Frauen - Männer - Gender - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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54 | MENSCHENRECHTSPREIS DER FES<br />
Menschenrechtspreis<br />
<strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<br />
<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong> für TAC<br />
<strong>Frauen</strong> in Südafrika kämpfen für HIV-Infi zierte, auch gegen die<br />
eigene Regierung und die Macht <strong>der</strong> Gesundheitsindustrie<br />
Wer an einem grauen Dezembertag 2009 den Weg<br />
zum Konferenzsaal <strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong> in<br />
Berlin suchte, musste an einer Wand von Tafeln<br />
vorbeigehen. Dort konnten die Gäste vor <strong>der</strong> Verleihung<br />
des Menschenrechtspreises an die südafrikanische<br />
Menschenrechtsorganisation „Treatment<br />
Action Campaign“ (TAC) die Lebensgeschichten<br />
von HIV-infi zierten o<strong>der</strong> AIDS-kranken <strong>Frauen</strong><br />
nachlesen. Und diese Schicksale ließen niemanden<br />
unberührt:<br />
Imani, 25 Jahre alt, wurde von ihrer Familie verstoßen,<br />
als sie von ihrer Diagnose HIV-positiv erfuhr.<br />
Sie erhielt keine Behandlung, hatte kein Geld, starb<br />
unversorgt, von den Nachbarn gemieden.<br />
Flora, seit vielen Jahren verwitwet, erfuhr mit Ende<br />
50, dass sie HIV-positiv ist. Sie weiß nicht, wie sie<br />
sich infi ziert hat. Sie hat große Angst, hat sich ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n und Freunden anvertraut. Ihre Infektion<br />
ist weit fortgeschritten, sie hat viel Gewicht verloren,<br />
fürchtet, dass sie bald sterben wird. Es macht<br />
sie traurig, sagt sie, dass Menschen häufi g erst dann<br />
eine antiretrovirale Behandlung bekommen, wenn<br />
sie sehr krank sind.<br />
Susan, heute Anfang 30, wurde von ihrem Mann<br />
angesteckt. Sie war wütend auf ihn, fand sich mit<br />
<strong>der</strong> Zeit aber mit den Tatsachen ab. Ihr Mann starb<br />
2003, eine Behandlung konnten sich beide damals<br />
nicht leisten. Heute lebt sie mit einem HIV-negativen<br />
Mann zusammen, hat einen gesunden dreijährigen<br />
Sohn.<br />
Sheila, 45 Jahre, zwei Kin<strong>der</strong>, arbeitet als Haushaltshilfe,<br />
verdient im Monat umgerechnet 60 Euro. Sie<br />
hatte Glück. Als sich herausstellte, dass sie HIVpositiv<br />
ist, <strong>der</strong> Ausbruch von AIDS unmittelbar<br />
bevorstand, übernahmen ihre Arbeitgeber die<br />
Kosten für die Behandlung von 270 Euro im Monat.<br />
Es geht ihr gut.<br />
Sheila, Susan, Flora und viele an<strong>der</strong>e infi zierte<br />
<strong>Frauen</strong> arbeiten heute ehrenamtlich in Organisationen,<br />
die AIDS-Kranke betreuen o<strong>der</strong> – wie TAC<br />
– auf allen Ebenen politisch gegen die Ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Seuche ankämpfen.<br />
Die New York Times nennt TAC „the world’s most<br />
effective AIDS group“. Zehn HIV-positive Menschen<br />
taten sich im Jahre 1998 zusammen, weil sie<br />
nicht länger hinnehmen wollten, dass allein in<br />
Noloyiso Ntamenthlo, TAC, Anke Fuchs, Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong>, Nonkosi Khumalo, TAC. Foto: Jens Schicke