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„Musik-Jubilare“ Perlen der Romantik: Schubert - Alsdorfer ...

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KULTUR<br />

ALSDORFER STADTMAGAZIN 1/09 28 Februar/März<br />

DAS KLOSTER ROLDUC<br />

Abtei Rolduc<br />

Eine Führung durch Abtei, Bibliothek und Kirche<br />

An einem Sonntag Nachmittag im<br />

November trafen sich 30 Leser <strong>der</strong><br />

«undsonst?!«, die dem Aufruf zu<br />

einer Führung durch das Kloster Rolduc<br />

gefolgt waren.<br />

Über den Hof und an <strong>der</strong> Rezeption<br />

vorbei sammelten wir uns im Kellergewölbe.<br />

In einem Teil des ehemals<br />

300 m langen Weinkellers wurde<br />

1973 eine urige Kneipe eingerichtet.<br />

Was schon zeigt, dass in Rolduc die<br />

Zeiten des reinen Klosterbetriebes<br />

seit längerem vorbei sind. Der Name<br />

<strong>der</strong> Kneipe »Zum verlorenen Sohn«<br />

weist in diesem Falle auf ganz und<br />

gar unreligiöse Ereignisse hin. Hier im<br />

Keller empfing uns Theo Kutsch, ein<br />

84jähriger Herr mit ungemein lebendigem<br />

Gesicht und <strong>der</strong> Gabe, den<br />

Besuchern in den nächsten Stunden<br />

die Geschichte des Kosters farbig<br />

nahezubringen.<br />

Man spürte bei jedem Wort die profunde<br />

Kenntnis und die Vertrautheit<br />

mit dem Ort. Nach dem Tod des Klostergrün<strong>der</strong>s<br />

Ailbert erlebten die dort<br />

ansässigen Augustinermönche Höhen<br />

und Tiefen. Sie waren lehrend tätig,<br />

richteten Schulen ein und zudem<br />

soziale Stationen wie Krankenhäuser.<br />

Alle Kirchen im Bereich <strong>der</strong> heutigen<br />

belgischen Ostkantone wurden von<br />

Rolduc aus zu Fuß betreut.<br />

1136 fielen durch Heirat die Grafschaften<br />

Limburg und Land von<br />

Rhode zusammen. Als Schenkungen<br />

gabs reiche Län<strong>der</strong>eien dazu. 1288<br />

nach <strong>der</strong> Schlacht von Worringen fiel<br />

Limburg und somit auch Rolduc an<br />

Brabant, später an Burgund, an das<br />

Haus Habsburg und an Spanien.<br />

Trotz all diesem politischen Hin und<br />

Her gelang es den Äbten, ab 1742 in<br />

den örtlichen Steinkohleabbau zu<br />

investieren. In ihrem Dienst arbeiteten<br />

damals ca. 300 Bergleute, und<br />

mit den Einnahmen konnten weitere<br />

bauliche Erweiterungen in Angriff<br />

genommen werden. Lange dauerte<br />

diese Blühtezeit nicht an, denn als die<br />

Franzosen kamen, konfiszierten sie<br />

am 1. 9. 1796 das Kloster und lösten<br />

es auf. Alle geistlichen Herren wurden<br />

ohne Rente o<strong>der</strong> sonstige Abfindungen<br />

rausgeschmissen. Mit den frommen<br />

Männern wird auch so manch ein<br />

wertvolles Inventarstück die Klostermauern<br />

verlassen haben, als Entschädigung<br />

für die unentgeltliche Entlassung.<br />

Das restliche Inventar wurde<br />

geplün<strong>der</strong>t.<br />

So kann man heute sagen, dass nur<br />

die Mauern ursprünglich sind, alles<br />

an<strong>der</strong>e an Werten und Inventar kam<br />

in späteren Zeiten wie<strong>der</strong> hinzu.<br />

Theo Kutsch verfügt nicht nur über<br />

ausgezeichnete historische Kenntnisse,<br />

son<strong>der</strong>n auch über diverse Schlüssel<br />

von Räumen, die außerhalb <strong>der</strong><br />

Führungen dem Besucher verschlossen<br />

bleiben. So folgten wir ihm in den<br />

sogenannten Bischofssaal. Auch hier<br />

ist alles an Ausstattung und Mobilar<br />

nach <strong>der</strong> Franzosenzeit wie<strong>der</strong> neu<br />

hinzugekommen; so auch ein<br />

Schrank, den die ehemalige holländische<br />

Königin Juliane dem Kloster<br />

schenkte.<br />

Mit <strong>der</strong> Franzosenzeit war die<br />

Geschichte des Klosters nicht zu<br />

von Franz-Josef Kochs<br />

Ende. Schon am<br />

23. März 1797<br />

kamen die<br />

Kanoniker mit<br />

Erlaubnis <strong>der</strong><br />

Franzosen in<br />

das Abteigebäude<br />

zurück. Doch<br />

mit den wertlosen<br />

Gutscheinen, die ihnen die Franzosen<br />

als Entschädigung ausgehändigt<br />

hatten, war eine sinnvolle und<br />

zukunftsorientierte Wie<strong>der</strong>belebung<br />

des Klosters vorerst zum Tode verurteilt.<br />

Es sollte bis zum Oktober 1831<br />

dauern, bis das Kloster wie<strong>der</strong> eine<br />

geeignete geistig – religiöse Verwendung<br />

finden sollte. Damals eröffnete<br />

<strong>der</strong> Lütticher Bischof von Bommel in<br />

Rolduc ein Gymnasium und Konvikt<br />

für etwa 300 Schüler.<br />

1815 war nach dem Wiener Kongress<br />

die europäische Landkarte neu geordnet<br />

worden. Es war auch das<br />

Geburtsjahr <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande.Im Oktober<br />

1830 hatte Belgien seine Unabhängigkeit<br />

erklärt. Somit gab es die<br />

Provinz Limburg gleich zweimal: in<br />

den Nie<strong>der</strong>landen und in Belgien.<br />

1840 kam Rolduc zum apostolischen<br />

Vikariat von Roermond; so endete –<br />

zumindest grenzmäßig – die unruhigen<br />

Zeiten für das Kloster. Für die<br />

Übernahme <strong>der</strong> Abtei durch Roermond<br />

verlangten die Belgier 60.000<br />

Silberfrancs, die in Raten zu zahlen<br />

waren. Das musste erst einmal<br />

bezahlt werden, und im Jahr 1843<br />

war Rolduc alles an<strong>der</strong>e als reich. Bis<br />

1971 gab es hier ein Gymnasium mit<br />

Internat, und zeitweilig absolvierten<br />

außerdem Priesterstudenten ein zweijähriges<br />

Philosophikum.<br />

Heute präsentiert sich Rolduc als mul-

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