Sektionsmitteilung Winter 2007 - Alpenverein Sektion Erlangen
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Cerro Aconcagua<br />
Es ist der 24. Februar. Ich bin in Santiago<br />
mit dem Nachtbus angekommen.<br />
Mein Rückflug geht Anfang<br />
März. Nach dem Ojos del Salado<br />
bleibt mir Zeit, dem Aconcagua einen<br />
Besuch abzustatten, von dem ich hier<br />
berichten werde.<br />
In Mendoza angekommen, geht alles<br />
reibungslos. Mit dem ersten Bus fahre<br />
ich zum Ort Puente del Inca. Dort<br />
nehme ich den Wanderweg zum<br />
Gate, trage mich ein und komme am<br />
Nachmittag im Confluencia an. Meinen<br />
schweren Rucksack trage ich selber,<br />
obwohl ich genügend Mulis auf<br />
dem Weg treffe, aber die Preise sind<br />
überteuert wie zur Hauptsaison. Wegen<br />
einer Nacht will ich nicht mein<br />
Zelt aufbauen, aber der Graupelschauer<br />
zwingt mich dazu. Soll ich bereits<br />
morgen die lange Strecke zum<br />
Base Camp angehen oder mir noch<br />
einen Ruhetag gönnen?<br />
Am Morgen des 27. Februar starte ich<br />
erst um 8 Uhr, aber ich versuche dennoch<br />
den Plaza de Mulas heute zu erreichen.<br />
Neben mir geht Pablo, Bergführer<br />
von einer Agentur mit seinem<br />
einzigen Klienten. An den Trink- und<br />
Raststellen kommen wir ins Gespräch.<br />
Er ist sichtlich beeindruckt, dass ich<br />
mit meiner kompletten Ausrüstung am<br />
Buckel unterwegs bin und nicht den<br />
Mulitransport gewählt habe. Nach 10<br />
Stunden habe ich die letzte Steilstufe<br />
am Ende geschafft. Pablo kann es<br />
kaum glauben, dass ich mithalten<br />
konnte und spendiert mir eine Minestrone.<br />
Unglaublich, dass hier in der<br />
Hauptsaison bis zu 500 Bergsteiger<br />
lagern. Ich zähle deren zwei. Nach<br />
einem Tag Erholung baue ich am<br />
Aconcagua Foto: Mathias Stein<br />
1. März neben der Rangerhütte mein<br />
Zelt in 5.565 m Höhe am Nido de<br />
Condores auf. Nachts wandelt sich<br />
der Wind zusehends in einen Sturm.<br />
Am Morgen sehe ich die Guarda<br />
Alpinisti beim Einpacken, nachdem<br />
auch mich ein Ranger wegen Sturmwarnung<br />
zum Abstieg aufgefordert<br />
hat. Also runter.<br />
BERICHTE<br />
Am 4. März bin ich wieder am Nido<br />
de Condores. Diesmal zusammen mit<br />
Oki, einem Norweger, und Häcki,<br />
einem Finnen. Kurz vor dem Sattel verliert<br />
Häcki seinen Schlafsack, der bis<br />
unterhalb des Camp Canada rollt. Um<br />
21.30 Uhr kommt er in mein Zelt – vollkommen<br />
verausgabt. Tags drauf geht´s<br />
gleich weiter zum Refugio Berlin auf<br />
5.950 m Höhe. Zum erstenmal fühle<br />
ich mich schwach und müde.<br />
Nach drei Tagen Sturm auf der kleinen<br />
Hütte ist es soweit.<br />
Am 8. März steigen wir auf. Ich spüre:<br />
Heute ist mein Tag. An der Hütte Independencia<br />
vorbei, dann die lange Traverse<br />
und zum Schluss durch die Candeleta.<br />
Nach sieben Stunden stehe ich<br />
oben auf dem flachen Gipfel. Geht<br />
doch! Ein Blick in die Südwand und<br />
dann hinüber zum Mercedario. Zwei<br />
Stunden später stehe ich wieder vor<br />
dem Refugio Berlin. Abends um 23 Uhr<br />
kommen die Anderen nach 17 Stunden<br />
in die Hütte. Was zählt ist oben<br />
gewesen zu sein.<br />
Am 9. März steige ich mit Oki ins<br />
Base Camp. Am Abend desselben<br />
Tages marschieren wir nachts bis zur<br />
Confluencia. Am 10. März gehen wir<br />
in aller Frühe zum Gate, checken aus<br />
und nehmen den Bus nach Mendoza.<br />
Eine beeindruckende Reise geht zu<br />
Ende.<br />
Matthias Stein<br />
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