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Unsichtbare Geometrie - ISaR Projekt

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© Ulrike Baasch<br />

kaum vermittelbar sind. Insbesondere das Prinzip der Veranschaulichung, dass für die<br />

sehenden Schüler häufig eingesetzt wird, ist für das blinde Mädchen nur unzureichend<br />

nachvollziehbar. Es muss daher die visuelle Anschauung weitestgehend durch die haptische<br />

Wahrnehmung ersetzt werden.<br />

S. A. OSTAD (1989, 10) sieht in der taktilen Repräsentation einen zentralen Punkt im<br />

Mathematikunterricht für blinde Schüler. Darunter versteht er taktile Bilder, die visuelle<br />

Bilder ersetzen können. Sie basieren immer auf konkreten Gegenständen, jedoch haben sie<br />

eher Symbolcharakter als das entsprechende Objekt in der Realität. Bei BRUNER (in<br />

LEUTENBAUER 1989, 21) gibt es drei Repräsentationsformen, auf denen die Lernbereitschaft<br />

und Lernfähigkeit der Schüler basiert. Bei der enaktiven Repräsentationsform wird der Stoff<br />

so dargeboten, dass er durch eigene Handlung erfasst werden kann. Bei der ikonischen<br />

Repräsentationsform kann der Stoff durch Bilder bzw. Graphiken erfasst werden. Das<br />

wesentliche Kennzeichen für die symbolische Repräsentationsform ist die Verwendung von<br />

Zeichen und Symbolen. Diese abstrakte Form ermöglicht bei Beherrschung die größten<br />

Leistungen. Nach BRUNER (in KÖNIG/EBERT 1996, 6) sind die Übergänge zwischen den<br />

Darstellungsebenen entscheidend. Er sieht die Denkentwicklung als eine immer besser<br />

funktionierende Koordination zwischen den verschiedenen Darstellungsebenen, unter<br />

wesentlicher Beteiligung der Sprache. Gerade die Übergänge zwischen den<br />

Darstellungsebenen bereiten blinden Kindern im Bereich der räumlichen Vorstellung große<br />

Schwierigkeiten. So stellt DEGENHARDT (1990) fest, dass blinde Vorschulkinder nicht in der<br />

Lage sind, Vorstellungen, die sie über einen Raum erlangt haben, auf eine Puppenstube zu<br />

übertragen. Bei Flächen entspricht das etwa der Übertragung eines Korridorsystems auf einen<br />

Plan.<br />

BRUNER (in BULLENS 1982) hält die drei Repräsentationsformen, die zunächst hinter- und<br />

später nebeneinander bestehen, auch bei der Entwicklung von Wortbedeutungen für<br />

entscheidend. Bei Kindern mit Blindheit ist dabei der aktive Umgang mit Handlungen, die<br />

außerhalb ihrer Reichweite stattfinden, stark eingeschränkt. Bei größeren Flächen ist es für<br />

Blinde ausgesprochen schwierig, sich einen Eindruck von der Form und Größe der Fläche zu<br />

verschaffen.

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