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Frauen - Männer - Gender - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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Das Patriarchat<br />

schwächelt, aber<br />

es existiert noch<br />

Was hat die Sozialistinnen<br />

Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

motiviert, eine äußerst lebhafte<br />

<strong>Frauen</strong>bewegung zu gründen?<br />

War das die absolute Rechtlosigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> damals?<br />

Wuchs <strong>der</strong> Einfl uss mit dem<br />

<strong>Frauen</strong>wahlrecht nach dem<br />

Ersten Weltkrieg?<br />

Gespräch mit Helga Grebing<br />

FRAUEN MÄNNER GENDER | 23<br />

Die Professorin Helga Grebing hat sich einen Namen gemacht als Historikerin <strong>der</strong><br />

deutschen Arbeiterbewegung. Sie gilt als streitbare linke Intellektuelle, ist Mitglied <strong>der</strong><br />

Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand und war Mitglied <strong>der</strong> Grundwertekommission.<br />

Die engagierte <strong>Frauen</strong>rechtlerin vom Jahrgang 1930 ist u. a. Trägerin des Staatspreises<br />

von Nordrhein-Westfalen.<br />

Es gab schon im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t intensive Bestrebungen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>,<br />

sich aus <strong>der</strong> absoluten Abhängigkeit von den <strong>Männer</strong>n zu befreien.<br />

Aber die soziale und die politische <strong>Frauen</strong>bewegung begann in <strong>der</strong> Tat<br />

Ende des 19. o<strong>der</strong> mit dem Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wenn man<br />

sich anschaut, was noch Marx zur <strong>Frauen</strong>frage gesagt hat, dann denkt<br />

man, das kann doch nicht wahr sein. Ich zitiere hier mal sinn gemäß<br />

aus einer Denkschrift <strong>der</strong> sozialistischen Arbeiterinternationale aus<br />

dem Jahr 1866: „Entscheidend für die Tätigkeit <strong>der</strong> Frau ist die Hausund<br />

Familienarbeit, die Pfl ege und Überwachung <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>. Sie sollen Gemütlichkeit und Poesie des häuslichen Lebens<br />

schaffen. Anmut und Schönheit in die gesellschaftlichen Umgangsformen<br />

bringen.“ Also sehr sozialistisch klingt das nicht. Doch die Sozialdemokratie<br />

hat immerhin schon 1869 die For<strong>der</strong>ung von gleichem<br />

Lohn für gleiche Arbeit für <strong>Frauen</strong> und <strong>Männer</strong> erhoben. Trotz August<br />

Bebel blieb die SPD aber eine <strong>Männer</strong>partei. Beim Parteitag 1912 waren<br />

nur zehn Prozent <strong>der</strong> Delegierten <strong>Frauen</strong>. In wichtigen Funktionen <strong>der</strong><br />

SPD gab es nur zwei <strong>Frauen</strong>: Clara Zetkin und Luise Zietz.<br />

Die Weimarer Reichsverfassung hatte keinen Gleichstellungsparagraphen<br />

wie später das Grundgesetz, dennoch gab es Verbesserungen für<br />

die <strong>Frauen</strong>. Etwa die Reform des Unehelichkeitsrechts, des Ehescheidungsrechts,<br />

des Mutterschutzes. Über den Paragrafen 218 wurde viel

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