen einen einwohnerbezogenen Wert von 0,0353 m³/(E*a). 49 Ersterer<br />

Wert ergibt ein Grünabfallaufkommen von 855 Mg pro Jahr, letzterer eines von 2.716 m³ pro Jahr.<br />

SCHÜTT benutzt zur Umrechnung von zerkleinerten Friedhofsabfällen auf Massewerte einen<br />

Faktor von 600 kg/m³, WAGNER et al. schlägt dagegen 360 kg/m³ vor. Wir verwenden <strong>an</strong> dieser<br />

Stelle den Mittelwert von 480 kg/m³ und erhalten somit 1.304 Mg pro Jahr. Das Endergebnis wird<br />

zwischen den beiden Massewerten ebenfalls gemittelt, sodass für <strong>Neumünster</strong> ein Potenzial von<br />

1.080 Mg Friedhofsabfall pro Jahr abgeschätzt wird.<br />

47<br />

WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

48<br />

Siehe oben<br />

49<br />

SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten.<br />

XVII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 14: Berechnungen zum Küchenabfallaufkommen der privaten Haushalte<br />

In privaten Haushalten fällt org<strong>an</strong>ischer Abfall – unabhängig von etwaig vorh<strong>an</strong>denen Gärten –<br />

vor allem in Form von Küchenabfall <strong>an</strong>. Dieser setzt sich aus Zubereitungsresten, Speiseresten<br />

sowie überlagerten Lebensmitteln zusammen. Eine mengenmäßige Erfassung erfolgt für diejeni-<br />

gen Küchenabfälle, welche über die Bioabfall- und Restabfalltonne entsorgt werden. Nicht erfasst<br />

werden die Anteile, welche in die Eigenkompostierung gehen, in die K<strong>an</strong>alisation gel<strong>an</strong>gen oder<br />

<strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden. Zur Abschätzung des Gesamtpotenzials <strong>an</strong> Küchenabfällen aus<br />

privaten Haushalten müssen diese mit berücksichtigt werden.<br />

Die aktuellste, ausführlichste und umf<strong>an</strong>greichste Studie zu diesem Thema ist von KRANERT et<br />

al. 50 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, L<strong>an</strong>dwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) erstellt worden. Aufgrund der hohen Detailgenauigkeit dieser Studie orientieren wir uns<br />

für unsere Abschätzungen <strong>an</strong> deren Vorgehensweise und ziehen – wo vorh<strong>an</strong>den – weitere<br />

Datengrundlagen her<strong>an</strong>.<br />

In der BMELV-Studie werden die vorh<strong>an</strong>denen Erkenntnisse aus verschiedenen Studien zum The-<br />

ma org<strong>an</strong>ische Abfälle aus Haushalten untersucht und ein durchschnittliches Ergebnis für die ein-<br />

zelnen Org<strong>an</strong>ikströme ermittelt.<br />

Org<strong>an</strong>ik im Restmüll<br />

Der Anteil <strong>an</strong> org<strong>an</strong>ischen Fraktionen im Restabfall ist stark von der Entsorgungsstruktur der Ge-<br />

bietskörperschaft abhängig (Gibt es eine Biotonne? Welche Gebühren fallen bei deren Benutzung<br />

<strong>an</strong>? etc.). Vergleichsdaten können nur von Kommunen, die ähnliche Verhältnisse aufweisen, he-<br />

r<strong>an</strong>gezogen werden.<br />

Eine im Jahre 2011 von der Technischen Universität Hamburg-Harburg durchgeführte Restabfall-<br />

<strong>an</strong>alyse im Auftrag des Wege-Zweckverb<strong>an</strong>des des Kreises Segeberg ermittelte einen durch-<br />

schnittlichen Org<strong>an</strong>ik<strong>an</strong>teil um die 28%, dabei lagen die Werte im städtischen Bereich um die<br />

22%, die im ländlichen Bereich bei 29%, in Gebieten mit mehrgeschossiger Bebauung um die 17%<br />

und bei Eigenkompostierern bei 43%. 51<br />

Eine Sortier<strong>an</strong>alyse in der H<strong>an</strong>sestadt Lübeck im Jahre 2002 ermittelte ein Aufkommen von<br />

76,44 kg/(E*a) <strong>an</strong> org<strong>an</strong>ischen Best<strong>an</strong>dteilen im Restmüll, entsprechend einem Anteil von 29%. 52<br />

Eine von der ATUS GmbH 1997 durchgeführte umf<strong>an</strong>greiche Restabfall<strong>an</strong>alyse in der Stadt Flens-<br />

burg ergab einen Anteil von 27,6% org<strong>an</strong>ischer Abfälle. Dabei waren 13% dieser Fraktion Garten-<br />

bzw. Zimmerpfl<strong>an</strong>zenabfälle.<br />

50<br />

KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

51<br />

http://www.wzv.de/PDFs/WZV_News_Extrablatt_kompost.pdf<br />

52<br />

OETJEN-DEHNE, R.: (02/2010) Bewertung der vorh<strong>an</strong>denen Bioabfallbeh<strong>an</strong>dlungsst<strong>an</strong>dorte in Schleswig-Holstein im Hinblick auf eine<br />

Ergänzung um Vergärungsstufen.<br />

XVIII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Aus den vorstehenden Daten mitteln wir einen Wert von 28% org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong> in der Rest-<br />

mülltonne.<br />

KRANERT et al. berechnen einen durchschnittlichen Anteil von org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong> im Restmüll<br />

von 31,6% für Gesamtdeutschl<strong>an</strong>d. KNAPPE et al. zitieren ebenfalls einen gesamtdeutschen An-<br />

teil von 29% für Bio- und Grünabfälle im Restmüll. 53 Obwohl diese Werte für Gesamtdeutschl<strong>an</strong>d<br />

gelten und somit verschieden strukturierte Gebietskörperschaften und abfallwirtschaftliche Sys-<br />

teme repräsentieren, stimmen sie erstaunlich gut mit den gen<strong>an</strong>nten Werten für Gebiete mit<br />

Biotonne überein.<br />

Es gibt nun zwei Ansatzmöglichkeiten den Anteil der org<strong>an</strong>ischen Fraktion im Restmüll abzuschät-<br />

zen:<br />

Ansatz 1: In diesem Ansatz wird der zuvor ermittelte Wert von 28% Org<strong>an</strong>ik im Restmüll her<strong>an</strong>ge-<br />

zogen. Im Jahre 2010 wurden 17.523 Mg gemischte Siedlungsabfälle (Haus- und Geschäftsmüll)<br />

über die Systemabfuhr eingesammelt.<br />

Einschub:<br />

Da wir das Potenzial der privaten Haushalte betrachten wollen, muss <strong>an</strong> dieser Stelle zunächst der<br />

Geschäftsmüll<strong>an</strong>teil herausgerechnet werden. Geschäftsmüll ist Abfall von Gewerbebetrieben,<br />

der über die Systemabfuhr erfasst und somit nicht separat ausgewiesen wird. Wir verwenden die<br />

