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Ausbau Oder-Spree-Kanal
bringt Entwicklungsschub in
Eisenhüttenstadt
Die parlamentarische Gruppe Binnenschiff -
fahrt im Deutschen Bundestag besuchte am
21. Mai den Hafen Eisenhüttenstadt. Nach
der Sanierung des Nordkais und dem Bau
einer Lagerhalle sind Hafenleistungen stark
nachgefragt. So konnte der Hafen Eisen -
hütten stadt seine Umschlagleistungen in den
zurückliegenden drei Jahren um 25 % stei -
gern. Im Jahr 2006 wurden hier insgesamt
120.000 t Güter umgeschlagen. Davon ent -
fällt jedoch ein großer Teil auf den Landum -
schlag, der aufgrund des unzureichenden
Wasserstraßenausbaus in den Häfen immer
mehr zunimmt.
Zur Erhöhung der Attraktivität des Hafens
wurde mit der Inbetriebnahme einer 1.000
qm großen Lagerhalle in 2006 das Leistungs -
spektrum auf die gedeckte Lagerwirtschaft
ausgedehnt. Die neuen Mengenan forde -
rungen der Wirtschaft für den Umschlag von
Steinkohle, Getreide, Mais, Pellets und Holz -
hackschnitzeln im Hafen Eisenhüttenstadt
liegen über den Prognosen des Bundes -
verkehrswegeplanes. Ob diese Mengen
jedoch per Binnenschiff transportiert
werden, hängt nicht zuletzt vom
weiteren Ausbau der Wasserstraßen
ab.
Der Oder-Spree-Kanal, die Wasser -
straßen verbindung von Berlin nach
Eisenhüttenstadt, kann heute schleu -
senbedingt nur mit Schiffs größen bis
67 m Länge befahren werden. Im
Mai dieses Jahres wurde zwar die Verlänge -
rung der Schleuse Wernsdorf auf 115 m
eingeweiht, jedoch werden die ebenfalls
notwendige Verlängerung der Schleuse Kers -
dorf und der Neubau der Schleuse Fürsten -
walde schon wieder in Frage gestellt. Sie
stehen nicht im vordringlichen Bedarf des
Bun desverkehrswegeplanes.
Die Bundestagsabgeordnete und Sprecherin
der parlamentarischen Gruppe Binnenschiff -
fahrt, Annette Faße, sagte den Schifffahrtsund
Hafenexperten an Deutschlands östlichs -
tem Hafen ihre Unterstützung bei der Lösung
dieser Problematik zu.
Es mache keinen Sinn, die erste Schleuse im
Kanal für 11,5 Mio. € auszubauen und dann
auf zuhören. Der 67 m lange Groß-Plauer-
Maß-Schiffstyp lässt maximal Transport -
mengen von 700 t zu und ist heute nicht
mehr zeitgemäß.
Schub verbände bis
1.200 t Tragfähigkeit
müssen an jeder
Schleu se aus einan der -
gekop pelt und nach
dem Schleusen wieder
neu zusam men gestellt
werden. Das kostet
viel Zeit und ist un -
wirtschaft lich.
Moderne Schiffe mit
110 m Länge und
2.000 t Tragfähigkeit
können wegen des
nicht vollständig rea -
lisierten Schleusen -
ausbauprogramms
nicht bis nach Eisen -
hüttenstadt fahren.
Sie sind aber gerade
auf langen Relatio nen
gefragt, um im Wett -
bewerb mit dem LKW
und der Bahn zu be -
stehen.
Der Geschäftsführer
des Hafens Eisen hüt -
tenstadt, Knut Kirsch -
ke, betonte die stark
gestiegene Nachfrage
nach schifffahrts affi -
nen Gütern und lo -
gistischen Leistung en.
Das Präsidiums mit -
Die Bundestagsabgeordneten Annette Faße und Jörg Vogel -
sänger werden flankiert rechts vom BöB-Präsidiumsmitglied
Detlef Bütow und links dem Leiter Grundsatzfragen im
Verkehrsministe rium, Rainer Bretschneider
Bild: Dr. Armin Gewiese
glied des Bundes verbandes Öffent licher
Binnenhäfen, Detlef Bütow, ergänzte, dass
ein Ausbleiben der anste henden Investitionen
bzw. ein stark verzö gerter Ausbau der Was -
serstraße die Region für die Binnenschifffahrt
unattraktiv macht und die bisherigen Inves -
titionen im Hafen in Frage stellt.
Vollkommen neue Potenziale für Schifffahrt
und Häfen entstehen durch die Integration
des Stahlproduzenten Arcelor Eisenhütten -
stadt in die Arcelor Mittal Group, dem welt -
weit größten Stahlkonzern. Stahlwerke in
Polen, Deutschland, Westeuropa, Übersee
Umschlag von Masseln und Schrott im Hafen
Eisenhüttenstadt Bild: Wolfram Behnke
und Asien werden unter neuen globalen
Gesichtspunkten mit Rohstoffen und Zwi -
schenprodukten versorgt. Die Feinab stim -
mung und Logistik zwischen den deutschen
und polnischen Werken findet allerdings
direkt statt. Ellen Finke, Logistikleiterin von
Arcelor, bekundete ihr großes Interesse an
der Nutzung der Binnenschifffahrt. Die Eisen -
bahn kann die Kapazitäten und Trassen nicht
in gefordertem Maß zur Verfügung stellen.
Heute werden bei Arcelor in Eisen hüttenstadt
täglich 300 bis 400 LKW im Versand beladen.
Eine weitere Erhöhung des LKW-Anteils ist
unvernünftig, teuer und um weltbelastend.
Stahlindustrie und Binnen schiff fahrt gehören
eben zusammen, das ist keine neue Erkennt -
nis. Die Vertreterin der Stahlindustrie ver -
langt aber eine wettbe werbs fähige Binnen -
schifffahrt, die von Eisenhüttenstadt mit
Großschiffen von 110 m Länge quer durch
Europa fahren kann. Sie mahnte deshalb
nochmals den Ausbau der Spree-Oder-
Wasser straße an. Dr. Armin Gewiese ❑
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MAGAZIN FUR INTERMODALEN TRANSPORT UND LOGISTIK
4/2007