Frauen - Männer - Gender - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Trümmerfrauen nach dem Zweiten Weltkrieg. Archiv <strong>der</strong> sozialen Demokratie / FES<br />
konservatives <strong>Frauen</strong>- und Familienbild, mit dem die jungen <strong>Frauen</strong><br />
nichts mehr anfangen konnten. Die Folge war die Gründung <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
sozialdemokratischer <strong>Frauen</strong>.<br />
Interessant war für mich damals, dass im Mittelpunkt <strong>der</strong> Diskussionen<br />
bei den <strong>Männer</strong>n die Reform des Ehe- und Familienrechts stand, für viele<br />
<strong>Frauen</strong> meiner Generation dagegen die Reform des Paragrafen 218. Das<br />
schien auch mir <strong>der</strong> wichtigere emanzipatorische Schritt zu sein. Ich<br />
denke, die <strong>Männer</strong> haben sich damals Mühe gegeben, sich zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Aber so ganz geschafft haben sie es wohl immer noch nicht.<br />
Ich würde sagen, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie<br />
man Feminismus meist versteht, als Radikalisierung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>politik.<br />
Ich denke, dazu hat sich doch schon zu viel verän<strong>der</strong>t. Die <strong>Männer</strong><br />
hören den <strong>Frauen</strong> zu, wenn sie sagen, wir können nur gemeinsam Verän<strong>der</strong>ungen<br />
erreichen. Das Problem ist, dass die Jungen immer noch<br />
von zu vielen <strong>Frauen</strong> nach dem alten Muster erzogen werden. Dennoch<br />
sehe ich, wenn ich eine Bilanz ziehe über das, was erreicht wurde, und<br />
das, was noch offen ist: Die <strong>Frauen</strong> haben ihre Chancen genutzt, gerade<br />
bei Bildung und Arbeit, aber um die Machtfrage sind sie bis heute immer<br />
schön herumgeschlichen. Da sind die <strong>Männer</strong> besser. Sie haben die erfolgreicheren<br />
Netzwerke. So sehr <strong>Männer</strong> sich auch in Konkurrenzkämpfen<br />
erschöpfen, wenn es darauf ankommt, haben sie ihre Netzwerke.<br />
<strong>Frauen</strong> wie<strong>der</strong>um – das kann ich im Hochschulbereich gut beobachten –<br />
sind sehr zurückhaltend in solidarischen Aktionen, wenn sie für sich<br />
selbst etwas erreicht haben. Da genießen <strong>Frauen</strong> ihren Exotenbonus.<br />
Die Parole für die Zukunft muss nicht die For<strong>der</strong>ung nach einem neuen<br />
Feminismus sein, son<strong>der</strong>n die Schaffung einer Gesellschaft, die gut ist<br />
für <strong>Frauen</strong> und gut ist für <strong>Männer</strong>. Ich halte es für wichtig, an einer geschlechtergerechten<br />
Gesellschaft zu arbeiten.<br />
Bei allen Fortschritten und Verän<strong>der</strong>ungen auch bei den <strong>Männer</strong>n<br />
würde ich es doch mit dem Satz zusammenfassen: Das Patriarchat<br />
schwächelt, aber es existiert noch.<br />
FRAUEN MÄNNER GENDER | 25<br />
Än<strong>der</strong>te sich damit auch die<br />
<strong>Frauen</strong>politik <strong>der</strong> sozialliberalen<br />
Koalition?<br />
Also brauchen wir einen neuen<br />
Feminismus?<br />
Und wie soll es nun weiter gehen?<br />
Haben das die <strong>Männer</strong> in Politik<br />
und Gewerkschaften auch begriffen?