Formel von QUICKER et al., 54 um den Anteil des Geschäftsmülls zu bestimmen. Der Anteil korres-<br />

pondiert demzufolge mit dem Verhältnis von hausmüllähnlichem Gewerbeabfall und der Einwoh-<br />

nerzahl:<br />

Auch wenn die statistische Grundlage dieser Formel im Einzelnen diskutierbar erscheint, ent-<br />

spricht das Ergebnis der abfallwirtschaftlichen Erwartung: Für 2010 ergibt sich ein Geschäftsmüll-<br />

<strong>an</strong>teil von 18,83%, dementsprechend wurden 14.223 Mg gemischte Siedlungsabfälle von privaten<br />

Haushalten gesammelt.<br />

Daraus resultiert eine Menge von 3.982 Mg org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong>. Um für diese Betrachtung die<br />

Anteile von Garten- und Zimmerpfl<strong>an</strong>zenabfällen herauszurechnen (Erstere wurden bereits be-<br />

trachtet, Letztere werden noch betrachtet), setzen wir die von ATUS für Flensburg ermittelten<br />

87% für Küchenabfall<strong>an</strong>teile in der org<strong>an</strong>ischen Fraktion <strong>an</strong>, sodass sich 3.465 Mg Küchenabfälle<br />

im Restmüll ergeben.<br />

53<br />

KNAPPE et al.: (02/2007) Stoffstromm<strong>an</strong>agement von Biomasseabfällen mit dem Ziel der Optimierung der Verwertung org<strong>an</strong>ischer<br />

Abfälle.<br />

54<br />

QUICKER et al.: (10/2006) Verfahren zur Qu<strong>an</strong>tifizierung von Geschäftsmüll.<br />

XIX


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Ansatz 2: Ein <strong>an</strong>derer Näherungs<strong>an</strong>satz berücksichtigt die Anteile der Eigenkompostierer, welche<br />

einen höheren Anteil <strong>an</strong> Org<strong>an</strong>ik im Restmüll erzeugen. Etwa 36% der Haushalte in <strong>Neumünster</strong><br />

sind <strong>an</strong> die Biotonne <strong>an</strong>geschlossen, das bedeutet, dass 64% der Haushalte Eigenkompostierung<br />

betreiben. Da nicht bek<strong>an</strong>nt ist, welche Mengen <strong>an</strong> Hausmüll von den einzelnen Gruppen erzeugt<br />

werden, nehmen wir <strong>an</strong>, dass 36% (5.120 Mg) von den Benutzern der Biotonnen und 64%<br />

(9.103 Mg) von den Eigenkompostierern erzeugt werden. Den Bioabfall<strong>an</strong>teil im Hausmüll der<br />

Eigenkompostierer schätzen wir nach dem Ergebnis der Sortierung im Kreis Segeberg mit 43% ab.<br />

Den Org<strong>an</strong>ik<strong>an</strong>teil des Restmülls der Biotonnennutzer schätzen wir mit 23% ab, sodass sich<br />

3.914 Mg bzw. 1.178 Mg <strong>an</strong> org<strong>an</strong>ischen <strong>Abfällen</strong> ergeben. Von diesen ziehen wir ebenfalls die<br />

13% für Garten- und Zimmerpfl<strong>an</strong>zenabfälle ab, sodass aus diesem Ansatz 4.430 Mg Küchenabfäl-<br />

le im Restmüll folgen.<br />

Küchenabfall in der Biotonne<br />

In der Biotonne befinden sich nicht nur Küchenabfälle, sondern auch Gartenabfälle. Deren Poten-<br />

zial wurde jedoch bereits über die Flächenerhebung ermittelt, sodass hier nur der übrige Teil von<br />

Bedeutung ist..<br />

Es gibt wenige Untersuchungen, welche die Anteile von Küchen- und Gartenabfällen in der Bioab-<br />

falltonne <strong>an</strong>alysiert haben; und auch hier bestehen große Unterschiede je nach Siedlungs- und<br />

abfallwirtschaftlicher Struktur. WAGNER et al. 55 stellen in ihrem Anlagenb<strong>an</strong>d die Ergebnisse einer<br />

solchen Analyse für eine <strong>an</strong>dere Stadt in Schleswig-Holstein vor. D<strong>an</strong>ach haben Küchenabfälle<br />

einen Anteil von 45,7% und Gartenabfälle 49,1%, der Rest ist Sonstiges, wie etwa Teile von Papier<br />

oder Ähnliches.<br />

KRANERT et al. 56 kommen zu dem Schluss, dass – auf das gesamte Bundesgebiet gesehen – durch-<br />

schnittlich 36,1% des Inhalts der Biotonnen Lebensmittelabfälle sind.<br />

Ansätze 1 und 2: Beide Ansätze beziehen sich in diesem Falle nur auf die Biotonnenbenutzer. Da<br />

wir die Werte für unsere Berechnungen nicht auf das spezifische Abfallaufkommen pro Kopf he-<br />

runterbrechen, ist es möglich, die gesamte erfasste Bioabfallmenge ohne weitere Zwischenschrit-<br />

te her<strong>an</strong>zuziehen. Im Jahre 2010 wurden 7.190 Mg org<strong>an</strong>ische Abfälle über die Biotonne erfasst.<br />

Um den spezifischen Wert, der in der Sortier<strong>an</strong>alyse gewonnen wurde und nicht unbedingt eins<br />

zu eins übertragen werden k<strong>an</strong>n, zu bewerten, verwenden wir das Mittel aus diesem Wert und<br />

dem von KRANERT et al., sodass wir auf 40,9% Küchenabfälle in der Biotonne kommen. Somit<br />

kommen 2.941 Mg Küchenabfälle durch die Bioabfallsammlung zust<strong>an</strong>de, entsprechend 106 kg je<br />

<strong>an</strong>geschlossenem Einwohner und Jahr.<br />

55 WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

56 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

XX


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Sonstige Entsorgungswege<br />

Zu den sonstigen Entsorgungswegen ist es schwierig, fundierte Aussagen zu treffen. Wir folgen<br />

daher den Annahmen der BMELV-Studie, deren Prozent<strong>an</strong>gaben sich auf die erfassten Küchenab-<br />

fallmengen im kommunalen Sammelsystem beziehen.<br />

Die Autoren der BMELV-Studie haben ermittelt, dass<br />

� 5,7 bis 31% der Lebensmittelabfälle (z.B. Getränke, Milch, Suppen) über die K<strong>an</strong>alisation<br />

entsorgt werden,<br />

� 0 bis 29,9% der Lebensmittelabfälle in der Eigenkompostierung l<strong>an</strong>den,<br />

� und 0 bis 5,6% der Lebensmittelabfälle <strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden.<br />

