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Wasserbau ist Klimaschutz<br />

Der Anfang Mai veröffentlichte UN-Klima schutz -<br />

bericht bestimmt seither die Schlagzeilen <strong>in</strong><br />

Politik <strong>und</strong> Öffentlichkeit. Bereits <strong>in</strong> dem 2005 <strong>in</strong><br />

Kraft getretenen Kyoto Protokoll haben sich die<br />

Unterzeichnerstaaten verpflichtet, e<strong>in</strong>schneiden -<br />

de Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhaus -<br />

gase <strong>in</strong> ihren Ländern umzusetzen. Erreicht<br />

werden kann die Drosselung der Treibhausgase<br />

nach Ansicht der UN-Experten durch Energie -<br />

sparen <strong>und</strong> die Abkehr von CO 2 -lastigen Metho -<br />

den der Energiegew<strong>in</strong>nung. Das bedeutet: Gas<br />

<strong>und</strong> er neu erbare Energien, darunter auch die<br />

Kernener gie, statt Kohle. Als weitere Maßnah -<br />

men nennen die Wissenschaftler den E<strong>in</strong>satz von<br />

Biokraft stoffen, sparsamere Autos, das Auf -<br />

forsten statt Abholzen von Wäldern <strong>und</strong> die<br />

Verkehrsver lagerung auf umweltfre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong><br />

energie sparen de Verkehrsträger wie Bahn <strong>und</strong><br />

Schiff.<br />

Wie sooft, wenn aus <strong>in</strong>ternationalen Gremien<br />

f<strong>und</strong>ierte Vorschläge kommen, suchen sich die<br />

nationalen Regierungen das aus, was partei -<br />

politisch oder ideologisch passt. Da die SPD <strong>in</strong> der<br />

vorangegangenen Rot-Grünen B<strong>und</strong>esregierung<br />

den Atomausstieg beschlossen hat, passt die<br />

Empfehlung der UN Experten, Atomkraftwerke<br />

eher zu bauen, denn sie zu schließen, nun gar<br />

nicht <strong>in</strong> die umweltpolitischen Strategien dieser<br />

Partei. Stattdessen will man e<strong>in</strong> Programm zum<br />

Bau neuer Kohlekraftwerke auflegen, die auch<br />

bei modernster Abgasre<strong>in</strong>igungstechnik die CO 2<br />

Bilanz Deutschlands deutlich verschlechtern wer -<br />

den. Auch die Tatsache, dass die EU der B<strong>und</strong>es -<br />

regierung gerade besche<strong>in</strong>igt hat, dass die<br />

größten CO 2 Dreckschleudern <strong>in</strong> Europa die<br />

Braun kohlekraftwerke <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

s<strong>in</strong>d – e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>terlassenschaft mehrerer Rot-<br />

Grüner Landesregierungen – führt da nicht zum<br />

Umdenken. Wenn es um den Erhalt ideologischer<br />

W<strong>uns</strong>ch- <strong>und</strong> Wahnvorstellungen von Politikern<br />

geht, s<strong>in</strong>d nüchterner Sachverstand <strong>und</strong> bessere<br />

E<strong>in</strong>sichten eben ausgeschaltet!<br />

Es vergeht ke<strong>in</strong> Tag, an dem nicht e<strong>in</strong> Politiker die<br />

Verkehrsverlagerung von der Straße auf Schiene<br />

<strong>und</strong> Wasserstraße fordert <strong>und</strong> für ökologisch<br />

s<strong>in</strong>nvoll hielte. Wenn solche Forderungen aber<br />

durch zusätzliche F<strong>in</strong>anzmittel zum Bau neuer<br />

Schienen- <strong>und</strong> Wasserstraßen<strong>in</strong>frastruktur unterl -<br />

egt werden sollen, steht plötzlich wieder der<br />

Sparzwang <strong>in</strong> öffentlichen Haushalten im Vor -<br />

dergr<strong>und</strong>. In der Infrastrukturpolitik setzt die<br />

große Koalition die Stillstandspolitik ihrer Rot-<br />

Grünen Vorgänger-Regierungen trotz aller an -<br />

ders lautenden Lippenbekenntnisse fort: Die als<br />

großer Durchbruch bejubelte Bereitstellung zu -<br />

sätzlicher Mittel für den B<strong>in</strong>nen wasser straßen -<br />

ausbau etwa erweist sich bei näherem h<strong>in</strong>sehen<br />

als Etikettenschw<strong>in</strong>del: Das zusätzliche Geld<br />

dient vornehmlich dem Ausbau der seewärtigen<br />

Zufahrten zu den Seehäfen Hamburg, Bremen<br />

<strong>und</strong> Bremerhaven <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> anderen Etats,<br />

etwa beim Straßenbau, gekürzt.<br />

Nicht anders sieht es bei e<strong>in</strong>er weiteren Mög -<br />

lichkeit aus, erhebliche Zusatzpotenziale bei er -<br />

neuerbaren Energien aus Wasserkraft zu reali -<br />

sieren. Sofern es sich um mittelgroße Bäche,<br />

kle<strong>in</strong>ere Flüsschen oder nicht schiffbare Flüsse<br />

handelt, hält gar das B<strong>und</strong>esumweltm<strong>in</strong>isterium<br />

