Frauen - Männer - Gender - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

14 | GETEILTE RECHTE, GETEILTE PFLICHTEN
Michelle Bachelet war die erste Präsidentin Chiles. dpa Picture Alliance
bekommen, hat sich längst eine weibliche Elite
gebildet, die gegen den Klimawandel kämpft und
gegen die ungleiche Verteilung von Ressourcen.
Und eindrucksvoll sind nicht nur die Com puter exper
tinnen aus Indien oder die Ingenieurinnen aus
China, sondern auch die Frauen „ganz unten“. Die
Peruanerin oder Filipina, die als illegale Putzfrau
im reichen Europa arbeitet, um mit dem verdienten
Geld den Kindern zu Hause den Schulbesuch zu ermöglichen,
ist ganz gewiss eine der Heldinnen der
Globalisierung. Ebenso wie die Gewerkschafteri nnen,
die unter großen persönlichen Risiken immer
wieder aufmerksam machen auf die Ausbeutung
der Frauen in Bangladesh und anderswo durch nationale
und internationale Konzerne. Und ganz
gewiss sind auch die Afrikanerinnen Vorbilder, die
Geschlechtergerechtigkeit in Politik und Me dien
einfordern, die dafür kämpfen, dass ihre Töchter in
ein besseres Leben hineinwachsen als sie selbst es
führen müssen. Manchmal drängt sich der Eindruck
auf, dass Genderpolitik in den Ländern der
Dritten Welt ernsthafter diskutiert und ein gefordert
wird als in den klassischen Industrie ländern.
Es hat sich viel getan selbst in islamischen Ländern
wie Marokko. Dort gibt es seit einigen Jahren ein
modernes Familienrecht, die Friedrich-Ebert-Stiftung
war an dem bahnbrechenden Gesetz beratend
intensiv beteiligt (siehe Seite 28).
An der Entwicklung von Gender-Strategien wirkt
die FES weltweit mit. Das reicht von der Entwicklung
regionaler Gender-Strategien in Asien bis zu
den argentinischen Streitkräften.
Eine der Erkenntnisse aus der langjährigen Arbeit
ist: Nichts macht Frauen so viel Mut zu Veränderungen
wie weibliche Vorbilder in politischen Spitzenpositionen.
Und nichts veranlasst Männer
mehr, sich auf diese Veränderungen einzulassen,
wie das Erleben machtvoller Frauen, die ihren Job
gut machen. Zum Beispiel die chilenische Präsidentin
Michelle Bachelet, die ihr Kabinett – wie
im Wahlkampf versprochen – paritätisch mit Männern
und Frauen besetzt hat. Sie sagte in einem
Interview:
„Mir ist klar, dass ich einen großen kulturellen
Wandel symbolisiere, der nicht mehr rückgängig
zu machen ist. Ich weiß nicht, ob es in Zukunft
wieder eine Präsidentin geben wird oder nicht.
Hoffentlich ja. Aber über eines bin ich mir sicher:
Früher sagten mir die Mädchen, dass sie Ärztin
werden wollten, heute sagen sie, sie möchten Präsidentin
werden. Das wird dem Land gut tun.“