Ansatz 1: Nach Ansatz 1 haben wir 3.465 Mg Küchenabfälle im Restmüll und 2.941 Mg Küchenab-<br />

fälle in der „Grünen Tonne“ ermittelt. Um eine Abschätzung für Küchenabfälle, die in die K<strong>an</strong>alisa-<br />

tion gegeben und <strong>an</strong> Haustiere verfüttert werden, vornehmen zu können, bedienen wir uns der<br />

gemittelten Werte (K<strong>an</strong>alisation: 18,4%; Verfütterung: 2,8%). Da der Prozentsatz der Eigenkom-<br />

postierer bek<strong>an</strong>nt ist, ziehen wir hier nicht den Mittelwert von 15% her<strong>an</strong>, sondern gewichten mit<br />

den Anteilen der Eigenkompostierer (64%), sodass d<strong>an</strong>ach 19,1% der kommunal erfassten Kü-<br />

chenabfälle in die Eigenkompostierung gehen.<br />

Es resultiert folgendes Ergebnis:<br />

� K<strong>an</strong>alisation: 1.179 Mg<br />

� Verfütterung <strong>an</strong> Haustiere: 179 Mg.<br />

� Eigenkompostierung: 1.223 Mg.<br />

Ansatz 2: Nach Ansatz 2 haben wir 4.430 Mg Küchenabfälle im Restmüll und 2.941 Mg Küchenab-<br />

fälle in der Biotonne ermittelt. Die Her<strong>an</strong>gehensweisen für die Entsorgungswege „K<strong>an</strong>alisation“<br />

und „Haustiere“ bleiben die gleichen wie in Ansatz 1, sodass über diese Pfade 1.356 Mg und<br />

206 Mg Küchenabfälle <strong>an</strong>fallen. Der Teil der Benutzer, die <strong>an</strong> die Biotonne <strong>an</strong>geschlossen ist (etwa<br />

27.700 Einwohner), erzeugt überhaupt keine Abfälle für die Eigenkompostierung. Das spezifische<br />

Aufkommen (Küchenabfall im Restmüll plus Küchenabfall in der Biotonne) dieser Gruppe liegt bei<br />

143 kg/(E<strong>an</strong>geschlossen*a). Bei den Eigenkompostierern (etwa 49.260 Einwohner) liegt dieser Wert<br />

(Küchenabfall im Restmüll) bei 69 kg/(EEigenkompostierer*a). Wenn m<strong>an</strong> davon ausgeht, dass Eigen-<br />

kompostierer genauso viele Küchenabfälle erzeugen wie Biotonnennutzer, so ergibt sich aus der<br />

Differenz die Menge der selbst kompostierten Küchenabfälle: 74 kg/(EEigenkompostierer*a), entspre-<br />

chend 3.645 Mg/a. Wir erhalten somit einen deutlich erhöhten Wert der eigenkompostierten<br />

Mengen im Vergleich zu Ansatz 1.<br />

XXI


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Die nachfolgende Tabelle stellt die Ergebnisse der beiden Ansätze gegenüber.<br />

Tabelle 6: Ergebnisse für die Abschätzung des Küchenabfallpotenzials der privaten Haushalte in Neu-<br />

münster<br />

Gesamtmenge<br />

pro Jahr [Mg]<br />

Ansatz 1 Ansatz 2<br />

Spezifische Menge<br />

XXII<br />

[kg/(E*a)]<br />

Gesamtmenge<br />

pro Jahr [Mg]<br />

Spezifische Menge<br />

[kg/(E*a)]<br />

Küchenabfälle im Restmüll 3.465 45 4.430 58<br />

Küchenabfälle in der Biotonne 2.941 38 2.941 38<br />

K<strong>an</strong>alisation 1.179 15 1.356 18<br />

Verfütterung <strong>an</strong> Haustiere 179 2 206 3<br />

Eigenkompostierung 1.223 16 3.645 47<br />

Gesamt 8.987 117 12.578 163<br />

Um zu einer abschließenden Zahl zu kommen, wählen wir den Mittelwert und schätzen damit das<br />

Küchenabfallpotenzial der privaten Haushalte auf 10.783 Mg pro Jahr, entsprechend 140 kg/(E*a).<br />

Laut einer Studie von COFRESCO 57 werden pro Jahr 80 kg/(E*a) <strong>an</strong> Lebensmitteln weggeworfen,<br />

das bedeutet auf unseren Wert bezogen, dass etwa 60 kg/(E*a) Zubereitungs- und Speisereste<br />

sind.<br />

Anlage 15: Berechnungen zur Lebensmittelindustrie<br />

In <strong>Neumünster</strong> gab es im Jahre 2011 – laut Angaben des Statistikamtes Nord – 5 Betriebe des<br />

verarbeitenden Gewerbes (mit 20 Beschäftigten oder mehr), die im Ernährungsgewerbe tätig<br />

waren. Diese machten 2011 einen Umsatz von 16.642.000 € und hatten insgesamt 383 Mitarbei-<br />

ter.<br />

Die Datenlage zu diesem Thema ist sehr schlecht, zwar gibt es für einzelne Br<strong>an</strong>chen, wie z.B.<br />

Milchverarbeitung, spezielle Kennwerte, jedoch keine allgemeingültigen Aussagen. Da die<br />

Lebensmittelindustrie in <strong>Neumünster</strong> eher eine untergeordnete Rolle spielt (Hauptbereiche<br />

stellen u.a. Maschinenbau, Kommunikationselektronik und Logistik dar), reicht eine etwas<br />

gröbere Abschätzung aus.<br />

Aus einer Befragung von Betrieben der Lebensmittelindustrie, die ein Produktionsvolumen von<br />

5,3 Mio. Mg pro Jahr, einen Jahresumsatz von 7,6 Mrd. € und 25.000 Mitarbeiter repräsentieren,<br />

ermittelten KRANERT et al. 58 verschiedene Anteile von Lebensmittelabfällen. Wir wählen hier<br />

einen Kennwert, der sich aus den Mittelwerten der Angaben (außer Getränkeindustrie) von<br />

KRANERT et al. zusammensetzt: d<strong>an</strong>ach fallen 1,02% vom Produktionsvolumen als Abfall <strong>an</strong>. Um<br />

57 COFRESCO: (03/2011) Das Wegwerfen von Lebensmitteln - Einstellungen und Verhaltensmuster.<br />

58 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

das Produktionsvolumen in <strong>Neumünster</strong> abzuschätzen, berechnen wir den Anteil des Umsatzes<br />

der <strong>Neumünster</strong><strong>an</strong>er Betriebe <strong>an</strong> den von KRANERT et al. untersuchten Betrieben: 0,22%. Wendet<br />

m<strong>an</strong> diesen Anteil auf das Produktionsvolumen von 5,3 Mio. Mg pro Jahr <strong>an</strong>, so erhält m<strong>an</strong> für<br />

<strong>Neumünster</strong> eine Produktionsmenge von 11.606 Mg pro Jahr. Bei einem Abfall<strong>an</strong>teil von 1,02%<br />

fallen in der Stadt jedes Jahr 118 Mg Lebensmittelabfälle aus dem industriellen Bereich <strong>an</strong>.<br />

