Unsichtbare Geometrie - ISaR Projekt
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© Ulrike Baasch<br />
handlungsbezogenes Lernen und Wochenplan-Unterricht besonders bewährt haben. Die<br />
Sonderrolle des blinden Schülers wird bleiben. Aber es besteht die Chance, diese Sonderolle<br />
im positiven Sinn zu prägen. Anstatt die Sonderrolle so unauffällig wie möglich zu halten,<br />
kann sie für das Umfeld konstruktiv gestaltet werden (vgl. Badde 1997, 192).<br />
2.5. Konsequenzen für die Unterrichtsplanung<br />
Aus den bisher dargestellten Vorüberlegungen ergeben sich eine Reihe von Konsequenzen für<br />
die Planung der Unterrichtseinheit.<br />
Die Annäherung an das Thema Flächeninhalte erfolgt bei dem blinden Schüler über den<br />
Tastsinn. Der schwierigen Wahrnehmung der Figur-Grund-Diskrimination wird durch klare<br />
Formen und erhabene Linien begegnet, da diese eher zu ertasten sind als versenkte. Zur<br />
leichteren Orientierung werden verschiedene Oberflächenstrukturen verwendet und die<br />
Ausrichtung des Arbeitsmaterials (oben – unten) vorgegeben. Für ein besseres Erfassen der<br />
Gesamtflächen, werden Flächen verwendet, die bei gespreizten Fingern mit beiden Händen zu<br />
ertasten sind.<br />
Die Vermittlung des Lernstoffes soll über die tätige Auseinandersetzung mit dem<br />
Lerngegenstand beginnen. Nach dem willkürlichen Experimentieren, bei dem die Schüler<br />
vielfältige Erfahrungen mit der Materie sammeln, soll die Unterrichtseinheit zu einem<br />
systematischen, abstrakten Umgang mit einer Berechnungsformel führen.<br />
Die Lerninhalte sind für alle Schüler gleich, innerhalb des Lernstoffs erfolgt jedoch eine<br />
Differenzierung. In jedem Fall soll durch gemeinsame Erarbeitungsphasen die Basis für ein<br />
Miteinander-Lernen und die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch erhalten bleiben.<br />
Unter Einbeziehung der blindenspezifischen Lerninhalte baut die Unterrichtseinheit auf<br />
Erfahrungen des Schülers mit Blindheit aus dem Bereich Orientierung & Mobilität auf und<br />
erweitert sie. Dabei soll gewährleistet sein, dass der Umgang und die Orientierung mit den<br />
fühlbaren Materialien adäquat erfolgen. Haptische Wahrnehmung braucht aufgrund des<br />
sukzessiven Charakters mehr Zeit als visuelle Wahrnehmung. Auch sind komplexe<br />
Darstellung wesentlich schwerer zu erfassen. Der erhöhte Zeitaufwand, der bei einem Schüler<br />
mit Blindheit zu erwarten ist, muss durch eine reduzierte Menge ausgeglichen werden, die<br />
Komplexität ist auf haptische Erfahrbarkeit zu überprüfen.