den Bau von Wehranlagen <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

mittleren Wasserkraftwerken für förderungs -<br />

würdig. So baut E.ON Wasserkraft derzeit fünf<br />

neue Wasserkraftwerke an Inn <strong>und</strong> Isar, nach<br />

deren Fertigstellung 50.000 Haushalte zuverläs -<br />

sig mit umweltfre<strong>und</strong>lichem Strom versorgt wer -<br />

den können. Um die gleiche Strommenge mit<br />

Fotovoltaik zu erzeugen, müsste man e<strong>in</strong>e Fläche<br />

von 230 Fußballfeldern „vollpflastern“. Wenn es<br />

aber um den staugeregelten Ausbau von schiff -<br />

baren Flüssen, wie etwa der Donau zwischen<br />

Straub<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Vilshofen oder der Elbe geht, setzt<br />

sich die Politik wieder die Ideologiebrille auf <strong>und</strong><br />

hält solches Ans<strong>in</strong>nen für umweltpolitisch be -<br />

denklich. Dabei ist mittlerweile von Wasserbau -<br />

experten erwiesen, dass im Zuge des Klimawan -<br />

dels die Zunahme von Trocken- <strong>und</strong> Niedrig -<br />

wasser-Perioden im Som mer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e fort -<br />

schreitende Sohlenerosion der Flüsse bei höheren<br />

Niederschlägen im W<strong>in</strong>ter vor allem die öko -<br />

logisch wertvollen Auenwälder an Donau, Rhe<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Elbe gefährdet. Dem wird man nur begegnen<br />

können, wenn zusätzliche Stau stufen <strong>und</strong> Was -<br />

ser reservoire an den Flüssen angelegt werden,<br />

EDITORIAL<br />

um die Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung zu sichern, natur -<br />

nahe Feuchtgebiete feucht zu halten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

möglichen Versteppung ent gegen zuwirken. Auch<br />

dies s<strong>in</strong>d übrigens Empfeh lungen, die sich im UN-<br />

Klimaschutzbericht f<strong>in</strong> den. Quasi als Nebeneffekt<br />

fördert man durch den Bau von Schleusen <strong>und</strong><br />

Kraftwerken die Erzeugung erneuerbarer Wasser -<br />

kraft energie <strong>und</strong> den umweltfre<strong>und</strong>lichen B<strong>in</strong> -<br />

nen schiffstransport. Die Deutsche Bahn rühmt<br />

sich, dass 80% ihrer der von ihr verbrauchten<br />

Energie aus Wasserkraftwerken stammt <strong>und</strong><br />

unterstreicht damit ihren Vorsprung <strong>in</strong> der<br />

Umweltbilanz aller Verkehrsträger. Dass diese<br />

Wasserkraftwerke vor allem an Schleusen am<br />

Oberrhe<strong>in</strong> <strong>und</strong> an der Ma<strong>in</strong>-Donau-Wasserstraße<br />

stehen, vergisst die DB übrigens <strong>in</strong> ihren PR<br />

Anzeigen zu erwähnen.<br />

Aller umweltideologischen Verblendung zum<br />

Trotz wird sich auch B<strong>und</strong>esverkehrsm<strong>in</strong>ister<br />

Tiefensee den Realitäten bei der Umsetzung<br />

klimaschützender politischer Strategien stellen<br />

müssen. Die österreichische Verkehrs staats se -<br />

kretär<strong>in</strong> Christa Kranzl wurde beim 2. Öster -<br />

reichischen Wasserstraßentag aufgefordert, <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> nachzuhaken, was die Umsetzung der<br />

Ausbauempfehlungen der bayerischen Landes -<br />

regierung für die Strecke Straub<strong>in</strong>g/Vilshofen<br />

angeht. Die niederländische B<strong>in</strong>nenschiff fahrts -<br />

vere<strong>in</strong>igung Kon<strong>in</strong>glijke Schuttevaer forderte ihre<br />

Regierung auf, auf Deutschland <strong>in</strong> dieser Frage<br />

„Druck auszuüben“ <strong>und</strong> der neue Vorstand des<br />

Deutschen Wasserstraßen- <strong>und</strong> Schifffahrts -<br />

vere<strong>in</strong>s Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Donau e. V. ist gar der Mei -<br />

nung, dass die deutsche Donau „nicht Eigentum<br />

e<strong>in</strong>er Partei" se<strong>in</strong> könne. Aber auch an der Elbe<br />

ergeben sich neue Töne: Anlässlich des vom<br />

sächsischen Hafen- <strong>und</strong> Verkehrsvere<strong>in</strong> im Rah -<br />

men der Europawoche 2007 im tschechischen<br />

Usti n. L. veranstalteten Workshops zum Thema<br />

„<strong>in</strong>terregional, grenzüberschreitende Zusam men -<br />

arbeit braucht leistungsfähige Verkehrs we ge"<br />

forderten deutsche <strong>und</strong> tschechische Ver kehrs -<br />

experten erstmals den vollschiffigen Aus bau der<br />

Elbe zwischen Usti <strong>und</strong> Lauenburg – nicht nur zur<br />

Verbesserung der Schifffahrt, son dern auch „zum<br />

Erhalt der gegenwärtigen Feucht gebiete mit ihrer<br />

geschützten Fauna <strong>und</strong> Flora“. Die dah<strong>in</strong>ter<br />

stehende Erkenntnis, „Wasserbau ist Klima -<br />

schutz“, wird sich über kurz oder lang sowohl im<br />

B<strong>und</strong>esverkehrsm<strong>in</strong>isterium, als auch im B<strong>und</strong>es -<br />

umweltm<strong>in</strong>isterium durch setzen. Wenn nicht <strong>in</strong><br />

dieser B<strong>und</strong>esregierung, dann <strong>in</strong> der nächsten.<br />

Politiker brauchen bei der Anpassung an die<br />

Realitäten bekanntlich etwas länger.<br />

3<br />

MAGAZIN FUR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK<br />

4/2007

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