Aufgrund des schlechten Datenmaterials ziehen KRANERT et al. Werte aus <strong>an</strong>deren Ländern hinzu<br />

und kommen für Gesamtdeutschl<strong>an</strong>d auf eine weite Sp<strong>an</strong>ne von 210.000 Mg bis hin zu<br />

4.580.000 Mg pro Jahr (Medi<strong>an</strong>: 1.850.000 Mg). Am gesamtdeutschen Umsatz der<br />

Lebensmittelindustrie von 149 Mrd. € (2009) 59 hat <strong>Neumünster</strong> einen Anteil von 0,011%. Wendet<br />

m<strong>an</strong> diesen Anteil auf den Medi<strong>an</strong> der bei KRANERT et al. <strong>an</strong>gegeben Lebensmittelabfälle <strong>an</strong>, so<br />

erhält m<strong>an</strong> 207 Mg pro Jahr, was der Größenordnung des ersten Ansatzes entspricht.<br />

Um zu einer abschließenden Zahl zu kommen, nehmen wir den Mittelwert von 163 Mg pro Jahr<br />

als Anfall von Lebensmittelabfällen in der Lebensmittelindustrie von <strong>Neumünster</strong>.<br />

Anlage 16: Berechnungen zu Lebensmittelabfällen des Einzelh<strong>an</strong>dels<br />

In <strong>Neumünster</strong> gibt es um die 577 Einzelh<strong>an</strong>delsbetriebe, von denen 179 die Warengruppe Nah-<br />

rungs- und Genussmittel führen (z.B. Supermärkte, Bäckereien, Fleischereien usw.). Auf diese<br />

Geschäfte entfällt eine Verkaufsfläche von 43.920 m² und ein Gesamtumsatz von 178,2 Mio. € pro<br />

Jahr (St<strong>an</strong>d: 2008). 60<br />

KRANERT et al. 61 geben <strong>an</strong>, dass durchschnittlich 1,1% der vom Einzelh<strong>an</strong>del bezogenen Lebens-<br />

mittel vor dem Verkauf entsorgt werden. Dieser Prozentsatz auf den Umsatz bezogen, macht in<br />

<strong>Neumünster</strong> 1,96 Mio. € aus. COFRESCO 62 gibt <strong>an</strong>, dass in Privathaushalten im Mittel 80 kg/(E*a)<br />

Lebensmittel mit einem Wert von 308,85 € weggeworfen werden; daraus resultiert ein Umrech-<br />

nungsfaktor (€ in kg) von etwa 0,26 kg/€. D<strong>an</strong>ach errechnet sich die Menge <strong>an</strong> Lebensmittelabfäl-<br />

len des Einzelh<strong>an</strong>dels in <strong>Neumünster</strong> auf 508 Mg pro Jahr.<br />

Anlage 17: Berechnungen zum Gaststättengewerbe<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> gibt es nach Angaben der Lebensmittel- und Veterinäraufsicht 319 gas-<br />

tronomische Betriebe, darunter Speisegaststätten, Imbisse und Küchen im weitesten Sinne (u.a.<br />

Pizzaservice). Nach Angaben der IHK Kiel waren 2011 etwa 836 sozialversicherungspflichtig Be-<br />

schäftigte in dieser Br<strong>an</strong>che tätig, hinzu kommen jedoch noch mal etwa die gleiche Anzahl <strong>an</strong> ge-<br />

ringfügig Beschäftigten und Familienmitgliedern, die im Betrieb aushelfen.<br />

59<br />

http://de.statista.com/statistik/faktenbuch/124/a/br<strong>an</strong>che-industrie-markt/lebensmittelindustrie/lebensmittelindustrie-umsatz/<br />

60<br />

KRUSE und LORENZEN: (10/2008) Einzelh<strong>an</strong>dels- und Zentrenkonzept für die Stadt <strong>Neumünster</strong>.<br />

61<br />

KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

62<br />

COFRESCO: (03/2011) Das Wegwerfen von Lebensmitteln - Einstellungen und Verhaltensmuster.<br />

XXIII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Es gibt verschiedene Ansätze, Lebensmittelabfälle aus diesem Bereich abzuschätzen. KRANERT et<br />

al. wählen als realistischsten Ansatz eine Abfallmenge von 94 bis 114 g pro Portion (Mittelwert:<br />

104 g/Portion). Die Anzahl der Portionen setzten die Autoren mit den Besuchen im Außer-Haus-<br />

Markt 63 (Erlebnisgastronomie, Full Service Restaur<strong>an</strong>ts, Quick Service Restaur<strong>an</strong>ts) gleich; im Jah-<br />

re 2010 waren dies 8,78 Mrd. Besuche. Um die Anzahl für <strong>Neumünster</strong> abzuschätzen, ziehen wir<br />

als Größen<strong>an</strong>zeiger der Gastronomie die Anzahl der Beschäftigten her<strong>an</strong>; alle Beschäftigten be-<br />

rücksichtigt, sind dies 1.672 Personen. Im Jahre 2010 waren in g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d 1,49 Mio. Men-<br />

schen im Gastgewerbe tätig (inkl. Teilzeitbeschäftigte); 64 der Anteil <strong>Neumünster</strong>s beträgt dar<strong>an</strong><br />

0,11%. Dieser Anteil wird nun auf die Außer-Haus-Besuche <strong>an</strong>gewendet, wonach sich 9,85 Mio.<br />

Besuche, respektive Essensportionen, ergeben.<br />

Nach diesem Ansatz entstehen so 1.025 Mg Lebensmittelabfälle pro Jahr im Gastgewerbe in<br />

<strong>Neumünster</strong>.<br />

Ein <strong>an</strong>derer Ansatz bezieht die 104 g pro Portion auf die Einwohnerzahl und ergibt im Mittel<br />

15 kg/(E*a) (errechnet mittels der Einwohnerzahl von Finnl<strong>an</strong>d, da die Werte dort in einer Studie<br />

erhoben wurden). Für <strong>Neumünster</strong> ergibt das eine Menge von 1.154 Mg pro Jahr, was den zuvor<br />

ermittelten Wert sehr gut verifiziert.<br />

Ein weiterer Ansatz geht über die Anzahl der Beschäftigten. Es gibt Werte von 770 bis 1.350 kg<br />

Lebensmittelabfälle pro Beschäftigtem und Jahr. 65 Für <strong>Neumünster</strong> ergibt sich bei Anwendung des<br />

Mittelwertes und einer Umrechnung der Teilzeit- auf Vollzeitstellen (d<strong>an</strong>n insgesamt 1.254 volle<br />

Stellen) ein Lebensmittelabfallaufkommen von 1.329 Mg pro Jahr.<br />

Da die Datengrundlage des ersten Ansatzes (über die Anzahl der Portionen) keine Zubereitungsab-<br />

fälle enthält, ist dieser Ansatz tendenziell zu niedrig; der <strong>an</strong>dere Ansatz ist dagegen ungenauer.<br />

Deshalb bilden wir den Mittelwert aus den beiden Werten. Dazu ziehen wird den gemittelten<br />

ersten Ansatz (1.025 Mg und 1.154 Mg) mit 1.090 Mg pro Jahr und den zweiten Ansatz mit<br />

1.329 Mg pro Jahr her<strong>an</strong>; das Ergebnis beläuft sich auf 1.210 Mg pro Jahr.<br />

Anlage 18: Berechnungen zum Beherbergungsgewerbe<br />

Im Jahre 2010 hatten in <strong>Neumünster</strong> – nach Angaben des Statistikamtes Nord – 11 Beherber-<br />

gungsbetriebe geöffnet (Betriebe mit 9 und mehr Betten), die 809 Betten zur Verfügung stellten.<br />

Insgesamt kamen 48.001 Gäste <strong>an</strong>, die 103.948 Übernachtungen durchführten; im Durchschnitt<br />

übernachtete somit jeder Gast 2,17 Nächte.<br />

63<br />

Jahrbuch Außer-Haus-Markt 2010/2011, Verlagsgruppe Deutscher Fachverlag, 2011<br />

64<br />

Statistisches Bundesamt<br />

65<br />

KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

XXIV


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

KRANERT et al. 66 geben verschiedene Kennwerte für einzelne Beherbergungstypen (Hotels, Pen-<br />

sionen usw.) <strong>an</strong>; da diese hier nicht unterschieden werden, rechnen wir die Lebensmittelabfälle<br />

<strong>an</strong>teilig von den gesamtdeutschen Werten. KRANERT et al. errechnen 185.718 Mg Lebensmittel-<br />

abfälle aus dem Beherbergungsgewerbe pro Jahr bei 368.737.280 Übernachtungen. <strong>Neumünster</strong><br />

hat einen Anteil von 0,028% <strong>an</strong> den Übernachtungen, entsprechend 52 Mg Lebensmittelabfälle<br />

pro Jahr.<br />

Anlage 19: Berechnungen zum Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

In Kr<strong>an</strong>kenhäusern fallen org<strong>an</strong>ische Abfälle vor allem in Form von Speise- und<br />

Zubereitungsresten <strong>an</strong>. Zur Potenzialabschätzung der Mengen, die in <strong>Neumünster</strong> <strong>an</strong>fallen,<br />

bedienen wir uns der Ansätze und Formeln der BMELV-Studie von KRANERT et al. 67<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> befindet sich das Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus mit 650 Betten, 1.700<br />

Mitarbeitern und 145 Auszubildenden. Jedes Jahr werden etwa 25.000 Patienten stationär und<br />

weitere 40.000 ambul<strong>an</strong>t beh<strong>an</strong>delt. Seit dem Jahr 2000 bietet das Kr<strong>an</strong>kenhaus auch einen<br />

Lieferservice für Mahlzeiten <strong>an</strong>. 68<br />

Bei einer bundesweit durschnittlichen Verweildauer in Kr<strong>an</strong>kenhäusern von 8 Tagen pro Patient<br />

ergibt sich rechnerisch eine Auslastung von 84%. In der BMELV-Studie ziehen KRANERT et al.<br />

einen Wert von 458 g Speise- und Zubereitungsresten pro Beköstigungstag her<strong>an</strong> und benutzen<br />

folgende Formel zur Berechnung der Jahresmengen:<br />

Menge der Speise- und Zubereitungsreste = 458 g × (Anzahl der aufgestellten Betten ×<br />

Auslastungsgrad/100 + Anzahl der Betriebs<strong>an</strong>gehörigen + Anzahl der Gäste pro Tag) × 365 Tage<br />

Für unsere Berechnungen zählen wir noch die etwa 90 Kinder der betriebseigenen<br />

Kindertagesstätte sowie die 120 Schüler/innen der Schule für Pflegeberufe zu den<br />

Betriebs<strong>an</strong>gehörigen hinzu und nehmen <strong>an</strong>, dass alle ambul<strong>an</strong>ten Patienten im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

speisen (nicht alle werden dies tun, die Zahl dient jedoch als Ansatz für die Anzahl der Gäste).<br />

Für <strong>Neumünster</strong> ergibt sich folgende Rechnung:<br />

458 g × (650 Betten × 0,84 + 2.055 Betriebs<strong>an</strong>gehörige + 110 Gäste pro Tag) × 365 Tage = 453 Mg<br />

Speise- und Zubereitungsreste pro Jahr.<br />

66 Siehe oben<br />

67 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

68 http://www.friedrich-ebert-kr<strong>an</strong>kenhaus.de/80u1-fek.pdf<br />

XXV


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 20: Berechnungen zu Lebensmittelabfällen am Arbeitsplatz<br />

Jeder Arbeitnehmer produziert eine geringe Menge Küchenabfall, welcher nicht im Mengen-<br />

potenzial der Haushalte enthalten ist.<br />

In <strong>Neumünster</strong> arbeiten 31.895 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, darunter sind 16.863<br />

Einpendler; in <strong>Neumünster</strong> selbst wohnhaft sind 23.946 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,<br />

von denen jedoch 8.914 auspendeln. 69 Für unsere Berechnungen sind nur die tatsächlich in der<br />

Stadt arbeitenden Beschäftigten von Bel<strong>an</strong>g.<br />

WAGNER et al. 70 rechnen mit 30 g Lebensmittelabfällen (wie z.B. Kaffeesatz oder B<strong>an</strong><strong>an</strong>enschalen)<br />

pro Arbeitsplatz und Tag. Mit dieser Rechnung erhält m<strong>an</strong> – bei durchschnittlich 230 Arbeitstagen<br />

– 220 Mg Lebensmittelabfälle pro Jahr; hier wurden die K<strong>an</strong>tinengänger mitberücksichtigt, da<br />

diese zusätzlich die 30 g Lebensmittelabfälle pro Tag erzeugen.<br />

Um Mitarbeiter, die in einer Betriebsk<strong>an</strong>tine speisen, zu berücksichtigen, folgen wir den Annah-<br />

men von KRANERT et al., 71 die eine B<strong>an</strong>dbreite von 111 bis 300 g Lebensmittelabfälle pro Portion<br />

in diesem Bereich zitieren (zur Berechnung wird der Mittelwert von 206 g eingesetzt). Zudem<br />

übernehmen wir die zitierte Annahme der Nationalen Verzehrsstudie 2008, nach der 19,1% der<br />

Erwerbstätigen ihre Mahlzeiten in Betriebsk<strong>an</strong>tinen einnehmen.<br />

Die 6.092 Mitarbeiter, die täglich in den Betriebseinrichtungen essen, bedingen zusätzlich 289 Mg<br />

Lebensmittelabfälle pro Jahr; insgesamt fallen somit 509 Mg Lebensmittelabfälle pro Jahr in die-<br />

sem Bereich <strong>an</strong>.<br />

69 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (St<strong>an</strong>d: 30.06.2010)<br />

70 WAGNER et al.: (2012) Potenzialstudie über Aufkommen und Beh<strong>an</strong>dlung biogener Abfälle im Freistaat Sachsen.<br />

71 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

XXVI


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 21: Berechnungen zu Schulen<br />

Zunächst eine Übersicht aller Schulen in <strong>Neumünster</strong> nach Angaben des Statistikamtes Nord<br />

(2011/2012).<br />

Tabelle 7: Schulen in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Schulart<br />

Schüler-<br />

<strong>an</strong>zahl<br />

G<strong>an</strong>ztags-<br />

betrieb<br />

Schulart<br />

Grundschulen Gemeinschaftsschulen<br />

XXVII<br />

Schüler-<br />

<strong>an</strong>zahl<br />

Grundschule Faldera 161 nein Freiherr-vom-Stein-Schule ja<br />

Grundschule Gadel<strong>an</strong>d 291 nein davon Realschule 232<br />

Gartenstadtschule 227 nein davon Gemeinschaftsschule 417<br />

Joh<strong>an</strong>n-Hinrich-Fehrs-Schule 274 ja H<strong>an</strong>s-Böckler-Schule ja<br />

Mühlenhofschule 174 nein davon Grundschule 89<br />

Rudolf-Tonner-Schule 212 nein davon Hauptschule 61<br />

Timm-Kröger-Schule 296 nein davon Gemeinschaftsschule 280<br />

Uker Schule 169 nein<br />

Gemeinschaftsschule <strong>Neumünster</strong>-<br />

Brachenfeld<br />

G<strong>an</strong>ztags-<br />

betrieb<br />

1.244 ja<br />

Vicelinschule 173 ja Gemeinschaftsschule Faldera 734 ja<br />

Förderzentren Private Schulen<br />

Gustav-H<strong>an</strong>sen-Schule 81 ja Freie Waldorfschule 303 ja<br />

Wichernschule 64 ja Berufsbildende Schulen<br />

Fröbelschule 113 ja Walther-Lehmkuhl-Schule 2.929<br />

Regionalschulen zzgl. L<strong>an</strong>desberufsschule 1.218<br />

Grund- und Regionalschule Wittorf nein Elly-Heuss-Knapp-Schule 2.334<br />

davon Grundschule 252<br />

davon Hauptschule 104<br />

zzgl. L<strong>an</strong>desberufsschule 336<br />

Theodor-Litt-Schule 1.981<br />

Wilhelm-T<strong>an</strong>ck-Schule nein zzgl. L<strong>an</strong>desberufsschule 160<br />

davon Regionalschule 327 Private berufsbildende Schulen<br />

davon Realschule 155 Lebensmittelinstitut KIN e.V. 155<br />

Helene-L<strong>an</strong>ge-Schule Regionalschule nein<br />

davon Regionalschule 277<br />

IBAF-Institut für berufliche Aus- und Fortbildung<br />

gGmbH<br />

Friedrich-Ebert-Kr<strong>an</strong>kenhaus <strong>Neumünster</strong><br />

GmbH<br />

davon Realschule 85 DAA Deutsche Angestellten-Akademie 54<br />

Grund- und Regionalschule Pestalozzischule ja IBAF gGmbH Schulungszentrum <strong>Neumünster</strong> 197<br />

davon Grundschule 158<br />

davon Regionalschule 185<br />

davon Hauptschule 54<br />

Grund- und Regionalschule Einfeld ja<br />

Gymnasien<br />

davon Grundschule 255<br />

davon Regionalschule 226<br />

davon Realschule 86<br />

Holstenschule 978 ja<br />

Imm<strong>an</strong>uel-K<strong>an</strong>t-Schule 797 ja<br />

Klaus-Groth-Schule 874 ja<br />

Alex<strong>an</strong>der-von-Humboldt-Schule 1.002 nein<br />

56<br />

120


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Somit gehen 11.410 Kinder und Jugendliche in <strong>Neumünster</strong> zur Schule, hinzu kommen noch 9.540<br />

Berufs- und L<strong>an</strong>desberufsschüler/innen. Etwa 67% (7.678) der Schüler/innen besuchen eine Schu-<br />

le mit G<strong>an</strong>ztagsbetrieb.<br />

KRANERT et al. 72 benutzen u.a. drei verschiedene spezifische Faktoren, die sich <strong>an</strong> den Bildungs-<br />

bereichen orientieren, um Lebensmittelabfälle <strong>an</strong> Schulen zu berechnen: Primärbereich (Grund-<br />

schulen, teilweise Freie Waldorfschule) mit 7,42 kg/(Schüler*a) (in <strong>Neumünster</strong> 2.818 Schü-<br />

ler/innen), Förderschulen mit 4,84 kg/(Schüler*a) (258 Schüler/innen), die restlichen Bereiche mit<br />

6,1 kg/(Schüler*a) (17.874 Schüler/innen). Die Schüler/innen der Schule für Pflegeberufe des FEK<br />

wurden bereits bei den org<strong>an</strong>ischen Kr<strong>an</strong>kenhausabfällen berücksichtigt, sodass – ohne diese –<br />

130 Mg Lebensmittelabfälle pro Jahr <strong>an</strong> <strong>Neumünster</strong><strong>an</strong>er Schulen <strong>an</strong>fallen.<br />

Ein <strong>an</strong>derer Ansatz, den KRANERT et al. aufzeigen, geht den Weg über die Schüler/innen, die in<br />

einer Schulk<strong>an</strong>tine essen. Es ist nicht bek<strong>an</strong>nt, wie viele Schüler/innen in <strong>Neumünster</strong> solche An-<br />

gebote nutzen, vereinfachend wird deshalb davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass alle Schüler/innen, die eine<br />

Schule mit G<strong>an</strong>ztagsbetrieb besuchen, dort eine Mahlzeit einnehmen. Bei 200 g Lebensmittelab-<br />

fällen pro Portion und 204 Tagen Unterricht im Jahr entstehen somit 313 Mg Lebensmittelabfälle<br />

pro Jahr; der Wert dürfte etwas zu hoch gegriffen sein, da nicht jeder Schüler in der K<strong>an</strong>tine isst.<br />

Da aus unserer Sicht die 130 Mg jedoch den G<strong>an</strong>ztagsbetrieb nicht ausreichend berücksichtigen,<br />

wählen wird den gemittelten Wert zur Potenzialabschätzung: Somit besteht <strong>an</strong> <strong>Neumünster</strong><strong>an</strong>er<br />

Schulen ein Potenzial von 222 Mg Lebensmittelabfällen pro Jahr.<br />

Anlage 22: Berechnungen zu Kinderbetreuungsstätten<br />

Nach Angaben der Stadt <strong>Neumünster</strong> gibt es 31 Kindertagesstätten im Stadtgebiet mit insgesamt<br />

572 betreuten Kindern. KRANERT et al. zeigen erneut zwei Ansätze auf, um das Lebensmittelab-<br />

fallpotenzial von Kinderbetreuungseinrichtungen zu berechnen.<br />

Einmal werden alle betreuten Kinder mit dem Faktor 11,82 kg/(Kind*a) multipliziert, die <strong>an</strong>dere<br />

Vari<strong>an</strong>te betrachtet nur die ausgegebenen Portionen der Mittagsverpflegung (200 g Lebensmit-<br />

telabfälle pro Portion). Da unbek<strong>an</strong>nt ist, wie viele Kinder in <strong>Neumünster</strong> Mittagsverpflegung in<br />

der Kindertagesstätte erhalten, setzen wir hierfür einen bundesdurchschnittlichen Wert von<br />

24,5% <strong>an</strong>, entsprechend 140 Kindern.<br />

Die erste Vari<strong>an</strong>te ergibt 6,8 Mg pro Jahr, die zweite 6,6 Mg pro Jahr (bei 235 Betreuungstagen im<br />

Jahr), sodass hier der Mittelwert 6,7 Mg Lebensmittelabfällen pro Jahr als realistischer Wert <strong>an</strong>ge-<br />

sehen werden k<strong>an</strong>n.<br />

72 KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

XXVIII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 23: Alten- und Pflegeheime<br />

Zunächst eine Übersicht aller Pflegeeinrichtungen in <strong>Neumünster</strong> nach Angaben des Statistikam-<br />

tes Nord.<br />

Tabelle 8: stationäre Pflegeeinrichtungen der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Einrichtung Anzahl der Plätze<br />

Ansgarstift 106<br />

DRK Geronto-Psychiatrisches Kr<strong>an</strong>kenheim 48<br />

DRK Pflegeeinrichtung Schwerst- und mehrfach Behinderte 48<br />

DRK Psychiatrischer L<strong>an</strong>gzeitbereich 50<br />

Seniorenzentrum Haus am Jungfernstieg 84<br />

AWO Wohnpflege 120<br />

Haus Hog'n Dor 102<br />

Ambul<strong>an</strong>ter Pflegedienst 14 (Tagespflege)<br />

Probst-Riewerts-Haus 88<br />

Seniorenheim Haus Berlin 161<br />

Seniorenpflegeheim Haus Schleusberg 190<br />

Wittorfer Seniorenstübchen 18 (Tagespflege)<br />

Stadtdomizil 7<br />

Servicehaus am Wasserturm 96 + 16 (Tagespflege)<br />

Es sind insgesamt 1.100 Dauerpflegeplätze und 48 Tagespflegeplätze eingerichtet. In der weiteren<br />

Betrachtung werden nur die Dauerpflegeplätze berücksichtigt, da diese mit dem Anfall von Le-<br />

bensmittelabfällen in den Einrichtungen in Verbindung stehen.<br />

Zur Berechnung benutzen wir den bei KRANERT et al. 73 zitierten Wert von 471 g Lebensmittelab-<br />

fällen pro Platz und Tag, was bei 365 Pflegetagen zu einem Ergebnis von 189 Mg Lebensmittelab-<br />

fällen pro Jahr führt.<br />

Anlage 24: Justizvollzugs<strong>an</strong>stalt<br />

In der Stadt <strong>Neumünster</strong> liegt eine Justizvollzugs<strong>an</strong>stalt mit 598 Haftplätzen. Von diesen sind 532<br />

im geschlossenen Vollzug, 44 Plätze sind für Freigänger und 22 Plätze sind auf dem L<strong>an</strong>desgut<br />

Moltsfelde außerhalb der Stadt eingerichtet; 74 letztere werden von den weiteren Betrachtungen<br />

ausgenommen.<br />

Die von KRANERT et al. benutzte Formel zur Berechnung der Lebensmittelabfälle kommt zur An-<br />

wendung:<br />

73<br />

KRANERT et al.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate<br />

bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

74<br />

http://www.schleswig-holstein.de/JVANMS/DE/Liegenschaft/Liegenschaft_node.html<br />

XXIX


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Menge <strong>an</strong> Lebensmittelabfällen = (Anzahl der Häftlinge im geschlossenen Vollzug × 3 Mahlzeiten<br />

pro Tag × 365 Tage + Anzahl der Häftlinge im offenen Vollzug × 2 Mahlzeiten pro Tag × 365 Tage) ×<br />

226 g Lebensmittelabfälle pro Portion<br />

Für <strong>Neumünster</strong> ergibt sich folgende Rechnung, dabei wird von einer Belegung von 100%<br />

ausgeg<strong>an</strong>gen, was keine unrealistische Annahme ist:<br />

226 g × (532 Häftlinge im geschlossenen Vollzug × 3 Mahlzeiten × 365 Tage + 44 Häftlinge im offe-<br />

nen Vollzug × 2 Mahlzeiten × 365 Tage) = 139 Mg Lebensmittelabfälle pro Jahr.<br />

XXX


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 25: Siedlungsabfallbil<strong>an</strong>z 2010<br />

Abfallart/-gruppe gemäß Abfallverzeichnisverordnung und<br />

Summenbezeichnungen<br />

XXXI<br />

Abfallaufkommen<br />

in Mg<br />

Gemischte Siedlungsabfälle (Haus- und Geschäftsmüll) 17.523<br />

Sperrmüll 3.208<br />

Gemischte Siedlungsabfälle (Kleinmengenselbst<strong>an</strong>lieferung) 1.397<br />

Gemischte Siedlungsabfälle (Hausmüllähnlicher Gewerbeabfall) 4.503<br />

Straßenkehricht 1.599<br />

Abfälle aus Abwasserbeh<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>lagen, der Zubereitung von Trinkwasser oder<br />

industriellem Brauchwasser und aus der K<strong>an</strong>alreinigung<br />

Sonstige (gemischte) Bau- und Abbruchabfälle 383<br />

Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik, Bitumengemische, Kohlenteer und teerhaltige<br />

Produkte und Baustoffe auf Gipsbasis<br />

591<br />

3.788<br />

Boden (einschließlich Aushub von verunreinigten St<strong>an</strong>dorten), Steine und Baggergut 10.216<br />

Holz, Glas und Kunststoff mit schädlichen Verunreinigungen 70<br />

Papier und Pappe/Karton aus getrennter Sammlung 6.758<br />

Glas aus getrennter Sammlung 1.747<br />

Metalle aus getrennter Sammlung 411<br />

Verpackungen, Kunststoffkleinteile, Kleinmetall (Getränkedosen) aus getrennter<br />

Sammlung<br />

1.854<br />

Bioabfall aus Privathaushalten und Kleingewerbe 7.190<br />

Kompostierbare Garten- und Parkabfälle (inkl. Friedhofsabfälle) aus getrennter<br />

Sammlung<br />

4.534<br />

Holz aus getrennter Sammlung 1.558<br />

Elektronische Geräte (z.B. gedruckte Schaltungen) aus getrennter Sammlung 259<br />

Geräte, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe enthalten, aus getrennter Sammlung 112<br />

Batterien und Akkumulatoren aus getrennter Sammlung 4<br />

Medikamente aus getrennter Sammlung 1<br />

Öle und Fette aus getrennter Sammlung 7<br />

Lösemittel aus getrennter Sammlung 4<br />

Farben, Druckfarben, Klebstoffe und Kunstharze aus getrennter Sammlung 24<br />

Säuren, Laugen, Waschmittel, Fotochemikalien, Aerosole aus getrennter Sammlung 3<br />

Sonstige nicht ausgeschlossene Abfälle 130<br />

Summe: Abfälle der öffentlichen Entsorgung 67.874


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

Anlage 26: verwendete Literatur<br />

ANONYMUS: (2003) Umrechnungsfaktoren. Seite 542 in Holz-Lexikon, B<strong>an</strong>d 2 L-Z, 4. Auflage;<br />

DRW-Verlag Weinbrenner GmbH & Co., Leinfelden-Echterdingen<br />

BAUMANN, P.: (2003) Phosphatelimination aus Abwasser. [Seite 172] Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH, München<br />

COFRESCO: (03/2011) Das Wegwerfen von Lebensmitteln - Einstellungen und Verhaltensmuster.<br />

Qu<strong>an</strong>titative Studie in deutschen Privathaushalten – Ergebnisse Deutschl<strong>an</strong>d. Eine Studie im Rah-<br />

men von SAVE FOOD – eine Initiative von Toppits durchgeführt von TheConsumerView GmbH für<br />

Cofresco Frischhalteprodukte Europa<br />

HAPLA, F.: (2003) Knick. Seite 696 in Holz-Lexikon, B<strong>an</strong>d 1 A-K, 4. Auflage; DRW-Verlag Weinbren-<br />

ner GmbH & Co., Leinfelden-Echterdingen<br />

ICU: (06/2011) Hochwertige und klimaschonende Verwertung von Mähgut und Laub im L<strong>an</strong>d Ber-<br />

lin – Endbericht. ICU - Ingenieurconsulting Umwelt und Bau, Berlin<br />

IE: (01/2007) Schlussbericht zum Forschungsvorhaben Biogaserzeugung durch Trockenvergärung<br />

von org<strong>an</strong>ischen Rückständen, Nebenprodukten und <strong>Abfällen</strong> aus der L<strong>an</strong>dwirtschaft – Abschnitt<br />

2: Erhebung der mit Trockenfermentationsverfahren erschließbaren energetischen <strong>Potenziale</strong> in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d; Vergleichende ökonomische und ökologische Analyse l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Trocken-<br />

fermentations<strong>an</strong>lagen. Universität Rostock, Lehrstuhl für Verfahrenstechnik / Biotechnologie<br />

in Kooperation mit Institut für Energetik und Umwelt gGmbH und der Bundesforschungs<strong>an</strong>stalt<br />

für L<strong>an</strong>dwirtschaft; erstellt vom Institut für Energetik und Umwelt gGmbH (IE)<br />

KERN, M.; FUNDA, K.; HOFMANN, H.; SIEPENKOTHEN, H.-J.: (2009) Biomassepotenzial von Bio-<br />

und Grünabfällen sowie L<strong>an</strong>dschaftspflegematerialien. 3. Biomasse-Forum 2009<br />

KERN, M.; RAUSSEN, T.; FUNDA, K.; LOOTSMA, A.; HOFMANN, H: (08/2010) Aufw<strong>an</strong>d und Nut-<br />

zen einer optimierten Bioabfallverwertung hinsichtlich Energieeffizienz, Klima- und Ressourcen-<br />

schutz. Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH im Auftrag des Umweltbun-<br />

desamtes; Dessau-Roßlau<br />

KNAPPE, F.; BÖß, A.; FEHRENBACH, H.; GIEGRICH, J.; VOGT, R.; DEHOUST, G.; SCHÜLER, D.;<br />

WIEGMANN, K.; FRITSCHE, U.: (02/2007) Stoffstromm<strong>an</strong>agement von Biomasseabfällen mit dem<br />

Ziel der Optimierung der Verwertung org<strong>an</strong>ischer Abfälle. Ifeu – Institut für Energie- und Umwelt-<br />

forschung, Heidelberg und Öko-Institut für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Ökologie, Darmstadt im Auftrag des Um-<br />

weltbundesamtes, Dessau<br />

XXXII


Ermittlung des Potenzials org<strong>an</strong>ischer Abfälle in der Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

KRANERT, M.; HAFNER, G.; BARABOSZ, J.; SCHULLER, H.; LEVERENZ, D.; KÖLBIG, A.; SCHNEIDER,<br />

F.; LEBERSORGER, S.; SCHERHAUFER, S.: (03/2012) Ermittlung der weggeworfenen Lebensmit-<br />

telmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Universität Stuttgart, Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft, Lehrstuhl<br />

für Abfallwirtschaft und Abluft und Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Abfallwirtschaft<br />

KRUSE, S.; LORENZEN, A.: (10/2008) Einzelh<strong>an</strong>dels- und Zentrenkonzept für die Stadt <strong>Neumünster</strong><br />

– Endbericht. Junker und Kruse Stadtforschung ▪ Pl<strong>an</strong>ung, Dortmund<br />

OETJEN-DEHNE, R.: (02/2010) Bewertung der vorh<strong>an</strong>denen Bioabfallbeh<strong>an</strong>dlungsst<strong>an</strong>dorte in<br />

Schleswig-Holstein im Hinblick auf eine Ergänzung um Vergärungsstufen. Oetjen-Dehne & Partner<br />

Umwelt- und Energie-Consult GmbH; Berlin<br />

PROJECTS ENERGY GMBH: (05/2009) Studie zum Biomassepotential in der Freien und H<strong>an</strong>sestadt<br />

Hamburg. projects energy gmbh, Hamburg<br />

QUICKER, P.; FOJTIK, F.; FAULSTICH, M.: (10/2006) Verfahren zur Qu<strong>an</strong>tifizierung von Geschäfts-<br />

müll. In Müll und Abfall, 38. Jahrg<strong>an</strong>g, Heft 10, Seite 512 bis 518; Erich Schmidt Verlag GmbH &<br />

Co., Berlin<br />

SCHEFFOLD, K.: (03/1998) Bioabfall eine relev<strong>an</strong>te Gebührengröße. BILITEWSKI, B; SCHNURER, H.;<br />

ZESCHMAR-LAHL, B. (Hrsg.): Müll-H<strong>an</strong>dbuch, 2. Auflage, B<strong>an</strong>d 2, Kennzahl 1565; Erich Schmidt<br />

Verlag GmbH & Co., Berlin<br />

SCHÜTT, B.: (03/2011) Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klima-<br />

schutzaspekten. BWS Unternehmensberatung Umweltschutz, Moorrege<br />

WAGNER, J.; KÜGLER, T.; HEIDRICH, K.; BAUMANN, J.; GÜNTHER, M.; DORNACK, C.; GRUND-<br />

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